Pushpak Mahabharata Buch 7Zurück WeiterNews

Kapitel 2 – Karnas Kampfansage

Sanjaya sprach:
Wie ein Bruder (seinen Brüdern hilft, so) wollte nun Karna, der Sohn Adhirathas aus der Suta Kaste, die Armee deines Sohnes aus der Not befreien, in die sie durch Bhishmas Fall geraten war, und in der sie einem angeschlagenen Boot glich, welches im unergründlichen Ozean versank. Gleich nachdem der großartige Bogenschütze erfahren hatte, daß Shantanus Sohn, Bhishma, der mächtige Wagenkrieger und Beste aller Männer mit unvergänglichem Glanz von seinem Wagen gesunken war, erhob sich Karna und begab sich zum Schlachtfeld, als ob er seine eigenen Kinder retten würde.

Karna sprach:
In Bhishma wohnen Standhaftigkeit, Klugheit, Heldenmut, Tatkraft, Wahrhaftigkeit, Selbstbeherrschung und alle Tugenden eines Helden ebenso wie die himmlischen Waffen, Demut, Bescheidenheit, angenehme Rede und Freiheit von jeglicher Boshaftigkeit. In ihm, dem allseits dankbaren Vernichter von Brahmanenfeinden, wohnen all diese Eigenschaften so ununterbrochen wie Lakshmi im Mond. Wenn sogar dieser Bhishma, der Vernichter feindlicher Städte, seinen Todesstoß empfangen mußte, so erachte ich auch alle anderen Helden als bereits geschlagen. Weil alles auf ewig mit Handlung (bzw. Karma) verbunden ist, existiert nichts Unvergängliches in dieser Welt. Wenn sogar Bhishma mit den hohen Gelübden geschlagen wurde, wer könnte es noch auf sich nehmen und mit Sicherheit behaupten, das morgen die Sonne aufgeht? Er wurde aus der Energie der Vasus geboren. Er verfügte über Heldenmut, welcher den Vasus ebenbürtig ist. Wenn sogar dieser Herrscher der Erde wieder in die Vasus eingehen muß, so mögt ihr bereits um eure Kinder und Besitztümer trauern, um diese Erde, die Kurus und das ganze Heer.

Sanjaya fuhr fort:
So sprach Karna mit freudlosem Herzen und Tränen in den Augen zu den unterlegenen Kauravas über Bhishmas Fall, diesen segenspendenden Helden mit der großen Macht, den Herrn der Welt, Shantanus Sohn mit der außerordentlichen Energie. Und als sie die Worte von Radhas Sohn vernahmen, oh Monarch, da brachen deine Truppen in lautes Wehklagen aus und verschütteten Ströme von Tränen mit ebenso großem Kummer, wie ihr Jammern laut war. Doch als es Zeit zum Kämpfen war, und alle Divisionen der Kauravas mit Löwengebrüll und von ihren Königen angetrieben für die gräßliche Schlacht bereit standen, da sprach Karna erneut zu den großen Wagenkriegern und erfüllte ihre Herzen mit Entzücken:
In dieser kurzlebigen Welt strebt alles (in die Klauen des Todes). Ich meine, alles ist flüchtig. Doch wie konnte es geschehen, daß Bhishma, der so unbeweglich wie ein Berg stand, von seinem Wagen geworfen wurde, und ihr alle noch hier seid? Wenn dieser gewaltige Wagenkrieger besiegt wurde, nun am Boden liegt wie die Sonne, die aus dem Himmel fiel, dann können die Kuru Könige ohne ihren besten Krieger den Ansturm von Arjuna wohl kaum noch ertragen wie Bäume den Wind aus den Bergen. Darum werde nun ich die ängstlichen Kuru Krieger beschützen, so wie es der Hochbeseelte tat. Möge diese Bürde nun auf mich übergehen. Ja, ich sehe nun deutlich, wie flüchtig diese Welt ist, denn der vorzüglichste Held wurde geschlagen. Doch warum sollte ich nun Angst vor der Schlacht hegen? Mich auf dem Schlachtfeld bewegend werde ich die Pandavas mit meinen geraden Pfeilen zur Heimstatt von Yama senden. Ruhm ist für mich das höchste Ziel in der Welt, und daher werde ich alle im Kampf besiegen oder, selbst vom Feind geschlagen, mich auf diesem Feld zur Ruhe begeben. Yudhishthira besitzt Standhaftigkeit, Klugheit, Tugend und Macht. Bhimas Stärke ist der von hundert Elefanten ebenbürtig. Arjuna ist jung und der Sohn von Indra, dem Anführer der Himmlischen. Ja, das Heer der Pandavas ist nicht einmal von den Göttern einfach zu besiegen. Die Abteilungen, in welcher die Zwillinge kämpfen, welche wie Yama sind, und in der Satyaki und der Sohn der Devaki streiten, gleichen den Klauen des Todes. Kein Feigling kann sie angreifen und mit dem Leben davonkommen. Die Weisen setzen anschwellender asketischer Kraft die asketische Enthaltsamkeit entgegen. Und so sollte Stärke sich mit Stärke messen. Wahrlich, mein Geist ist fest auf den Schutz meiner Freunde und den Kampf mit dem Feind fixiert. Oh Wagenlenker, heute werde ich der Macht des Feindes widerstehen und ihn schon dadurch besiegen, daß ich mich zum Schlachtfeld begebe. Ich werde diese, beide Seiten vernichtende Blutfehde nicht tolerieren. Wenn die Schlachtreihen gebrochen sind, ist jeder, der sie wieder zu sammeln versucht, ein willkommener Freund. Ich werde entweder diese gerechte und eines aufrechten Mannes würdige Heldentat vollbringen oder mein Leben lassend Bhishma folgen. Entweder schlage ich alle meine Feinde zusammen, oder gehe von ihnen geschlagen in die Bereiche für Helden ein. Oh Wagenlenker, so und nicht anders werde ich handeln, wenn Frauen und Kinder um Hilfe rufen oder wenn Duryodhanas heldenhafte Macht bedroht ist. Ja, heute werde ich den Feind besiegen. Mein eigenes Leben wenig achtend, werde ich die Kurus in dieser schrecklichen Schlacht beschützen und die Söhne des Pandu schlagen. Und indem ich alle meine Feinde besiege, übergebe ich Duryodhana die unumstrittene Herrschaft. Legt mir meine schöne, goldene und mit Juwelen und Edelsteinen glänzende Rüstung an. Reicht mir meinen Kopfschutz, der an Herrlichkeit der Sonne gleicht. Gebt mir meinen Bogen und die Pfeile, die wie Feuer, Schlangen und Gift sind. Und befestigt sechzehn Köcher zu beiden Seiten meines Wagens nebst vorzüglichen Bögen, Wurfgeschossen und schweren Keulen und legt mein vergoldetes Muschelhorn bereit. Richtet meine bunte Standarte auf, die so rein erstrahlt wie der Lotus und das Emblem des Elefantengurtes trägt. Reinigt sie mit einem weichen Tuch und schmückt sie mit duftenden Blumengirlanden und schönen Goldfäden. Oh Sohn des Wagenlenkers, suche unverzüglich flinke und braungefärbte Rosse aus, die nicht zu mager sind und in mit Mantras geheiligtem Wasser gebadet wurden. Ihr Zaumzeug soll aus glänzendem Gold sein. Und stell mir auch einen hervorragenden Wagen bereit, der mit Blumen, Perlen und Gold verziert und so schön wie Mond oder Sonne ist. Er soll alles Nötige enthalten neben den zahlreichen Waffen und schönen Pferden. Die Bögen sollen stark sein, die Bogensehnen müssen den Feind schlagen können, und die Köcher müssen groß und voller Pfeile sein. Denk auch an den Harnisch für meinen Körper. Und bereite alles sonst noch Nötige vor, wenn man in die Schlacht eilt, wie Kupferkessel und Goldgefäße voller Quark. Auch meine Glieder sollen prächtige Blumengirlanden tragen. Mögen die Trommeln für den Sieg erklingen! Und bring mich schnell, oh Wagenlenker, an den Ort, an dem der diademgeschmückte Arjuna, Bhima, Yudhishthira und die Zwillinge kämpfen. Ich werde mich mit ihnen messen und sie schlagen oder, von ihnen geschlagen, Bhishma folgen. Denn die Könige werden es nicht schaffen, das Heer zu besiegen, in dem der wahrhafte Yudhishthira, seine Brüder, Satyaki und die Srinjayas kämpfen. Und wenn auch der alles zerstörende Tod selbst mit unablässiger Wachsamkeit Arjuna beschützte, ich werde ihn doch im Kampf töten oder Bhishmas Pfad in Yamas Heimstatt folgen. Hört es gut, wie ich es sage: Ich werde in die Mitte dieser Helden eindringen! Denn meine Verbündeten haben diese Blutfehde nicht verursacht, noch mißachten sie mich oder sind ungerecht.

Sanjaya sprach:
So bestieg Karna einen prachtvollen, starken und kostbaren Wagen mit einem vorzüglichen Fahnenmast, windesschnellen Pferden und einem leuchtenden Banner. Glücksverheißend und mit Gold geschmückt begab er sich in die Schlacht, um Sieg zu erringen. Von den höchsten Kuru- Kriegern geehrt wie Indra von den Himmlischen marschierte der hochbeseelte und furchterregende Bogenkämpfer mit der unermeßlicher Energie wie die Sonne aus, und das Rattern seines juwelengeschmückten Wagens klang wie Donnergrollen. Und eine große Armee begleitete ihn zu jenem Ort des Kampfes, wo sich Bhishma, dieser Stier unter den Bharatas, seiner Natur hatte beugen müssen. Karna war ein schöner Mensch mit dem Glanz von Feuer, und wie der Sohn von Adhiratha auf seinem schönen Wagen stand, strahlte er wie der Herr der Götter selbst, wenn er seinen himmlischen Wagen bestieg.


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