Sanjaya fuhr fort:
Es folgte der Sohn von Arjuna und Subhadra den Worten des klugen Yudhishthira und gebot seinem Wagenlenker die Annäherung an Dronas Schlachtordnung. Sein Wagenlenker meldete allerdings vorsichtige Bedenken an und sprach zu Abhimanyu:
Sei gesegnet mit vielen, langen Tagen! Schwer ist die Bürde, welche die Pandavas dir auferlegt haben. Bedenke es wohl und entscheide dann, ob du in der Lage bist, sie zu tragen oder nicht. Erst dann stürze dich in die Schlacht. Der Lehrer Drona ist ein Meister der höchsten Waffen und sehr erfahren. Doch du wurdest in großem Luxus erzogen und bist noch ungeübt in der Schlacht.
Lachend antwortete da Abhimanyu:
Oh Wagenlenker, wer ist Drona? Und was ist schon dieses weite Meer an Kshatriyas? Ich würde sogar Indra auf seinem Airavat mit allen Himmlischen angreifen, denn ich fühle nicht die geringste Ängstlichkeit beim Anblick all dieser Krieger. Die feindlichen Truppen erreichten nicht ein Sechzehntel von dem, was ich kann. Oh Sohn eines Suta, selbst wenn mir mein Onkel Vishnu (Krishna) oder mein Vater Arjuna als Gegner gegenüberstünden, mein Herz beschliche keine Furcht.
Und die Worte seines Wagenlenkers mißachtend, befahl Abhimanyu noch einmal:
So treibe die Pferde schnell zu Drona!
Mit schwerem Herzen trieb da Sumitra die goldgeschmückten, dreijährigen Pferde Abhimanyus an, so daß sie schnell und kraftvoll rannten. Drona und die Kauravas sahen ihn und die Pandavas hinter ihm kommen und machten sich zum Kampf bereit. Und der Jüngling in der goldenen Rüstung und mit der schönen Standarte, welche das Bild eines Karnikara Baumes zeigte, griff furchtlos an, als ob ein Löwe sich mit einer ganzen Elefantenherde anlegt. Sogar Arjuna schien er in diesem Moment überlegen. Und mit freudigem Eifer schlugen die Kauravas zurück, während er versuchte, in ihre Reihen einzudringen. Für einen Moment ging eine Bewegung durch die Krieger, als ob sich die Ströme der Ganga an einer Insel verwirbeln, und die Schlacht wurde schnell heftig und fruchtbar. Doch mittendrin gelang es Abhimanyu, vor den Augen Dronas, in die feindlichen Reihen einzudringen. Sofort umgaben große Mengen an Elefanten, Rossen, Wagen und Kriegern den Eindringling, um ihn siegessicher zu schlagen. Die Musikinstrumente spielten, die Schreie hallten, die Hände klatschten und überall hörte man widerstreitende Rufe wie „Warte nur! Geh nicht! Komm! Dort ist er!“, was sich mit dem Grunzen der Elefanten, dem Klingeln von Glöckchen, Klirren von Schmuck, Lachen, Hufgetrappel und Wagengeratter vermischte, auf daß die Erde davon bebte. Mit leichter Hand, großem Wissen um die verwundbaren Körperteile und überwältigender Energie schlug der mächtige Jüngling alle angreifenden Krieger, indem er schnell seine scharfen und tief eindringenden Waffen abschoß. Hilflos rangen da die Krieger mit dem Tod und verzischten wie Insekten in der Flamme. Abhimanyu verstreute ihre Leiber und Glieder über das Schlachtfeld wie ein Priester die Kusha Grashalme über dem Opferaltar verstreut. Schnell waren tausend Arme mitsamt Bögen, Pfeilen, Schwertern, Schilden, eisernen Haken, Lanzen, Streitäxten oder Zügeln in den Händen abgetrennt, auch wenn sie in Rüstungen aus Leguan Leder steckten. Manche hielten noch die Keulen oder Speere, Eisenkugeln, Schwerter, Beile, Kampanas, Knüppel oder Kurzpfeile fest im Griff, andere kostbare Muschelhörner oder Kachagrahas, Stachelstöcke, bärtige Wurfpfeile, Schlegel, Schlingen, schwere Schlageisen oder Steine. Und alle Arme trugen Armreifen und waren mit duftenden und edlen Parfümen und Salben bedeckt. Doch nun waren sie mit Blut beschmiert und schienen hell, so daß das Schlachtfeld so schön aussah, als ob Garuda es mit fünfköpfigen Schlangen ausgefüllt hätte. Abhimanyu verstreute auch zahllose Häupter seiner Feinde, die schöne Nasen, Locken und Münder zierten, reine Haut hatten und Ohrringe trugen. Das Blut floß in Strömen von diesen Häuptern, und alle Unterlippen waren zerbissen vor Schmerz oder Kampfeswut. Mit ihren schönen Girlanden, Kronen, Turbanen, Perlen und Edelsteinen glänzten sie wie die Sonne oder der Mond und glichen Lotusblüten, die jemand vom Stengel getrennt hatte. Während noch Leben in ihnen war, sprachen duftende Münder angenehme und nützliche Worte. Die wohlgerüsteten Wagen, die einst Luftschiffen des Himmels glichen mit ihren Schäften und Masten aus Bambus und den schönen Bannern, hatten alle ihre Aufbauten für den Kampf verloren (Janghas, Kuvaras, Nemis, Daganas) nebst Wagenrädern, Standarten und Böden. Alles, was sie einst trugen, war zerbrochen. Die schönen Stoffe und Teppiche, mit denen sie ausgelegt waren, wehten über das Schlachtfeld, und die Helden, die auf ihren Wagen gekämpft hatten, waren zu Tausenden geschlagen. Abhimanyu zerfleischte mit seinen Geschossen alles, was ihn umgab. Mit seinen scharfen Waffen durchtrennte er Elefantenkrieger mit ihren Elefanten und deren Bannern, Haken, Köchern, Rüstungen, Gürteln, Zügelwerk, Decken, Glocken, Rüsseln und Stoßzähnen. Sogar die Fußsoldaten, die den Elefanten den Rücken freihalten sollten, fielen in großer Menge. Und auch viele besonnene Rosse der Vanayu-, Kamboja- und Valhika- Zucht mit den ruhigen Schwänzen, Ohren und Augen, die sehr schnell waren, vorzüglich trainiert und von geschickten Reitern mit Schwert und Lanze gelenkt wurden, fielen mit zerrissenem Kopfschmuck und abgetrenntem Schweif leblos zu Boden. Vielen hingen die Zungen aus dem Maul, die Augäpfel hingen lose herum und ihre Därme und Lebern quollen aus dem Leib. Ihre Reiter lagen ihnen tot zur Seite, und die schönen Glöckchenschnüre, die sie einst schmückten, waren alle zerfetzt. Ihre ledernen Rüstungen durchtrennt, wälzten sich manche noch in ihren eigenen Exkrementen. Und Rakshasas und Raubtiere freuten sich sehr über ihre verstreuten Leichname. So tötete der strahlende Abhimanyu auch viele vorzügliche Pferde deiner Armee. Ganz allein vollbrachte er schwierige Heldentaten wie der unfaßbare Vishnu vor langer Zeit. Wie der dreiäugige Mahadeva von unermeßlicher Energie einst die schrecklichen Asura Heerscharen zermalmte, so schlug Abhimanyu dein großes Heer der dreifachen Kräfte (Wagen, Elefanten, Rosse). Ihn konnte kein Feind ertragen, überall überwältigte Arjunas Sohn auch ganze Abteilungen deiner Fußsoldaten. Und als deine Krieger sahen, wie er ganz allein so viele geschärfte Pfeile todbringend entließ, da warfen sie hohle Blicke nach allen Seiten, ihr Münder wurden trocken, die Augen ruhelos, ihre Körper bedeckte kalter Schweiß, und ihre Haare standen zu Berge. Die Hoffnung, diesen Feind besiegen zu können, schwand dahin, und sie setzten ihre Herzen auf Flucht. Nur ihr Leben wollten sie noch retten, als sie einander erst beim Namen riefen, und dann den verletzten, am Boden liegenden Freund, Bruder, Sohn oder Vater im Stich ließen. Mit großer Eile trieben sie ihre Reittiere zur Flucht oder rannten, was ihre Beine hergaben.