Pushpak Mahabharata Buch 7Zurück WeiterNews

Kapitel 159 – Der Streit eskaliert

Sanjaya fuhr fort:
Doch Aswatthaman erhob sein Schwert ob der groben und beleidigenden Worte gegen seinen Onkel und begehrte zornig rasend gegen Karna auf.

Vor dem Kuru König rief er erregt Karna zu:
Oh du gemeiner Mensch, Kripa sprach von den wahrhaften Tugenden Arjunas. Dein Verständnis ist gering, und aus lauter Bosheit demütigst du meinen tapferen Onkel. Arrogant und unverschämt prahlst du von deinen Heldentaten und mißachtest jeden anderen Bogenkrieger dieser Welt. Wo waren dein Heldenmut und deine Waffen, als Arjuna mit Gandiva den Jayadratha direkt vor deinen Augen tötete? Vergebens suhlst du Narr eines Suta dich in der Hoffnung, Arjuna töten zu können, der sich einst zur Zufriedenheit des Gottes mit Mahadeva maß. Schon die Götter mit allen Asuras konnten diesen Meister aller Waffen nicht besiegen, als er Krishna zum Verbündeten hatte. Wie kannst du dann immer noch so blind daran glauben, mit den Königen hier den Unbesiegbaren besiegen zu können? Schau her, oh Karna mit der niederen Seele, ich trenne dir Gemeinem das Haupt vom Rumpf!

Nach diesen Worten stürmte Aswatthaman heftig auf Karna zu, doch Duryodhana selbst und Kripa hielten ihn zurück. Und Karna entgegnete ebenso heftig:
Oh schaut den von seinem Können prahlenden und sich tapfer wähnenden Brahmanen. Laßt ihn nur los und mit meiner Macht in Berührung kommen!

Und Aswatthaman:
Nun, Sohn eines Suta mit wenig Verstand, wir vergeben dir dies, denn Arjuna wird deinen Hochmut schon tilgen.

Schließlich besänftigte Duryodhana:
Oh Aswatthaman, meistere deinen Zorn. Es ziemt sich für dich, zu vergeben, du Segenspender. Sei nicht wütend mit dem Sohn des Suta. Auf dir, Karna, Kripa, Drona, Shalya und Suvalas Sohn (Shakuni) lastet eine schwere Bürde. Vertreibe deinen Zorn, oh bester Brahmane. Dort drüben greifen die Pandava Truppen an und wünschen den Kampf, nicht nur mit Karna, sondern mit uns allen.

Nach diesen Bitten des Königs unterdrückte Aswatthaman seinen Zorn und schwieg. Kripa mit dem edlen Herzen und dem ruhigen und sanften Charakter kehrte jedoch zu Karna zurück und sprach ebenfalls zu ihm:
Wir vergeben dir, oh Suta Sohn mit dem geringen Verstand, doch Arjuna wird deinen übergroßen Stolz schon tilgen.

Sanjaya erzählte weiter:
Und so kehrte jeder an seine Position zurück und Karna stellte sich mit gespanntem Bogen an vorderster Front dem Angriff der Pandavas. Mit lautem Getöse prallten die Reihen aufeinander, und überall hörte man die Rufe der Pandava Krieger: „Dort ist Karna! Wo ist er? Oh du Unverständiger, kämpfe mit uns! Mögen wir diesen arroganten Narren schlagen, denn er verdient es nicht zu leben. Dieser sündige Mann war den Pandavas immer feindlich gesinnt. Er ist eine Wurzel allen Übels, denn er dient Duryodhana. Tötet ihn!“ Mit kämpferisch weit aufgerissenen Augen vertraute Karna auf die Macht seiner Waffen und empfing die feindlichen Krieger ohne jegliche Furcht. Sie schwenkten ihre tausenden Bögen, und er entließ tausende Pfeile, den ersten Angriff nach allen Seiten abwehrend. Und die Schlacht, die sich nun entwickelte, glich ganz und gar der von Indra gegen die Danavas, damals, vor langer Zeit, als die Götter gegen die Dämonen fochten. Und das Können von Karna war wunderbar anzusehen, denn kein einziger Pfeil seiner vielen Gegner konnte ihn treffen. Dafür gingen die furchtbaren Pfeile, die seinen Namen trugen, auf den Wagen, Pferden, Schirmen und Kriegern der Gegenseite nieder. Da verloren die Angreifer ihre entschlossene Kühnheit und irrten verloren auf dem Schlachtfeld umher. Von Karnas Pfeilen schwer getroffen, fielen zahllose Tiere und Menschen leblos zu Boden, und die Erde wurde mit abgetrennten Köpfen und Gliedmaßen tapferer Krieger übersät. Die Toten und wehklagend Sterbenden gaben dem Ort den Anschein von Yamas Reich.

Duryodhana sah Karnas durchschlagende Wirkung und ging zu Aswatthaman:
Sieh nur, wie Karna in seiner Rüstung mit den angreifenden Königen kämpft. Schau, wie er die feindlichen Reihen mit seinen Pfeilen auslöscht, wie Kartikeya mit seiner Energie einst die Asuras. Doch jetzt kommt Arjuna heran, um Karna Einhalt zu gebieten. Unternimm alles, daß Arjuna den Karna nicht vor unser aller Augen schlägt.

Diesen Worten folgend griffen Aswatthaman, Kripa, Shalya und der große Sohn der Hridika (Kritavarman) den heranstürmenden Arjuna an, um Karna zu beschützen. Und doch kämpfte Arjuna gegen Karna wie Indra gegen den Asura Vritra.

Zweikampf zwischen Karna und Arjuna

Da fragte Dhritarashtra:
Was unternahm Karna, als er Arjuna so heftig wie den Vernichter selbst am Ende der Yugas herankommen sah? Karna hat Arjuna immer herausgefordert und zu jeder Gelegenheit beteuert, daß er in der Lage wäre, den schrecklichen Arjuna zu schlagen. Was tat er nun, als er plötzlich seinem Todfeind gegenüberstand?

Sanjaya antwortete:
Furchtlos stellte sich Karna dem Duell mit dem kämpferisch heranstürmenden Arjuna. Und schnell deckten sich die beiden Helden mit dichten Schauern an geraden Pfeilen ein, die mit goldenen Flügeln durch die Lüfte zischten. Als erstes traf Karna den Arjuna mit drei Pfeilen, was Arjuna nicht auf sich sitzen ließ und dreißig gerade, an Stein gewetzte Pfeile mit glühenden Spitzen zurückschoß. Und er schickte lächelnd noch einen langen, sehr starken und durchschlagenden Pfeil hinterher, der Karna am linken Handgelenk traf. Beim Einschlag dieses mächtigen Geschosses fiel Karna der Bogen aus der Hand, doch schnell hob er ihn wieder auf und deckte Arjuna im nächsten Moment mit leichter Hand wieder mit Schauern an Pfeilen ein. Nach wie vor lächelnd wehrte Arjuna alle Pfeile ab, und so ging das Gefecht noch eine Weile heftigst weiter. Bis Arjuna im günstigen Moment Karnas Bogen am Griff zerschnitt, seine vier Pferde mit breitköpfigen Pfeilen tötete und Karnas Wagenlenker köpfte. Dann traf er seinen bogenlosen Gegner mit vier Pfeilen, so daß Karna unter Schmerzen schnell vom Wagen absprang und bei Kripa Zuflucht suchte. Doch als Karna besiegt war, flohen deine Krieger in alle Richtungen davon, oh König.

Duryodhana hielt sie zurück und rief ihnen zu:
Flieht nicht, ihr Helden! Ihr Bullen der Kshatriyas, kämpft standhaft weiter! Ich selbst werde nun gegen Arjuna angehen. Und wenn ich mit dem Träger von Gandiva kämpfe, werdet ihr meinen unbändigen Heldenmut sehen. Arjuna wird tausende meiner Pfeile auf sich zukommen sehen wie Heuschreckenschwärme. Ihr werdet es sehen, wie mein starker Arm unablässig den Gegner mit Pfeilen eindeckt. Ich werde ihn mit meinen geraden Pfeilen besiegen. Bleibt, ihr Helden, und habt keine Angst vor Arjuna. Denn meine Kraft wird er nicht ertragen können, wie der Ozean es nicht schafft, den Kontinent zu verschlingen.

So zog Duryodhana mit zorngeröteten Augen und einem großen Heer gegen Arjuna. Kripa fuhr zu Aswatthaman und sprach zu ihm:
Schau, wie Duryodhana aus lauter Zorn und völlig von Sinnen gegen Arjuna zieht. Er ist wie ein Insekt, das zur Flamme strebt. Oh halte ihn vom Kampf ab, bevor der König vor uns allen sein Leben niederlegt in dieser Schlacht. Der Tapfere kann nur überleben, wenn er außer Reichweite von Arjunas Pfeilen bleibt. So halte ihn zurück, damit er nicht von Arjunas Pfeilen zu Asche verbrannt wird, die frisch gehäuteten Giftschlangen gleichen. So lange wir hier sind, ist es nicht angemessen für einen König, selbst zu kämpfen, als ob er keine Mitstreiter mehr hätte. Sein Leben ist in großer Gefahr, wenn er sich dem diademgeschmückten Arjuna nähert.

Den Worten seines Onkels folgend begab sich Aswatthaman schnell zu Duryodhana und sprach zu ihm:
So lange ich am Leben bin, oh Sohn der Gandhari, ziemt es sich nicht für dich, an vorderster Front zu kämpfen. So mißachte mich nicht, oh Nachfahre der Kurus, denn ich strebe immer nach deinem Wohl. Sei unbesorgt, was Arjuna anbelangt. Ich werde ihn aufhalten. Doch bleibe hier, oh Duryodhana.

Ihm antwortete Duryodhana:
Der Lehrer Drona behandelt die Söhne Pandus, als wenn es seine eigenen wären. Auch du machst meinen Feinden niemals ernsthaft zu schaffen. Doch vielleicht ist mein unglückliches Schicksal der Grund, weshalb dein Kampfesmut nicht fruchtbar wird in der Schlacht. Oder deine Zuneigung zu Yudhishthira und Draupadi läßt dich so milde handeln. Nun, ich kenne den wahren Grund nicht. Ach, Schande über mein habgieriges Wesen, denn um meinetwillen leiden oder vergehen alle meine Freunde, die mich glücklich machen wollen. Welchen trefflichen Bogenkämpfer gibt es denn noch, außer dir, du Sohn von Gotamas Tochter (Kripi), der so stark wie Mahadeva und in der Lage wäre, meinen Feind zu vernichten? Oh Aswatthaman, sei mir geneigt und zerstöre meine Feinde. Weder Götter noch Danavas könnten innerhalb der Reichweite deiner Waffen bestehen. Oh Sohn des Drona, schlage die Panchalas und Somakas mit all ihrem Gefolge. Und den Rest werden wir, von dir beschützt, auch schaffen. Dort drüben wüten die mächtigen Somakas und Panchalas unter meinen Truppen wie eine Feuersbrunst. Oh Brahmane, oh Starkarmiger, wehre ihnen und auch den Kekayas, welche von Arjuna beschützt werden, sonst werden wir von ihnen ausgelöscht. Oh Aswatthaman, du Feindevernichter, eile und handle, denn diese Großtat sollte von dir vollbracht werden. Du wurdest für die Vernichtung der Panchalas geboren. Darum zeige deinen Heldenmut und erleichtere die Welt von den Panchalas. Das haben die Verehrten und mit Askese Gekrönten geweissagt. So möge geschehen, was sie gesprochen haben. Nun geh, oh Tiger unter den Männern, und vernichte die Panchalas und all ihre Verbündeten. Selbst die Götter mit Indra als Führer ertragen deine Waffen nicht, ganz zu schweigen von den Kriegern um Arjuna und den Panchalas. Ich bin vollkommen davon überzeugt, daß die Pandavas mit den Somakas vereint dir nicht ebenbürtig sind im Kampf. So geh, geh, oh Starkarmiger. Zögere nicht. Denn sieh, wie unsere Armee unter Arjunas Pfeilen vergeht, bricht und flieht. Du bist dazu in der Lage. So geh, oh Segenspender, und bedränge die Pandavas und Panchalas, und laß dich von deiner himmlischen Energie leiten.


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