Pushpak Mahabharata Buch 2Zurück WeiterNews

Anadyuta Parva – Das zweite Würfelspiel

Kapitel 74 – Ein zweites Spiel wird beschlossen

Hier fragte Janamejaya:
Wie fühlten sich die Söhne Dhritarashtras, als die Pandavas auf Geheiß von Dhritarashtra mit Draupadi und all ihrem Reichtum Hastinapura verließen?

Vaisampayana antwortete:
Oh König, Dushasana begab sich sogleich zu Duryodhana und seinen Freunden und sprach traurig zu seinem Bruder:
Ach ihr Kämpfer, was wir mit soviel Mühe gewonnen haben, hat der alte Mann wieder weggeworfen. Wisset, er hat all den Reichtum dem Feind zurückgegeben.

So beeilten sich Duryodhana, Karna, Shakuni und alle, welche von der Selbstsucht geleitet wurden, und baten um ein privates Treffen mit dem weisen König Dhritarashtra. Zu ihm, dem Sohn von Vichitravirya, sprachen sie nun erneut mit schmeichelnden und kunstvollen Worten.

Duryodhana sagte:
Oh Vater, hast du nicht vernommen, was der gelehrte Vrihaspati, dieser Guru der Himmlischen, zu Indra während seiner Belehrungen in Moral und Diplomatie gesagt hat? Dies waren seine Worte, oh Geißel deiner Feinde: „Die Feinde, die allseits mit Gewalt oder Hinterlist Schaden anrichten, müssen mit allen Mitteln geschlagen werden.“ Wenn wir also mit den Schätzen der Pandavas die Könige der Erde für uns gewinnen und anschließend mit den Pandavas kämpfen, welche Kehrseite der Medaille kann es dabei geben? Wer einmal wütende und giftige Schlangen um den Hals und auf dem Rücken trägt, welche die Absicht haben, ihn zu vernichten, wie könnte er sie wieder loswerden? Die wütenden Söhne Pandus mit ihren Waffen und Streitwagen sind wie zornige und giftige Schlangen und werden uns sicher zerstören. In diesem Augenblick, oh Vater, legt Arjuna seine Rüstung an, greift zu Gandiva und Köcher, wirft zornige Blicke um sich und atmet schwer. Wir haben auch gehört, daß Vrikodara (Bhima) eilends Befehl gegeben hat, daß sein Streitwagen bereit gemacht wird. Er hat seine schwere Keule in der Hand und ist bereit, aufzusteigen. Nakula hat sein Schwert und das halbkreisförmige Schild in der Hand und ist schon auf dem Weg. Sahadeva und König Yudhishthira haben ebenfalls klar gezeigt, was ihre Absichten sind. Sie haben ihre Wagen bestiegen, die vor Waffen nur so strotzen, führen die Peitsche gegen ihre Pferde und haben ihre Streitkräfte versammelt. Sie können uns niemals unsere Demütigungen verzeihen! Denn welcher Mann könnte diese Kränkung Draupadis vergeben?

Sei gesegnet! Wir wollen noch einmal mit den Söhnen Pandus spielen, mit dem Ziel, sie ins Exil zu zwingen. Oh Bulle unter den Männern, wir sind in der Lage, sie unter unsere Kontrolle zu bringen. Entweder wir oder sie sollen als Verlierer beim Würfelspiel für zwölf Jahre in Hirschfelle gekleidet durch die Wälder ziehen. Das dreizehnte Jahr soll unerkannt in einer bewohnten Gegend verbracht werden. Wer in diesem Jahr entdeckt wird, muß für weitere zwölf Jahre in die Verbannung. Entweder sie oder wir sollen so leben. Das Spiel muß beginnen! Oh, laß die Söhne des Pandu noch einmal die Würfel werfen und spielen. Oh König, du Bulle unter den Bharatas, dies ist unsere höchste Pflicht. Shakuni kennt die ganze Kunst der Würfel. Und wenn die Pandavas auch die Regeln für diese dreizehn Jahre einhalten können, so werden wir in der Zwischenzeit im Königreich Fuß fassen, Verbündete gewinnen und ein großes und zufriedenes Heer bilden, so daß wir die Pandavas nach ihrer Rückkehr besiegen können. Oh stimme unserem Plan zu, du Feindebezwinger.

Dhritarashtra antwortete:
So bringt die Pandavas wieder zurück, auch wenn sie schon ein weites Stück des Weges gegangen sind. Laßt sie herkommen und noch einmal die Würfel werfen.

Da protestierten Drona, Somadatta, Valhika, Gautama, Vidura, der Sohn von Drona, Bhishma und der gewaltige Krieger Vikarna, und alle sprachen: „Nein, laß das Spiel nicht noch einmal beginnen. Laß Frieden sein.“ Doch Dhritarashtra mißachtete alle Ratschläge seiner weisen Freunde und Verwandten und rief aus Schwäche für seine Söhne die Pandavas zu sich an den Hof.


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