Pushpak Mahabharata Buch 8Zurück WeiterNews

Kapitel 40 – Karnas Antwort

Sanjaya fuhr fort:
So bekam Karna zu spüren, wie passend der Name seines Wagenlenkers war (Shalya = Pfeil), denn dessen Wortpfeile schmerzten sehr und erfüllten Karna mit Zorn.

Er antwortete:
Die Verdienste von verdienstvollen Menschen sind nur ebenso verdienstvollen Menschen gewahr, und nicht denen, welche keine Verdienste haben, oh Shalya. Du hast keinerlei Verdienst, wie kannst du nur solches beurteilen? Die mächtigen Waffen Arjunas, sein Zorn, seine Energie, sein Bogen, seine Pfeile und der Heldenmut des hochbeseelten Helden sind mir bestens bekannt. Und so wie ich, kannst auch du, oh Shalya, die Größe Krishnas, dieses Stieres unter den Männern, gar nicht beurteilen. Doch ich kenne meine Energie und die von Arjuna, und ich fordere ihn zum Kampf. Ich handle nicht wie ein Insekt vor dem brennenden Feuer. Ich habe diesen spitzmäuligen, ölgetränkten, bluttrinkenden und hochgeehrten Pfeil mit den schönen Schwingen, der gesondert in meinem Köcher liegt. Für viele Jahre ehrte ich ihn unter Sandelstaub. Er hat die Natur und die Form einer giftigen Schlange, ist gefährlich und in der Lage, vielen Männern, Pferden und Elefanten das Leben zu nehmen. Aufs Gräßlichste kann er durch Rüstungen und Knochen dringen. Wenn ich ihn mit Zorn erfülle, kann er den mächtigen Berg Meru durchbohren! Diesen Pfeil werde ich auf niemanden anderen senden als Arjuna oder Krishna. Das ist die Wahrheit! Höre mir zu, oh Shalya, denn mithilfe dieses wütenden Pfeils werde ich gegen Arjuna und Krishna kämpfen. Dies ist eine mir würdige Meisterleistung. Von allen Helden des Vrishni Geschlechts ist Krishna der, in dem immer Wohlstand lebt. Und unter allen Söhnen des Pandu ist Arjuna der, in dem immer Sieg ist. Und diese beiden Helden werden gemeinsam auf einem Wagen gegen mich ganz allein ziehen. Und dann wirst du meine edle Abstammung erkennen, oh Shalya. Und du wirst sehen, wie ich die beiden unbesiegbaren Krieger, die beiden Cousins (Arjunas Mutter Kunti und Krishnas Vater Vasudeva waren Bruder und Schwester.), mit nur einem Pfeil schlagen werde, daß sie aussehen, wie zwei Perlen, die auf eine Kette gefädelt wurden. Arjunas Bogen Gandiva und sein Affenbanner und Krishnas Diskus und sein Garuda Banner lehren nur den Feiglingen das Fürchten. Mir rufen sie Entzücken hervor, oh Shalya. Du bist ein Narr von übler Neigung und kennst dich in großen Schlachten gar nicht aus. Dich hat wohl die Angst übermannt, daß du solch wirres Gerede von dir gibst. Oder du lobst die beiden für Gründe, die mir unbekannt sind. Wenn ich die beiden getötet habe, werde ich als nächstes dich und deine Gefolgsleute schlagen. Du wurdest in einem sündigen Land geboren, bist von hinterhältiger Seele und ein Lump unter Kshatriyas. Denn wenn du ein Freund wärst, warum versuchst du mich dann zu ängstigen mit deinem Gerede über die beiden? Entweder schlage ich heute die beiden oder die beiden mich. Ich kenne meine eigene Macht und habe keine Angst vor ihnen. Ich schlage auch tausend Krishnas und hundert Arjunas mit nur einer Hand! Also hüte deine Zunge, oh Shalya aus dem sündigen Land. Und höre von mir das alte Sprichwort, was Jung und Alt, Frauen wie Männer über die hinterhältigen Madras singen. Auch die Brahmanen haben es schon oft in den Höfen der Könige erzählt. Höre aufmerksam, oh Narr, und dann vergib oder antworte:
Ein Madra ist einer, der Freunde haßt. Wer uns haßt, ist ein Madra. Es gibt keine Freundschaft mit einem Madra, dessen Rede gemein und der selbst niedrig ist. Ein Madra hat immer eine hinterhältige Seele, ist unwahrhaft und krumm. Und bis zu dem Moment, wo er stirbt, ist er so gemein. (Bei den Madras) vermischen sich Herr, Sohn, Mutter, Schwiegermutter, Schwiegervater, Onkel, Schwiegersohn, Schwiegertochter, Bruder, Enkel, andere Verwandte, Gefährten, fremde Gäste und Sklaven. Ihr Betragen ist ungerecht. In ihren Häusern essen sie gebratenes Getreide, Fisch und Mehl, sie sind betrunken, lachen und kreischen und verspeisen Fleisch. Sie singen wirre Lieder und vermischen sich lustvoll untereinander, während sie die ungezügeltsten Reden führen. Wie kann die Tugend ihren Platz unter den Madras finden, wo sie hochmütig sind und berüchtigt für alle Arten von üblen Taten? Niemand sollte mit ihnen Freundschaft schließen oder ihre Feindschaft provozieren. Es gibt keine Freundschaft unter den Madras. Sie sind der Abschaum der Menschen. Unter den Madras sind alle freundschaftlichen Handlungen verloren wie die Reinheit unter den Gandharakas, und die Opfergaben werden in Opfern vergossen, in denen der König sowohl Opferer als auch Priester ist. Auch kann man überall erleben, wie ein gelehrter Mann einen Menschen behandelt, der von einem Skorpion gebissen wurde und nun unter dessen Gift leidet. Der spricht nämlich:
Wie ein Brahmane sich erniedrigt, wenn er der Opferzeremonie eines Shudra hilft, oder eine Erniedrigung erfährt, der Brahmanen haßt, so fällt eine Person, die mit einem Madra Freundschaft schließt. So wie es keine Freundschaft unter den Madras gibt, so soll dein Gift, oh Skorpion, zugrunde gehen. Mit diesem Mantra der Atharvan habe ich den Ritus der Austreibung in aller Gründlichkeit durchgeführt.

Das weißt du, oh Gelehrter, also hüte deine Zunge. Und höre, was ich dir weiterhin sagen will. Es gibt Frauen, die unter dem Einfluß der Geister ihre Kleider abwerfen und tanzen. Und es gibt Frauen, die nicht treu sind und sich mit jedem abgeben, wie es ihnen beliebt. Und ich sage, du bist ein Kind einer solchen Frau. Wie kannst du meinen, oh Madra, über die Pflichten eines Mannes richten zu können? Solche Frauen folgen wie Kamele und Esel jedem Ruf der Natur; und du, als Sohn einer solchen sündigen und schamlosen Person, willst die Pflichten eines Mannes beurteilen? Wenn eine Madra Frau um ein Tröpfchen Essig gebeten wird, kratzt sie sich die Hüften und antwortet mit grausamen Worten, ohne geben zu wollen:
Kein Mann, der mir so lieb ist, sollte mich um Essig bitten. Ich würde ihm meinen Sohn geben, meinen Ehemann, doch nicht Essig!

Und wir haben gehört, daß die jungen Madra Mädchen äußerst schamlos, haarig, gefräßig und unrein sind. Diese und viele ähnliche Dinge können ich und andere voll und ganz bestätigen - so handeln die Madras von Kopf bis Fuß. Und wie können die Madras und Sindhu- Sauviras auch etwas über Tugend wissen, wo sie doch in einem sündigen Land geboren und in ihren Praktiken wie Mlechas sind? So mißachten sie eben alle Pflichten. Ich habe gelernt, daß es für einen Kshatriya die höchste Pflicht ist, sein Leben in der Schlacht niederzulegen und unter dem Lob der Gerechten zu Boden zu sinken. Und so werde ich mein Leben wagen in diesem Waffengang, der mein erster Wunsch ist, denn ich begehre den Himmel durch den Tod. Und ich bin ein treuer Freund von Duryodhana, dem Sohn von Dhritarashtra. Um seinetwillen atme mich. Ihm verdanke ich jeglichen Reichtum. Und was dich betrifft, du bist in einem sündigen Land geboren, und es ist offensichtlich, daß du mit den Pandavas tändelst, weil du dich uns gegenüber wie ein Feind verhältst. Wie ein gerechter Mann niemals von Gottlosen verführt werden kann, so könnten mich nicht hundert Männer wie du von der Schlacht abhalten. Es steht dir frei, wie ein schweißbedecktes Reh zu weinen oder zu dürsten. Doch ich folge den Pflichten eines Kshatriya, und du kannst mich nicht ängstigen. Ich rufe mir immer wieder das Ende vor Augen, welches mir mein Lehrer Rama, Sohn des Jamadagni, erklärte und all die Helden zeigten, die niemals in der Schlacht zurückwichen und ihr Leben ließen. Ich bin bereit, die Kauravas zu retten und unsere Feinde zu schlagen. Ich bin bestimmt, das vorbildliche Verhalten von Pururavas nachzuahmen. Und ich sehe kein Wesen in all den drei Welten, welches mich von meinem Vorhaben abhalten könnte, oh Herrscher der Madras. Jetzt weißt du alles, so schweige. Warum jammerst du so ängstlich herum? Oh du gemeiner Madra, ich sollte dich jetzt gleich töten und deinen Leichnam den Aasfressern anbieten. Aber aus Achtung vor einem Freund, zum Wohle Duryodhanas und um Schande zu vermeiden – aus diesen drei Gründen sollst du vorerst weiterleben, oh Shalya. Doch wenn du noch ein Wort in dieser Art sprechen solltest, dann zermalme ich deinen Kopf mit meiner Keule, die so hart ist wie der Blitz, oh Herrscher der Madras. Die Leute werden es heute schon erfahren, oh du sündhaft Geborener, daß entweder Karna die beiden Krishna und Arjuna geschlagen hat, oder die beiden Karna besiegt haben.

Und nach diesen Worten sprach Karna noch einmal entschlossen zum König der Madras:
Fahr los! Fahr los!


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