Pushpak Mahabharata Buch 2Zurück WeiterNews

Kapitel 64 – Duryodhanas Antwort

Duryodhana entgegnete:
Oh Khatta, du lobst immer den Ruhm unserer Gegner und setzt dabei die Söhne Dhritarashtras herab. Wir wissen schon, wen du wirklich magst, oh Vidura. Denn uns achtest du gering wie Kinder. Nur der Mann ist ernst zu nehmen, der seinen Lieben Erfolg und den Ungeliebten Niederlage wünscht. Lob und Tadel verteilt er entsprechend. Doch deine Zunge verrät deinen Geist und dein Herz. Ja, die Feindschaft in deinen Worten ist sogar noch größer, als die in deinem Herzen. Wir haben dich wie eine Schlange in unserem Schoß gehegt, und wie eine Katze kratzt du nun denjenigen, der dich liebevoll behandelt. Die Weisen sagen, daß es kein schwereres Übel gibt, als den eigenen Beschützer zu kränken. Wie kommt es, oh Khatta, daß du diese Sünde nicht fürchtest? Wenn wir unsere Gegner besiegen, gibt uns das große Vorteile. So halte deine harten Worte uns gegenüber zurück. Du willst immer nur Frieden mit dem Feind schließen und haßt uns dafür. Ein Mann wird zum Feind, wenn er unverzeihliche Worte spricht. Und wenn der Feind gelobt wird, sollten keinesfalls die Geheimnisse der eigenen Seite ausgeplaudert werden. (Doch du mißachtetst diese Regel.) Warum, oh du Parasit, bedrängst du uns so? Du sagst nur, was du dir selbst wünschst. Kränke uns nicht mehr. Wir kennen deinen Geist. Geh, und lerne, zu Füßen der Alten zu sitzen. Rette den Ruf, den du dir einst gewonnen hast. Und misch dich nicht in die Angelegenheiten anderer. Bilde dir nicht ein, du wärst unser Anführer. Und sprich keine harten Worte zu uns, oh Vidura. Wir fragen dich nicht, was gut für uns ist. Sei still, und verwirre uns nicht noch mehr, wo wir schon durch deine Hand genug gelitten haben.

Es gibt nur einen Herrscher, und nicht zwei. Und der eine beherrscht sogar das Kind im Mutterleib. Auch ich werde von ihm beherrscht. Wie Wasser immer abwärts fließt, so handle ich genau nach seinem Willen. Wer sich den Kopf an einer Steinmauer stößt oder eine Schlange nährt, wird in seinen Handlungen vom eigenen Intellekt geleitet. (Und so auch ich.) Doch wer den anderen mit Gewalt kontrollieren möchte, wird zum Feind. Wenn Ratschlag mit freundlicher Absicht angeboten wird, wird der Schüler ihn geduldig annehmen. Doch wer etwas so leicht Brennbares wie Kampfer in Flammen setzt, wird dessen Asche nicht mehr erleben, wenn er nicht eilig löscht. Niemand sollte dem Freund eines Feindes Zuflucht gewähren, oder einem Neidischen oder Bösartigen. Daher, oh Vidura, geh lieber fort. Eine unkeusche Frau, auch wenn sie gut behandelt wird, verrät ihren Ehemann doch.

Vidura sprach noch einmal zu Dhritarashtra:
Oh Monarch, sag uns als unvoreingenommener Zeuge, was du von dem Betragen derjenigen hältst, die ihre Dienenden beschimpfen, weil sie ihnen Ratschläge geben. Ja, die Herzen von Königen sind launenhaft. Zuerst sichern sie Schutz zu, und dann schlagen sie doch mit Keulen los. Oh Prinz Duryodhana, du erachtest dich als reif an Intellekt und mich als Kind. Doch bedenke in deinem schlechten Herzen, daß jener ein Kind ist, der einen erst als Freund haben will und später nur noch Fehler in ihm findet. Ein Mensch mit einen verdorbenen Herzen kann niemals auf den Pfad der Rechtschaffenheit geführt werden, gerade wie eine unzüchtige Ehefrau im Haus eines Wohlgeborenen. Deswegen ist dir, du Bulle der Bharatas, Belehrung unangenehm, wie ein sechzigjähriger Ehemann einer jungen Gattin unangenehm ist. Doch wenn du nur angenehme Worte über sowohl gute als auch üble Taten hören möchtest, oh König, dann frag (hoffnungslos verliebte) Frauen, Idioten oder (geistige) Krüppel. Es gab schon viele sündige Menschen in dieser Welt, die immer angenehme Worte sprachen. Doch die Menschen, die unangenehme und doch heilende Worte sprechen oder anhören, sind sehr selten. Nur der ist ein wahrer Verbündeter des Königs, der nicht darauf achtet, ob etwas angenehm oder unangenehm für seinen Meister klingt, sich selbst tugendhaft beträgt und immer das ausspricht, was heilsam für den König ist, auch wenn es unangenehm scheinen mag. Oh großer König, trink das, was die Wahrhaften trinken und die Unaufrechten meiden. Die Ehrbaren trinken Demut, auch wenn sie wie Medizin bitter, scharf und brennend, unangenehm, abscheulich und nicht berauschend ist. Trink davon und gewinne dir deine Besonnenheit wieder, oh König. Ich wünsche Dhritarashtra und seinen Söhnen allseits Reichtum und Ruhm im Überfluß. Möge nun geschehen, was geschehen mag. Ich verbeuge mich vor dir und ziehe mich zurück. Mögen die Brahmanen mir wohlgesonnen sein. Oh Sohn des Kuru, denn folgende Lektion habe ich gründlich verinnerlicht: Daß die Weisen niemals die Nattern erzürnen sollten, die schon mit ihren Blicken Gift versprühen.


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