Pushpak Mahabharata Buch 7Zurück WeiterNews

Kapitel 55 – Srinjaya und sein goldener Sohn

Sanjaya sprach:
Nachdem König Yudhishthira von der Herkunft des Todes und ihren schwer verständlichen Taten erfahren hatte, sprach er demütig zu Vyasa:
Viele Könige aus gesegneten Ländern waren mit ihren gerechten Taten und ihrem herrschaftlichem Heldenmut Indra ebenbürtig. Sie sprachen die Wahrheit und waren ohne Sünde. Oh sprich zu mir von ihren Errungenschaften aus alter Zeit, oh Zweifachgeborener, und tröste mich mit erhabenen Worten. In welchem Maße opferten diese königlichen Weisen? Wer waren die Würdigen mit den hohen Seelen und wahrhaften Taten? Oh sprich zu mir, du Ruhmreicher.

Und Vyasa erzählte:
Es gab einmal einen König namens Switya. Sein Sohn hieß Srinjaya. Und die Rishis Narada und Parvata waren seine Freunde. Eines Tages kamen die beiden Asketen zum Palast Srinjayas, um ihm einen Besuch abzustatten, und da sie aufrecht von Srinjaya geehrt wurden, blieben sie höchst zufrieden und glücklich für eine Weile bei ihm. Und es geschah, als gerade Srinjaya mit seinen beiden asketischen Freunden entspannt beisammen saß, daß Srinjayas schöne Tochter mit einem lieblichen Lächeln zu ihnen trat. Sie stellte sich grüßend an die Seite ihres Vaters, welcher ihr entzückt allen Segen schenkte, den sie sich wünschte. Da sprach Parvata lächelnd zum König:
Wessen Tochter ist diese Dame mit den ruhelosen Blicken und allen glücksverheißenden Zeichen? Ist sie der Sonne Glanz oder des Feuers Flamme? Oder ist sie eine der Göttinnen wie Shri, oder Hri, Kirti, Dhriti, Pushti, Siddhi oder der Schimmer des Mondes?

Srinjaya antwortete dem himmlischen Rishi Parvata:
Oh Ruhmreicher, dies ist meine Tochter, die um meinen Segen bittet.

In dem Augenblick sprach Narada:
Wenn du dir Gutes wünschst, oh Monarch, dann gib mir deine Tochter zur Frau.

Entzückt antwortete da der König dem Narada:
Ich gebe sie dir gern.

Doch empört sprach da Parvata zu Narada:
Ich habe sie zuvor in meinem Herzen erwählt, und nun nimmst du sie dir zur Gattin? Weil du das getan hast, oh Brahmane, sollst du nicht mehr aus eigenem Willen in den Himmel gehen können.

Narada antwortete:
Herz und Rede (des Gatten), Zustimmung (des Gebenden), (beider) Einverständnis, die Gabe mit Wassertropfen und das Rezitieren der Mantras um das Ergreifen (der Hand der Braut) – diese werden als Zeichen für einen Ehemann erachtet. Die Zeremonie, auch wenn sie wichtig ist, ist nicht das Wichtigste. Was das Wichtigste ist, ist das Umrunden in sieben Schritten (der Braut um den Bräutigam). Du hast deine Absicht der Heirat nicht in die Tat umgesetzt und mich doch verflucht. Dafür sollst du ohne mich auch nicht in den Himmel eingehen können.

Nach dieser beiderseitigen Verfluchung lebten die beiden Rishis weiter im Hause Srinjayas. Der König jedoch sehnte sich sehr nach einem Sohn und begann mit gereinigter Seele, die veden- und schriftenkundigen Brahmanen mit Nahrung und Kleidung zu versorgen, so sehr er es vermochte. Als diese mit dem Wunsche des Königs zufrieden übereinstimmten, gingen die Brahmanen zu Narada und sprachen:
Gewähre dem König sein Begehr.

Der himmlische Rishi Narada war einverstanden und sprach: „So sei es.“ Dann wandte er sich an den König Srinjaya:
Oh königlicher Weiser, die Brahmanen sind mit dir zufrieden und wünschen sich für dich einen Sohn. So bitte um die Art von Sohn, die du möchtest, denn gesegnet bist du.

Mit gefalteten Händen bat der König um einen Sohn, der in allem vollkommen war, ruhmreich, von glorreichen Heldentaten, großer Energie und der Fähigkeit, alle Feinde zu züchtigen. Und er bat darum, daß alle Ausscheidungen des Kindes, wie Schweiß, Urin und dergleichen, von reinem Golde sein sollen. Schon bald wurde dem König ein Sohn namens Suvarnashthivin („von goldener Ausscheidung“) geboren. Aufgrund des besonderen Segens vermehrte das Kind den Reichtum seines Vaters ins Unermeßliche, so daß König Srinjaya alle nötigen und begehrenswerten Dinge aus Gold fertigen ließ. Alle seine Häuser, die Mauern und Wälle, Forts und Unterkünfte der Brahmanen, die Betten, Fuhrwerke, Teller, Töpfe und Tassen, einfach alle Utensilien im Palast waren aus Gold. Doch sein Vorrat vergrößerte sich immer noch. Dies lockte schließlich Räuber an, die dem König schaden wollten. Sie sammelten sich und berieten sich über die Sache mit dem Goldjungen. Einige schlugen vor: „Wir sollten den Sohn des Königs rauben, denn er ist die Goldmine.“ Und alle stimmten zu: „Ja, das sollten wir versuchen.“ So drangen sie habgierig in den Palast ein und raubten Prinz Suvarnashthivin. Sie schleppten ihn in die Wälder, doch sie wußten nicht, was nun zu tun sei. Und die Unwissenden töteten den Jungen und schnitten seinen Körper in viele Teile. Doch sie fanden nicht das Gold in ihm. Denn mit dem Tod des wundervollen Jungen verschwand auch das Gold, welches der Rishi als Segen gewährt hatte. Und erbost stritten die Räuber, gingen aufeinander los, töteten sich gegenseitig und sanken in eine gräßliche Hölle.

Über König Marutta

Als König Srinjaya vom Tode seines Sohnes erfuhr, weinte und klagte er so mitleidsvoll, daß der himmlische Rishi Narada zu ihm kam. Nun höre, oh Yudhishthira, was Narada zum kummervollen König sprach:
Oh Srinjaya, selbst wenn wir Brahma- Sprechenden in deinem Hause leben, wirst auch du sterben müssen, ohne deine Begierden erfüllt zu haben. Denn sogar König Marutta, Avikshits Sohn, mußte sterben, wie wir hörten. Im Groll auf Vrihaspati ließ er Samvarta in seinem großen Opfer den Vorsitz führen, wofür ihm der ruhmreiche Mahadeva großen Reichtum in Form eines goldenen Plateaus im Himavat übergab. Mit dieser Fülle führte König Marutta noch viele weitere Opfer durch. Zu ihm kamen ganze Scharen von Himmlischen nebst Indra und Vrihaspati. Alle Teppiche und Möbel in seinen Opfern waren aus Gold, die Zweifachgeborenen aßen und tranken sich mit dem Besten und Reinsten satt, und immer gab es köstliche Milch, Quark, geklärte Butter, Honig, Kleider und Ornamente vom Kostbarsten und Edelsten. Die Brahmanen waren immer höchst zufrieden, die Götter selbst bedienten in seinem Palast die Gäste, und die Viswadevas waren die Höflinge von König Marutta. Da alle himmlischen Besucher immer mit Gaben von geklärter Butter erfreut wurden, vermehrten sie noch seinen Reichtum an Korn, denn sie ließen es zur rechten Zeit reichlich regnen. Und König Marutta war immer der ehrenvollen Versorgung der Rishis, Pitris und Götter zugetan. Er stimmte sie glücklich, denn er studierte die Veden, übte Brahmacharya, führte alle nötigen Riten durch und verteilte Geschenke. Ja, sogar seine kostbaren goldenen Betten, Teppiche, Wagen und alle anderen Goldvorräte gab er den Brahmanen, so daß selbst Indra ihm nur Gutes wünschte. Seine Untertanen waren glücklich, denn er handelte immer mit Mitgefühl. So ging er schließlich durch seinen religiösen Verdienst in die ewigen Bereiche der Glückseligkeit ein. Für tausend Jahre hatte er mit seinen Ehefrauen, Kindern und Kindeskindern das Königreich regiert. Wenn sogar solch ein König starb, oh Srinjaya, der dir in den vier Haupttugenden weit überlegen war (asketische Enthaltsamkeit, Wahrhaftigkeit, Mitgefühl, Großzügigkeit), und der damit auch deinem jungen Sohn weit überlegen war, dann traure nicht und rufe „oh Swaitya“, denn dein Sohn hat noch keine Opfer durchgeführt und keine Opfergaben verteilt.


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