Pushpak Mahabharata Buch 3Zurück WeiterNews

Kapitel 262 – Durvasa kommt zu Yudhishthira

Vaisampayana fuhr fort:
Und eines Tages, nachdem er sicher war, daß bei den Pandavas alle gegessen und sich zur Ruhe begeben hatten, zog Durvasa mit seinen tausend Schülern zu Yudhishthira in seine Waldesheimat. Der ruhmreiche und aufrechte König Yudhishthira ging ihm mit seinen Brüdern entgegen, faltete seine Hände zum Gruß, bot dem Rishi den besten Platz an und hieß ihn herzlich und respektvoll willkommen.

Dann sprach der König zu ihm:
Oh verehrter Herr, kehre nach deinen täglichen Waschungen und Gebeten schnell wieder zu uns (zum Essen) zurück.

Da dachte der sündenlose Muni: „Wie wird uns der König bewirten wollen?“, und ging mit seinen Schülern zum Fluß, um dort mit gezügeltem Geist die Waschungen auszuführen. Draupadi jedoch war in großer Sorge wegen des Essens. Nach reiflicher Überlegung, kam sie zu dem Entschluß, daß sie kein Mittel wußte, all die Munis mit Essen zu versorgen, und so betete die vorzügliche und ihren Gatten ergebene Prinzessin zu Krishna, dem Vernichter von Kansa.

Sie flehte im Stillen:
Krishna, oh Krishna mit den mächtigen Waffen, oh Sohn der Devaki, deine Macht ist unerschöpflich, oh Vasudeva, oh Herr des Universums, du vertreibst die Sorgen derer, die sich vor dir verneigen. Du bist die Seele, der Schöpfer und der Vernichter des Universums. Du, oh Herr, bist unermeßlich und der Retter der Geplagten. Du bist der Bewahrer des Universums und aller erschaffenen Wesen. Du bist der Höchste der Höchsten und die Quelle aller geistigen Wahrnehmungen namens Akuti und Chiti (Wissen und Moral). Oh höchstes und grenzenloses Wesen, du Geber alles Guten, du bist die Zuflucht der Hilflosen. Oh ursprüngliches Wesen, du kannst nicht durch die Seele oder die Gedanken begriffen werden, du bist der Herrscher aller und der Herr Brahmas. Ich flehe um deine Hilfe. Oh Gottheit, du bist immer denen gnädig gestimmt, die in dir Zuflucht nehmen. Oh sei mir freundlich zugeneigt. Oh du mit dem dunklen Angesicht wie der blaue Lotus, mit den Augen so rot wie die Blüte der Lilie, mit den gelben Kleidern und dem hellen Kaustubha Juwel an deiner Brust, du bist der Anfang und das Ende der Schöpfung und die große Zuflucht. Du bist das höchste Licht und die Essenz des Universums. Dein Gesicht ist nach allen Seiten gewandt. Sie nennen dich das höchste Juwel und die Kammer aller Schätze. Unter deinem Schutz, oh Herr der Götter, verliert alles Böse sein Grauen. Bitte errette mich aus dieser Schwierigkeit, wie du mich damals vor Dushasana beschützt hast.

Vaisampayana fuhr fort:
Kesava, welcher sich geheimnisvoll bewegte, dieser immer Freundliche und große Herrscher über Götter und Erde, hörte Draupadis Verehrung und ihr Flehen, verließ sein Ruhebett, wo Rukmini an seiner Seite schlief, und erschien vor Draupadi. In großer Freude verbeugte sich Draupadi vor Krishna und erzählte ihm von der Ankunft der Rishis und ihrer Sorge.

Da sprach Krishna zu ihr:
Ich bin sehr hungrig, oh gib mir schnell etwas zu essen, und dann kannst du deiner Aufgabe nachkommen.

Völlig verwirrt antwortete Draupadi:
Der Kessel, den uns die Sonne gab, bleibt nur solange gefüllt, bis ich gegessen habe. Doch heute habe ich schon mein Mahl beendet, und so haben wir nichts zu essen.

Da meinte der lotusäugige und verehrungswürdige Krishna:
Dies ist keine Zeit für Scherze, oh Draupadi, mich quält der Hunger wirklich sehr. Geh schnell und hole den Kessel. Ich will ihn sehen.

Als er so hartnäckig drauf bestand, wurde der Kessel geholt. Krishna blickte hinein und entdeckte ein Krümelchen Reis und etwas Gemüse, was noch am Rand klebte. Dies schluckte er hinunter und sprach:
Möge es Gott Hari zufriedenstellen, diese Seele des Universums. Und möge die Gottheit, die an allen Opfern teilnimmt, davon gesättigt sein.

Dann wandte sich der langarmige Krishna, der Besänftiger allen Elends, an Bhima und sprach zu ihm:
Nun lade schnell die Munis zum Essen ein.

Bhima tat, wie ihm geheißen, und eilte zum kühlen Strom. In dessen klaren Wassern hatten die Munis ihre Körper gereinigt, und als sie ihre Bäuche rieben, fühlten sie plötzlich alle, daß ihre Mägen gefüllt waren. Sie kamen alle ans Ufer und starrten sich gegenseitig an. Dann wandten sie sich an Durvasa:
Wir baten den König um Essen nach dem Bade. Doch wie können wir jetzt irgend etwas zu uns nehmen, oh Zweifachgeborener, wo wir bis zur Kehle voll sind? Das Essen wurde vergebens für uns gekocht. Was ist nun das Beste für uns zu tun?

Durvasa erwiderte:
Indem wir die Mahlzeit verdarben, haben wir schlecht an König Yudhishthira gehandelt. Könnten uns die Pandavas nicht sogar vernichten, wenn sie uns mit ärgerlichen Augen ansehen? Ich weiß, daß der weise Yudhishthira große asketische Kraft hat. Ach ihr Brahmanen, ich weiß, was Menschen vermögen, die Hari hingegeben sind. Die hochbeseelten Pandavas sind religiös, gelehrt, kriegserfahren, geduldig in asketischer Enthaltsamkeit und religiösen Gelübden, Vasudeva hingegeben und achten immer auf gutes Betragen. Wenn man sie reizt, können sie uns mit ihrem Zorn vernichten, wie Feuer einen Ballen Baumwolle. So lauft schnell weg, bevor sie uns entdecken.

Ihrem Lehrer gehorsam flohen da alle Rishis angstvoll davon. Als Bhima ankam, sah er keine Munis mehr im heiligen Fluß baden und suchte sie am Ufer. Von anderen Asketen erfuhr er, daß sie alle eben davongerannt waren. So kehrte er um und informierte Yudhishthira. Eine Weile warteten die Pandavas mit gezügelten Sinnen, ob die Munis nicht doch noch kämen. Doch dann sprach Yudhishthira seufzend und zutiefst nachdenklich:
Der Rishi wird mitten in der Nacht kommen, um uns zu verwirren. Oh, wie können wir der Gefahr entgehen, in die uns das Schicksal brachte?

Plötzlich erschien der ruhmreiche Krishna vor den Betrübten und sprach:
Ich wußte um die Gefahr des reizbaren Rishis, ihr Söhne der Pritha, und als Draupadi meine Hilfe erflehte, kam ich sogleich hierher. Ihr braucht nun keine Angst mehr vor Durvasa zu haben. Er ist bereits davongelaufen, denn er hatte selbst Angst vor euren asketischen Kräften. So überwinden tugendhafte Menschen das Leiden. Doch nun bitte ich um den Abschied, ich möchte nach Hause zurückkehren. Möget ihr immer wohl sein.

Da wurde den Pandavas und Draupadi wieder leicht ums Herz. Das Fieber der Angst gestillt, sprachen sie zu Krishna:
Wie Menschen den weiten Ozean mit einem Boot überqueren und das rettende Ufer erreichen, so sind wir mit deiner Hilfe einer ausweglosen Gefahr entronnen. Kehre in Frieden heim und möge es auch dir immer wohl ergehen.

So verschwand Krishna wieder, und die Pandavas wanderten frohgemut mit Draupadi durch die Wälder. So habe ich dir, oh König, die Geschichte erzählt, die du hören wolltest. Auf diese Weise wurde der Plan der gemeinen Söhne Dhritarashtras vereitelt.


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