Dhritarashtra sprach:
Du bist klug, oh Sanjaya, und kannst alles erkennen. Du hast der Tradition gemäß den Inselkontinent kurz beschrieben. So berichte uns jetzt weitere Einzelheiten darüber. Sprich von der Ausdehnung des Landes, und was sich in jenem Teil befindet, der wie ein Hase aussieht. Dann mögest du auch den anderen Teil beschreiben, der dem Peepul Baum ähnelt.
So angesprochen, antwortet Sanjaya:
Von Osten nach Westen erstrecken sich sechs gleichförmige Bergketten und grenzen an den östlichen und westlichen Ozean. Dies sind Himavat, Hemakuta, der Beste der Berge Nishadha, der an Lapislazuli reiche Nila, der mondweiße Sweta und der aus verschiedensten Metallen zusammengesetzte Sringavat. Diese sechs Bergketten, oh König, sind stets die Wohnorte von Siddhas und Charanas. Der Abstand zwischen ihnen mißt jeweils tausend Yojanas, und die Gebiete dazwischen werden Varshas genannt, oh Bharata. Dort liegen viele entzückende Königreiche, wo überall verschiedenste Arten von Wesen wohnen. Das Land, wo wir sind, liegt im Varsha, der nach Bharata benannt wurde. Daneben ist (Richtung Norden) der nach dem Himavat benannte Varsha. Das Land, das jenseits von Hemakuta liegt, heißt Harivarsha. Südlich der Nila Kette und nördlich des Nishadha befindet sich ein Berg, der Malyavat genannt wird und von Osten nach Westen (nach W.Kirfel von Norden nach Süden) verläuft. Und gegenüber des Malyavat liegt der Berg Gandhamadana. Zwischen diesen beiden (Malyavat und Gandhamadana) ist ein kegelförmiger Berg aus Gold, welcher Meru genannt wird. Strahlend wie die Morgensonne, gleicht er einem Feuer ohne Rauch. Oh König, er ist 84.000 Yojanas hoch, und seine Tiefe ist 84 Yojanas (Dutt: 16.000 Yojanas). Er steht und trägt die Welten darüber, darunter und um ihn herum. Um den Berg Meru, oh Herr, sind vier Kontinente, nämlich Bhadrasva, Ketumala, Jambudvipa, welcher auch Bharata genannt wird, und Uttarakuru, welcher die Wohnstätte von jenen ist, die das Verdienst der Gerechtigkeit erreicht haben.
Als der Vogel Sumukha, der Sohn von Suparna (Garuda) erkannte, daß alle Vögel auf dem Meru goldenes Gefieder hatten, entschloß er sich, diesen Berg zu verlassen, weil es hier keinen Unterschied zwischen guten, mittelmäßigen und schlechten Vögeln gab. Die Sonne, die Erste aller Leuchten, umrundet beständig den Meru, wie auch der Mond mit seiner begleitenden Konstellation und der Windgott. Oh König, dieser Berg ist mit himmlischen Früchten und Blüten bedeckt, und überall findet man goldene Paläste. Dort vergnügen sich die Götter, Gandharvas, Dämonen und Rakshasas, von den Scharen der Apsaras begleitet. Dort sind Brahma und Rudra, sowie auch Indra, der Führer der Götter, versammelt, um verschiedene Arten von Opfern mit reichlichen Geschenken durchzuführen. Hier wandeln Tumburu, Narada, Vishwavasu sowie die Hahas und Huhus und verehren die Ersten der Himmlischen mit verschiedenen Lobliedern. Die hochbeseelten sieben Rishis und Kasyapa, der Herr der Wesen, begeben sich an jedem Parva Tag (zum Voll- oder Neumond) dorthin. Oh Gesegneter, auf dem Gipfel dieses Berges vergnügt sich Usanas, der auch als Poet bekannt ist, mit den Daityas (seinen dämonischen Schülern). All die Juwelen und Edelsteine (die wir kennen) und alle Berge, die voller Edelsteine sind, stammen vom Berg Meru ab. Es ist der göttliche Kuvera, der ein Viertel davon genießt. Und nur den sechzehnten Teil dieses Reichtums gibt er den Menschen. Auf der nördlichen Seite des Meru ist ein entzückender und ausgezeichneter Wald aus Karnikaras, die über das ganze Jahr mit Blüten geschmückt sind und einen großen Bereich des Berges bedecken. Dort vergnügt sich der berühmte Pasupati (Shiva), der Schöpfer aller Dinge, von seinen himmlischen Begleitern umgeben, an der Seite von Uma. Er trägt eine Girlande aus Karnikara Blüten um seinen Hals, die bis zu seinen Füßen reicht, und erstrahlt dort mit seinen drei Augen wie drei aufgehende Sonnen. Ihn können die Siddhas schauen, die wahrhafte Rede, ausgezeichnete Gelübde und strenge asketische Buße üben. Denn wahrlich, Maheshvara (Shiva) kann niemals von übelgesinnten Wesen gesehen werden.
Oh Herrscher der Menschen, vom Gipfel dieses Berges strömt die heilige und verheißungsvolle Ganga wie ein Strom von Milch herab. Sie wird auch Bhagirathi genannt, und verehrt von den Rechtschaffenen ist sie von universaler Form und unermeßlich. Sie fällt mit gewaltiger Kraft und schrecklichem Gedröhn in den entzückenden See von Chandramas. Tatsächlich wurde dieser heilige und ozeangleiche See durch die Ganga selbst geschaffen. Als die Ganga (einst aus dem Himmel) entsprang, war keiner der Berge fähig, sie zu ertragen, und so wurde sie für hunderttausend Jahre von Shiva, dem Träger des Pinaka, mit seinem Kopf aufgefangen.
Auf der Westseite des Meru, oh König, liegt Ketumala und daneben Jambukhanda. In beiden Ländern leben auch Menschen. Doch die Länge ihres menschlichen Lebens beträgt zehntausend Jahre. Oh Bharata, die Männer sind dort alle von goldiger Erscheinung, und die Frauen gleichen den Apsaras. Alle Bewohner leben ohne Krankheit und Sorgen und sind immer fröhlich. Die Menschen werden bereits mit dem Glanz von geschmolzenem Gold geboren. Und auf den Gipfeln von Gandhamadana verbringt Kuvera, der Herr der Guhyakas, mit seinen vielen Rakshasas und Scharen von Apsaras seine Zeit voller Freude. Jenseits von Gandhamadana gibt es noch viele kleinere Berge und Hügel. Die Länge des menschlichen Lebens beträgt dort elftausend Jahre. Diese Männer, oh König, sind fröhlich und mit großer Energie und Kraft begabt. Die Frauen haben den Teint der Lotusblüte und sind über alle Maßen schön.
Jenseits der Nila Bergkette lieg Swetavarsha, und jenseits von Sweta ist der Varsha Hiranyaka. Und hinter Hiranyaka ist der Varsha Airavata, der mit vielen Ländern bedeckt ist. Der letztgenannte Varsha im äußersten Norden und der Bharata Varsha im äußersten Süden sind beide, oh König, von der Form eines Bogens. Zwischen ihnen befinden sich die fünf Varshas (Hiranyaka, Swetavarsha, Ilavrita, Harivarsha und Haimavatvarsha), während Ilavrita im Zentrum von allen liegt. Unter diesen sieben Varshas (die fünf bereits erwähnten und Airavata und Bharata) übertrifft der nördlichste alle anderen bezüglich der Bedingungen von Lebenszeit, Wachstum, Gesundheit, Gerechtigkeit, Freude und Gewinn.
Oh Bharata, so ist die Erde mit den großen Bergen bedeckt, und viele Geschöpfe der unterschiedlichsten Arten leben in den Varshas zusammen. Der größte Berg von Hemakuta wird auch Kailasha genannt. Dort, oh König, verbringt Vaisravana (Kuvera) voller Heiterkeit die Zeit mit seinen Guhyakas. Gleich im Norden von Kailasha und in der Nähe der Mainaka Berge gibt es einen riesigen und schönen Berg mit einem goldenen Gipfel, welcher Manimaya genannt wird. Neben diesem Berg befindet sich ein großer, schöner, kristallklarer und entzückender See namens Vindusaras mit goldenem Sand (an seinen Ufern). Dort wohnte damals König Bhagiratha für viele Jahre, um die Ganga herabzubitten, welche seitdem auch Bhagirathi genannt wird. Dort kann man noch unzählige Opferpfähle aus Edelsteinen und aus Gold gemachte Chaitya Bäume sehen. Dort gewann sich auch der berühmte Tausendäugige (Indra) Erfolg, indem er Opfer durchführte. Dort wird der Herr aller Wesen und ewige Schöpfer aller Welten, mit höchster Energie erfüllt und umgeben von seinen geisterhaften Begleitern, verehrt. Dort sind Nara und Narayana, Brahma, Manu und Sthanu als Fünfheit immer anwesend. Hier zeigt sich auch zuerst die heilige Ganga, die in den drei Strömen (als Mandakini, Ganga und Bhogavati in den drei Welten) fließt. Sie kommt aus dem Brahma Bereich, um sich selbst in sieben weitere (irdische) Ströme zu teilen, und wird so zur Vaswokasara, Nalini, der Sünde reinigenden Sarasvati, Jambunadi, Sita, Ganga und Sindhu als siebenter Strom. Der Höchste Herr hat alle Vorkehrungen bezüglich dieses unvorstellbaren und himmlischen Stromes getroffen. An ihren Ufern werden im Laufe der Yugas zu tausenden Gelegenheiten Opfer durchgeführt. Bezüglich der Sarasvati ist noch zu erwähnen, daß sie in einigen Teilen (ihres Laufs) sichtbar ist und in anderen Teilen nicht. Diese heilige, siebenfache Ganga ist in den drei Welten weit bekannt.
Die Rakshasas wohnen auf dem Himavat, die Guhyakas auf Hemakuta, die Schlangen und Nagas auf Nishadha und die Asketen auf Gokarna. Die Sweta Berge werden als die Wohnstätte der Götter und Dämonen (der Suras und Asuras) bezeichnet. Die Gandharvas wohnen ebenfalls auf Nishadha und die zweifachgeborenen Rishis auf Nila. Die Berge von Sringavat werden auch als Vergnügungsort der Himmlischen betrachtet.
Diese, oh großer König, sind die sieben Varshas der Welt, wie sie eingeteilt werden. Hier leben all die verschiedenen Geschöpfe, bewegliche und unbewegliche. Man findet hier unterschiedlichen, unermeßlichen Wohlstand, sowohl schicksalhaften Reichtum als auch menschlichen Verdienst. Wer sein Wohlergehen wünscht, sollte daran glauben. So habe ich dir nun von diesem entzückenden Bereich in der Form eines Hasen erzählt, über den du mich gefragt hattest. An den äußersten Enden dieses Bereiches befinden sich die bereits erwähnten zwei Varshas, einer im Norden und der andere im Süden. Darüber hinaus sind die zwei Inseln Naga-Dvipa und Kasyapa-Dvipa die zwei Ohren dieses hasenförmigen Bereiches. Die schönen Berge von Malaya, oh König, mit ihren Felsen wie Kupferplatten, bilden einen anderen (bekannten) Teil von Jambudvipa, der in seiner Erscheinung einem Hasen ähnelt.