Pushpak Mahabharata Buch 7Zurück WeiterNews

Kapitel 156 – Kämpfe der Nacht

Somadatta gegen Satyaki

Sanjaya fuhr fort:
Somadatta, der Vater Bhurisravas, zürnte mit Satyaki, weil dieser seinen Sohn getötet hatte, als er im Praya saß. Er sprach zu Satyaki:
Warum, oh Held, hast du die Kshatriya Pflichten mißachtet, welche die hochbeseelten Götter für uns bestimmt haben? Warum verhieltest du dich wie ein Räuber? Wie könnte einer, der weise und wahrhaft ist, jemanden töten, der sich vom Kampf abgewandt hat, hilflos ist, seine Waffen niedergelegt hat oder um Zuflucht bittet? Zwei Männer wurden unter den Vrishnis als die größten und besten Wagenkrieger erachtet, Pradyumna und du, Satyaki. Warum hast du so grausam und sündig an einem gehandelt, der im Praya saß und schon einen Arm durch Arjuna verloren hatte? Stell dich nun den Konsequenzen deiner Tat in der Schlacht, oh du niedrig Handelnder. Denn ich werde jetzt meinen ganzen Heldenmut zeigen und mit einem geflügelten Pfeil deinen Kopf abtrennen. Ich schwöre bei meinen beiden Söhnen, bei allem, was mir lieb ist und bei all meinen verdienstvollen Taten, daß ich dich, deine Söhne und deinen jüngeren Bruder noch vor Ablauf dieser Nacht töten werde oder in eine gräßlich Hölle absinke, sofern dich Arjuna nicht beschützt, oh du auf deine Heldentaten Stolzer aus dem Vrishni Geschlecht.

Dann blies der mächtige Somadatta sein lautes Muschelhorn und ließ seinen Kampfschrei ertönen. Der starke Satyaki mit den Lotusaugen und den schönen Zähnen antwortete ihm erregt:
Oh du aus dem Geschlecht der Kurus, ob ich mit dir oder anderen kämpfe, niemals fühle ich die geringste Furcht in meinem Herzen. Und wenn du mich mit all deinen Truppen angreifst, so spüre ich doch wegen dir keine Schmerzen. Ich achte immer die Kshatriya Praktiken, und daher kannst du mich nicht ängstigen mit deinen drohenden Worten, welche das Gute beschmutzen. Wenn du mit mir kämpfen willst, oh König, dann schone mich nicht und schieß deine spitzen Pfeile ab. Ich werde es auch tun. Dein Sohn Bhurisravas ist tot, Shala und Vrishasena habe ich schon zermalmt. Und so werde ich auch dich töten mitsamt deinen Söhnen und Gefolge. Kämpfe standhaft und entschlossen und zeige deine große Kraft, oh Kaurava. Doch geschlagen bist du schon, durch die Energie von König Yudhishthira mit der Trommel im Banner, denn in ihm sind Wohltätigkeit, Bescheidenheit, Selbstzügelung, Reinheit des Herzens, Mitgefühl, Klugheit, Vergebung und alles, was unzerstörbar ist. Du wirst auf Vernichtung treffen, wie auch Karna und Suvalas Sohn. Ich schwöre bei Krishnas Füßen und allen meinen guten Taten, daß ich dich und deine Söhne in der Schlacht besiegen werde. Und nur, wenn du vor dem Kampf davonläufst, magst du sicher sein.

So sprachen sie mit zorngeröteten Augen und schossen ihre Pfeile aufeinander ab. Duryodhana nahm mit tausend Wagen und zehntausend Pferden Aufstellung um Somadatta, was ihm Shakuni mit allen Waffen, Brüdern, Söhnen und Enkelsöhnen gleichtat, die alle dem Indra an Heldenmut glichen. Dein Schwager mit dem stahlharten Körper wie ein Jüngling hatte in weiser Voraussicht hunderttausend stürmische Pferde bei sich und beschützte Somadatta. Jener ließ seine Pfeile auf Satyaki regnen, dem wiederum Dhrishtadyumna mit einem großen Heer zu Hilfe eilte. Und das Getöse der aufeinanderprallenden Heere steigerte sich zum Orkan zweier vom Sturm aufgepeitschter Meere. Somadatta traf seinen Gegner zuerst mit neun Pfeilen. Doch Satyaki sandte sofort ebenfalls neun Pfeile ab, die Somadatta so heftig trafen, daß er auf seinem Wagen bewußtlos zusammenbrach. Schnell brachte ihn sein Wagenlenker in Sicherheit, und Drona griff ein. Doch auch Yudhishthira und viele andere große Pandava Krieger verstärkten nun Satyaki, und die folgende Schlacht glich der von Vali gegen die Himmlischen um die Herrschaft der drei Welten. Drona entließ viele vernichtende Pfeile, von denen auch einige Yudhishthira trafen. Satyaki traf er mit zehn, den Sohn von Prishata mit zwanzig, Bhima mit neun, Nakula mit fünf, Sahadeva mit acht und Sikhandin mit hundert Pfeilen. Jeden der fünf Söhne der Draupadi trafen fünf Pfeile vom Bogen des starken Drona. Virata bekam acht Pfeile ab, Drupada zehn, Yudhamanyu drei und Uttamaujas sechs. Immer weiter schießend näherte sich Drona dem Yudhishthira, und überrannte die Pandava Truppen vernichtend. Wer nicht starb, rannte gequält und schreiend davon. Dronas Bogen war unablässig zu einem Kreis gespannt und entließ Pfeile, die Strahlen aussandten und alles verschlangen, wie feurige Funken einen Ballen trockene Baumwolle. Drona ließ die Köpfe rollen und tötete jeden, der es wagte, sich ihm entgegenzustellen. Seine Pfeile zischten nach getaner Arbeit in die Erde, und niemand konnte ihn aufhalten. Was Arjuna zornig eingreifen ließ, der sich nun dem Lehrer stellte. Er bat Krishna, seine mondweißen Pferde zu Drona zu führen. Bhima tat es ihm nach, und sein Wagenlenker Visoka folgte Krishna auf dem Fuße. Das Heer der Pandavas schöpfte neuen Mut und sammelte sich wieder um Yudhishthira. Die großen Anführer folgten den beiden entschlossenen Brüdern, und alles warf sich wieder gegen Drona. Arjuna führte die Formation an, Bhima übernahm die rechte Seite. Dhrishtadyumna und Satyaki folgten direkt dahinter, und das Getöse wurde riesengroß. Aswatthaman auf deiner Seite, oh König, wählte sich als Gegner Satyaki und griff diesen heftig an.

Ghatotkacha greift ein

Doch Ghatotkacha, Bhimas Rakshasa Sohn, warf sich auf seinem riesigen, schwarzen, eisernen Wagen, der mit Bärenfellen ausgelegt war, dazwischen. Dieser Wagen maß dreißig Nadwas (ein Nadwa sind vierhundert Ellen) in Höhe und Breite. Die Waffen waren am rechten Platz angebracht, und weder Pferde, Elefanten noch Ochsen waren angespannt, sondern seltsame Wesen zogen ihn. Auf der hohen Standarte thronte ein prächtiger Geier mit ausgestreckten Flügeln und weitaufgerissenen Augen, der unerträglich kreischte. Der Wagen war mit roten Flaggen und den Innereien diverser Tiere geschmückt. Acht Räder brachten das riesige Gefährt und Ghatotkacha voran, den ein volles Akshauhini an gräßlich ausschauenden Rakshasas mit schweren Keulen, Lanzen, Felsen und Baumstämmen begleitete. Als er mit erhobenen Waffen angriff, wurden alle feindlichen Könige von furchtbarer Angst gepackt. Er glich einem Bergesgipfel an Höhe, seine Zähne blitzen gräßlich, das Gesicht war verzerrt, die Ohren glichen spitzen Pfeilen, die Wangenknochen waren hoch, das Haar stand steif von seinem Kopf ab, die Augen loderten angsteinflößend, die Lippen grell, der Bauch eingefallen und der Rachen so tief wie ein Abgrund. Mit seinem strahlenden Diadem und dem weit geöffneten Schlund glich er dem Vernichter selbst. Keiner seiner Feinde war noch gleichmütig bei seinem Anblick, und das Heer deiner Söhne, oh König, war höchst angespannt und kam durcheinander wie die Wellen der Ganga beim Sturm. Schon das schaurige Gebrüll Ghatotkachas ließ die Könige erzittern, und die Tiere entleerten sich. Bei Nacht verfügte der Rakshasa über weit größere Kräfte, und es ging ein dichter Schauer an Felsen auf deine Truppen nieder. Es folgte ein gewaltiger Hagel von eisernen Rädern, Bhushundis, Wurfpfeilen, Speeren, Lanzen, Sataghnis und Streitäxten. Schwer getroffen und sich vor Schmerzen krümmend mußten deine Söhne nebst Karna das Weite suchen. Nur der stolze Sohn Dronas blieb furchtlos und standhaft und stellte die Kraft seiner Arme und Waffen unter Beweis, von denen er oft gesprochen hatte. Schnell löste er die Illusion auf, welche Ghatotkacha geschaffen hatte. Doch zornig schoß der Rakshasa heftige Pfeile auf diesen großen Gegner ab, welche Aswatthamans Körper durchbohrten und blutgetränkt zischend in der Erde verschwanden. Doch mit leichter Hand und großem Heldenmut schoß Aswatthaman zehn Pfeile zurück, so daß es nun an Ghatotkacha war, große Schmerzen zu dulden. Dieser nahm zornig ein riesiges Rad mit tausend Speichen auf. Es hatte einen rasiermesserscharfen Rand und blendete wie die Sonne durch seine schönen Diamanten und Juwelen. Kraftvoll geschleudert flog es auf Aswatthaman zu, doch dieser schnitt es im Fluge in viele Stücke entzwei. Wirkungslos fiel es zu Boden, wie die Hoffnung eines vom Unglück verfolgten Mannes. Ghatotkacha schickte zwar schnell viele Pfeile hinterher, als ob Rahu die Sonne verschlingen wolle, doch konnte den angreifenden Aswatthaman aufhalten wie der Berg Meru den heranstürmenden Wind.

Tod des Anjanparva

Ghatotkachas Sohn Anjanparva unterstützte seinen Vater und deckte Aswatthaman mit dichten Schauern an Pfeilen ein. Doch Aswatthamans Macht glich der von Rudra oder Upendra. Mit großem Zorn und einem Pfeil fällte er die Standarte von Anjanparva, mit zwei weiteren Pfeilen die beiden Wagenlenker des jungen Rakshasa, mit drei Pfeilen fiel sein Trivenuka, mit einem Pfeil war der Bogen hin und mit vier Pfeilen die Pferde. Anjanparva griff zu einem mit goldenen Sternen verzierten Krummsäbel, doch auch dieser zersplitterte unter einem schnellen Pfeil von Aswatthaman. So schleuderte der Rakshasa eine goldene Keule, die ebenfalls unter Aswatthamans Pfeilen wirkungslos zu Boden ging. Nun sprang Anjanparva hoch in die Luft, brüllte wie eine Gewitterwolke und ließ Bäume von weit oben auf seinen Gegner niedergehen. Aswatthaman schoß unbeirrt seine Pfeile auf Ghatotkachas Sohn und traf die Hülle der Illusion im Himmel. Mit großer Energie gesegnet kam der Rakshasa auf einem goldenen Wagen wieder zur Erde hinab und sah so glänzend und schön aus wie ein Berg aus Antimon. Und doch schlug Aswatthaman den Sohn von Ghatotkacha trotz seiner eisernen Rüstung wie Mahadeva vor langer Zeit den Asura Andhaka schlug.

Als Ghatotkacha erkannte, daß sein mächtiger Sohn geschlagen war, kam er furchtlos zu Dronas Sohn, der unter den Pandava Heerscharen wütete wie eine lodernde Feuersbrunst, und sprach zu ihm:
Warte, warte, Sohn des Drona. Du sollst mir nicht mit dem Leben davonkommen! Ich werde dich töten wie Agnis Sohn den Krauncha schlug.

Aswatthaman erwiderte:
Geh, oh Sohn, und kämpfe mit anderen, du mit den himmlischen Kräften. Ein Vater sollte nicht gegen den Sohn kämpfen, oh Sohn von Bhima (denn Aswatthaman und die Pandavas sind wie Brüder). Ich hege keinen Groll gegen dich, oh Sohn der Hidimba. Wenn jedoch einmal der Zorn geweckt ist, dann kann es geschehen, daß man sich selbst (bzw. seinen Sohn) vernichtet.

Doch mit zornesroten Augen und voller Kummer über den Tod seines Sohnes antwortete Ghatotkacha:
Hältst du mich für einen Feigling in der Schlacht wie eine niedere Person, oh Sohn des Drona, daß du mich mit solchen Worten einschüchtern willst? Deine Antwort war unangemessen. Ich wurde von Bhima im gefeierten Geschlecht der Kurus gezeugt. Ich bin der Sohn eines Pandava Helden, der niemals in der Schlacht zurückweicht. Ich bin ein König der Rakshasas wie Ravana, der Zehnköpfige, und ihm ebenbürtig an Macht. Warte, warte nur, oh Sohn des Drona. Nein, du kommst mir nicht mit dem Leben davon. Ich werde dir heute deine Leidenschaft für das Kämpfen austreiben.

Und stürmisch wie ein Löwe griff er Aswatthaman an, seine Schauer an gewaltigen Waffen über ihm ausschüttend. Mit seinen eigenen Waffen zerstreute Aswatthaman den Angriff, bevor er ihn erreichen konnte, und davon schien der Himmel vor Funken zu glühen. Ghatotkacha machte sich als nächstes unsichtbar und schuf eine neue Illusion. Er nahm die Gestalt eines hohen Berges an, der mit Felsen und Bäumen übersät war, und erschuf Quellen, aus denen Speere, Lanzen, Schwerter und schwere Keulen sprudelten. Doch Dronas Sohn geriet nicht in Aufregung. Er rief die Vajra Waffe herbei, und als der Rakshas von ihr berührt wurde, zerstob die Magie. Nun wurde Ghatotkacha zu einer blauen Wolkenmasse, aus der es unablässig Steine und Felsen regnete. Aswatthaman wählte wissend die Vayavya Waffe und blies die blaue Wolke davon. Auch sandte er seine Waffen in alle Himmelsrichtungen und schlug hunderttausend Wagenkrieger. Und doch griff ihn Ghatotkacha furchtlos mit gespanntem Bogen an. Auch folgten ihm viele Rakshasas, die auf Elefanten ritten, Wagen oder Pferden und Tigern in rasender Kampfeswut glichen. Sie hatten alle gräßliche Gesichter, unförmige Köpfe und seltsame Hälse. Ihr Heldenmut war mit dem Indras vergleichbar, und sie trugen alle Arten von Rüstungen und Waffen. Stolz waren sie, die Paulastyas und Yatudhanas, und unbesiegbar schienen sie uns.

Duryodhana verließ bei ihrem Anblick aller Mut, doch Aswatthaman richtete ihn auf:
Nur Geduld, oh Duryodhana, du brauchst keine Angst zu haben. Tritt mit deinen Brüdern und den mächtigen Königen ruhig beiseite, sammle und ermutige deine Truppen und überlaß mir den Feind. Du wirst keine Niederlage leiden, denn ich versichere dir, ich werde den Feind schlagen.

Duryodhana antwortete ihm:
Ich zweifle nicht an deinen Worten, denn dein Herz ist groß und deine Achtung für uns ebenso.

Dann sprach er zu Shakuni:
Arjuna kämpft dort drüben, von hunderttausend Wagenkriegern umgeben. Nimm dir sechzigtausend Wagen und ziehe gegen ihn. Karna, Vrishasena, Kripa, Nila, die nördlichen Völker, Kritavarman, die Söhne von Purumitra, Dushasana, Nikumbha, Kundavedin, Puranjaya, Dridaratha, Patakin, Hemapunjaka, Shalya, Aruni, Indrasena, Sanjaya, Jayadharman, Vijaya, Jaya, Kamalaksha, Prakrathin und Sudarsana werden dir mit sechzigtausend Fußsoldaten folgen. Töte Bhima, die Zwillinge und den gerechten König Yudhishthira, oh Onkel, wie der Herr der Himmlischen die Asuras schlug. Meine Hoffnung auf Sieg ruht auf dir. Aswatthaman hat sie schon tief getroffen, und sie stöhnen unter den Wunden, die er ihnen beigebracht hat. Töte die Söhne der Kunti, oh Onkel, wie Kartikeya die Asuras.

Aswatthaman gegen die Rakshasas

Shakuni marschierte gehorsam gegen die Pandavas und erfreute damit deine Söhne, oh König. In der Zwischenzeit war der Kampf zwischen dem Rakshasa und Aswatthaman erneut aufgeflammt wie damals zwischen Indra und Prahlada. Ghatotkacha traf Aswatthaman mit zehn kraftvollen Pfeilen mitten in die Brust, welche wie Feuer brannten. Aswatthaman wankte auf der Terrasse seines Wagens wie ein stattlicher Baum, den der Orkan durchschüttelt. Und flugs schickte Ghatotkacha einen breitköpfigen Pfeil hinterher, welcher den Bogen seines Gegners durchtrennte. Doch Aswatthaman ergriff schnell einen neuen Bogen, der eine stärkere Sehne aushalten konnte, und deckte seinen Feind mit spitzen Pfeilen wie mit Regentropfen ein. Viele Pfeile mit goldenen Flügeln ließ er durch den Himmel fliegen, und viele Rakshasas mit breiter Brust wurden getroffen. So fiel ein volles Akshauhini der Rakshasa Truppen mitsamt Pferden, Wagenlenkern und Elefanten. Aswatthaman strahlte dabei so herrlich wie der göttliche Maheshvara im Himmel, nachdem er die Stadt Tripura verbrannt hatte. Doch Ghatotkacha loderte im Zorn und befahl seinen Leuten: „Tötet den Sohn von Drona!“. Und alle Rakshasas mit ihren blitzenden Zähnen, großen Gesichtern, schrecklichen Gestalten, klaffenden Mündern, langen Zungen und lodernden Augen packten die Waffen fester und folgten gehorsam und entschlossen ihrem Anführer. Mit lautem Gebrüll griffen sie an und entließen mit roten Augen alle Arten von gräßlichen Waffen auf Aswatthaman: lange Lanzen, Sataghnis, Stachelkeulen, Aschanis, Streitäxte, Dolche, Speere, schwere Keulen, Schwerter, Kunapas, polierte Kampanas, Shtulas, Wurfpfeile, Fackeln, Steine, brennende Ölgefäße, Sthunas und eiserne Schlegel in Hunderten und Tausenden. Als dieser Sturm von Waffen auf Aswatthaman zukam, spürten deine Krieger, oh König, großen Schmerz. Doch Aswatthaman zerstreute furchtlos und mit der Kraft des Donners diese dunkle Wolke mit seinen gewetzten Pfeilen. Im Gegenzug nahm er goldgeflügelte Pfeile, besprach sie mit Mantras, welche die Kraft himmlischer Waffen hatten, und vernichtete viele Rakshasas. Doch zornig rollte die nächste Angriffswelle der Rakshasa Armee heran, und Aswatthaman zeigte erneut seine Kraft und meisterhafte Überlegenheit, wie sie zuvor niemand zeigte, denn ganz allein hielt er mit seinen himmlischen Waffen die Rakshasa Heerscharen in Schach, direkt vor den Augen von Ghatotkacha. Und dieser war der Einzige unter all den Königen, der in diesem Moment den wie Feuer strahlenden Aswatthaman überhaupt ansehen konnte.

Mit rollenden Augen klatschte der mächtige Rakshasa Prinz in die Hände, biß sich auf die Unterlippe und sprach zu seinem Wagenlenker:
Bring mich nahe an Dronas Sohn heran.

Das vorzügliche Gefährt trug ihn voran, die triumphalen Banner wehten und Ghatotkacha stellte sich dem nächsten Zweikampf mit Dronas Sohn. Mit lautem Kriegsschrei und unvorstellbarer Kraft schleuderte er ein Ashani (lit. Donner) von himmlischer Machart und mit acht Glöckchen versehen auf seinen Feind. Aswatthaman ließ seinen Bogen fallen, sprang vom Wagen ab, fing das gräßlich heransausende Geschoß auf und schleuderte es ebenso kraftvoll zurück. Ghatotkacha war auch vom Wagen abgesprungen, und im nächsten Moment zermalmte das vorzügliche Ashani funkensprühend seinen Wagen nebst Wagenlenker, Pferden und Standarte, so daß sich nur noch Asche über dem Erdboden verteilte. Alle Wesen applaudierte Aswatthaman für diese Heldentat.

Aswatthaman gegen die Pandavas

Und Ghatotkacha lief zu Dhrishtadyumnas Wagen, nahm sich dort einen riesigen Bogen und schoß seine Pfeile auf den ruhmreichen Aswatthaman ab. Auch Dhrishtadyumna zielte mit goldgeflügelten und todbringenden Pfeilen auf Aswatthamans Brust. Doch Aswatthaman entließ tausende Pfeile, welche seine beiden Gegner allerdings alle abwehrten. Und so entspann sich der nächste Kampf zwischen Aswatthaman auf der einen Seite und Ghatotkacha und Dhrishtadyumna auf der anderen, der extrem furchtbar wurde und alle Heldenherzen erfreute. Bhima kam mit tausend Wagen und dreihundert Elefanten herbei, doch Aswatthaman kannte keine Müdigkeit und kämpfte unvergleichlich mit allen Gegnern. In nur einem Augenzwinkern hatte er mit seinen spitzen Pfeilen das nächste Akshauhini an Rakshasas mitsamt Elefanten, Wagen und Pferden vernichtet, trotz der Pandava Helden Bhima, Ghatotkacha und Dhrishtadyumna, Yudhishthira, Nakula, Sahadeva, Krishna und Arjuna. Überall häuften sich die großen, im Todeskampf zuckenden Leichname der Elefanten mit ihren abgeschlagenen Rüsseln, die sich windenden Schlangen glichen. Die Erde strahlte von all dem goldenen Schmuck und bunten Schirmen der Könige wie das mit Sternen und Planeten geschmückte Firmament. Das Blut der Krieger und Tiere bildete schnell einen Strom, in dem hohe Standarten, Trommeln, Waffen, Wagenteile, Yakschwänze und Banner versanken, und an dessen Ufer sich die Aasfresser tummelten. Das Schmerzgeschrei der Kämpfer wehte über diesen Strom, auf dem sich gräßliche Wellen bildeten auf ihrem Weg in Yamas Reich.

Verluste auf Seiten der Pandavas

Nachdem Aswatthaman die Rakshasa Heerscharen vernichtet hatte, griff er sowohl Ghatotkacha mit seinen Pfeilen an, als auch die Pandava Helden, wobei er Suratha, einen der Söhne Drupadas, tötete. Auch Surathas jüngerer Bruder Satrunjaya fiel, ebenso wie Valanika, Jayanika und Jaya. Mit lautem Löwengebrüll tötete er noch Prishadhru, den stolzen Chandrasena und mit zehn Pfeilen die zehn Söhne von Kuntibhoja. Srutayus ging ins Reich Yamas ein, ebenso fiel Satrunjaya, von drei spitzen Pfeilen mit wunderschönen Federn getroffen. Dann legte Aswatthaman einen geraden und furchtbaren Pfeil auf die Bogensehne, spannte den Bogen bis zum Ohr und schoß den Pfeil, welcher der Schlinge Yamas ebenbürtig war, auf Ghatotkacha ab. Das gewaltige Geschoß durchbohrte die Brust des Rakshasa, trat in die Erde ein, und Ghatotkacha fiel vom Wagen. Dhrishtadyumna wähnte ihn tot, hob ihn auf und ließ ihn auf einem anderen Wagen fortbringen. Und auch die Wagenabteilung von Yudhishthira wandte sich vom Kampf ab, so daß Aswatthaman sein siegreiches Löwengebrüll ertönen ließ. Alle deine Söhne und Krieger lobten und ehrten ihn, beim Anblick der mit toten Rakshasas bedeckten Erde. Und auch die Siddhas, Gandharvas, Pisachas, Nagas, großen Vögel, Pitris, Raubtiere, Geister, Apsaras und Himmlischen applaudierten dem Sohn von Drona.


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