Pushpak Mahabharata Buch 3Zurück WeiterNews

Kapitel 160 – Bhima besteigt den Gipfel

Janamejaya fragte:
Wie lange verweilten meine unvergleichlich tapferen Urgroßväter auf dem Berge Gandhamadan? Was taten die entschlossenen Männer dort? Wovon lebten sie? Oh du Lobenswerter, erzähl mir all dies. Beschreibe mir die heldenhafte Kraft von Bhima, und was der Starkarmige alles im Himalaya tat. Sicher hat er nicht noch einmal mit den Yakshas gekämpft. Und trafen sie auf Kuvera? Denn der Herr der Reichtümer kam doch bestimmt dorthin, so wie es Arshtishena vorausgesagt hat. Oh du Askesereicher, ich möchte alle Einzelheiten hören. Denn ich bin nie gesättigt, den Taten der Pandavas zu lauschen.

Und Vaisampayana erzählte weiter:
Diese Besten der Bharatas lebten gemäß den gutgemeinten Ratschlägen vom energiereichen Arshtishena. Sie aßen von den Früchten der Munis, sowie reinen Honig und Wildbret, welches sie mit unvergifteten Pfeilen erlegten. Und indem sie den Geschichten von Lomasa lauschten, verbrachten sie das fünfte Jahr an diesem schönen Ort. Ghatotkacha war mit seinen Gefährten schon längst wieder mit den Worten gegangen: „Ich werde da sein, wenn die Gelegenheit es erfordert.“ – Im Laufe der Monate erlebten die Hochbeseelten viele Wunder und trafen auf viele zufriedene Munis und Charanas mit reinen Seelen, welche mit hohem Schicksal gesegnet ihren Gelübden folgten. Mit ihnen sprachen sie über himmlische Dinge. Eines Tages sahen sie, wie Suparna (Garuda) eine riesige und starke Naga davontrug, die in einem großen See lebte. Dabei bebte der Berg und viele gigantische Bäume fielen. Die Pandavas und all die Bewohner bestaunten dieses Wunder. Kurz danach trug der Wind vom Gipfel dieses vorzüglichen Berges himmlisch duftende und wunderschöne fünffarbige Blüten vor die Pandavas.

Und Draupadi sprach zum bequem sitzenden Bhima:
Oh Bester, sieh nur wie diese fünffarbigen Blüten vor den Augen aller vom Sturm der Schwingen Garudas mit Kraft herabgetrieben werden und schnell in den Fluß Aswaratha fallen. Damals hat dein hochbeseelter Bruder im Khandava Wald Gandharvas, Nagas und selbst Indra mit seinem Heldenmut beeindruckt und dadurch den Bogen Gandiva erhalten. Du bist auch von heldenhafter Gesinnung, und stark sind deine Arme. Du bist so unbesiegbar wie Indra. Oh Bhimasena, die Angst vor der Stärke deiner Arme sollte die hier lebenden Rakshasas vom Berg in alle Himmelsrichtungen fliehen lassen. Dann wären alle deine Freunde von Furcht und Sorge befreit und könnten mit eigenen Augen den glücksverheißenden Gipfel mit seinen bunten Blumen sehen. Ach Bhima, schon lange hege ich diesen Wunsch in meinem Geist, daß ich von der Kraft deiner Arme beschützt den Gipfel schauen kann.

Da fühlte sich Bhima wie ein feuriger Stier, den man geschlagen hatte. Er meinte, Draupadi hätte ihn getadelt, und konnte dies nicht ertragen. So nahm der Pandava mit dem wiegenden Gang eines Löwen seinen goldverzierten Bogen auf, ergriff die Keule und gürtete das Schwert. Er war prächtig und großzügig, glänzte wie Gold, war klug, stark, stolz, sensibel und heldenhaft, hatte rote Augen, breite Schultern, die Kraft eines wilden Elefanten, weiße Zähne und einen starken Nacken. Alle seine Glieder waren anmutig und kräftig, und im Nacken trug er das Zeichen der Muschel. Nichts weiter beachtend, stürmte er wie ein Löwe die Felsen empor und spürte keinerlei Scheu. Alle sahen ihn, wie er bewaffnet und wild entschlossen vordrang, um Draupadi zu gefallen. Weder Erschöpfung, Schlaffheit, Faulheit oder böse Absicht bedrängten den Sohn von Pritha und dem Windgott. Mit Leichtigkeit bezwang er den rauhen Pfad, wo nur ein Einzelner durchkam, sowie einen gefährlichen Felsengipfel so hoch wie mehrere Palmyra Palmen. Die Kinnaras, Munis, großen Nagas, Gandharvas und Rakshasas erfreute der Anblick des Unerschrockenen und Starken. Und so erblickte dieser Beste aus dem Geschlecht der Bharatas die Wohnstatt von Vaishravana (Kuvera), die mit goldenen und kristallenen Palästen geschmückt und ringsum mit goldenen Mauern umgeben war, welche den Glanz von Juwelen hatten. Sie war höher als ein Bergesgipfel, hatte schöne Gärten, Türme, Zinnen, Tore und ganze Reihen von wehenden Wimpeln. Überall schlenderten schöne Damen verlockend umher und bewegten sich so tänzerisch wie die Fahnen im Wind. Bhima hatte sich mit den Armen auf seinen Bogen gestützt und starrte neugierig und sehnsuchtsvoll die Stadt Kuveras an. Eine sanfte Brise brachte Balsamduft und erfreute alle Wesen. Die schönen und wundervollen Bäume verschiedenster Farbtönungen ließen sich von ihr streicheln und gaben wohlklingende Flötentöne von sich. An dem Platz, an dem Bhima starrend stehengeblieben war, häuften sich Juwelen und Edelsteine zu Bergen, die von allerliebsten Blumengirlanden geschmückt waren. Bewegungslos stand Bhima eine Weile mit seinen Waffen da, und vergaß alle Sorge um sein Leben. Dann blies er in sein Muschelhorn, ließ die Bogensehne erklingen und pochte sich laut auf die Oberarme, so daß allen Gegnern vor Angst die Haare zu Berge standen. Doch die Yakshas und Rakshasas stürmten entschlossen dem Klang entgegen und hielten flammende Keulen, Schlagstöcke, Schwerter, Speere, Lanzen und Streitäxte in den starken Händen. Aber Bhima zerschlug die Wurfgeschosse der Rakshasas mit seinen Pfeilen, auch wenn sie über große magische Kräfte verfügten. Mit großer Durchschlagkraft bohrten sich seine Pfeile in die Leiber der brüllenden Rakshasas, griffen sie nun auf Erden oder vom Himmel aus an. Bhima wurde im Kampf ganz überflutet von dem blutroten Regen, er von allen Seiten aus den Körpern der Rakshasas auf ihn niederkam. Die Kraft seiner Waffen ließ Köpfe und Glieder der angreifenden Yakshas und Rakshasas rollen, und die Wesen erblickten den herrlichen Pandava inmitten der dichten Angreifer wie die Sonne inmitten von Wolken. Und wie die Sonne alles in ihre Strahlen einhüllt, so bedeckte der starke Bhima seine Gegner mit seinen alles vernichtenden Pfeilen. Und obwohl die Rakshasas drohende, laute Kampfschreie ausstießen, brachten sie Bhima nicht im mindesten in Verlegenheit. So zogen sie sich verletzt und furchtsam zurück und warfen laut heulend ihre Waffen zu Boden.

Sieg über Maniman

Nur einer blieb stehen: Maniman, der starkarmige Freund Kuveras mit der breiten Brust. Er hielt seine Pfeile und Keulen fest in der Hand und zeigte Meisterschaft und Männlichkeit. Als er seine Kameraden aus dem Kampf fliehen sah, sprach er lächelnd zu ihnen:
Wie wollt ihr es dem Herrn der Schätze sagen, daß ein einzelner Sterblicher so viele von uns geschlagen hat?

Nach diesen Worten packte der Rakshas seine Waffen fester und griff Bhima an. Doch dieser durchbohrte die Seiten des wie ein wilder Elefant Heranstürmenden mit drei ausgesuchten Pfeilen. Daraufhin schwenkte und wirbelte der mächtige Maniman zornig seine gewaltige Keule gegen Bhima. Und Bhima schickte der Keule unzählige scharfe, an Steinen gewetzte Pfeile entgegen. Doch obwohl dieser Meister im Keulenkampf seine Pfeile mit großer Kraft in den Himmel gesandt hatte, fielen sie wirkungslos von der Keule ab und konnten ihren schnellen Flug nicht stoppen. So nahm der mächtige Bhima wieder Zuflucht zu seiner Erfahrung im Keulenkampf, um diesen Angreifer abzuwehren. Feurige Flammen vor sich her spuckend und lautes Getöse verbreitend schlug die Keule hart gegen Bhimas rechten Arm und fiel dann zu Boden. Schwer verwundet und mit zornig rollenden Augen nahm Bhima seine eigene furchtverbreitende und allseits siegreiche Eisenkeule auf und stürmte mit großer Geschwindigkeit gegen den bedrohlich brüllenden Maniman. Da entließ Maniman mit großer Gewalt einen riesigen und feurigen Wurfpfeil und stieß dabei laute Schreie aus. Doch Bhima zerbrach das Geschoß mit dem Ende seiner Keule und stürmte wie Garuda auf seinen Gegner zu, um ihn zu töten. Mit einem Satz sprang Bhima, der meisterhafte Keulenkämpfer, hoch in die Luft und holte zum Schlag aus. Und wie der Blitzschlag von Indra, so kam die tödliche Keule so schnell wie der Wind über den Rakshasa und schmetterte ihn zu Boden. Alle sahen den von Bhima hingestreckten Rakshasa liegen, wie einen vom Löwen gerissenen Bullen. Und die noch verbliebenen Rakshasas rannten beim Anblick des Hingestreckten schreiend gen Osten davon.


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