Pushpak Mahabharata Buch 3Zurück WeiterNews

Kapitel 282 – Marsch gen Lanka

Markandeya fuhr fort:
An Ort und Stelle erteilte nun Sugriva seine Befehle, und die Affen begannen zusammenzuströmen. Der Schwiegervater von Bali, der ruhmreiche Sushena, brachte tausend mal zehn Millionen energiereiche Affen zu Ramas Diensten mit. Und auch die beiden hervorragenden Affen Gaya und Gavaya wurden jeweils von hundert mal zehn Millionen Affen begleitet. Gavaksha mit der furchterregenden Miene und dem lasziven Schwanz zeigte sich und hatte sechzigtausend mal zehn Millionen Affen dabei. Der ruhmreiche Gandhamadana, der auf dem gleichnamigen Berg lebte, brachte hundert mal zehn Millionen Affen mit. Der kluge und mächtige Affe Panasa ließ zusammen zweiundfünfzig mal zehn Millionen Affen antreten. Und auch der berühmte und beste Dadhimukh befehligte eine riesige Armee von furchteinflößend mächtigen Affen. Jambavan zeigte sich mit hunderttausend mal zehn Millionen schwarzer, grimmig entschlossener Bären mit dem Tilaka Zeichen im Gesicht. Diese und zahllose andere Anführer von Affen und Bären kamen herbei, um Rama zu helfen. Sie hatten gewaltige Körper, rannten ruhelos hin und her und brüllten wie Löwen, so daß ihr Getöse weithin erschallte. Manche glichen Bergesgipfeln und andere eher Büffeln. Manche hatten die Farbe von Herbstwolken, und ihre Gesichter waren zinnoberrot. Manche gingen aufrecht, andere gebeugt am Boden. Manche machten Freudensprünge, und andere wirbelten Staub auf, während sich diese riesigen Scharen zusammenballten.

Auf Sugrivas Geheiß kamen die Affen und Bären aus allen Richtungen herbei und glichen einem weiten, wogenden Meer zur Zeit der Flut. In einer glücksverheißenden Stunde an einem schönen Tag unter einer freundlichen Sternenkonstellation marschierte der Sohn des Raghu mit Sugriva an seine Seite und dem zur Schlacht geordneten Heer los, als ob sie alle Welten vernichten wollten. Hanuman, der Sohn des Windgottes, marschierte voran, und die Rückfront wurde von Lakshmana, dem furchtlosen Sohn der Sumitra, beschützt. Inmitten der Affen strahlten die Prinzen des Raghu Geschlechts wie Sonne und Mond inmitten der Sterne, mit ihren von Echsenleder geschützten Fingern. Die Affenheere hatten sich mit Sala und Tala Bäumen bewaffnet und glänzten wie ein riesiges Kornfeld in der Morgensonne. Sie alle marschierten unter dem Kommando von Nala, Nila, Angad, Kratha, Mainda und Dwivida für die Sache von Rama. Sie rasteten in den weiten, gesunden und früchtereichen Ebenen und Tälern mit Wasser, Honig und Fleisch, gelangten ohne Probleme an das Ufer des salzigen Ozeans und errichteten dort ihr Lager. Und Rama sprach zu Sugriva, dem König dieses zweiten, wogenden Meeres der Affen:
Die Armee ist groß, und der Ozean schwer zu überqueren. Mit welchem Plan könnte es uns gelingen?

Zwar versicherten ihm viele prahlerische Affen, das Meer leicht überspringen zu können, doch alle wußten, daß nur Hanuman dies vermochte. So schlugen manche Boote vor und andere Flöße vielerlei Bauart.

Doch Rama wandte ein:
Das wird nicht gelingen, denn das Meer erstreckt sich hier über hundert Yojanas. Auf diese Weisen können nicht all die vielen Affen übersetzen. Eure Vorschläge entbehren aller Vernunft. Wir haben niemals so viele Boote für alle Truppen und es ziemt sich auch nicht für uns, die Fischer und Händler (an ihrem Lebenserwerb) zu hindern. Außerdem ist unser Heer sehr groß, und wenn der Feind eine Lücke findet, kann das zur Katastrophe führen. Nein, Boote und Flöße empfehlen sich nicht. Ich werde zum Ozean beten, keine Nahrung zu mir nehmen, mich an seinem Ufer niederlegen und ihn um Hilfe bitten. Er wird sich mir bestimmt zeigen. Und wenn nicht, dann werde ich feurige und unbezwingbare Waffen auf ihn richten.

So berührten Rama und Lakshmana Wasser (die Achamana Zeremonie zur Reinigung vor jeder anderen Zeremonie) und legten sich auf einem Lager aus Kusha Gras am Meeresstrand nieder. Und es erschien der göttliche und herrliche Ozean, dieser Herr aller Flüsse, von vielen Wesen und Juwelen des Meeres umgeben dem Rama in einer Vision. Mit lieblicher Stimme sprach er zu Rama:
Oh Sohn der Kausalya, sag mir, welche Art Hilfe du von mir erwartest. Auch ich entstamme dem Geschlecht des Ikshvaku (wegen der Söhne Sagars aus selbigem Geschlecht, welche einst den Ozean umgruben, wird das Meer auch Sagara genannt) und bin folglich mit dir verwandt.

Rama antwortete dem Gott:
Oh Herr aller Flüsse, ich möchte, daß du eine Passage für alle meine Truppen gewährst, damit ich den zehnköpfigen Ravana aus dem Geschlecht des Pulastya schlagen kann. So gebe mir, worum ich bitte, sonst werde ich dich mit meinen himmlischen und von Mantras belebten Pfeilen austrocknen.

Der Genius aus Varunas Heimstatt faltete seine Hände und antwortete besorgt:
Ich möchte dich nicht hindern, ich bin nicht dein Feind! Doch höre zuerst meine Worte, oh Rama, und entscheide dann, was du tust. Wenn ich dir auf deinen Befehl hin eine Passage für deine Armee gewähre, dann werden auch andere kommen und mit der Kraft ihrer Bögen mir dasselbe befehlen. In deiner Armee gibt es einen Affen namens Nala, der ein geschickter Baumeister ist. Er ist sehr stark und der Sohn von Tashtri, dem göttlichen Architekten des Universums. Was immer er ins Wasser wirft, sei es Holz, Stein oder Gras, werde ich tragen, und so wird eine Brücke nach Lanka entstehen.

Nach diesen Worten verschwand der Ozean und Rama erwachte. Er rief Nala zu sich und sprach:
Bau eine Brücke über das Meer. Denn du allein kannst dies bewirken, das weiß ich.

So entstand eine Brücke, zehn Yojanas breit und hundert lang, die bis heute unter dem Namen Nala Brücke bekannt ist. Auf Geheiß Ramas baute und vollendete sie Nala mit einem Körper, so riesig wie ein Berg.

Während Rama noch auf dieser Seite des Meeres war, kam Vibhishan, der tugendhafte Bruder von Ravana, mit seinen vier Beratern zum hochbeseelten Rama, welcher ihn respektvoll willkommen hieß. Sugriva jedoch fürchtete, er wäre ein Rakshasa Spion. Doch schon bald war Rama von Vibhishans Aufrichtigkeit und gutem Betragen ganz und gar überzeugt, so daß er ihm die Herrschaft über alle Rakshasas übertrug. Er wurde auch zum Berater Ramas und guten Freund Lakshmanas. Unter seiner Führung überquerte Rama mit seinen Heerscharen binnen eines Monats das Meer über die Brücke. Vor den Toren Lankas angekommen, ließ Rama zuerst all die weiten und zahlreichen Gärten rings um die Stadt besetzen. In dieser Zeit versuchten zwei Spione Ravanas mit Namen Suka und Sarana sich in Affengestalt einzuschleichen. Doch sie wurden von Vibhishan sogleich ergriffen und vor Rama gebracht. Nachdem sie wieder ihre Rakshasa Gestalt angenommen hatten, zeigte ihnen Rama (in seiner Großzügigkeit) die Truppen und entließ sie ungeschoren. Und als die Truppen in einem Ring um die Stadt Aufstellung genommen hatten, sandte Rama den weisen Angad als Boten zu Ravana.


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