Pushpak Mahabharata Buch 15Zurück WeiterNews

Kapitel 16 – Kuntis Beschluß

Vaisampayana fuhr fort:
Groß war das Getöse der Frauen und Männer auf den Terrassen und entlang der Straßen, als der alte, kluge und vor Schwäche zitternde König mit gefalteten Händen durch die dicht gedrängte Menge schritt. Er verließ die Stadt, die nach dem Elefanten benannt war, durch das Haupttor und bat die Menge immer wieder, in ihre Häuser zurückzukehren. Vidura hatte sich entschlossen, mit seinem König in den Wald zu gehen. Auch der Suta Sanjaya, der engste Berater von Dhritarashtra und Sohn von Gavalgana, hatte sein Herz daran gesetzt. Doch als Kripa und der große Wagenkrieger Yuyutsu, Dhritarashtras letzter Sohn, ebenso folgen wollten, schickte sie Dhritarashtra zurück und übergab sie Yudhishthiras Händen. Und nachdem die Bürger dem alten Monarchen nicht weiter folgten, blieb auch Yudhishthira auf Geheiß des alten Königs mit den Damen des Palastes stehen.

Als Yudhishthira sah, daß seine Mutter Kunti mit Dhritarashtra in den Wald gehen wollte, sprach er zu ihr:
Folge nicht dem Monarchen. Bleib du hier. Oh Königin, dir frommt es, mit den Damen des Palastes in die Stadt zurückzukehren. Der Monarch geht in den Wald mit dem festen Entschluß, strenge Enthaltsamkeit zu üben.

Doch obwohl ihr Sohn sie inständig bat, ging Kunti immer weiter, zwar mit Tränen in den Augen, doch ohne auf seine Worte einzugehen, die Hand Gandharis führend. Was sie sprach, war folgendes:
Oh König, achte immer auf Sahadeva, denn er hängt sehr an mir und dir. Und denke immer daran, daß Karna nie von der Schlacht zurückwich. Durch meine Dummheit wurde der Held in der Schlacht getötet. Sicher ist mein Herz aus Stein, mein Sohn, denn es brach nicht in hundert Stücke, obwohl ich das Kind des Sonnengottes schon lange nicht mehr sehe. Was kann ich nun tun, oh Feindebezwinger? Auf mir lastet schwere Schuld, da ich nie die Wahrheit über Karnas Geburt preisgab. Oh ich hoffe, daß du und deine Brüder für Karna vorzügliche Gaben austeilen werdet. Und handle immer so, mein Sohn, daß Draupadi froh ist. Schau auch auf Bhima, Arjuna, Sahadeva und Nakula. Die Bürde des Kuru Geschlechts liegt nun auf dir, oh König. Ich werde mit Gandhari in den Wäldern leben, mit Staub beschmiert, Buße übend und dem Dienst an Dhritarashtra und Gandhari hingegeben.

Vaisampayana fuhr fort:
Nach diesen Worten ihrer Mutter versanken die Pandavas in tiefe Trauer. Klug und gezügelt, wie er war, sprach Yudhishthira vorerst kein Wort. Er überlegte, und sprach endlich verzweifelt, kummervoll und niedergeschlagen zu seiner Mutter:
Ist das wirklich dein Ziel? Es frommt dir nicht, ihm zu folgen. Ich kann es dir nie erlauben. Denn dir steht es zu, uns dein Mitgefühl zu zeigen. Als wir damals Hastinapura verließen, um ins Exil in die Wälder zu gehen, hast du uns die Geschichte von Vidulas Geboten an ihre Söhne erzählt (MHB 5.133). Damit hast du uns zu Eifer und Mühe angetrieben. Es ist nun nicht recht, daß du uns verlassen willst. Von den weisen Worten Krishnas geführt haben wir die Könige der Erde geschlagen und die Herrschaft gewonnen. Wo ist jetzt dein Verständnis der Worte Krishnas? Willst du nun von der Praxis der Kshatriyas abfallen, die du uns gelehrt hast? Du willst uns, dieses Reich und deine ruhmreiche Schwiegertochter verlassen, um in die Wälder zu gehen? Wie willst du dort überleben? Laß ab davon.

Mit Tränen in den Augen hatte Kunti ihrem Sohn zugehört, war aber immer weitergegangen. Da sprach Bhima zu ihr:
Die Herrschaft ist gewonnen, oh Kunti, und die Zeit gekommen, daß du dich am Erreichten deiner Kinder erfreust. Wie konnte nur dieser Wunsch in dir Halt finden? Warum hast du uns angetrieben, die Erde zu verwüsten? Warum möchtest du alle und alles verlassen und in den Wäldern leben? Warum hast du uns überhaupt aus dem Wald in die Stadt gebracht, als wir noch Kinder waren? Schau, wie die beiden Söhne der Madri von Kummer völlig überwältigt sind. Halt ein, Mutter. Oh du Ruhmreiche, geh nicht in den Wald. Erfreue dich an dem jetzigen Wohlstand und der großen Macht deines Sohnes Yudhishthira.

Doch auch diese Bitten ihres Sohnes mißachtete Kunti, denn sie war fest entschlossen, sich in die Wälder zurückzuziehen. Da folgten Draupadi und die anderen Damen mit kummervollen Mienen ihrer weinenden Schwiegermutter, wie auch die Pandavas und alle ihre Diener. Weise und standhaft schaute Kunti auf ihre tränenüberströmten Kinder, dann zügelte sie ihre eigenen Tränen und sprach zu ihren Kindern.


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