Pushpak Mahabharata Buch 7Zurück WeiterNews

Kapitel 112 – Satyaki bereitet sich vor

Sanjaya erzählte:
Zwar fürchtete Satyaki den Tadel Arjunas, wenn er den König verließe, doch er sah auch, daß ihm sonst Feigheit nachgesagt würde, und dachte bei sich:
Die Leute sollen nicht sagen, daß ich Angst hätte, Arjunas Spuren zu folgen.

Eine Weile sann er so nach und sprach dann zu König Yudhishthira, dem Gerechten:
Wenn du denkst, daß diese Vorkehrungen für deinen Schutz ausreichend sind, dann werde ich deiner Bitte folgen und mich zu Arjuna durchkämpfen. Ich versichere dir aufrecht, oh König, daß mir niemand in den drei Welten lieber ist als Arjuna. Auf dein Geheiß werde ich seinem Pfad folgen, oh Segenspender. Es gibt nichts, was ich nicht für dein Wohl tun würde. Oh bester Mann, die Worte meines Lehrers wiegen schwer für mich, doch deine wiegen noch viel schwerer, mein Herr. Deine Brüder und auch Krishna handeln immer zu deiner Zufriedenheit, und so nehme auch ich deinen Befehl auf mein Haupt, und werde für Arjuna diese undurchdringliche Armee durchstoßen. Entschlossen werde ich durch die feindlichen Reihen eilen wie ein Fisch durchs Wasser, um dahin zu gelangen, wo Jayadratha von seinen Truppen, Aswatthaman, Karna und Kripa bewacht Arjuna furchtsam erwartet. Die Entfernung schätze ich auf drei Yojanas, und doch werde ich Arjuna folgen und mit ihm sein, bis Jayadratha tot ist. Welcher Mann begibt sich ohne Befehl seines Führers in die Schlacht? Und hat man seine Befehle, so wie ich sie von dir empfing, wer würde dann nicht kämpfen? Ich weiß, wohin ich gehen muß, oh Herr.

Ich werde diesen von Schwertern, Pflugscharen, Wurfpfeilen, Keulen, Schildern, Dolchen und Lanzen wimmelnden Ozean aufwühlen. Und siehst du die große Elefantenabteilung? Alle Tiere stammen von der Rasse namens Anjana, sind wild und kämpferisch, werden von schlachtbegierigen und erfahrenen Mlechas geführt und verschütten ihren Schläfensaft wie Regenwolken. Sie kehren niemals um, wenn ihre Führer sie antreiben, und können nicht einfach in die Flucht geschlagen, sondern nur getötet werden. Und sieh die tausenden königlichen Wagenkrieger. Sie alle sind Maharathas und werden Rukmarathas (Besitzer von goldenen Wagen) genannt. Sie können sowohl vom Wagen als auch vom Rücken eines Elefanten aus meisterhaft kämpfen, mit ihren Waffen und auch mit der Faust, aus der Distanz mit Pfeil und Bogen oder im Nahkampf mit Keule, Schwert und Schild. Sie sind mutig, gelehrt und vom Geist der Konkurrenz befeuert. Sie vernichten täglich viele, viele Krieger in der Schlacht, werden von Karna angeführt und sind Dushasana gehorsam. Sogar Krishna lobt sie als große Krieger. Karnas Befehlen folgen sie blind. Und bestimmt hielten sie sich fern von Arjuna, um nun ausgeruht und mutig in undurchdringlichen Rüstungen, schwer bewaffnet und auf Duryodhanas und Karnas Befehl hin bereit zu sein. Doch ich werde sie für dich zermalmen und Arjunas Spuren folgen. Und die anderen siebenhundert gerüsteten und geschmückten Elefanten, die du dort siehst, von Kiratas geritten, die übergab der König von Kirata nebst vielen Dienern einst Arjuna für sein Leben. Ach, bedenke nur die Wechselfälle des Lebens! Früher waren sie dir dienstbar, heute kämpfen sie gegen dich. Diese Kiratas sind nicht leicht zu schlagen, denn sie stammen aus dem Geschlecht Agnis und wissen wohl zu kämpfen. Arjuna besiegte sie einst, und nun stehen sie unter dem Befehl von Duryodhana bereit. Auch sie werde ich mit meinen Pfeilen vernichten und Arjunas Spuren folgen. Und jene, riesigen, gut trainierten, goldverzierten und aufgestachelten Anjana Elefanten, die Airavat gleichen und von den nördlichen Bergen stammen, sie werden von rauhen Männern mit starken Gliedern geführt, welche in eiserne Rüstungen gehüllt sind und trefflich streiten können. Unter ihnen gibt es welche, die stammen von Kühen, Affen oder auch Menschen ab. Sie sind Fremde, die aus den Weiten des Himavat kommen und aus der Ferne wie Rauch aussehen. Mit ihnen an seiner Seite, sowie Kripa, Drona, Karna und all den anderen vorzüglichen Kriegern denkt Duryodhana leichtfertig von den Pandavas. Das Schicksal läßt ihn schon an seinen Erfolg denken. Doch sie alle werden heute in die Reichweite meiner Pfeile kommen und mir nicht entfliehen, auch wenn sie über die Schnelligkeit des Geistes verfügten, oh Sohn der Kunti. Und all jene, die Duryodhana hoch schätzt, weil er sich immer auf die Heldenkraft anderer verläßt, werden auf Vernichtung durch meine Wolken an Geschossen treffen. Siehst du dort, oh König, die Kämpfer mit den goldenen Standarten? Ihnen ist schwer zu widerstehen. Es sind Kambojas, tapfere, geschickte und ihren Waffen zutiefst zugetane Männer. Sie haben sich fest zusammenschlossen, um einem anderen zu dienen. Sie bilden ein volles Akshauhini und stehen achtsam bereit, von Kuru Helden klug angeführt. Sieh, wie sie alarmiert sind und ihre Blicke auf uns richten. Ohne Zweifel werde ich sie vernichten wie die Flamme trockenes Stroh. So möge mein Streitwagen ausgestattet und gerüstet werden, denn solche gräßliche Schlacht benötigt gräßliche Waffen. Und fünfmal mehr Waffen sollen es sein, als die Militärgelehrten es raten, denn ich werde die Kambojas und Kiratas bekämpfen müssen, die wie giftige Schlangen sind und bestens bewaffnete, erfahrene Kämpfer, welche von Duryodhana immer gut behandelt wurden und ihm treu ergeben sind. Auch werde ich mich mit den Sakas schlagen müssen, die über Kraft und Mut verfügen wie Indra selbst, gefährlicher als Feuer sind und ebenso schwierig wie ein Waldbrand zu bekämpfen. So mögen die besten Pferde vor meinen Wagen gespannt werden, die beste Zucht mit den besten Merkmalen, nachdem sie getränkt und versorgt wurden.

So ließ König Yudhishthira vollgefüllte Köcher, verschiedenste Waffen und alles Nötige auf Satyakis Wagen bringen. Seine schnellen und fügsamen Pferde wurden gebadet, herumgeführt, geharnischt und mit anregendem Wein getränkt, bevor sie angespannt und mit goldenen Girlanden geschmückt wurden. Auf seinem Wagen wurde eine hohe Standarte angebracht, die einen Löwen mit goldener Mähne zeigte. Um dies Zeichen wehten weiße Banner und glitzerten goldene Ketten, Korallen und Perlen. Auf dem bereits von Waffen schweren Wagen thronte ein kostbarer Sonnenschirm, und als alles bereit war, kam Satyakis Wagenlenker und Freund, ein jüngerer Bruder von Daruka, und verkündete wie Matali seinem Gott, daß der Wagen bereit sei. Auch Satyaki hatte ein Bad genommen, sich gereinigt, glücksverheißende Zeremonien ausgeführt und tausend Snataka Brahmanen Goldmünzen gegeben, damit sie ihm Segen spendeten. Als nächstes trank der schöne Satyaki Kairata Honig und strahlte mit angeregt geröteten Augen. Er berührte einen Metallspiegel und fühlte große Freude, so daß sich seine Energie noch verdoppelte, und er selbst wie Feuer loderte. Über die Schulter warf er Bogen und Köcher, den Harnisch hatte er angelegt, und mit schönen Ornamenten geziert bat er die Zweifachgeborenen um die Durchführung der glücksverheißenden Riten. Hübsche Mädchen ehrten ihn, indem sie Parfüme, Blumen und gerösteten Reis über ihm ausschütteten. Mit gefalteten Händen ehrte er Yudhishthiras Füße, und jener roch an seinem Scheitel. Nachdem alle Vorbereitungen getroffen und alle Riten ausgeführt waren, bestieg er seinen Streitwagen, und die munteren, windesschnellen und unaufhaltsamen Pferde der Sindhu Zucht trugen ihn auf seinem triumphalen Wagen davon. Auch Bhima wurde von König Yudhishthira geehrt und folgte Satyaki achtungsvoll grüßend. Als deine Truppen die beiden Helden kommen sahen, stand alles still, sogar Drona.

Doch Satyaki sprach froh zum nachfolgenden Bhima:
Oh Bhima, beschütze du den König. Dies ist nun deine allererste Pflicht. Ich werde dieses Heer durchdringen, dessen Stunde gekommen ist. Ob nun hier oder dort, der Schutz des Königs ist die oberste Pflicht. Du weißt um mein Können und ich um deines, oh Feindebezwinger. Wenn du mir also Gutes wünschst, oh Bhima, dann kehre um.

Bhima antwortete:
So geh und sei erfolgreich! Bester Mann, ich werde den König beschützen.

Und Satyaki noch einmal:
Ja geh zurück, oh Sohn der Pritha. Mein Erfolg ist sicher, wenn meine Verdienste dich so gewannen, daß du meinen Wünschen Folge leistest. Wahrlich, oh Bhima, diese guten Omen zeigen mir meinen Erfolg deutlich an. Und wenn der sündige Jayadratha vom hochherzigen Arjuna geschlagen wurde, werde ich König Yudhishthira mit der tugendhaften Seele umarmen.

So verabschiedeten sich die beiden Tiger unter den Männern mit einer Umarmung. Satyaki musterte deine Truppen, oh König, wie ein Tiger eine Herde Rehe, und schon bei diesem Blick begannen deine Reihen zu zweifeln und zu zittern. Und mit einem Mal stürmte Satyaki voran, um Arjuna zu erreichen.


Zurück Inhaltsverzeichnis Weiter