Pushpak Mahabharata Buch 3Zurück WeiterNews

Kapitel 297 – Heimkehr in die Einsiedelei

Markandeya sprach:
Mittlerweile klärte sich der Blick des mächtigen Dyumatsena, und er erkannte alles um ihn herum. Dann ging er mit seiner Gemahlin Saivya von Hütte zu Hütte und fragte mit zunehmender Sorge alle nach seinem Sohn. Als die Nacht hereinbrach, suchte das gealterte Paar am Fluß und im Wald. Bei jedem Geräusch schraken sie zusammen und dachten: War das unser Sohn? Überall Savitri und Satyavan vermutend liefen die beiden wie Verrückte umher, die Füße schmerzend, müde und wund, von vielen Dornen und scharfen Gräsern blutend. Auch die Brahmanen aus der Einsiedelei suchten mit, aber schließlich beruhigten sie die beiden und brachten sie in ihre Hütte zurück. Die alten Asketen blieben bei dem besorgten Paar sitzen und erzählten ihnen Geschichten von Monarchen aus alter Zeit. Doch immer dachten Vater und Mutter an ihren Sohn und seine Jugend und seufzten und klagten:
Weh, wo ist unser Sohn? Ach, und unsere keusche Schwiegertochter?

So sprach ein wahrhafter Brahmane namens Suvarchas zu ihnen:
Wenn ich die Enthaltsamkeit, Selbstbeherrschung und das Betragen seiner Ehefrau Savitri bedenke, dann gibt es keinen Zweifel, daß Satyavan am Leben ist.

Und Gautama setzte hinzu:
Ich habe alle Zweige der Veden studiert und großen asketischen Verdienst gewonnen. Ich lebte im Zölibat und praktizierte Brahmacharya. Ich erfreute Agni und alle meine Höhergestellten. Mit gezügelter Seele habe ich alle Gelübde befolgt und öfters gemäß der Tradition nur von Luft gelebt. Und aus diesem asketischen Verdienst heraus weiß ich um das Tun anderer. So nehmt als gewiß an, daß Satyavan lebt.

Sein Schüler stimmte ihm zu:
Die Worte meines Lehrers können niemals falsch sein. Satyavan lebt ganz sicher.

Und die Rishis meinten:
Denkt an die glücksverheißenden Zeichen, welche Savitri trägt, und die alle anzeigen, daß sie vor Witwenschaft gefeit ist. Kein Zweifel, Satyavan lebt.

Auch Bharadvaja sprach:
Sicher ist Satyavan am Leben, wenn man beachtet, wie asketisch enthaltsam, selbstbeherrscht und tugendhaft Savitri ist.

Dalbhya sprach:
Du hast dein Augenlicht wiedergewonnen, und Savitri ging erst fort, nachdem sie ihr Gelübde erfüllt und gefastet hatte. Zweifellos ist Satyavan am Leben.

Apastamba setzte hinzu:
Aus der Art, wie die Vögel von allen Seiten durch die Stille der Atmosphäre zu hören sind, und von dem Fakt, daß du wieder sehen kannst und du daher wieder nützlich bist für irdische Zwecke, gibt es keinen Zweifel, daß dein Sohn lebt.

Auch Dhaumya versicherte:
Deinen Sohn zieren alle Tugenden, und er wird von allen geliebt. Auch trägt er die Zeichen für ein langes Leben. Also ist er zweifellos am Leben.

So heiterten die Asketen Dyumatsena auf, welcher sinnend ein wenig Erleichterung fand. Schon bald darauf erreichten Savitri und Satyavan die Einsiedelei und traten mit frohen Herzen ein. Und die Brahmanen sprachen gemeinsam:
Wir wünschen dir alles Gute, oh Herr der Erde. Sieh, hier ist dein Sohn mit seiner Ehefrau, und du kannst wieder sehen. Dies sind drei glückliche Umstände, die dir zuteil wurden. Was wir alle sprachen, muß geschehen. Von nun an wirst du in Wohlstand leben.

Es wurde ein Feuer angezündet und alle setzten sich mit freudigen Herzen zu Dyumatsenas Füßen. Dann wurde Satyavan neugierig befragt:
Warum kamst du mit deiner Gattin nicht eher heim, oh Ruhmreicher? Warum bliebst du bis spät in die Nacht? Wir möchten wissen, warum du uns und deine Eltern so in Angst und Schrecken versetzt hast. Erzähl uns alles darüber.

Und Satyavan antwortete:
Mit Vaters Erlaubnis ging ich mit Savitri in den Wald und hackte Holz. Plötzlich schmerzte mir der Kopf so sehr, daß ich einschlief. Das ist alles, woran ich mich erinnere. Niemals zuvor habe ich so lang und tief geschlafen. Und zurückgekommen sind wir noch mitten in der Nacht, damit ihr euch nicht länger sorgt. Einen anderen Grund gibt es nicht.

Da sprach Gautama:
Du weißt also nicht, warum dein Vater wieder sehen kann. So möge Savitri erzählen. Ich möchte es von dir hören, oh Savitri, denn du weißt bestimmt alles über die Mysterien von Gut und Böse. Und, oh Savitri, ich weiß, daß du der Göttin Savitri an Glanz ebenbürtig bist. Du wirst den Grund wissen, also erzähl es uns genau, wenn es kein Geheimnis ist.

Savitri antwortete:
Es ist, wie du vermutest. Euer Wunsch ist mir Befehl. Und ich habe kein Geheimnis zu beschützen, also hört die Wahrheit. Der hochbeseelte Narada hat mir den Tod meines Ehemannes vorausgesagt. Heute war der angezeigte Tag, und deshalb konnte ich nicht von ihm getrennt sein. Nachdem er eingeschlafen war, kam Yama zu ihm, fesselte ihn und begann ihn fortzutragen ins Reich der Pitris. So lobte ich den majestätischen Gott mit wahrhaften Worten. Er gewährte mir fünf Segen, die ich euch nun ansage. Für meinen Schwiegervater bekam ich zwei Segen erfüllt, das Augenlicht und sein Königreich. Mein Vater erhielt hundert Söhne und ich auch. Und mein Gatte bekam ein Leben, welches vierhundert Jahre andauern wird. Zum Wohle meines Ehemannes habe ich das Gelübde befolgt, und euch nun alles erzählt, wie sich mein großes Leiden in Glück umwandelte.

Da lobten sie die Rishis:
Oh keusche, tugendhafte Dame der vorzüglichen Absichten und Gelübde. Du entstammst einer ruhmreichen Linie und hast das Geschlecht dieses besten Königs, der vom Elend überwältigt und in ein Meer der Dunkelheit versunken war, gerettet.

So priesen und ehrten die versammelten Rishis diese Beste der Frauen und zogen sich dann mit friedvollen Herzen in ihre Hütten zurück.


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