Pushpak Mahabharata Buch 3Zurück WeiterNews

Kapitel 126 – Mandhata

Yudhishthira fragte:
Oh großer Brahmane, wie wurde dieser Tiger unter den Königen, Mandhata, Sohn von Yuvanasva, geboren, dieser beste und in allen drei Welten gefeierte Monarch? Wie gelangte der unermeßlich Strahlende auf den Gipfel seiner Macht, so daß alle drei Welten ebenso unter seiner Herrschaft waren wie unter der von Vishnu mit der mächtigen Seele? Oh erzähl mir alles über das Leben und die Errungenschaften dieses scharfsinnigen Monarchen. Woher stammt der Name Mandhata? Er übertraf Indra an Glanz und kannte keinen Ebenbürtigen an Kraft. Oh erzähl mir alles, denn du bist geübt in der Kunst des Erzählens.

Lomasa antwortete:
Höre aufmerksam zu, oh König, wie der Name Mandhata, der diesem mächtigen Monarchen mit der großen Seele gehörte, in den drei Welten zu Ruhm gelangte. Yuvanasva (Saudyumni) aus dem Geschlecht des Ikshvaku regierte die Erde. Er führte viele Opfer durch, die durch große Gaben gekennzeichnet waren. Tausendmal führte er das Pferdeopfer durch und zahllose andere Opfer von höchstem Range, und immer gab es reiche Gaben. Und doch hatte der Monarch keinen Sohn. So übergab der König mit der mächtigen Seele und den strengen Gelübden seinen Ministern die Staatsgeschäfte und wurde zum beständigen Bewohner des Waldes. Mit gezügelter Seele beschäftigte er sich von nun an mit den heiligen Geboten. Und es geschah einmal, als der Beschützer der Menschen gerade fastete, daß er, die Gedärme schmerzend von Hunger und bis ins Innerste ausgedörrt vom Durst, die Einsiedelei des Sohnes von Bhrigu betrat.

Doch in der Nacht zuvor hatte der große Heilige in der Einsiedelei eine religiöse Zeremonie begonnen, welche einen Sohn für den König zum Ziel hatte. Es stand dafür ein großer Krug mit Wasser bereit, welches mit heiligen Hymnen geweiht worden war. Das Wasser trug die Kraft in sich, daß, wenn die Königin es trank, sie einen göttergleichen Sohn zur Welt bringen würde. Die mächtigen Weisen der Einsiedelei hatten den Krug auf den Altar gestellt und waren schlafen gegangen, denn die Nachtwache hatte sie ermüdet. Yuvanasva kam nun dort an, den Mund trocken und vor Durst ganz schwach. Ihn dürstete so sehr, er war kraftlos und mit leiser Stimme bat er um Wasser. Doch seine ausgedörrte Stimme klang nur wie das Piepsen eines kleinen Vogels und niemand hörte ihn. Da bemerkte der König den Krug mit Wasser. Schnell griff er zu und trank ihn mit einem Zug aus. Das Wasser war angenehm kühl, und endlich konnte er seinen Durst stillen. Dann stellte er den Krug wieder zurück, und nach einer Weile erwachten die asketisch reichen Weisen. Sofort wurde entdeckt, daß der Krug leer war, und alle fragten sich, wer das wohl getan haben konnte. Der aufrechte Yuvanasva jedoch gab sogleich alles zu.

Und der verehrte Sohn des Bhrigu sprach zu ihm:
Das war nicht gut. Das Wasser hatte eine verborgene Kraft in sich und wurde hier abgestellt, damit du einen Sohn bekommst. Nach strenger Enthaltsamkeit übergab ich die Früchte meiner religiösen Taten diesem Wasser, damit dir ein Sohn geboren werde. Oh heiliger König mit dem großen Heldenmut und der körperlichen Kraft, dieser Sohn wird außerordentliche Kraft und Tapferkeit besitzen und durch Buße noch gestärkt sogar Indra in das Reich des Todesgottes senden können. Auf diese Weise habe ich das Wasser vorbereitet, oh König. Doch nun hast du es getrunken, und nicht deine Gattin. Das war nicht recht. Und es ist für uns unmöglich, das Geschehene abzuändern. Es war wohl vom Schicksal so gewollt! Doch weil du, oh König, dürstend das Wasser getrunken hast, was voller heiliger Hymnen und religiöser Arbeit war, mußt du diesen Sohn selbst zur Welt bringen. Dafür werden wir für dich ein Opfer mit wundervoller Wirkung durchführen, damit du Tapferer einen Sohn gebären kannst, der dem Indra gleicht. So wirst du auch keine Schmerzen bei der Geburt verspüren.

Und als hundert Jahre vergangen waren, durchbrach ein sonnengleich strahlender und wahrlich starker Sohn die linke Seite des mächtigen Königs. Yuvanasva starb nicht dabei, und das war ein außergewöhnliches Wunder.

Indra kam kurz darauf zu Besuch und erkundigte sich beim Monarchen:
Woran wird der Junge saugen?

Und Indra steckte dem Baby seinen Zeigefinger in den Mund und sprach:
Er wird an mir saugen.

Da tauften die Bewohner des Himmels den Jungen Mandhata (lit. mich wird er saugen). Sogleich nachdem der Junge am Finger Indras getrunken hatte, wuchs er dreizehn Ellen und wurde immens stark. Der meisterhafte Junge erhielt alles heilige Wissen und die Kunst der Waffen ohne jegliche Hilfe, allein durch die reine Kraft seiner Gedanken. Am selben Tag kamen der Bogen Ajagava und eine Anzahl Pfeile aus Horn zu ihm, zusammen mit einer undurchdringlichen Rüstung. Indra selbst setzte ihn auf den Thron, und er besiegte die drei Welten auf rechtschaffene Art und Weise. Das Wagenrad dieses Königs beirrte nichts auf seinem Kurs. Die schönsten Juwelen kamen von selbst zu diesem heiligen König. Und auf diesem reichen Stück Land hier lebte er einst. Er führte eine Vielzahl an Opferriten durch mit kostbaren Gaben an die Priester. Mit gewaltiger Kraft und unermeßlichem Glanz errichtete er heilige Säulen. Seine frommen Taten ließen ihn sogar an Indras Seite sitzen. Durch seine Tugend allein eroberte der kluge König Erde, Meer und alle Städte. Überall auf Erden fand man seine Opferstätten. Es gab keinen einzigen Platz, der nicht von ihm gezeichnet war. Es wird gesagt, daß der mächtige König zehntausend Padmas (ein Padma sind einhundert mal zehn Millionen.) Vieh an die Brahmanen verschenkte. Als es einmal eine Dürre von zwölf Jahren gab, da ließ der König es regnen, damit das Korn auf den Feldern wieder wuchs. Dabei schenkte er Indra keine Beachtung, welcher nur still zusah. Mit seinen Pfeilen verwundete und schlug Mandhata den gewaltigen Herrscher des Gandhara Landes, welcher in der Monddynastie geboren und so schrecklich wie eine tobende Gewitterwolke war. Er beschütze die vier Kasten der Menschen, und die Welten bewahrte er kraft seines enthaltsamen und wahrhaften Lebens vor Schaden. Hier an dieser Stelle opferte der Glanzvolle den Göttern. Und schau hier, inmitten des Kuru Landes ist die heiligste Stelle. Nun habe ich dir alles von Mandhatas großem Leben und seiner ungewöhnlichen Geburt erzählt, oh König.

Vaisampayana fuhr fort:
Oh Nachkomme der Bharatas! Nach diesen Worten des großen Heiligen Lomasa hatte Yudhishthira schon neue Fragen an den Weisen bereit.


Zurück Inhaltsverzeichnis Weiter