Pushpak Mahabharata Buch 3Zurück WeiterNews

Kapitel 96 – Ilwalas Zorn

Vaisampayana sprach:
Später pilgerte der königliche Sohn der Kunti, welcher sich immer mit großzügigen Gaben an die Brahmanen hervortat, zur Einsiedelei des Agastya und ließ sich in Durjaya nieder. Und es geschah, daß dieser Beste unter den Rednern, König Yudhishthira, Lomasa fragte, warum Agastya hier Vatapi tötete. Auch erkundigte sich der König nach dem Ausmaß an Heldenkraft, über welche der menschenfressende Daitya verfügte, und nach dem Grund, welcher den Zorn des ruhmreichen Agastya gegen den Dämon erregte.

Und Lomasa antwortete:
Oh Sohn des Kuru Geschlechts, in alter Zeit lebte ein Daitya namens Ilwala in der Stadt Manimata, dessen jüngerer Bruder Vatapi war. Eines Tages bat dieser Sohn der Diti einen Brahmanen mit asketischem Verdienst: „Oh Heiliger, gewähre mir einen Sohn, der Indra ebenbürtig ist.“ Doch der Brahmane verweigerte ihm diesen Segen. Und der Dämon Ilwala entflammte im Zorn und wurde von diesem Tage an ein Feind der Brahmanen. Mit der Kraft der Illusion verwandelte der ärgerliche Dämon seinen Bruder Vatapi, der ihm zu Diensten war und jede beliebige Gestalt annehmen konnte, in ein Schaf. Das Fleisch des Schafes wurde köstlich und sauber zubereitet und den Brahmanen als Nahrung angeboten. Doch sobald sie davon gegessen hatten, wurde es ihnen zum Verhängnis. Denn wen immer Ilwala mit seiner Stimme zu sich rief, der kam zu ihm zurück, auch wenn es aus dem Bereich Yamas war. Derjenige nahm dann seine ursprüngliche Gestalt wieder an und erschien vor Ilwala. So rief Ilwala seinen Bruder Vatapi, nachdem die Brahmanen vom Fleisch gegessen hatten. Und Vatapi, selbst ein mächtiger Dämon mit magischen Kräften, hörte die laute Stimme seines Bruders, nahm seine alte Gestalt wieder an, zerriß dabei die Brahmanen und kehrte lachend zu seinem Bruder zurück. Auf diese Weise tötete der hartherzige Ilwala viele Brahmanen.

Doch eines Tages schaute der ruhmreiche Agastya seine verstorbenen Vorfahren, wie sie kopfüber in einer Grube hingen. Und er fragte sie: „Was ist mit euch geschehen?“ Ihre Antwort war: „Wegen fehlender Nachkommen hängen wir in diesem Loch mit den Köpfen nach unten. Wir sind deine Ahnen und in dieser Grube gefangen. Wenn du uns einen guten Sohn zeugst, oh Agastya, dann werden wir von dieser Hölle errettet, und du gelangst in den gesegneten Zustand eines Vaters.“ Agastya verfügte über große Energie, Wahrheit und Moral, und so sprach er: „Ihr Pitris, ich werde euer Begehr stillen. Fürchtet euch nicht länger.“ Dann begann der ruhmreiche Rishi darüber nachzudenken, wie er sein Geschlecht fortführen könne. Doch er sah nirgends eine würdige Ehefrau für ihn, in welcher er seine Geburt in Form eines Sohnes nehmen konnte. So nahm der Rishi von allen Wesen den Teil, der als wunderschön galt, und schuf sich eine hervorragende Frau. Dieses für ihn geschaffene Mädchen gab der Asket mit dem großen asketischen Verdienst zum König von Vidharba, der zu dieser Zeit harte Entsagung übte, um Kinder zu bekommen. Das gesegnete Mädchen mit dem lieblichen Gesicht nahm seine Geburt (in der königlichen Linie des Vidharba) und wuchs von Tag zu Tag schöner und strahlender heran. Der Herrscher von Vidharba freute sich außerordentlich über ihre Geburt und erzählte den Brahmanen davon, welche das Mädchen segneten und ihr den Namen Lopamudra gaben. Sie wuchs schnell und in großer Schönheit und glich sowohl dem Lotus im Wasser wie auch der strahlenden Flamme. Als das Mädchen in die Pubertät kam, warteten ihr hundert zauberhaft geschmückte Jungfrauen und hundert gehorsame Dienerinnen auf. In ihrer Mitte strahlte sie, wie Rohini am Firmament unter all den vielen kleineren Sternen hervorglänzt. Sie war so schön, hatte so gute Manieren und ein vorzügliches Benehmen, daß niemand es wagte, um ihre Hand anzuhalten, aus Furcht vor ihrem Vater, dem König von Vidharba. Dieser und alle Verwandten erfreuten sich sehr an Lopamudra, welche lieb und der Wahrhaftigkeit zugetan war und sogar die Apsaras an Schönheit übertraf. Doch der Vater erkannte sehr wohl, daß sie im heiratsfähigen Alter war, und begann zu überlegen, wem er seine Tochter zur Frau geben sollte.


Zurück Inhaltsverzeichnis Weiter