Pushpak Mahabharata Buch 4Zurück WeiterNews

Kapitel 45 - Arjuna belehrt Uttara über sich und rüstet zum Kampf

Uttara sprach:
Oh Held, besteige diesen großen Wagen mit mir selbst als Wagenlenker. Zu welchem feindlichen Bereich möchtest du vordringen? Auf dein Gebot hin, werde ich dich überall hinfahren.

Arjuna sprach:
Ich bin zufrieden mit dir, oh Tiger unter den Männern. Du hast keinen Grund mehr zur Angst. Oh großer Krieger, ich werde alle deine Feinde im Kampf besiegen. Oh Starkarmiger, sei beruhigt. Laß mich die großen und fürchterlichen Taten in der Schlacht vollbringen und deine Feinde bekämpfen. Binde schnell all jene Köcher an meinen Wagen und nimm die goldgeschmückten Schwerter mit der polierten Klinge mit.

Vaisampayana fuhr fort:
Diese Worte von Arjuna hörend, warf Uttara seine Untätigkeit ab, und stieg schnell vom Baum herab, um Arjuna die Waffen zu übergeben. Dann sprach Arjuna zu ihm:
Ja, ich will mit den Kurus kämpfen und deine Rinder wiedererlangen. Von mir beschützt, wird dir die Front dieses Wagens wie eine Festung sein. Die Durchgänge und Aufbauten sind wie die Straßen und gewaltigen Gebäude dieser befestigten Stadt. Und meine Waffen mögen ihre Festungswälle und Tore sein. Diese dreifache Deichsel und mein Köcher sollen dem Feind die unzugänglichen Verteidigungsanlagen sein. Mein einzigartiges Banner, wird all den Flaggen deiner Stadt gleichen. Und diese Bogensehne wird die Katapulte und Kanonen ersetzen, welche die Geschosse auf die belagernden Heerscharen entsenden. Mein aufrechter Zorn wird diese Festung furchterregend machen. Und das Geratter der Wagenräder wird den Kesselpauken deiner Hauptstadt ähneln. Mit mir als Herr von Gandiva wird diese fahrende Festung unbesiegbar durch feindliche Heerscharen sein. Oh Sohn des Virata, zerstreue all deine Ängste!

Uttara sprach:
Die Angst vor dem Feind ist gewichen. Ich kenne deine Zuverlässigkeit im Kampf, die wie von Kesava oder von Indra selbst ist. Doch wenn ich darüber nachdenke, bin ich immer noch verwirrt. Unwissend wie ich bin, kann ich zu keinem klaren Schluß gelangen. Durch welche quälenden Umstände kann jemand wie du, mit einem solch außergewöhnlichen Körper und mit allen diesen vorzüglichen Zeichen seine Männlichkeit verlieren? In Wahrheit erscheinst du mir wie Mahadeva oder Indra oder der Herr der Gandharvas, und trägst dennoch die äußere Form eines Eunuchen.

Arjuna sprach:
Ich bekunde dir aufrichtig, daß ich dieses Gelübde auf Geheiß meines älteren Bruders nur für ein ganzes Jahr beachte. Oh Starkarmiger, in Wirklichkeit bin ich gar nicht ohne Geschlecht. Aber ich habe dieses Gelübde der Geschlechtslosigkeit zum Wohle für Andere auf mich genommen, um den religiösen Verdienst zu vermehren. Oh Prinz, wisse, daß die festgesetzte Zeit des Gelübdes soeben ihr Ende erreicht hat.

Uttara sprach:
Du hast mir heute eine große Gunst erwiesen, weil ich jetzt erkenne, daß meine Zweifel an deinem Zustand nicht ganz grundlos waren. Denn wahrlich, jemand wie du, oh Bester der Menschen, kann nicht ohne Geschlecht sein. So habe ich nun einen starken Verbündeten im Kampf, den selbst die Himmlischen fürchten. All meine Ängste sind damit zerstreut worden. Sag, was nun zu tun ist, und gebiete mir. In der Kunst des Wagenlenkens von einem erfahrenen Lehrer ausgebildet, werde ich, oh Bulle unter den Männern, die Zügel deiner Pferde halten, die fähig sind, die Reihen der feindlichen Kampfwagen zu durchbrechen. Kenne mich, oh Stier der Männer, als einen ebenso fähigen Wagenlenker wie Daruka von Vasudeva oder Matali von Indra. Das Pferd, das zu meiner rechten Hand angespannt wurde, dessen Hufe beim Laufen kaum den Boden berühren, gleicht dem Pferd Sugriva von Krishna. Und das andere, welches zu meiner Linken angespannt ist, erkenne als gleichschnell mit Meghapushpa. Und jenes mit der goldenen Rüstung, das links außen läuft, ist so schnell wie Sivya, aber viel stärker. Und das vierte Pferd, rechts außen, ist schneller und kräftiger als Valahaka. Wahrlich, dieser Wagen ist würdig, einen Bogenschützen wie dich auf dem Kampffeld zu tragen, und du bist würdig auf diesem Wagen zu kämpfen. Ja, so denke ich!

Vaisampayana fuhr fort:
Dann entfernte Arjuna, der mit größter Energie begabt war, die Bänder von seinen Armen, zog die schönen, goldbestickten Handschuhe aus, die er bis dahin trug, und band sein schwarzes lockiges Haar mit einem Stück weißen Stoffs zusammen. Dann saß der starkarmige Held auf diesem ausgezeichneten Wagen mit dem Gesicht nach Osten gewandt, reinigte seinen Körper und konzentrierte sich, um alle seine Waffen geistig zurückzurufen. Und all diese Waffen kamen zu ihm und sprachen zum königlichen Sohn des Pandu: „Wir sind da, oh Berühmter. Wir sind deine Diener, oh Sohn des Indra.“ Und sich vor ihnen verbeugend, empfing sie Arjuna zu seinen Händen und antwortete ihnen: „Möget ihr alle in meinem Gedächtnis wohnen.“

Nachdem er alle seine Waffen empfangen hatte, strahlte der Held voller Freude. Und schnell spannte er weithin hörbar seinen Bogen Gandiva. Das Sirren dieses Bogens war ebenso laut wie die Kollision von zwei mächtigen Stieren. Höchst fürchterlich war dieser Klang der Bogensehne, der die ganze Erde erfüllte. Da erhob sich ein gewaltiger Wind nach allen Seiten, die Sterne fielen vom Himmel, und alle Richtungen wurden mit Dunkelheit verhüllt. Die Vögel begannen wie trunken am Himmel zu torkeln, und selbst die großen Bäume schwankten. An diesem Klang, laut wie der Donner, erkannten alle Kurus, daß es Arjuna war, der mit den Händen die Schnur seines besten Bogens auf diesem Kampfwagen spannte.

Und Uttara sprach:
Du, oh Bester der Pandavas, bist ganz allein, und diese mächtigen Wagenkrieger sind so viele. Wie willst du im Kampf all jene besiegen, die ebenfalls in jeder Waffenkunst erfahren sind? Du, oh Sohn der Kunti, bist ohne Verbündete, während die Kauravas viele haben. Aus diesem Grund, oh Starkarmiger, stehe ich noch furchtsam vor dir.

Da lächelte Arjuna geheimnisvoll und antwortete:
Hab keine Furcht, oh Held. Welchen nützlichen Verbündeten hatte ich, als ich mit den mächtigen Gandharvas in Ghoshayatra kämpfte? Wer war mein Verbündeter, als ich jenem schrecklichen Konflikt am Khandava Wald gegen so viele Himmlische und Danavas begegnete? Wer war mein Verbündeter, als ich im Auftrag des Herrn der Himmlischen gegen die mächtigen Nivatakavachas und Paulomas kämpfte? Und wer war mein Verbündeter, oh Kind, während ich im Kampf auf unzählige Könige während der Gattenwahl der Prinzessin von Panchala stieß? In der Waffenkunst ausgebildet durch den Lehrer Drona, durch Sakra, Vaisravana, Yama, Varuna, Agni, Kripa und Krishna aus dem Madhu Geschlecht, sowie durch den Träger des Pinaka (Shiva) selbst, warum sollte ich nicht mit diesem Heer kämpfen? Ergreife du schnell die Zügel meines Wagens, und laß das Fieber in deinem Herzen zerstreut sein.


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