Pushpak Mahabharata Buch 14Zurück WeiterNews

Kapitel 55 – Krishna zeigt Utanka seine göttliche Gestalt und gewährt ihm Segen

Utanka sprach:
Ich kenne dich als Schöpfer des Universums, oh Krishna. Und diese Erkenntnis habe ich zweifellos nur durch deine Gnade erworben. Oh du mit der unvergänglichen Herrlichkeit, mein Herz ist lauter, friedlich und froh, weil ich dir voll und ganz hingegeben bin. So wisse, oh Feindevernichter, daß mein Herz nicht länger danach verlangt, dich zu verfluchen. Und wenn ich nur ein Wenig deiner Gunst verdiene, oh Janarddana, dann zeige mir nur einmal deine herrschaftliche Gestalt.

Und der Heilige zeigte sich zufrieden in seiner ewigen Vaishnava Gestalt, die auch der kluge Arjuna schon einmal gesehen hatte. Utanka schaute auf den hochbeseelten Vasudeva in seiner universalen Form mit den mächtigen Armen, und spürte seinen immensen Glanz, der tausend Sonnen glich. Der Raum wurde von ihm ausgefüllt, und in jede Richtung zeigte sein Gesicht. Großes Staunen bemächtigte sich da des Brahmanen Utanka, denn er sah den Höchsten Herrn.

Und er sprach:
Oh du, dessen Werk das Universum ist, ich verbeuge mich vor dir, du Seele der Welten und Vater und Mutter aller Dinge. Mit deinen Füßen hast du die ganze Erde bedeckt, und mit deinem Haupt erfüllst du das Firmament. Was zwischen Firmament und Erde liegt, wird von deinem Leib erfüllt. Und die Himmelsrichtungen werden von deinen Armen bedeckt. Du mit dem niemals verlöschenden Glanze, du bist alles. So zieh deine vorzügliche und unzerstörbare Gestalt wieder zurück, denn ich sehe dich nun auch in deiner menschlichen Gestalt als ewiglich.

Da sprach Krishna zu ihm mit zufriedener Seele:
So bitte mich um einen Segen.

Aber Utanka erwiderte:
Es war genug Segen für den Augenblick, oh strahlender Krishna, daß ich deine himmlische Gestalt schauen durfte, du Erstes aller Wesen.

Doch Krishna bestand darauf:
Hab keine Gewissensbisse. Es muß geschehen. Denn eine Sicht auf meine Gestalt kann nicht fruchtlos sein.

So gab Utanka nach:
Was du bestimmst, oh Herr, muß ich vollbringen. Ich wünsche mir, daß ich Wasser bekomme, wann immer ich es mir wünsche. Wasser ist rar in dieser Wüste.

Und der Höchste Herr sprach zu Utanka, indem er seine Energie zurücknahm:
Wenn du an mich denkst, wirst du Wasser haben.

Nach diesen Worten fuhr er weiter nach Dwaraka. Und es geschah wenig später, daß der ruhmreiche Utanka durch die Wüste wanderte und sich dürstend nach Wasser verzehrte. So dachte der kluge Rishi an Krishna mit der unvergänglichen Pracht und sah sogleich einen nackten Jäger (der Chandala Kaste) vor sich, mit Dreck beschmiert und von einem Rudel Hunde umringt. Er sah gräßlich und zum Fürchten aus mit seinem Schwert und Bogen und Pfeilen, die er trug. Und gleichzeitig schossen reiche Wasserströme aus dem Penis des dreckverschmierten Jägers.

Der Jäger lächelte Utanka an und sprach:
Oh Utanka aus dem Geschlecht des Bhrigu, nimm dieses Wasser von mir an. Als ich sah, wie durstig du warst, fühlte ich großes Mitgefühl mit dir.

Doch Utanka wollte keinesfalls dieses Wasser annehmen. Er tadelte sogar den herrlichen Krishna, als der Jäger ihn wieder und wieder bat:
So trink doch.

Der Asket lehnte ab, doch weil ihn der Durst mächtig quälte, gab er sogar dem Zorn nach. Vom Rishi mißachtet verschwand der Jäger mit seinen Hunden so plötzlich, wie er gekommen war. Und Utanka, der nun die wundervolle Erscheinung erkannte, fühlte Schande und meinte, daß Krishna ihn getäuscht hatte. Wenig später erschien Krishna, der Träger von Muschel, Diskus und Keule, wieder vor Utanka. Und der Brahmane beschwerte sich sofort bei ihm:
Oh bestes Wesen, es war nicht angemessen von dir, einem hohen Brahmanen Wasser anzubieten in Form des Urins eines Jägers, oh Herr.

Doch der kluge Krishna antwortete ihm sanft:
Das Wasser wurde in der dir angemessenen Form dargeboten, nur du konntest es leider nicht erkennen. Ich habe Indra, den Träger des Donnerkeils, um deinetwillen gebeten: „Gib dem Utanka Nektar in Form von Wasser.“ Der Herr der Himmlischen gab zu bedenken: „Es ist nicht gut, wenn ein Sterblicher unsterblich wird. Gewähre ihm einen anderen Segen.“ So sprach er mehrmals zu mir. Doch ich bat ihn nachdrücklich um Nektar für dich. So stimmte er mir zu und versprach: „Wenn er Nektar bekommen soll, dann werde ich die Gestalt eines Jägers dafür annehmen. Wenn der Hochbeseelte ihn dann akzeptiert, so wird er ihn von mir bekommen. Doch wenn er mich mißachtet und fortschickt, dann wird er ihm verwehrt bleiben.“ Nach dieser Absprache mit mir ist er dir erschienen, um dir Nektar darzureichen. Doch du hast ihn weggejagt und niedrig geschätzt, nur weil der Ruhmreiche die Gestalt eines Chandala angenommen hatte. Das war ein großer Fehler von dir. Doch ich ehre deinen Wunsch und werde noch einmal versuchen, was in meiner Macht steht. Dein quälender Durst, oh Zweifachgeborener, soll gestillt werden. Wenn du in den nächsten Tagen wieder Wasser wünschst, werden sich regengefüllte Wolken über der Wüste sammeln. Sie werden dir überreiches Wasser zum Trinken gewähren. Und diese Wolken sollen ab sofort überall in der Welt als Utanka- Wolken bekannt sein.

Nach diesen Worten Krishnas wurde Utanka wieder froh, und bis heute erscheinen diese schweren, Regen bringenden Utanka- Wolken und bewässern dürre Wüsten.


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