Pushpak Mahabharata Buch 16Zurück WeiterNews

Kapitel 3 – Vernichtung am Meeresufer

Vaisampayana sprach:
Zu dieser Zeit träumten die Vrishni Damen jede Nacht von einer schwarzen Frau mit großen Zähnen, die laut lachend in ihre Räume eindrang, durch ganz Dwaraka streifte und den Frauen die glücksverheißenden Schnüre von den Handgelenken stahl. Die Männer träumten von gräßlichen Geiern, die in die Häuser und Feuerstellen kamen und sich an ihren Körpern labten. Die Ornamente, Schirme, Standarten und Rüstungen wurden von fürchterlichen Rakshasas gestohlen. Direkt vor den Blicken der Vrishnis stieg der aus härtestem Adamant gemachte und von Agni verliehene Diskus von Krishna zum Himmel auf und verschwand. Daruka (Krishnas Wagenlenker) mußte mit ansehen, wie der sonnengleich strahlende, vorzüglich ausgestattete Wagen von Krishna von den angespannten Pferden auf Nimmerwiedersehen davongezogen wurde. Denn diese besten Pferde Saivya, Sugriva, Meghapushpa und Valahaka zogen den Wagen über den Spiegel des Ozeans hinweg. Die beiden großen Standarten von Krishnas und Balaramas Wagen mit den Symbolen von Garuda und einer Palme, welche die beiden Helden immer geehrt hatten, wurden von Apsaras weggetragen und Tag und Nacht hörte man den Ruf: „Oh ihr Vrishnis, pilgert zum heiligen Wasser des Ozeans!“ Alle schauten diese seltsamen Zeichen und entschlossen sich, mit ihren Familien die Pilgerfahrt zu beginnen. Sie packten Essen und Trinken, darunter auch Wein und Fleisch ein, und marschierten strahlend, voller Energie und Herrlichkeit auf Wagen, Elefanten und Rossen los. Von Dwaraka reisten sie nach Prabhasa, und schlugen ihr komfortables Lager auf. Als Uddhava, einer der Weisesten der Vrishnis (und Cousin von Krishna), der auch im Yoga höchst erfahren war, davon hörte, daß sie ihr Lager an der Meeresküste aufgeschlagen hatten, kam er zu ihnen und bat um seinen Abschied. Krishna empfing ihn mit gefalteten Händen, verehrte Uddhava und erkannte, daß dieser die Welt verlassen wollte. Doch angesichts des bevorstehenden Untergangs der Vrishnis fühlte er keine Neigung, ihn davon abzuhalten. Daraufhin sahen die mächtigen Wagenkrieger der Vrishnis und Andhakas den Weisen Uddhava, wie er sich auf seine große Reise begab und den ganzen Himmel mit seinem Glanz erfüllte. Doch dessen ungeachtet begannen die Vrishnis, das Essen, welches für hochbeseelte Brahmanen gekocht worden war, mit Wein zu vermischen und den Affen zu geben. Dann feierten sie ausgelassene Spiele, wobei sie vor allem viel tranken. Die ganze Gegend vibrierte von hunderten Trompeten, Tänzern und Schauspielern, die für Zerstreuung sorgten. Vor den Augen von Krishna begann Balarama mit Kritavarman, Satyaki, Gada und Babhru zu trinken. Völlig berauscht begann plötzlich Satyaki höhnisch lachend, Kritavarman vor allen anderen zu beleidigen. Er grölte:
Welcher bewaffnete Kshatriya würde wohl Männer schlagen, die in der Umarmung des Schlafs gefangen sind und daher wie tot? Ach, Sohn von Hridika, was du getan hast, ist höchst beschämend für uns Vrishnis!

Pradyumna klatschte diesen Worten Beifall und sprach ebenfalls abfällig über Kritavarman. Zutiefst verletzt zeigte nun Kritavarman seine Mißachtung für Satyaki. Mit der linken Hand demütigend auf ihn weisend sprach er:
Wenn du dich für einen Helden ausrufst, wie konntest du dann den armlosen Bhurisravas schlachten, der friedlich im Praya saß?

Als hier Krishna dem Kritavarman einen warnenden Blick zuwarf, erzählte Satyaki, wie sich damals Kritavarman dem Satrajit gegenüber verhalten hatte, als das Juwel Syamantaka gestohlen werden sollte (zur Geschichte siehe Vishnu Purana 4.13). Nun wurde Satyabhama zornig, und weinend setzte sie sich Krishna auf den Schoß. Da sprang Satyaki vor Wut rasend auf und verkündete:
Ich schwöre bei der Wahrheit, daß ich dafür sorgen werden, daß Kritavarman den Weg geht, den auch die fünf Söhne der Draupadi, Dhrishtadyumna und Sikhandin gingen, als dieser üble Lump sie gemeinsam mit Aswatthaman im Schlaf mordete. Oh du mit der zarten Taille, Kritavarmans Lebenspanne und sein Ruhm sind nun abgelaufen.

Und sogleich stürmte Satyaki gegen Kritavarman und schlug ihm mit dem Schwert das Haupt vom Rumpf. Und ohne anhalten zu können, tobte Satyaki weiter und schlug noch weitere Anwesende. Krishna versuchte zwar, ihn von weiterem Übel abzuhalten, doch das Schicksal trieb in dieser verqueren Stunde alle Helden der Bhojas und Andhakas vereint gegen Satyaki. Krishna wußte, was die Stunde geschlagen hatte, und stand unbewegt und ohne Zorn, als er sah, wie die Menge den einen angriff. Völlig von Wein und Schicksal betäubt schlugen sie auf Satyaki mit den Töpfen ein, aus denen sie eben noch gegessen hatten. Nun wallte in Pradyumna der Zorn auf, und er eilte rasend an die Seite Satyakis. Mit großem Mut kämpften die beiden Helden gegen die Masse, und wurden doch vor den Augen Krishnas erschlagen. Da ergriff Krishna eine Handvoll Schilfgras, das dort am Meeresufer wuchs, und schleuderte es gegen die wütende Menge rings um seinen toten Sohn. In seiner Hand wurde das Gras zur gräßlichen Eisenkeule, die mit Blitzgewalt viele Männer erschlug. Und im verwirrenden Gedränge begannen die Krieger der Andhakas, Bhojas und Vrishnis vom Schicksal getrieben, sich gegenseitig niederzumetzeln. Wer auch immer im Zorn einen Schilfhalm ergriff, der sah den Halm in eine Eisenkeule verwandelt, die mit der Kraft des Donnerblitzes dem Gegner das Leben raubte. Dies war die Folge des Fluchs der Brahmanen. Die Grashalme zerschlugen die härtesten Dinge, und schon bald tötete der Vater den Sohn und der Sohn den Vater. Vom Weine trunken fiel jeder über jeden her, und die Kukuras und Andhakas vergingen wie Insekten, die in ein loderndes Feuer stürzen. Niemand entkam dem Schlachten. Der starkarmige Krishna wußte, daß die Stunde der Vernichtung gekommen war, stand bewegungslos mit erhobener Eisenkeule in Form von Schilfhalmen und beobachtete das Geschehen. Und als er sah, wie Samba, Charudeshna, Aniruddha, Madhava und auch Gada gefallen waren, da löschte er mit heiligem Zorn die Vrishnis und Andhakas gänzlich aus. Höre nun, oh König, was Babhru (Akrura) und Daruka damals zu Krishna sprachen:
Oh Heiliger, du hast eine große Zahl Männer getötet. Wende dich nun deinem Bruder Balarama zu. Wir sollten seinen Spuren folgen.


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