Pushpak Mahabharata Buch 7Zurück WeiterNews

Kapitel 131 – Bhima und Karna, zum zweiten

Sanjaya erzählte weiter:
Während dieser haarsträubenden Schlacht, in der alle Kämpfer Angst und Schmerzen fühlten, griff Karna den Bhima wie ein wilder Elefant an.

Da fragte Dhritarashtra:
Wie konnte es erneut zum Kampf zwischen den beiden starken Helden kommen, so nahe bei Arjuna? Kurz zuvor hatte Bhima Karna besiegt. Warum stellte sich Karna wieder dem Zweikampf, und wie reagierte Bhima auf den Angriff des Suta Sohnes, der als einer der größten Wagenkrieger auf Erden gilt? Yudhishthira, der Sohn von Dharma, der sich bereits gegen Bhishma und Drona durchgesetzt hatte, fürchtete niemanden so sehr wie den Bogenkrieger Karna. Wenn er an Karna denkt, dann verbringt er schlaflose und sorgenvolle Nächte. Wie konnte da Bhima gegen Karna im Duell bestehen, wo jener doch den Brahmanen völlig hingegeben, mit großer Energie gesegnet ist und niemals von der Schlacht zurückweicht? Welchen Verlauf nahm ihr Kampf so nahe bei Arjunas Wagen? Nun ja, seit er um seine Verwandtschaft (mit den Pandavas) weiß, ist Karna mitfühlend. Wenn er sich an seine Worte zu Kunti erinnert, wie könnte er dann überhaupt mit Bhima kämpfen? Bhima wird auf jeden Fall mit ihm kämpfen, wenn er an alles Übel denkt, was ihm Karna angetan hat. Mein Sohn Duryodhana hofft sehr, daß Karna alle Pandavas besiegt. Wie kämpfte also der Mann, auf dem alle Hoffnungen meines Sohnes ruhen? Meine anderen Söhne vertrauten ihm ebenfalls, als sie die Feindschaft mit den Söhnen des Pandu wählten. Karna bezwang einst die ganze Erde auf einem einzelnen Wagen. Wie kämpfte Bhima mit ihm, der mit einem Paar Ohrringe auf die Welt kam? Du kannst es mir gut erklären, oh Sanjaya. So sprich zu mir in allen Einzelheiten über die beiden, und wer von ihnen den Sieg errang.

Sanjaya sprach:
Bhima wollte Karna hinter sich lassen und zu Arjuna und Krishna vordringen. Doch Karna stellte sich dazwischen und deckte Bhima mit einem dichten Schauer an Geschossen ein. Mit seinem schönen Lotusgesicht forderte der gewaltige Sohn von Adhiratha mit einem strahlenden Lächeln den fahrenden Bhima zum Zweikampf.

Karna rief ihm zu:
Oh Bhima, ich hätte niemals geträumt, daß du weißt, wie man kämpft. Warum zeigst du mir dann deinen Rücken, um Arjuna zu sehen? Oh Strahlender unter den Pandavas, das ziemt sich kaum für einen Sohn der Kunti. Steh mir und schieß deine Pfeile auf mich ab.

Bhima hörte die Herausforderung und ertrug sie nicht. Seinen Wagen ein wenig zur Seite drehend, kämpfte er mit dem Sohn des Suta und sandte ganze Wolken von geraden Pfeilen auf ihn ab. Auch wünschte er, die alte Feindschaft endlich mit dem Tode Karnas zu beenden, und entließ alle Waffen, die er kannte, auf diesen Helden, der vor ihm in voller Rüstung stand. Mächtig waren die Geschoßhagel, die Bhima entließ, doch mit großer Kraft schluckte Karna mithilfe seiner eigenen Waffen alle anfliegenden Pfeile. Als Meister der militärischen Künste nutzte er all sein Wissen im Kampf. Lächelnd schien er Bhima zu necken, während jener mit großem Zorn kämpfte. Doch dieses Lächeln inmitten vieler zuschauender, tapferer Kämpfer konnte Bhima nicht ertragen. Wie ein Führer den Elefanten mit dem Haken schlägt, so traf Bhima den nahestehenden Karna mit vielen Pfeilen mit Kalbszähnen mitten in die Brust. Und dann schickte er gleich noch dreiundsiebzig wohlgezielte Pfeile mit schönen Federn auf die bunte Rüstung Karnas hinterher. Der heldenhafte Karna, der so schnell wie der Wind in seiner strahlenden Rüstung war, traf Bhimas Pferde mit jeweils fünf Pfeilen und im nächsten Augenzwinkern ward Bhimas Wagen in ein Netz von Pfeilen eingesponnen mitsamt Wagenlenker, Standarte und Bhima selbst. Es folgten vierundsechzig entschlossene Pfeile auf die undurchdringliche Rüstung Bhimas und einige gerade Pfeile, welche tief in den Körper eindringen konnten. Doch Bhima achtete gar nicht auf die gefährlichen Pfeile Karnas, fühlte keinen Schmerz und schoß furchtlos zurück. Er traf Karna mit zweiunddreißig spitzen und sehr energiereichen Pfeilen. Doch auch Karna zeigte größten Gleichmut und deckte im Gegenzug wieder den starkarmigen Bhima mit vielen Pfeilen ein. Trotzdem kämpfte Karna in diesem Duell milde, während Bhima in Erinnerung an früheres Leid mit aller Entschlossenheit focht. Bhima merkte wohl die Schonung, und deckte jedes Glied seines Gegners mit wütenden und goldgeflügelten Pfeilen ein, als ob summende Insektenschwärme auf ihm niedergingen. Der ringsum getroffene Karna schoß seine Pfeile ruhig und gezielt zurück, die Bhima, dieses Juwel in der Schlacht, mit vielen breitköpfigen Pfeilen abwehrte, bevor sie ihn erreichen konnten. Noch ein Schauer ging über Bhima nieder. Diesmal trafen die Pfeile, und Bhima sah wie ein Stachelschwein mit abgespreizten Stacheln aus. Er ertrug und trug die goldenen und an Stein gewetzten Pfeile wie die Sonne ihre Strahlen. Alle seine Glieder waren blutgebadet und leuchteten wie die Blüten des Asoka Baumes im Frühling. Mit rollenden Augen schoß Bhima fünfundzwanzig lange Pfeile auf Karna ab, so daß Karna einem weißen Berg glich, an dem sich lange Schlangen winden. Noch einmal traf Bhima den kämpferischen Karna, erst mit sechs und dann mit acht Pfeilen. Und lächelnd schnitt er ihm noch den Bogen entzwei. Dann tötete er die vier Pferde Karnas, auch den Wagenlenker und bohrte weitere lange und sonnengleich glitzernde Pfeile in die Brust Karnas. Die Pfeile glitten durch Karnas Körper, verschwanden zischend in der Erde, und obwohl er immer noch stolz auf seine Männlichkeit war, zog sich Karna schwer getroffen zu einem anderen Wagen zurück.


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