Rama sprach:
Oh junge Dame, vor den Augen all dieser Leute habe ich mit meiner ganzen Macht gekämpft und all meine Heldenkraft gezeigt. Ich habe sogar die Beste aller Waffen verwendet und war dennoch nicht imstande, irgendeinen Vorteil gegenüber Bhishma, dem Ersten aller Waffenträger, zu erringen. Ich habe so das Beste meiner Macht und meines Könnens gegeben. Geh nun, oh schöne Dame, wohin auch immer du es wünschst. Was für ein anderes Ziel von dir könnte ich vollbringen? Suche den Schutz bei Bhishma selbst! Du hast nun keine andere Zuflucht mehr. Mit mächtigen Waffen hat Bhishma mich besiegt.
So sprach der hochbeseelte Rama, seufzte und schwieg. Und die Jungfrau antwortete ihm:
Oh Heiliger, es ist wohl so, wie dein heiliges Selbst gesprochen hat. Dieser Bhishma mit der großen Intelligenz kann im Kampf nicht einmal von den Göttern besiegt werden. Du hast meine Ziele zum Besten deiner Kraft und Macht vertreten. Du hast in diesem Kampf Energie gezeigt, die niemals verwirrt werden kann, und Waffen verschiedenster Arten. Und doch war es dir nicht möglich, einen entscheidenden Vorteil gegenüber Bhishma im Kampf zu gewinnen. Aber ich selbst werde nicht ein zweites Mal zu Bhishma gehen. Oh Bewahrer des Bhrigu Stammes, ich werde mich wieder dahin begeben, oh Askesereicher, wo ich selbst die Mittel erringen kann, um Bhishma im Kampf zu schlagen.
So sprach die Jungfrau mit zornigen Augen, ging davon und überlegte, wie sie meinen Tod verursachen könnte. So faßte sie den endgültigen Entschluß, sich der Askese zu widmen. Danach verabschiedete sich der Erste aus dem Bhrigu Stamm zusammen mit den Asketen bei mir und begab sich auf jenen Berg zurück, oh Bharata, von dem er gekommen war. Auch ich bestieg meinen Wagen, gelobt von den Brahmanen, und fuhr in unsere Stadt zurück. Dort berichtete ich alle Geschehnisse meiner Mutter Satyavati, und sie, oh großer König, segnete mich dafür. Danach ernannte ich einige Vertraute, um die Handlungen dieser Jungfrau zu beobachten. So brachten mir diese Spione, die mir, ihrem Wohltäter, höchst ergeben waren, mit großem Eifer täglich Berichte über ihre Bestrebungen, Reden und Handlungen. Und als diese Jungfrau in die Wälder ging, entschlossen zur asketischen Entsagung, da wurde ich traurig und bekam von Leid gequält, ein schwermütiges Herz. Kein Kshatriya hat mich jemals durch seine Heldenkraft so besiegt, außer einem, der das Brahma erkennt, Gelübde beachtet und aufgrund der Entsagung höchstes Lob verdient. Daraufhin, oh König, berichtete ich alles, was die Jungfrau tat, an Narada, sowie auch an Vyasa. Sie beide sprachen zu mir: „Oh Bhishma, gib deinem Gram keinen Raum wegen der Tochter von Kasi! Wer in der Welt könnte das Schicksal durch eigensinnige Anstrengung zwingen?“
Mit der Zeit, oh großer König, betrat diese Jungfrau eine Reihe abgeschiedener Rückzugsorte und übte Entsagung, welche jenseits der menschlichen Erträglichkeit war. Ohne Nahrung, abgezehrt, ausgetrocknet, mit verfilzten Locken und mit Erde beschmiert lebte sie für sechs Monate nur von Luft und stand unbewegt wie ein Opferpfahl. Dann verbrachte diese Dame, deren Reichtum die Askese war, hungernd aufgrund ihres Fastengelübdes ein ganzes Jahr in den Wassern der Yamuna stehend. Und das folgende Jahr stand sie zornvoll auf ihren Zehen und aß nur ein herabgefallenes Blatt (von einem Baum). Und so verbrachte sie zwölf Jahre und bedrängte den Himmel durch ihre fieberhafte Entsagung. Und obwohl ihr alle davon abrieten, konnte sie mit keinem Mittel von diesem Weg abgebracht werden. Sie begab sich dann nach Vatsabhumi, dem Rückzugsort von hochbeseelten Asketen mit frommen Taten, der auch von den Siddhas und Charanas aufgesucht wird. Dort badete die Prinzessin von Kasi oft in den heiligen Wassern und wanderte gemäß ihrem Willen. Oh König, als nächstes ging sie nacheinander zur Einsiedelei von Narada, dem verheißungsvollen Asyl von Uluka, zu Chyavana, zum heiligen Ort des Brahma, zum Opferplatz der Götter Prayaga, zum heiligen Wald der Götter, nach Bhogavati, zur Einsiedelei des Sohnes von Kushika (Vishvamitra), zu Mandavya, Dilipa, Ramhrada und auch, oh Kaurava, zum Asyl von Garga. So reinigte sich die Prinzessin von Kasi im heiligen Wasser all dieser Orte, oh König, und bewahrte über die ganze Zeit die schwierigsten Gelübde.
Eines Tages, oh Kauravya, wurde sie von meiner Mutter aus dem Wasser gefragt:
Oh gesegnete Dame, wofür quälst du dich so? Sage mir die Wahrheit!
So befragt, oh Monarch, antwortete die makellose junge Dame mit gefalteten Händen:
Oh Schönäugige, Rama wurde im Kampf durch Bhishma besiegt. Welch anderer (Kshatriya) König könnte es wagen, Bhishma zu schlagen, wenn er mit seinen Waffen kampfbereit steht? So übe ich nun selbst die härteste Buße für den Untergang von Bhishma. Ich wandere über die Erde, oh Göttin, damit ich diesen Königlichen besiegen kann. In allem was ich tue, oh Göttin, ist dies das große Ziel meiner Gelübde.
Diese Worte von ihr hörend, antwortete die zum Ozean Strebende (Ganga):
Oh Dame, du handelst hinterhältig (gewunden, nicht gerade)! Oh schwaches Mädchen, du sollst deinen Wunsch niemals erreichen können, oh Makellose! Wenn du, oh Prinzessin von Kasi, diese Gelübde für den Untergang von Bhishma beachtest und ihnen noch anhaftest, wenn du deinen Körper verläßt, dann sollst du (in deiner nächsten Geburt) ein Fluß werden, der in seinem Lauf gewunden ist und nur während der Regenzeit Wasser führt! Alle Badeorte entlang deines Ufers werden schwierig erreichbar sein, und nur während der Regenzeit gefüllt, sollst du für acht Monate ausgetrocknet liegen! Voll mit schrecklichen Alligatoren und Kreaturen mit fürchterlichen Gesichtern, sollst du in allen Wesen Angst erwecken!
Nach diesen Worten, oh König, verließ meine Mutter, diese höchst gesegnete Dame, mit einem scheinbaren Lächeln die Prinzessin von Kasi. Und diese schöne junge Dame fuhr in ihren Gelübden fort, verzichtete manchmal für acht, manchmal für zehn Monate auf jegliche Nahrung, ja, sogar auf das Wasser. Und als die Tochter des Königs von Kasi für ihren leidenschaftlichen Wunsch zwischen den Tirthas (Pilgerorten) hin- und herwanderte, kam sie eines Tages, oh Kauravya, auch nach Vatsabhumi zurück. Und es wird gesagt, oh Bharata, daß sie dort zu einem Fluß geworden ist, der nur während der Regenzeit gefüllt, voller Krokodile und in seinem Lauf so gewunden ist, daß es keinen leichten Zugang zu ihm gibt. Doch, oh König, aufgrund ihres asketischen Verdienstes wurde nur die Hälfte ihres Körpers zum Fluß in Vatsabhumi, während die andere Hälfte eine Jungfrau blieb, wie zuvor.