Pushpak Mahabharata Buch 3Zurück WeiterNews

Kapitel 283 – Die Schlacht beginnt

Sorgfältig wachte Rama über seine Truppen, die in den Hainen voller Früchte, Wasser und Wurzeln einquartiert waren, während Ravana seine Stadt nach allen Regeln der Kriegskunst rüstete. Lanka war von Natur aus gut geschützt, mit starken Bollwerken, Toren und sieben Gräben bis zum Rand mit Wasser gefüllt, in denen sich Haie und Krokodile tummelten. Zusätzlich verstärkten spitze Stangen aus Khadira Holz die Gräben. Die Rampen waren mit Steinen und Katapulten bestückt, und die Krieger, welche die Mauern verteidigten, hatten irdene Töpfe mit giftigen Schlangen und klebrigem Harz vielerlei Art zur Hand. Die Krieger waren wohl bewaffnet mit Keulen, Feuerbränden, Pfeilen, Lanzen, Schwertern und Streitäxten. Sie hatten auch Sataghnis und schwere Keulen, die in Wachs getaucht waren. An den Toren kampierten alle Arten von Infanterieeinheiten, die von zahllosen Elefanten und Pferden unterstützt wurden. Als Angad das Stadttor erreicht hatte, wurde er Ravana gemeldet. Vorsichtig betrat der Held die Stadt. Ihn umschwirrten Horden von Rakshasas, in derer Mitte er strahlte wie die Sonne zwischen den Wolken. Er trat vor Ravana, grüßte den König inmitten seiner Berater und überbrachte redegewandt Ramas Botschaft:
Der Nachfahre Raghus, Herrscher über Kosal, berühmt in aller Welt läßt dir, oh König, folgende Worte ausrichten: Durch sündige Könige, die ihre Seele nicht zügeln können, werden ganze Ländereien und Städte verdorben. Mich hast du gekränkt, weil du Sita gewaltsam entführtest. Und so hast du auch den Tod vieler Unschuldiger verursacht. Mit Hochmut geschlagen und Macht ausgestattet hast du viele Rishis getötet, die in den Wäldern lebten, und sogar die Götter beleidigt. Viele große Könige fanden durch dich den Tod, und du hinterließest zahllose weinende Frauen. Und wegen dieser Schandtaten wird dich nun die Vergeltung überkommen. Ich werde dich mitsamt deinen Beratern schlagen. Kämpfe und zeige Männlichkeit! Schau die Macht meines Bogens, oh Wanderer der Nacht, auch wenn ich nur ein Mensch bin. Laß die Tochter Janakas frei! Andernfalls werde ich mit meinen scharfkantigen Pfeilen die Erde von Rakshasas befreien.

Diese herausfordernden Worte des Boten konnte Ravana nicht im Guten ertragen und der Zorn übermannte ihn. Vier seiner Rakshasa Wächter, welche jedes Zeichen ihres Herrn verstanden, ergriffen Angad wie Falken sich auf einen Tiger stürzen. Sie hielten sich fest an seinen Gliedern, doch Angad sprang mit ihnen hinauf auf die Terrasse des Palastes. Sein Sprung war so schnell und kraftvoll, daß die Wächter von ihm abglitten und zu Boden stürzten, wo sie mit gebrochenen Rippen und vielen Blutergüssen liegenblieben. Angad sprang von der goldenen Terrasse wieder hinab, übersprang die Mauern Lankas und war schon bald bei seinen Freunden. Dort informierte er Rama und zog sich mit dessen Erlaubnis zurück, um sich auszuruhen.

So ließ Rama alle windesschnellen Affen zugleich angreifen und die Bollwerke der Stadt zerstören. Lakshmana, Vibhishan und der König der Bären durchbrachen das südliche Tor in einem Zug. Als nächstes griff Rama mit hundert tausenden Affen Lanka an, die alle entschlossen und kampferfahren waren und rote Gesichter wie junge Kamele hatten. Die Bären waren grau mit langen Armen und Beinen, riesigen Pfoten und kräftigen Lenden, und unterstützen die Attacke. Von all den kreuz und quer, auf und ab und durcheinander springenden Affen verdunkelte sich der Himmel und die aufgewirbelten Staubwolken überschatteten sogar die Sonne. Für die Bewohner Lankas sah es aus, als ob die Mauern ihrer Stadt nun eine braune Farbe annahmen. Alles war mit Affen bedeckt, die gelbe Gesichter wie Reisähren hatten, grau wie die Sirisha Blume, rot wie die aufgehende Sonne oder weiß wie gebleichter Flachs oder Hanf. Alle Rakshasas der Stadt, auch die Frauen und Älteren staunten sehr bei diesem Anblick. Die Affenkrieger stürzten Säulen aus kostbaren Steinen, zerbrachen Terrassen und Dächer von palastartigen Gebäuden, zermalmten Waffen und Katapulte und warfen die Brocken in alle Richtungen. Sie entwanden den Wächtern ihre Sataghnis, Keulen und Steine und bombardierten damit die Stadt so heftig und unerschrocken, daß die zur Mauerwache eingeteilten Rakshasa Krieger panisch ihre Posten verließen und überstürzt davon flohen.

Da befahl der König der Rakshasas den Angriff und hunderte und tausende Rakshasa rückten vor, welche jede Gestalt annehmen konnten. Sie entließen einen perfekten Pfeileschauer auf die Bewohner des Waldes auf den Bollwerken und zeigten große Kampfeskraft. Schon bald trieben die Wanderer der Nacht, die großen Fleischbergen mit gräßlichen Mienen glichen, die Affen von den Mauern zurück. Die ersten Anführer der Affenheere fielen den Lanzen der Rakshasas zum Opfer, wie auch die Rakshasas von fallenden Säulen und geschleuderten Steinen zermalmt wurden, um sich nie mehr zu erheben. Affen und tapfere Rakshasas, die schon begannen, den Feind aufzuessen, kämpften nun gegeneinander, zerfleischten sich mit Krallen und Zähnen und rissen sich an den Haaren. Alle Kämpfer brüllten und schrien furchtbar, und viele wurden getötet, doch keine Seite gab das Kämpfen auf. Rama entließ die ganze Zeit dichte Schauer von Pfeilen, die wie Regentropfen aus Sturmwolken auf Lanka niedergingen. Er tötete ganze Scharen von Rakshasas auf diese Weise. Auch Lakshmana, der große Bogenkrieger, welcher niemals in der Schlacht ermüdete, rief einzelne Rakshasas auf der Verteidigungslinie an, und tötete sie mit meterlangen Pfeilen, einen nach dem anderen. Nach diesem ersten Erfolg rief Rama die Affenarmee zurück, denn alle Befestigungsringe waren vernichtet und alle Ziele in der Stadt freigelegt.


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