Pushpak Mahabharata Buch 7Zurück WeiterNews

Kapitel 200 – Die Narayana Waffe

Sanjaya sprach:
Aswatthaman hatte ein großes Gemetzel mit seinen breitköpfigen Pfeilen begonnen wie der Vernichter selbst am Ende der Yugas. Schon bald stapelten sich die Toten in den feindlichen Reihen mit Wagenteilen und Waffen, leblosen Elefanten und Pferden. Die Aasfresser schrien beglückt, und die Geister scharten sich. Brüllend und außer sich wiederholte Aswatthaman seinen Schwur immer und immer wieder vor deinem Sohn:
Weil Kuntis Sohn Yudhishthira nur äußerlich den Mantel der Tugend trägt, legte mein Vater seine Waffen ab. Vor Yudhishthiras Augen werde ich seine Armee vernichten. Und wenn ich die Truppen ausgelöscht habe, töte ich den sündigen Prinzen der Panchalas. Wer mich bis dahin angreift, wird getötet. Das sage ich dir aufrecht, so sammle deine Truppen.

Mit Löwengebrüll hatte sich dein Sohn wieder Mut gemacht und folgte den Worten Aswatthamans. In Schlachtordnung aufgestellt trafen die beiden Armeen aufeinander wie zwei wogende Ozeane. Die zuvor ängstlichen Kauravas hatte Aswatthaman wieder ermutigt, und auch die Pandavas und Panchalas waren durch Dronas Tod erstarkt und schrecklich. Gewaltig war der Zusammenprall der Krieger, die alle bereitwillig, tapfer und voller Hoffnung auf den Sieg kämpften. Als ob sich zwei Berge aneinander reiben, oder zwei Meere überstülpen, so vernichtend war die Schlacht zwischen den Kurus und Pandavas. Tausende Muscheln wurden geblasen und zehntausend Trommeln geschlagen. Betäubend war der Lärm und so gewaltig wie der des Ozeans, als er von Göttern und Dämonen gequirlt wurde.

Dann rief Aswatthaman die Narayana Waffe ins Leben und zielte auf die gegnerische Seite. Zehntausend Pfeile mit brennenden Mündern erschienen im Himmel und schossen wie Giftschlangen mit blitzenden Fängen auf die Pandavas zu. In nur einem Moment konnten diese Pfeile wie Sonnenstrahlen auf die Truppen niedergehen und alles auf ihrem Weg vernichten. Dann erschienen zahllose Eisenkugeln wie strahlende Leuchtkörper am Himmel. Ihnen folgten Sataghnis mit vier und zwei Rädern, ungezählte Keulen und Diskusscheiben mit scharfen Rändern. Dicht gingen die Waffen von allen Seiten nieder, und die Pandava Truppen vergingen wie trockenes Stroh in einem lodernden Waldbrand. Fürchterlich war die Wirkung der Narayana Waffe, und mit großer Sorge blickte sich Yudhishthira um. Was er sah, waren hingemähte Reihen von Kriegern und kopflos fliehende Scharen in allen Himmelsrichtungen.

Da rief er:
Dhrishtadyumna, bring dich und die Deinen in Sicherheit. Satyaki, führe schnell die Vrishnis und Andhakas fort. Vasudeva, du Tugendhafter, du kannst der ganzen Welt raten. Du wirst wissen, welches Mittel deiner Rettung dient. Dir brauche ich nichts zu sagen. Wir sollten nicht länger kämpfen. Das sage ich zu allen Truppen. Ich und meine Brüder werden den Scheiterhaufen besteigen. Zwar haben wir den unüberquerbaren Bhishma und Drona Ozean überquert, was die Feigen niemals schaffen, doch nun versinken wir in der Pfütze von Dronas Sohn. Mögen Duryodhanas Wünsche in Erfüllung gehen, denn heute habe ich den Lehrer geschlagen, der uns immer freundlich gesinnt war; der den Jüngling Abhimanyu unbeschützt ließ inmitten einer Schar erfahrener Krieger; der mit seinem Sohn still sitzenblieb, als Draupadi in die Halle gezerrt wurde und ihn um die Wahrheit bat, als sie zur Sklavin gemacht werden sollte; der Duryodhana in eine undurchdringliche Rüstung hüllte, als er Arjuna töten wollte, und ihn dann beauftragte, Jayadratha zu beschützen; der keine Skrupel hatte, mit der Brahma Waffe die von Satyajit angeführten Panchalas zu vernichten; und der uns die Erlaubnis gab, in die Wälder zu gehen, obwohl ihm seine Freunde davon abrieten, als wir ins Exil verbannt wurden. Weh, ein großer Freund ist tot. Um seinetwillen werde ich mit meinen Brüdern das Leben niederlegen.

Doch Krishna hielt die Truppen schnell mit einer Armbewegung zurück und sprach:
Legt schnell eure Waffen nieder und springt von den Wagen ab. Denn dies ist das vom ruhmreichen Narayana geschaffene Mittel, diese Waffe aufzuhalten. Ihr alle, steigt von Wagen, Pferden und Elefanten ab und berührt die Erde. Wenn ihr ohne Waffen auf der Erde steht, kann euch diese Waffe nicht schlagen. Wer kämpft, macht den Feind nur stärker. So legt eure Waffen ab. Denn selbst wer in Gedanken gegen diese Waffen kämpfen will, wird vernichtet, und versteckte er sich auch tief in der Erde.

Die Krieger der Pandava Armee hörten seine Worte, warfen schnell die Waffen zu Boden und leerten ihre Herzen von dem Wunsch zu kämpfen. Nur Bhima konnte nicht mit ansehen, wie die Krieger ihre Waffen ablegten und rief zur Freude mancher Kämpfer aus:
Niemand sollte hier die Waffen loslassen. Ich werde mit meinen Pfeilen die Waffe von Dronas Sohn bekämpfen. Mit meiner goldenen Keule werde ich diese Waffe schon niederschlagen, denn ich kämpfe wie der Vernichter selbst. Kein Mann hier ist so stark wie ich, so wie es kein Gebilde am Himmel gibt, was so strahlend ist wie die Sonne. Schaut meine starken Arme, wie die Rüssel von großen Elefanten können sie die Gipfel des Himavat abbrechen. Ich bin der Mann, der so mächtig ist wie zehntausend Elefanten. Ich habe keinen Ebenbürtigen so wie Indra im Himmel. Mögen die Leute heute die Energie meiner starken Arme und meiner breiten Brust sehen, wenn ich die lodernde Waffe von Dronas Sohn niederwerfe. Und wenn sich auch sonst niemand in der Lage fühlt, diese Narayana Waffe zu bekämpfen, ich werde es tun vor aller Augen. Oh Arjuna, du solltest nicht Gandiva beiseite legen, sonst wird dich wie der Mond ein Makel beflecken.

Doch Arjuna antwortete ihm:
Oh Bhima, das war mein großes Gelübde, daß ich Gandiva niemals gegen die Narayana Waffe, Kühe und Brahmanen einsetze.

Und Bhima fuhr auf seinem donnergleich ratternden und sonnengleich strahlenden Wagen und stellte sich dem Sohn von Drona. Mit leichter Hand und großer Schnelligkeit deckte er Aswatthaman in nur einem Augenblick mit einem Schauer an Geschossen ein. Lächelnd und ihn ansprechend antwortete Aswatthaman mit Pfeilen, die von Mantras inspiriert waren und brennende Spitzen hatten. Bhima wurde von diesen feuerspeienden Pfeilen ganz umhüllt, so daß es aussah, als ob goldene Funken um einen stattlichen Berg stoben. Und die gräßliche Waffe, die Aswatthaman auf Bhima abgeschossen hatte, vergrößerte noch ihre Energie, als ob der Wind ein Feuer angefacht hätte. Panik trat in die Herzen der Pandavas ein, und sie fürchteten das Schlimmste, außer Bhima. Sie alle warfen ihre Waffen auf die Erde und sprangen von Wagen und Reittieren ab. So fiel die Waffe auf Bhimas Kopf allein. Da schrien alle Wesen und vor allem die Pandavas „Weh!“ und „Ach!“, als sie beobachten mußten, wie Bhima von der Energie der Waffe überwältigt wurde.


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