Pushpak Mahabharata Buch 3Zurück WeiterNews

Kapitel 61 – Nala und Damayanti verlassen verarmt die Stadt

Vrihadashwa sprach:
Nachdem Varshneya gegangen war, gewann Pushkara das ganze Königreich des gerechten Nala und all seine verbliebenen Habe. Lachend sprach da Pushkara zum mittellosen König:
Komm Nala, laß uns weiter spielen. Welchen Einsatz hast du noch? Ich habe alles von dir gewonnen. Es bleibt wohl nur noch Damayanti übrig. Nun, wenn du es wünschst, laß uns um Damayanti würfeln!

Als der tugendhafte König diese Worte Pushkaras hörte, da war ihm, als ob sein Herz vor Zorn zerspringen müßte, doch er verlor kein Wort. Gequält starrte er Pushkara an und riß sich alle seine Ornamente vom Leibe. Nur ein Kleidungsstück behielt er an, ließ den größten Teil seines Körpers unbedeckt, entsagte aller Pracht und verließ die Stadt zum großen Kummer seiner Freunde. Damayanti tat es ihm gleich. Auch sie trug nur ein Kleidungsstück und folgte ihm getreu auf seinem Wege. Sie blieben für drei Tage am Rande der Stadt. Doch Pushkara, der neue König, ließ verkünden, daß derjenige, der Nala helfen würde, bereits zum Tode verurteilt wäre. Da fürchteten die Bürger die Strafe und erkannten die Boshaftigkeit von Pushkara dem Nala gegenüber. Keiner der Bürger durfte Nala nun noch Gastlichkeit und Achtung zeigen, und niemand ihm helfen. So blieb Nala noch für drei Tage, lebte nur von Wasser und ertrug die Mißachtung. Doch dann plagte ihn der Hunger, und er machte sich auf den Weg, um im Wald Früchte und Wurzeln zu suchen. Damayanti blieb dicht hinter ihm. Schwach vor nagendem Hunger erblickte Nala nach einigen Tagen eine Schar goldbefiederter Vögel. Da dachte der mächtige Herr der Nishadas bei sich: „Die werden heute abend mein Festessen sein und mir Reichtum spenden.“ Er nahm sein einzigstes Kleidungsstück und warf es über die Vögel. Doch die erhoben sich mitsamt dem Stoff in die Lüfte und ließen Nala nackt und bloß, traurig und mit gesenktem Haupt zurück. Vom Himmel herab riefen die Wanderer der Lüfte ihm zu:
Oh du mit der geringen Vernunft, wir sind die Würfel. Wir kamen her, um dir das letzte Kleid zu entreißen, denn wir konnten es nicht ertragen, daß dir noch etwas geblieben war.

Dann flogen sie davon, und Nala sprach zu Damayanti:
Oh du Makellose, siehst du die Zornigen dort? Sie nahmen mir das Königreich, und ihr Einfluß läßt uns nun Hunger und Pein erleiden, so daß ich zu schwach bin, um uns Nahrung zu beschaffen. Wegen ihnen bieten uns die Nishadas keine Gastfreundschaft mehr an. Und nun, oh du Zarte, verwandelten sie sich in Vögel und trugen mein Kleid fort. Dieses gräßliche Desaster raubt mir den Verstand, und qualvoller Kummer überwältigt mich. Ich bin dein Herr und Gemahl, so höre die Worte, die ich nun zu deinem Besten spreche. Diese Straßen hier führen alle nach Avanti und in die Rikshavat Berge. Dort ist der mächtige Vindhya Berg, und da fließt der Fluß Payoshi meerwärts. Dort gibt es viele Einsiedeleien von Asketen, wo Früchte und Wurzeln wachsen. Diese andere Straße hier führt ins Land der Vidharbas und ins Land Kosal. Und hinter jenen Straßen gen Süden führt der Weg ins südliche Land...

So sprach der leidende Nala wieder und wieder zu seiner Gattin, bis sie ihm mit tränenerstickter Stimme folgende Antwort in mitleiderregenden Worten gab:
Oh König, wenn ich an deine Absicht denke, dann zittert mein Herz, und mir versagen die Glieder. Wie kann ich gehen und dich im einsamen Wald zurücklassen, ohne dein Reich, deinen Reichtum, ohne Kleid und schwach vor Hunger und Anstrengung? Wenn du jetzt hungernd in der Wildnis an dein früheres Glück denkst, dann werde ich deine Erschöpfung lindern, oh großer Monarch. Die Ärzte sagen, daß es keine bessere Medizin im Kummer gibt, als eine Gemahlin. Du weißt, oh Nala, daß ich die Wahrheit spreche.

Darauf antwortete ihr Nala:
Oh schlankhüftige Damayanti, es ist, wie du sagst. Für einen Mann in Not gibt es keinen Freund und keine Medizin, die einer Gattin ebenbürtig ist. Doch ich denke nicht daran, dir zu entsagen. Warum, oh Ängstliche, fürchtest du dies? Oh du Makellose, ich könnte vielleicht mir entsagen, doch niemals dir.

Da fragte Damayanti:
Wenn dies nicht deine Absicht ist, oh mächtiger König, warum zeigst du mir den Weg ins Land Vidharba? Ich weiß, oh König, du ließest mich niemals allein. Doch ich weiß auch, daß dein Geist beunruhigt ist, oh Herr der Erde. Oh bester Mann, du vermehrst meinen Kummer, wenn du mir wieder und wieder die Wege in die Ferne weist. Wenn du es wünschst, oh Göttergleicher, daß ich bei meinen Verwandten lebe, dann laß uns gemeinsam nach Vidharba gehen. Der König von Vidharba wird uns mit Respekt empfangen, du Ehrenspendender, und du wirst geachtet und froh in unserem Hause leben.


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