Pushpak Mahabharata Buch 7Zurück WeiterNews

Kapitel 201 – Die Narayana Waffe wird besänftigt

Sanjaya fuhr fort:
Um Bhima zu helfen, umhüllte Arjuna ihn mit der Varuna Waffe. Dabei war er so geschickt und der Feuerball um Bhima so dicht, daß niemand sehen konnte, daß Bhima nun von der Varuna Waffe beschützt wurde. Keiner konnte mehr auf Bhima, seinen Wagen, die Pferde oder den Wagenlenker blicken, denn alles war ein grelles Lodern und Funkeln. Bhima schien ein Feuer im Feuer zu sein. Alle Pfeile von Aswatthaman nahmen ihren Weg zu Bhima, wie am Ende der Nacht alle Leuchtkörper dem Asta Hügel zustreben. Und wie das Feuer zur Auflösung der Welten schließlich in den Mund des Schöpfers zurückkehrt, nachdem es das ganze Universum vernichtet hat, so trat nun Aswatthamans Waffe in Bhimas Körper ein, was wiederum niemand mit den Augen sehen konnte. Die ganze Armee der Pandavas hatte ihre Waffen abgelegt und den Blick vom Feind abgewandt. Aswatthaman, der vor Energie und Macht nur so strotzte, hatte (bis auf Bhima) keinen Gegner mehr, und die Narayana Waffe wurde Bhima wirklich gefährlich. So sprangen Arjuna und Krishna vom Wagen ab und rannten zum Feuer umhüllten Bhima. Die beiden Strahlenden tauchten in die Energie der Narayana Waffe ein, und wurden nicht von ihr verschlungen, denn beide waren ohne Waffen und außerdem schützte sie die Varuna Waffe und ihre eigene Energie. Und um die Narayana Waffe zu besänftigen, zerrten Nara und Narayana den Bhima gewaltsam vom Wagen und nahmen ihm alle Waffen ab. Bhima wehrte sich und brüllte laut, was der Waffe Aswatthamans immer mehr Energie verlieh.

Da sprach Krishna zu ihm:
Wie kann es sein, oh Sohn des Pandu, daß du trotz unseres Verbotes nicht vom Kämpfen abläßt? Wenn die Kurus jetzt geschlagen werden könnten, würden wir alle kämpfen. Doch sieh all die abgestiegenen Krieger. Komm jetzt.

Und dabei zog ihn Krishna vom Wagen herunter. Mit blutroten Augen zischte Bhima wie eine Schlange. Doch als ihm noch die Waffen abgenommen waren, beruhigte sich die Narayana Waffe.

Mit dem Erliegen der unerträglichen Energie der Waffe, wurden alle Himmelsrichtungen wieder klar. Eine köstliche Brise erhob sich, und die Tiere beruhigten sich. Die Pferde und Elefanten der Armee wurden wieder gelassen, und die Krieger waren erleichtert. Und in der einsetzenden Stille strahlte Bhima so hell wie die Morgensonne. Die Reste der Pandava Armee waren schnell wieder aufgestellt und bereit zur Schlacht.

Und Duryodhana sprach zu Aswatthaman:
Oh Aswatthaman, wende die Waffe noch einmal an, denn der Feind hat sich erholt und steht nach Sieg dürstend bereit zum Kampf.

Doch niedergeschlagen seufzend antwortete Aswatthaman:
Die Waffe, oh König, kann nicht zurückgebracht und daher kein zweites Mal angewandt werden. Denn wenn sie zurückgerufen wird, vernichtet sie die Person, welche sie ein zweites Mal ruft. Du hast gesehen, wie Krishna es geschafft hat, sie aufzuhalten. Und so gab es keine vollständige Vernichtung des Feindes. Niederlage und Tod sind gleich, so sagt man. Doch für mich ist die Niederlage noch schlimmer als der Tod. Nun, wenigstens war der Feind gezwungen, die Waffen niederzulegen, und sah besiegt und leblos aus.

Duryodhana sprach zu ihm:
Oh Sohn des Lehrers, wenn diese Waffe kein zweites Mal zum Einsatz kommen kann, so besiege den Feind mit anderen Waffen, oh bester Krieger. In dir sind alle himmlischen Waffen, so wie im unermeßlich mächtigen Dreiäugigen (Shiva). Wenn du es nicht wünschst, kann dir nicht einmal Indra entkommen.

Die Schlacht beginnt erneut

Da fragte Dhritarashtra:
Was unternahm nun Aswatthaman, nachdem sein Vater arglistig ums Leben kam und die Narayana Waffe abgewehrt war? Denn die Pandavas standen wieder fest und entschlossen an der Spitze ihrer Divisionen bereit.

Sanjaya antwortete:
In Gedanken beim Tod seines Vaters stürmte Aswatthaman weiter zornig gegen Dhrishtadyumna, und sein Banner mit dem Schweif eines Löwen wehte weithin sichtbar. Sogleich traf er seinen Gegner mit fünfundzwanzig, sehr heftigen und kleinen Pfeilen. Dhrishtadyumna antwortete mit vierundsechzig Pfeilen. Auf den Wagenlenker Aswatthamans entließ er zwanzig, an Stein gewetzte Pfeile mit goldenen Flügeln und vier spitze auf die Pferde. Mit Löwengebrüll und Wagengeratter, welches die Erde erbeben ließ, schien Dhrishtadyumna alles Leben in dieser Welt nehmen zu wollen, so unablässig schoß er seine Pfeile auf Aswatthaman ab. Ganz allein griff er Dronas Sohn an und scheute mit unermeßlicher Seele nicht den eigenen Tod. Dronas Sohn schoß ebenfalls Schauer an Pfeilen ab. Zehn auf Dhrishtadyumna und ein Paar scharfe, breitköpfige Pfeile auf dessen Standarte, so daß diese fiel. Sofort danach fielen auch Dhrishtadyumnas Pferde, sein Wagenlenker und der Wagen selbst unter den dichten Schauern an Geschossen. Die Panchalas um Dhrishtadyumna wankten und konnten die Stellung nicht länger halten. Und Dhrishtadyumna selbst war in höchster Not, als Sinis Enkelsohn Satyaki seinen Wagen gegen Aswatthaman lenkte und den Zweikampf mit acht spitzen Pfeilen auf sich zog. Zwanzig Pfeile sandte er gleich noch hinterher, traf Aswatthamans Wagenlenker und dessen Pferde mit vier Pfeilen. Mit größter Bedächtigkeit und wunderbarem Geschick zerschnitt er mit leichter Hand Aswatthamans Bogen und Standarte. Auch der goldverzierte Wagen wurde zerstückelt zusammen mit den Pferden. Und Aswatthaman wurde mit dreißig Pfeilen tief in die Brust getroffen. Nun war Aswatthaman in Not und ratlos, aber Kripa, Karna, dein Sohn und andere waren zur Stelle und deckten Satyaki mit Pfeilen ein. Duryodhana schoß auf Satyaki zwanzig Pfeile ab, Kripa drei, Kritavarman zehn, Karna fünfzig, Dushasana hundert und Vrishasena sieben. Doch schon bald trieb Satyaki, der große Held, alle seine Angreifer zurück. Aswatthaman hatte in der Zwischenzeit Atem geschöpft und seufzend überlegt. Er war auf einen anderen Wagen aufgesprungen und griff Satyaki mit hundert Pfeilen an. Und wieder raubte ihm Satyaki Wagen und Waffen und trieb ihn zurück. Die Pandavas jubelten Satyaki zu und bliesen ihre Muschelhörner, während der große Held dreitausend Wagenkrieger aus der Vrishasena Armee schlug, fünfzehntausend Elefanten aus Kripas Division und fünfzigtausend Pferde aus Shakunis Heer. Rasend vor Wut hatte der tapfere Aswatthaman einen neuen Wagen bestiegen und suchte erneut den Kampf mit Satyaki. Und noch schrecklicher und heftiger waren die verschiedensten Pfeile, mit denen ihn Satyaki traf und verwundete.

Da sprach Aswatthaman lächelnd:
Oh Enkelsohn von Sini, ich weiß um deine Parteilichkeit für Dhrishtadyumna, diesem Mörder seines Lehrers. Doch du wirst ihn oder dich nicht retten, wenn ich angreife. Ich schwöre bei der Wahrheit und meiner asketischen Buße, daß ich keinen Frieden kennen werde, bevor nicht alle Panchalas geschlagen sind. Magst du auch alle Kräfte der Pandavas und Vrishnis vereinen, ich werde doch die Somakas töten.

Nach diesen Worten schoß Aswatthaman einen vorzüglichen, geraden und sonnenhell strahlenden Pfeil auf Satyaki, gerade wie Indra vor langer Zeit seinen Donnerkeil auf den Asura Vritra geschleudert hatte. Der Pfeil durchdrang Rüstung und Körper Satyakis und verschwand wie eine Schlange zischend in der Erde. Sofort lief Satyaki das Blut in Strömen aus der Wunde, wie bei einem Elefanten, der den Haken zu spüren bekommen hatte. Ihm entglitt der Bogen, und er selbst sank ohnmächtig auf seinem Wagen zusammen, so daß ihn sein Wagenlenker schnell außer Reichweite brachte. Mit dem nächsten, perfekt fliegenden geraden Pfeil traf Aswatthaman, diese Geißel seiner Feinde, Dhrishtadyumna zwischen die Augenbrauen. Auch er war schon oft getroffen worden, so daß diese neue Wunde ihm alle Kraft raubte und er sich am Fahnemast festhalten mußte.

Tod von Sudarsana und Vrihadkshatra

Schnell kamen ihm fünf Pandava Krieger zu Hilfe, um ihn vor dem rasenden Aswatthaman zu beschützen. Dies waren Arjuna, Bhima, Vrihadkshatra von den Purus, der jugendhafte Prinz der Chedis und Sudarsana, der Anführer der Malavas. Mit lautem Kampfgeschrei umringten sie Aswatthaman, näherten sich zwanzig Schritte und schossen alle gleichzeitig fünfundzwanzig Pfeile auf den wütenden Sohn von Drona ab. Doch im beinahe selben Moment wehrte Aswatthaman den Angriff mit ebenfalls fünfundzwanzig Pfeilen ab. Dann schoß Aswatthaman sieben spitze Pfeile auf Vrihadkshatra, drei auf Sudarsana, einen auf Arjuna und sechs auf Bhima ab. Als nächstes schoß der Prinz der Chedis zwanzig Pfeile auf Aswatthaman und Arjuna drei. Aswatthaman antwortete mit sechs Pfeilen auf Arjuna, sechs auf Krishna, fünf auf Bhima und je zwei auf alle anderen. Dann schoß er sechs Pfeile auf Bhimas Wagenlenker und zerstückelte mit einem Paar weiterer Pfeile Bhimas Bogen und Standarte. Als er den nächsten Geschoßhagel über Arjuna niedergehen ließ, brüllte Aswatthaman laut. Seine Waffen bedeckten den Himmel und die Erde nach allen Seiten, und die feindlichen Krieger wurden von ihm sowohl vor als auch hinter seinem Wagen von ihm beschossen. Rasend war seine Energie und an Heldenmut glich er dem Indra, als er beinahe gleichzeitig dem Sudarsana beide Arme und den Kopf abtrennte, als dieser auf seinem Wagen saß. Gleich danach zerstückelte er den Wagen von Vrihadkshatra mit einem Speer und trennte seinem Gegner ebenfalls die mit Sandelpaste geschmückten Arme und mit einem breitköpfigen Pfeil das Haupt vom Rumpf. Mit größter Aktivität umhüllte er den jungen, dunkelhäutigen und mächtigen Prinzen der Chedis mit seinen Waffen und schickte ihn samt Wagenlenker und Pferden ins Reich Yamas.

Kampf zwischen Aswatthaman und Bhima

Nach diesen Verlusten direkt vor seinen Augen wurde Bhima wütend. Er griff Aswatthaman mit hundert spitzen Pfeilen an, die so gefährlich waren wie Giftschlangen. Sein Gegner wehrte die heranfliegenden Pfeile ab und schoß seinerseits scharfe Pfeile ab. Bhima zerschnitt im nächsten Zug Aswatthamans Bogen und traf ihn selbst mit einem kraftvollen Pfeil. Aswatthaman warf schnell den kaputten Bogen weg, nahm sich einen neuen und entließ geflügelte Pfeile auf Bhima. Dieser deckte seinen Gegner mit Schauern an goldgeflügelten und an Stein geschärften Pfeilen ein, die seinen Namen trugen, und wurde gleichermaßen mit hunderten und tausenden starken Pfeilen von Aswatthaman bedacht. Bhima wurde oft getroffen, aber fühlte dabei keinen Schmerz, was uns allen sehr wunderlich erschien. Dann traf der starkarmige Bhima mit zehn sehr spitzen, goldverzierten Pfeilen, die Yamas Waffen glichen, die Schulter von Aswatthaman. Die Pfeile bohrten sich tief in seinen Leib. Vor Schmerz mußte Aswatthaman für eine Weile die Augen schließen und sich am Fahnenmast festhalten. Doch schnell kamen ihm die Sinne wieder und blutgebadet sammelte er all seine Kampfeskraft. Sein nächster Angriff war sehr heftig und schnell. Vom voll gespannten Bogen schoß er hundert zischende Pfeile auf Bhima, in der all seine Energie lag. Doch Bhima achtete gar nicht auf die heranfliegenden, höchst energischen Waffen, sondern schoß seinerseits dichte Pfeileschauer auf seinen Gegner. Dann zersprang Bhimas Bogen in Stücke, und auch in Bhimas Brust blieben einige Pfeile zitternd stecken. Unerschrocken packte Bhima einen neuen Bogen und schoß fünf Pfeile auf Aswatthaman. Und so nahm der Zweikampf noch eine Weile seinen Lauf. Beide brüllten und kämpften mit lautem Getöse gegeneinander, beide schossen unentwegt ihre Waffen ab, und beide wehrten die Angriffe des anderen ab. Mit starrem Blick spannte Aswatthaman seinen goldgeschmückten Bogen, zielte und glich in diesem Moment der glänzenden Mittagssonne an einem Herbsttag. Dann entließ er Pfeil auf Pfeil und niemand konnte mehr erkennen, wann er die Pfeile aus dem Köcher holte, auf die Bogensehne legte, sie spannte und schoß. Viel zu schnell waren seine Bewegungen für unsere Augen. Sein Bogen erschien uns nur noch als goldener Kreis, und seine Pfeile bedeckten wie Heuschreckenschwärme den Himmel. Doch Bhimas Meisterschaft, Energie und Konzentration waren nicht weniger wunderbar, denn dieser Schauer an Waffen ließen ihn so unbeeindruckt wie ein warmer Sommerregen. Unentwegt schoß auch er seine Pfeile von seinem großen und trefflichen Bogen mit dem goldenen Rücken ab. Die Pfeileschauer der beiden Juwelen in der Schlacht waren so dicht, daß nicht einmal der Wind eine Passage fand, sie zu durchqueren. Aswatthaman machte mit hundert, goldenen und in Öl getauchten Pfeilen weiter, welche Bhima sicher in drei Stücke spaltete, bevor sie ihn erreichen konnten. Dabei rief er entschlossen: „Warte! Warte!“, und startete den nächsten Angriff mit gräßlichen Geschossen. Doch auch Aswatthaman wehrte diesen Schauer ab und zerschnitt Bhimas Bogen. Bhima schleuderte daraufhin mit großer Macht einen wie Feuer lodernden Speer, doch auch dieser fiel unter Aswatthamans leichthändig abgeschossenen Pfeilen. So ergriff Bhima lächelnd einen neuen Bogen und schoß weiter viele Pfeile. Doch Aswatthaman traf Bhimas Wagenlenker schließlich mit einem geraden Pfeil in die Stirn, welcher daraufhin ohnmächtig zusammensank. Mit losen Zügeln rannten die Pferde wild davon, und die anwesenden Krieger konnten nur noch zuschauen. Aswatthaman blies jubelnd sein riesiges Muschelhorn, und die Panchalas zogen sich furchtsam von Dhrishtadyumnas Wagen zurück. Aswatthaman verfolgte die heillos fliehenden Truppen und verursachte mit seinen tödlichen Pfeilen ein großes Gemetzel, was noch mehr Krieger vor ihm fliehen ließ.


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