Pushpak Mahabharata Buch 3Zurück WeiterNews

Kapitel 293 – Savitris Wahl

Markandeya fuhr fort:
Nach einiger Zeit kam Savitri zu ihrem Vater, dem König der Madras, zurück und trat vor seinen Thron, wie er sich eben mit Narada unterhielt. Sie ehrte grüßend beide Männer, und Narada erkundigte sich beim König:
Wohin war deine Tochter gegangen? Woher kommt sie? Und warum übergibst du sie nicht einem Ehemann, wo sie doch im rechten Alter ist?

Asvapati antwortete dem Rishi:
Genau aus diesem Grunde wurde sie ausgeschickt und kehrt nun wieder nach Hause zurück. Höre von ihr, ob sie sich einen Ehemann erwählt hat, oh himmlischer Weiser.

So forderte ihr Vater das gesegnete Mädchen auf:
Erzähl uns alles ganz genau.

Und wie einem Gott folgsam antwortete Savitri:
Unter den Salwas gab es einen tugendhaften Kshatriya König namens Dyumatsena, welcher im Laufe der Zeit blind wurde. Der weise König hatte nur einen eben geborenen Sohn, und es geschah, daß ein alter Feind in der Nachbarschaft seinen Vorteil erkannte und den Blinden des Königreiches beraubte. So begaben sich der Monarch und seine Ehefrau, die das Kind an ihrer Brust trug, in den Wald. Seither folgen sie großen Gelübden und praktizieren asketische Buße. Ihr Sohn war zwar in der Stadt geboren, doch wuchs nun in der Einsiedelei auf. Dieser Jüngling ist der passende Ehemann für mich. Ihn habe ich in meinem Herzen als meinen Herrn angenommen.

Da sprach Narada:
Oh weh, mein König, Savitri hat töricht gehandelt, als sie sich aus Unwissenheit Satyavan erwählt hat. Der Jüngling verfügt über vorzügliche Eigenschaften. Sein Vater spricht immer die Wahrheit und seine Mutter ist ebenso aufrecht, deshalb nannten ihn die Brahmanen Satyavan (den Wahrhaften). Als Kind liebte er Pferde und formte sie aus Lehm. Auch malte er Bilder von ihnen, deshalb wurde er auch Chitrashwa (einer, der Bilder von Pferden malt) genannt.

Da fragte der König:
Verfügt dieser Prinz namens Satyavan, der seinen Vater hingebungsvoll liebt, auch über Energie, Klugheit, Vergebung und Mut?

Narada antwortete:
In Energie gleicht er der Sonne und in Weisheit dem Vrihaspati. Er ist so tapfer wie der Herr der Himmlischen und so vergebend wie die Erde selbst.

Asvapati fragte erneut:
Und ist der Prinz freigebig, wenn es Brahmanen zu beschenken gilt? Ist er ihnen demütig ergeben? Ist er hübsch, großmütig und angenehm?

Narada antwortete:
Er gibt immer so viel wie er nur kann. Der mächtige Sohn von Dyumatsena ist wie Rantideva, der Sohn von Sankriti. Er ist aufrecht in der Rede und den Brahmanen folgsam, wie Sivi, der Sohn Usinaras. Und er ist so großmütig wie Yayati, und so schön wie der Mond. Ja, an Schönheit gleicht er sogar den Aswin Zwillingen. Mit gezügelten Sinnen ist er sanftmütig, bescheiden, tapfer und wahrhaft. Er kontrolliert seine Leidenschaften und ist ein guter Freund, ohne alle Bosheit und sehr geduldig. Um es kurz zu sagen, die mit großem asketischen Verdienst und einem hohen Charakter Ausgestatteten sagen, daß sein Betragen immer anständig ist und die Ehre fest auf seiner Stirn geschrieben steht.

Nun sprach der König:
Oh verehrter Weiser, du versicherst mir, daß der junge Satyavan über alle Tugenden verfügt. Doch nun sag mir, was nicht gut bei ihm ist, falls es so etwas gibt.

Nun sprach Narada:
Er hat nur einen Makel, der alle seine Tugenden überstrahlt. Und dieser einzige Makel von ihm kann nicht von den größten Anstrengungen überwunden werden. In genau einem Jahr wird Satyavan seinen Körper verlassen, denn ihm wurde nur ein kurzes Leben gegeben.

Nach diesen Worten des Weisen sprach Asvapati zu seiner Tochter:
Geh noch einmal los, oh Savitri, und wähle dir einen anderen Ehemann. Oh schöne Dame, sein früher Tod verdunkelt all seine Tugenden. Der ruhmreiche Narada, den selbst die Götter ehren, sagt, daß Satyavan in einem Jahr sterben wird. Seine Tage sind gezählt.

Doch Savitri sprach:
Die Würfel fallen nur einmal. Eine Tochter kann nur einmal übergeben werden. Und ein Mensch kann nur einmal sagen: „Ich gebe es fort.“ Diese drei Dinge können nur einmal stattfinden. Ob kurzes oder langes Leben, ob tugendhaft oder nicht – ich habe einmal meinen Ehemann gewählt. Ein zweites Mal werde ich nicht wählen. Wenn etwas im Geist beschlossen ist, dann wird es mit Worten ausgedrückt und schließlich verwirklicht. So ist es auch in meinem Geist.

Da sprach Narada zum König:
Nun bester Mann, das Herz deiner Tochter Savitri wanket nicht. Unter keinen Umständen kann man sie vom Pfad der Pflicht abbringen. In Satyavan leben Tugenden wie in sonst keinem. Und daher bin ich mit der Heirat deiner Tochter einverstanden.

Und der König stimmte zu:
Was du sagst, oh Ruhmreicher, sollte niemals mißachtet werden, weil deine Worte allseits wahr sind. Ich werde handeln, wie du es sagst, denn du bist mein Lehrer.

Und Narada schloß:
Möge die Heirat deiner Tochter Savitri von Frieden begleitet sein. Ich werde nun gehen. Seid alle gesegnet.

Nach diesen Worten erhob sich Narada in den Himmel und verschwand den Blicken. Und der König begann mit den Vorbereitungen zur Vermählung seiner Tochter.


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