Pushpak Mahabharata Buch 17Zurück WeiterNews

Kapitel 3 – Yudhishthiras Einzug in den Himmel

Vaisampayana sprach:
Da erfüllte Indra das ganze Firmament mit lautem Klang, kam in einem prachtvollen Wagen zum Sohn der Kunti und bat ihn einzusteigen. Doch Yudhishthira, der Gerechte, wehrte ab:
Meine Brüder sind alle gefallen. Sie sollten mit mir gehen. Ohne sie wünsche ich mir nicht den Himmel, oh Herr der Götter. Und auch die zarte Prinzessin Draupadi sollte mit uns gehen, denn sie verdient jegliches Glück. Oh Indra, erlaube es uns.

Indra sprach:
Du wirst deine Brüder im Himmel sehen, denn sie haben ihre menschlichen Körper abgelegt und sind vor dir angekommen. Ja, du wirst sie alle und auch Draupadi im Himmel sehen. So hänge dich nicht länger an den Kummer. Denn dir ist es bestimmt, sogar mit deinem Körper zum Himmel aufzusteigen.

Nun bat Yudhishthira:
Dieser Hund hier, oh Herr der Vergangenheit und Gegenwart, ist mir die ganze Zeit treu gewesen. Auch er sollte mit mir gehen, denn mein Herz ist voller Mitgefühl für ihn.

Doch Indra erwiderte:
Du hast heute Unsterblichkeit und einen Zustand, der dem meinen gleicht, alles erfüllenden Wohlstand, hohen Erfolg und die Glückseligkeit des Himmels erreicht, oh König. Wende dich ab von diesem Hund. Darin liegt keinerlei Grausamkeit.

Yudhishthira beharrte jedoch:
Oh du mit den tausend Augen, du kennst die Gerechtigkeit und weißt, daß es für jemandem mit gerechtem Verhalten äußerst schwer ist, etwas Ungerechtes zu tun. Und so wünsche ich keine Glückseligkeit, für die ich jemanden aufgeben muß, der bei mir Zuflucht gesucht hat.

Indra gab zurück:
Für einen Menschen mit einem Hund ist kein Platz im Himmel. Außerdem nehmen die zornvollen Geister namens Krodhavasas solch einer Person allen Verdienst. Besinne dich, oh König Yudhishthira, du Gerechter. Laß diesen Hund zurück. Das ist nicht untugendhaft.

Yudhishthira:
Es wird gesagt, daß das Verlassen eines Zufluchtsuchenden äußerst sündig ist. Es gleicht der Sünde eines Brahmanenmordes. Und so werde ich diesen Hund nicht verlassen, nur weil ich mir Glückseligkeit wünsche. Oh großer Indra, es ist mein standhaft befolgtes Gelübde, niemals ein Wesen zu verlassen, daß verängstigt ist, mir hingegeben, schutzsuchend, verzweifelt oder mittellos, schwach oder um sein Leben fleht. Niemals gebe ich so jemanden auf bis zum Ende meines Lebens.

Indra:
Wenn ein Hund ein Opfer, die Opfergaben oder damit verbundenen Geschenke nur anblickt, nehmen die Krodhavasas allen damit verbundenen Verdienst mit sich fort. Läßt du den Hund hier zurück, wirst du die Regionen der Götter erreichen. Du hast deine Brüder und Draupadi zurückgelassen und dir durch deine Taten die glückseligsten Sphären gewonnen. Du hast alles aufgegeben. Warum nicht diesen Hund?

Yudhishthira:
Es ist wohlbekannt, daß es weder Freundschaft noch Feindschaft mit Toten gibt. Als meine Brüder und Draupadi starben, war ich nicht in der Lage, sie wiederzubeleben. Daher ließ ich sie zurück. Doch so lange sie lebten, gab ich sie niemals auf. Jemand Schutzsuchenden zu ängstigen, eine Frau zu schlagen, die Habe eines Brahmanen zu stehlen und einen Freund zu verletzen – dies sind die vier Sünden, die der Sünde gleichen, wenn man einen Zufluchtsuchenden im Stich läßt, oh Indra.

Nach diesen Worten von Yudhishthira verwandelte sich der Hund in den Gott der Gerechtigkeit und sprach höchst zufrieden folgende, lobende Worte mit lieblicher Stimme. Dharma sprach:
Du bist hochgeboren, oh König der Könige, besitzt Weisheit und das gute Betragen von Pandu. Du hast Mitgefühl mit allen Wesen, was wir eben als strahlendes Beispiel erleben durften. Schon einmal habe ich dich in den Wäldern von Dwaita geprüft, mein Sohn, wo ich deine mächtigen Brüder zum Schein sterben ließ. Deine Brüder Bhima und Arjuna hast du hintenangestellt, um Nakula zu retten und damit deiner Stiefmutter Madri Gutes zu tun. Und eben hast du den himmlischen Wagen abgewiesen aber nicht den Hund, weil du ihn als Zufluchtsuchenden betrachtet hast. Oh König, es gibt niemandem im Himmel, der dir gleicht. Die unerschöpflichen Regionen der Seligkeit sind dein. Du hast sie dir gewonnen, oh Bharata, und auch ein himmlisches und hohes Ziel.

Vaisampayana fuhr fort:
So ließen Dharma, Indra, die Maruts, Aswins und anderen Götter und himmlischen Rishis Yudhishthira den Wagen besteigen und fuhren gen Himmel. Solche mit Erfolg gekrönten Wesen können sich überall hinbewegen und fahren ihre entsprechenden Wagen. Auch König Yudhishthira, der Nachkomme der Kurus, stieg in seinem Wagen schnell auf und erfüllte den ganzen Himmel mit seinem Glanz.

Inmitten der göttlichen Schar sprach Narada, dieser asketische und redegewandte Weise folgende Worte:
Yudhishthira hat alle hier im Himmel versammelten königlichen Weisen übertroffen. In seiner eigenen, menschlichen Gestalt stieg er in den Himmel auf durch seinen weltenumspannenden Ruhm, seinen Glanz und den Verdienst seiner Taten. Niemand außer dem Sohn des Pandu hat dies je erreicht.

Als Yudhishthira die Worte Naradas hörte, grüßte er die Götter und königlichen Weisen und sprach:
Sei sie glücklich oder elend, ich möchte in die Region reisen, in der meine Brüder sind. Nirgends anders möchte ich sein.

Da antwortete ihm Indra mit edelsinnigen Worten:
Lebe in den Welten, die deine verdienstvollen Taten erwarben, oh König der Könige. Warum hegst du immer noch menschliche Zuneigung? Du hast dir solch hohen Erfolg gewonnen, wie ihn kein Mensch je erlangte. Deine Brüder haben sich erfolgreich Regionen voller Glückseligkeit gewonnen. Du wirst immer noch von menschlicher Zuneigung getrieben. Doch hier ist der Himmel. Schau die himmlischen Rishis und Siddhas, die in den Welten der Götter leben.

Klug antwortete da Yudhishthira dem König der Götter:
Oh Bezwinger der Dämonen, von ihnen getrennt wünsche ich nicht zu leben. Ich gehöre dahin, wo meine Brüder sind und auch Draupadi, diese Vorzüglichste aller Frauen mit den üppigen Formen, der dunklen Haut, der großen Klugheit und strahlenden Tugend im Verhalten. OM.

Hier endet mit dem 3.Kapitel das Mahaprasthana Parva des gesegneten Mahabharata.


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