Pushpak Mahabharata Buch 3Zurück WeiterNews

Kapitel 124 – Chyavana widersetzt sich Indra

Die Neuigkeit bezüglich Chyavanas Jugend verbreitete sich geschwind und erreichte auch König Saryati, welcher sich erfreut mit seinen Truppen auf den Weg in die Einsiedelei des Sohnes von Bhrigu machte. Dort sah er seine Tochter und ihren Gatten wie zwei himmlische Kinder, und seine Freude kannte keine Grenzen, als ob ein König die ganze Welt erobert hätte. Der Herrscher wurde vom Weisen mit allen Ehren empfangen, der König setzte sich neben den Asketen und begann ein angenehmes Gespräch von glücksverheißender Art.

Der Sohn des Bhrigu sprach zum König in sanften Worten:
Ich möchte eine religiöse Zeremonie leiten, welche nur du, oh König, durchführen kannst. Oh laß alles Nötige dazu bereitstellen.

Saryati war entzückt und einverstanden. Und so gebot Saryati an einem glücksverheißenden Tag die Errichtung eines Opferschreins von hervorragender Art, welcher vorzüglich mit allen gewünschten Dingen ausgestattet war. Chyavana fungierte dabei als Opferpriester für den König. Und nun geschahen wunderbare Dinge an diesem Ort. Chyavana nahm etwas Soma Saft in der Absicht, ihn den Aswin Zwillingen anzubieten. Doch im gleichen Augenblick sprach Indra sein Verbot aus.

Indra sprach:
Beide Aswins haben meiner Meinung nach kein Recht auf ein Opfer an Soma Saft. Sie sind die Ärzte der Götter im Himmel, und diese Berufung verbietet ihnen den Rang von Soma Trinkern.

Doch Chyavana erwiderte:
Die beiden vollbringen große Taten, sie haben großartige Seelen und verfügen über ungewöhnliche Schönheit und Anmut. Oh Indra, sie haben mich in einen langlebigen Jüngling verwandelt, der einem Himmlischen gleicht. Warum sollten nur du und die anderen Himmlischen das Recht haben, den gewonnen Soma Saft zu trinken? Warum nicht die Aswins? Oh Herr der Götter, du großer Vernichter von Feinden, wisse, daß die Aswins dem Rang nach ebenfalls Götter sind.

Doch Indra war nicht einverstanden:
Diese beiden üben die heilende Kunst aus. Das macht sie zu Dienern. Sie nehmen Gestalten an, wie es ihnen beliebt, und verbringen viel Zeit unter den Sterblichen. Wie können sie auf gerechte Art Soma Saft fordern?

So ging es hin und her zwischen Chyavana und Indra, bis der Sohn des Bhrigu einfach sein Opfer weiterführte, ohne die Worte Indras anzunehmen. Doch als er den Soma Saft nahm, um ihn den Aswins anzubieten, sprach Indra drohend:
Wenn du deine Absicht in die Tat umsetzen willst, werde ich meinen schrecklichen Donnerkeil auf dich schleudern, der allen existierenden Waffen überlegen ist.

Der Sohn des Bhrigu warf nur einen lächelnden Blick auf Indra, und fuhr mit dem Opfer fort. Da streckte Indra seinen Arm aus, um den Donner in gräßlicher Form zu schleudern, doch Chyavana lähmte ihn. Ungerührt sang Chyavana seine heiligen Hymnen, opferte dem Feuer und gab den Aswins Soma Saft. Doch aus seiner asketischen Energie kam ein zorniger Geist ins Dasein, ein riesiger Dämon namens Mada, der außerordentliche Stärke und Ausmaße besaß. Sein Körper konnte weder von Göttern noch Dämonen ermessen werden. Sein Maul war gräßlich, gähnend und mit scharfkantigen Zähnen. Ein Kiefer ruhte auf der Erde, der andere streckte sich gen Himmel. Er hatte vier Reißzähne, ein jeder hundert Yojanas lang. Die anderen Zähne waren zehn Yojanas lang, so stabil wie die Türme eines Palastes und so spitz wie das Ende eines Speeres. Seine beiden Arme waren massig wie Berge und tausend Yojanas lang. Die Augen glichen Sonne und Mond, und sein Antlitz sprach von der großen Feuersbrunst zur universalen Auflösung. Mit der Zunge leckte er sich beständig sein Maul, und kannte wie der Blitz keine Ruhe. Er sperrte das Maul auf, seine Blicke waren furchterregend, und es schien, als wolle er gewaltsam die ganze Welt verschlingen. Doch der Dämon lenkte seine Schritte zu Indra mit den hundert Opfern, denn gerade ihn wollte er verschlucken. Und die Welt hallte von dem lauten und schrecklichen Gebrüll des Dämonen wider.


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