Pushpak Mahabharata Buch 4Zurück WeiterNews

Kapitel 55 - Die Beschreibung des Kampfes und der Helden

Vaisampayana sprach:
Nachdem der Sohn von Radha vom Feld geflohen war, stürmten andere Krieger aus der Armee von Duryodhana nacheinander gegen den Sohn von Pandu mit ihren jeweiligen Kampfeinheiten. Und wie die Küste der Wut des drängenden Meeres widersteht, so widerstand dieser Krieger der Wut dieser unzähligen Heerscharen, die ihn in Kampfordnung bestürmten und mit Wolken von Pfeilen überschütteten. Und dieser Beste der Wagenkrieger und Sohn der Kunti, Arjuna mit den weißen Rossen, begegnete lächelnd dem Feind und begann seine himmlischen Waffen zu entfalten. So bedeckte Arjuna bald alle Himmelsrichtungen mit unzähligen Pfeilen vom Gandiva, wie die Sonne, die ganze Erde mit ihren Strahlen bedeckt. Und unter den Kämpfern auf den Wagen, Pferden und Elefanten, sowie unter den gepanzerten Soldaten, gab es niemanden, der auf seinem Körper nur eine Stelle größer als zwei Finger hatte, welche nicht von den scharfen Pfeilen verwundet war. Und wegen seiner Meisterschaft im Gebrauch der himmlischen Waffen, der Fähigkeiten seiner Rosse, der Erfahrung von Uttara, der Macht seiner Waffen, seinem Heldenmut und seiner Leichthändigkeit, begannen die Leute in Arjuna das Feuer der universalen Auflösung zu sehen, das am Ende der Zeit hervorbricht, um alle geschaffenen Dinge wieder aufzulösen.

Niemand unter den Feinden konnte mehr seine Augen auf Arjuna richten, der wie ein aufloderndes Feuer in seinem Glanz erstrahlte. Und zerfleischt von seinen Pfeilen sahen die feindlichen Heerscharen aus, wie aufsteigende Wolken an einem Berg, die vom Glanz der Sonne überstrahlt werden, oder wie ein Asoka Wäldchen, das in roter Blütenpracht erglänzt. Wahrlich, durch die Pfeile von Arjuna getroffen, erschienen die Reihen der Soldaten wie schöne Girlanden, deren Blüten allmählich austrocknen und abfallen. Und der alldurchdringende Wind trug auf seinen Flügeln die zerrissenen Banner und Schirme der feindlichen Heere gen Himmel. Schockiert durch die Verwüstung in ihren eigenen Reihen, flohen die Rosse in allen Richtungen, die von ihrem Joch mit den Pfeilen von Arjuna befreit wurden, und zogen die gebrochenen Teile der Kampfwagen mit sich fort. Und die Elefanten fielen auf das Schlachtfeld, getroffen an ihren Ohren, Rippen, Stoßzähnen, Lippen und anderen empfindlichen Teilen. Und in kürzester Zeit war die Erde mit den toten Elefanten der Kauravas übersät, wie mit dunklen Wolkenbergen.

Wie das auflodernde Feuer am Ende der Zeit alle vergänglichen Dinge der Welt verzehrt, alles Belebte und Unbelebte, so verzehrte Arjuna, oh König, alle Feinde im Kampf. Und durch die Energie seiner Waffen, das Sirren seines Bogens, die übernatürlichen Schreie der Wesen von seinem Fahnenmast, dem schrecklichen Gebrüll des Affen, und durch den Klang seiner Muschel schlug Vibhatsu, diese mächtige Geißel seiner Feinde, großen Terror in die Herzen aller Truppen von Duryodhana. Und die Kraft jedes feindlichen Kriegers schien wie in Staub zu zerfallen, als sie Arjuna so direkt vor sich sahen. Und unwillig, jene Wehrlosen zu töten und damit eine sündige Handlung zu begehen, wich Arjuna plötzlich zurück und griff die Armee im Hinterland mit neuen Wolken von scharfschneidigen Pfeilen an, die zu ihren Zielen wie Falken niederstürzten, welche vom Jäger freigelassen wurden. Und so bedeckte er bald das komplette Himmelsgewölbe mit Myriaden von bluttrinkenden Pfeilen. Und wie die intensiven Strahlen der Sonne jeden kleinsten Ort erleuchten können, so versuchten die unzähligen Pfeile von Arjuna den ganzen Himmelsraum auszufüllen. Die Feinde konnten den Wagen von Arjuna höchstens einen kurzen Moment erblicken. Dann waren sie bereits so nah, daß sie zusammen mit ihren Pferden sofort ins Jenseits gesandt wurden.

Und wie seine Pfeile die Körper der Feinde ungehindert durchbohrten, so fuhr auch sein Wagen ungehindert durch die feindlichen Reihen. Und wahrlich, er rollte durch die feindlichen Truppen und erschütterte sie mit so großer Gewalt, wie der tausendköpfige Vasuki den großen Ozean aufwühlen kann. Und während Kiritin unaufhörlich seine Pfeile entsandte, war das Geräusch der Bogensehne so laut, daß es alles andere übertönte. Nie zuvor hatten die geschaffenen Wesen ähnliches gehört. Und die Elefanten, die das Feld mit ihren pfeilbespickten Körpern füllten, erschienen wie schwarze Wolken auf denen Sonnenstrahlen funkeln. Man sah den Bogen von Arjuna unaufhörlich gespannt wie ein vollkommener Kreis, und in alle Richtungen beweglich, flogen die Pfeile nach recht und links davon. Und die Pfeile vom Herrn des Gandiva trafen nie etwas anderes außer ihr Ziel, so wie das Auge nie auf etwas verweilt, was nicht anziehend ist. Und wie die Spur einer Herde von Elefanten, die durch den Wald marschieren, von selbst entsteht, so entstand auch die verheerende Spur von selbst, welche der Wagen von Arjuna durch das Kampffeld zog. Und geschlagen und zerfleischt durch Arjuna dachten die feindlichen Krieger: „Wahrlich, Indra selbst wollte diesen Sieg von Arjuna, und von allen Unsterblichen begleitet hat er uns besiegt!“ Und sie betrachteten dieses Wesen, das überall dieses schreckliche Schlachten ausführte, als keinen anderen als den Tod selbst, der die Gestalt von Arjuna angenommen hatte, um alle geschaffenen Kreaturen wieder aufzulösen.

Und die Truppen der Kurus wurden so unvorstellbar hart durch Arjuna geschlagen, daß man das Geschehen als eine übernatürliche Tat von Arjuna ansehen mußte, die mit nichts anderem verglichen werden konnte. Er raubte den Feinden ihre Köpfe, wie man die Spitzen von Krautpflanzen abmäht. Durch diesen Terror verloren all die Kurus ihre Kraft. Geschlagen und gerodet, fielen die Bäume der Feinde im Sturm von Arjuna und färbten die Erde purpurrot. Und der mit Blut vermischte Staub, den der Wind emportrug, färbte die Strahlen der Sonne immer röter. Bald war der sonnige Himmel so rot, daß er dem Abendhimmel glich. Doch obwohl die Sonne unterzugehen drohte, ließ der Sohn von Pandu nicht nach, seine Pfeile abzuschießen. Und dieser Held mit der unvorstellbaren Energie überwältigte mit Hilfe aller himmlischen Waffen die vielen großen Bogenschützen des Feindes, obwohl sie mit höchster Heldenkraft begabt waren.

Arjuna schoß dreiundsiebzig scharfe Pfeile auf Drona, zehn auf Duhsaha, acht auf den Sohn von Drona, zwölf auf Dushasana, und drei auf Kripa, dem Sohn von Saradwat. Und dieser Feindevernichter durchbohrte Bhishma, den Sohn von Shantanu, mit sechs Pfeilen, König Duryodhana mit hundert, und traf das Ohr von Karna mit einem bärtigen Pfeil. Und als dieser große Bogenschütze Karna, der in allen Waffen erfahren war, so getroffen wurde, und seine Pferde, Wagen und Wagenlenker zerstört waren, begannen die Truppen von ihm zu fliehen. Als der Sohn von Virata bemerkte, daß die Soldaten flohen und Arjuna abdrehte, da wünschte er das neue Ziel von Arjuna zu wissen, und sprach zu ihm auf dem Kampffeld: „Oh Arjuna, du bist der Herr auf diesem schönen Wagen und ich bin der Wagenlenker. Zu welchem Kampf soll ich dich fahren? Gebiete mir, und ich werde dich schnell dahin bringen.“

Und Arjuna antwortete:
Oh Uttara, sieh nur aufmerksam hin. Jener vorzügliche Krieger da drüben, der in ein Tigerfell gehüllt auf seinem Wagen steht, mit dem blauen Banner und den roten Rossen, das ist Kripa. Daneben siehst du auch die Armee von Kripa. Bringe mich zuerst dahin. Ich werde diesem großen Bogenschützen meine Leichthändigkeit am Bogen zeigen. Und jener Krieger, dessen Banner das schöne Wassergefäß aus Gold zeigt, das ist der Lehrer Drona, der Erste aller Waffenträger. Er ist immer ein Gegenstand der Verehrung von mir, wie auch von allen anderen Waffenträgern. Deshalb solltest du diesen großen Helden freudig umrunden. Laß uns unsere Häupter dort verneigen, weil das die ewige Tugend ist. Wenn Drona meinen Körper zuerst angreift, dann werde ich mit ihm kämpfen. Auf diese Weise wird er nicht verärgert sein. Dort in der Nähe von Drona, dieser Krieger, der den Bogen im Banner trägt, das ist der Sohn des Lehrers, der große Wagenkrieger Aswatthaman, der ebenfalls immer verehrungswürdig ist, von mir und den anderen Helden. Wenn du zu seinem Wagen kommst, dann bleibe wiederholt stehen.

Und jener Krieger dort hinten, der in goldener Rüstung auf seinem Wagen thront, und von einem Drittel der Armee umgeben ist, dessen Banner einen Elefanten auf einem Untergrund aus reichem Gold zeigt, das ist der berühmte König Duryodhana, der Sohn von Dhritarashtra. Oh Held, führe deinen Wagen, der jeden Feind überwinden kann, zu ihm. Dieser König ist sehr schwer im Kampf zu besiegen, denn auch er ist fähig, alle Feinde zu schlagen. Er wird als der Erste aller Schüler von Drona bezüglich der Leichthändigkeit betrachtet. Doch ich werde ihm im Kampf meine größere Schnelligkeit im Bogenschießen zeigen. Und dort, dieser Krieger, der die starke Fessel im Banner trägt, mit der man Elefanten bindet, das ist Karna, der Sohn von Vikartana, der dir bereits bekannt ist. Wenn du vor diesen feindseligen Sohn der Radha kommst, sei sehr vorsichtig, denn er ist stets voller Begierde, gegen mich zu kämpfen.

Und jener Krieger, dessen Banner blau ist und fünf Sterne mit einer Sonne im Zentrum zeigt, der mit großer Energie begabt auf seinem Wagen steht und den riesigen Bogen in der Hand hält, diese exzellenten Fingerschützer trägt, über dessen Kopf ein reinweißer Schirm schwebt, der an der Spitze einer zahlreichen Abteilung von Wagen mit verschiedenen Fahnen und Bannern wie die Sonne vor einer Masse von schwarzen Wolken steht, dessen goldene Rüstung heller als Sonne und Mond strahlt, und der mit seinem goldenen Helm selbst mein Herz mit Terror schlagen kann, das ist Bhishma, der Sohn von Shantanu und der Großvater von uns allen. Mit königlicher Pracht von Duryodhana geehrt, ist er diesem Prinzen geneigt und kämpft auf seiner Seite. Nähere dich ihm zuletzt von allen, denn sogar jetzt kann er mir ein großes Hindernis sein. Oh Uttara, wenn du mit mir kämpfst, dann führe die Rosse mit höchster Achtsamkeit.

So angesprochen, oh König, führte der Sohn von Virata, den Wagen von Arjuna mit höchster Konzentration zu jenem Ort, wo Kripa zum Kampf bereitstand.


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