Pushpak Mahabharata Buch 3Zurück WeiterNews

Kapitel 115 – Geburt des Jamadagni

Vaisampayana fuhr fort:
Nachdem der Beschützer der Erde eine Nacht am Mahendra verbracht hatte, zollten er und seine Brüder dem Weisen höchste Ehren. So ließ ihn Lomasa alle Namen der Bhrigus, Angiras, Vasishtas und Kasyapas wissen. Yudhishthira erblickte sie alle und ehrte sie mit gefalteten Händen. Und Akritavrana, einen Gefährten Parasuramas, fragte er:
Wann wird sich der verehrte Parasurama (Rama mit der Axt) den religiösen Menschen hier zeigen? Ich möchte bei dieser Gelegenheit sehr gern einen Blick auf ihn gewinnen, diesen Nachfahren des Bhrigu.

Akritavrana antwortete:
Rama weiß bereits um deine Reise zu diesem Ort, denn seine Seele weiß spontan alles. Er ist mit dir in allen Dingen sehr zufrieden und wird sich dir bald zeigen. Den Heiligen, die hier ihre Askese üben, ist es gestattet, ihn am vierzehnten und achten Tag des Mondzyklus zu sehen. Am Ende dieser Nacht ist es soweit, du wirst die Sicht auf ihn erhalten, wie er in ein dunkles Hirschfell gekleidet ist und sein Haar als verfilzte Masse trägt.

Yudhishthira sprach:
Du bist einer, der Rama, dem Sohn des Jamadagni, überall hin gefolgt bist. So mußt du ein Augenzeuge aller seiner einstigen Taten sein. Ich bitte dich, erzähle mir, wie die Angehörigen der Kriegerkaste von ihm auf dem Schlachtfeld vernichtet wurden und was der ursprüngliche Grund für den Konflikt war.

Akritavrana sprach:
Mit Freuden werde ich dir diese vorzügliche Geschichte erzählen, oh Nachfahre des Bharata, die Geschichte der gottgleichen Taten Ramas, Sohn des Jamadagni, welcher seinen Ursprung auf Bhrigus Geschlecht zurückführt. Ich werde dir auch die Errungenschaften des mächtigen Herrschers der Haihayas erzählen. Dieser mächtige Herrscher, Arjuna mit Namen, wurde von Rama getötet, obwohl er tausend Arme und durch die Gunst Dattatreyas einen himmlischen Streitwagen ganz aus Gold hatte. Seine Herrschaft erstreckte sich über die ganze belebte Welt auf der Erde. Der Streitwagen dieses Königs konnte überall hin reisen und wurde niemals aufgehalten. Durch einen gewährten Segen war er unbezwingbar geworden, und so bestieg er seinen Wagen, und peinigte um sich herum die Götter, Yakshas und Heiligen. Bald verfolgte und quälte er alle geborenen Wesen, und nirgends waren sie vor ihm sicher. So versammelten sich die Götter und tugendhaften Weisen und wandten sich an Vishnu, den Gott der Götter und Dämonenvernichter mit dem unvergänglichen Heldenmut.

Die Götter baten ihn:
Oh gesegneter und verehrter Herr, damit die geborenen Wesen überleben, ist es nötig, daß du Arjuna tötest. Er hat sogar Indra beleidigt, als sich jener mit seiner Gattin Sachi, der göttlichen Königin, vergnügte.

So beriet sich der gesegnete und verehrte Herr mit Indra, wie Kritaviryas Sohn zu schlagen wäre. Der Herr der Himmlischen sprach bei dieser Gelegenheit alles Nötige zum Wohle der geschaffenen Welt. Dann begab sich der gesegnete und von allen Welten verehrte Gott zum entzückenden Vadari Wald, seinen selbsterwählten Rückzugsort, um Askese zu üben, damit all das geschehe, was notwendig sei.

Zu jener Zeit lebte auf Erden ein mächtiger Monarch namens Gadhi im Land der Kanyakuvja. Er verfügte über ein stattliches Heer und war berühmt in der Welt. Doch er wählte ein Leben im Walde, wo ihm eine wunderschöne Tochter geboren wurde, die sich mit einer himmlischen Nymphe vergleichen konnte. Richika, der Sohn von Bhrigu, warb um die Schöne.

Und Gadhi sprach zu dem Brahmanen, der strengen Gelübden folgte:
Es gibt eine Tradition in unserer Familie, die meine Vorfahren vor langer Zeit einführten. Oh Vorzüglicher der Priesterkaste, wisse, daß der Bräutigam eine Mitgift von tausend schnellen Pferden anbieten muß, die braun sind und ein schwarzes Ohr haben. Doch ein ehrwürdiger Heiliger wie du, oh Sohn des Bhrigu, sollte nicht um solche Mitgift gebeten werden. Auch könnte ich niemals einem hohen Brahmanen wie dir meine Tochter verwehren.

Da sprach Richika:
Ich werde dir die tausend schnellen Rosse geben. Bereite deine Tochter zur Vermählung vor.

Nachdem Richika sein Wort gegeben hatte, begab er sich zu Varuna und bat ihn um die Mitgift. Und Varuna gab sie ihm gern. Die Pferde entsprangen feurig der Ganga, und der Ort trägt seither seinen entsprechenden Namen. In der Hauptstadt von Kanyakuvja wurde dann die Tochter Gadhis, Satyavati mit Namen, mit Richika vermählt, und selbst die Götter waren bei der Heirat anwesend. Der vorzügliche Brahmane Richika, der die tausend Pferde herbeigebracht hatte, erblickte die Bewohner des Himmels, und gewann sich eine famose Gemahlin. Mit dem schlankhüftigen Mädchen genoß er großes Vergnügen und erfüllte sich alle Wünsche und jedwedes Begehren mit ihr. Nach einer Weile kam sein Vater Bhrigu zu Besuch, und war glücklich, seinen lobenswerten Sohn mit seiner Gattin zu sehen. Beide bemühten sich nach Kräften, dem von den Göttern geschätzten Bhrigu ehrend zu dienen. Und als er eines Tages entspannt saß, während sein Sohn und dessen Gattin mit gefalteten Händen vor ihm standen und auf seine Befehle warteten, da sprach Bhrigu mit frohem Herzen zu seiner Schwiegertochter:
Oh liebliche Tochter, bitte um einen Segen. Ich bin bereit, dir alles zu gewähren, was du wünschst.

Und Satyavati bat um die Gunst, daß ihr und ihrer Mutter ein Sohn geboren würde. Bhrigu antwortete ihr:
Du und deine Mutter, ihr beide müßt während eurer fruchtbaren Phase erst ein Bad nehmen mit der Zeremonie für die Geburt eines männlichen Kindes. Dann müßt ihr beiden getrennt voneinander zwei verschiedene Bäume umarmen: deine Mutter einen Pepulbaum und du einen Feigenbaum. Sieh her, du pflichtbewußtes Mädchen, ich habe mit größter Sorgfalt zwei Töpfe mit Reis und Milch vorbereitet. Ich habe das ganze Universum durchstöbert, um alle Kräuter zu finden, die hier mit vermischt wurden. Dies sollt ihr mit größter Achtsamkeit essen.

Sprach’s und verschwand vor aller Augen. Die beiden Damen vertauschten jedoch sowohl die Töpfe als auch die Bäume. Nach einigen Wochen kam der verehrte Weise noch einmal zu Besuch, denn er wußte durch seine göttliche Sicht, was geschehen war.

Und Bhrigu sprach zu Satyavati:
Oh gesegnetes Mädchen, meine Tochter mit den schönen Augenbrauen, du hast aus dem falschen Topf gegessen und den falschen Baum umarmt. Deine Mutter hat dich getäuscht. Nun wirst du einen Sohn zur Welt bringen, der zwar der Brahmanenkaste angehört, doch den Charakter eines Kriegers hat. Während deine Mutter einen Sohn zur Welt bringen wird, der per Geburt zur Kshatriya Kaste gehört, doch ein Leben als Brahmane und Priester führen wird. Seine Macht wird groß sein, und er wird den Pfad beschreiten, den gerechte Menschen gehen.

Da bat Satyavati ihren Schwiegervater wieder und wieder:
Laß nicht meinen Sohn einen solchen Charakter haben, sondern erst meinen Enkelsohn.

Und Bhrigu antwortete ihr:
So sei es.

Und war zufrieden, ihre Bitte zu erfüllen. So gebar Satyavati am rechten Tag ihren Sohn namens Jamadagni. Er hatte Anmut, Würde und Glanz, wuchs mit den Jahren an Kraft und Stärke und übertraf alle anderen Heiligen in seinem vedischen Können. Und eines Tages kam zu ihm, dem sonnengleich Strahlenden, spontan und ohne jegliche Belehrung das gesamte Wissen um die militärischen Künste und alle Geschosse und Waffen.


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