Pushpak Mahabharata Buch 14Zurück WeiterNews

Kapitel 36 – Brahmas Belehrung über Dunkelheit (Tamas)

Brahma sprach weiterhin:
Was unmanifest ist, unbestimmbar, alles durchdringend, ewigwährend und unveränderlich – das sollte als die Stadt mit den neun Toren erkannt werden (der menschliche Körper mit den neun Öffnungen: Augen, Ohren, Nasenlöcher, Mund, Anus und Genital). Sie besteht aus den fünf Elementen und den drei natürlichen Qualitäten, ist von den fünf Sinnesorganen und den fünf Handlungsorganen umgeben, und wird vom Denken als Unterscheider (Minister) und der Vernunft als Entscheider (König) regiert. Die drei Nadis (Kanäle) versorgen diese Stadt beständig. Auch sie haben die drei natürlichen Qualitäten zur Essenz, nämlich Dunkelheit, Leidenschaft und Güte. Sie sind miteinander verbunden, bedingen sich gegenseitig, nehmen Zuflucht im anderen und folgen einander nach. Die fünf Grundelemente sind von den drei Qualitäten charakterisiert. Diese bilden Paare, wie Güte mit Dunkelheit, Güte mit Leidenschaft und so weiter. Wo Dunkelheit (bzw. Trägheit) gezügelt wird, fließt die Leidenschaft. Wo Leidenschaft gezügelt wird, fließt die Güte.

Die Essenz der Dunkelheit ist die Nacht (oder Unklarheit). Sie wird auch Verwirrung genannt, hat die Ungerechtigkeit zum Zeichen und ist immer in sündigen Taten anwesend. Dies ist die Natur der Dunkelheit, die sich auch mit anderen mischt. Die Leidenschaft hat die Aktivität als Wesen. Sie ist die Ursache für Erfolg. Wenn sie überwiegt, ist die Zeugung ihr Zeichen unter den Wesen. Glanz, Leichtigkeit und Vertrauen – dies sind die Formen der Güte unter den Menschen. Das ist das Licht. Die wahre Natur der Eigenschaften werde ich nun praktisch erklären. Versteht es wohl. Es geht um Einung und Trennung.

Große Verwirrung, Unwissenheit, Engstirnigkeit, Unentschlossenheit, Schlaf, Hochmut, Furcht, Habgier, Kummer, Verleumdung, Vergeßlichkeit, Fehlurteile, Mißtrauen, Verletzung allen Anstandes, Mangel an Unterscheidungsvermögen, Blindheit, niederträchtiges Benehmen, Prahlerei über Nichts, anmaßendes Gerede über Weisheit, Feindschaft, Boshaftigkeit, taube Vernunft, Hinterhältigkeit, Mangel an Einfühlungsvermögen, sündige Taten, Dummheit, Faulheit, Mattigkeit, Zügellosigkeit, Erniedrigung – dies alles gehört zur Dunkelheit. Auch jeder Zustand des Geistes in der Welt, der mit Wahn und Illusion verbunden ist, gehört zur Dunkelheit, wie ständig über andere Leute herziehen, Götter und Brahmanen tadeln, geizig und eitel sein und wütend und haßerfüllt handeln. Jedes Unternehmen und jede Gabe, die sich als verdienstlos erweisen, gehören ebenso wie unnützes Essen zur Dunkelheit. Das trifft auch zu für das Schwelgen in Verleumdungen, das nicht vergeben Können und beständiges Mißtrauen. Und die Menschen, die durch solche und ähnliche Eigenschaften beschrieben werden können und damit alle vernünftigen Grenzen durchbrechen, werden auch zur Qualität der Dunkelheit gezählt.

Ich werde euch nun beschreiben, wie diese Menschen mit sündigen Taten ihre Geburt nehmen müssen. Für niedere Welten bestimmt sinken sie unter Geschöpfe, die in Dunkelheit leben. Sie werden zu Pflanzen und Tieren wie Raubtiere, Lasttiere, Schlangen, Würmer, Insekten, Kriechtiere oder Vögel, dumpfe Vierbeiner, oder auch Wahnsinnige unter Menschen, Stumme oder Taube, Kranke oder Unreine. Durch ihre Taten sinken sie in Dunkelheit, und der Weg ihrer Geburten ist nach unten gerichtet. Wer sich an die Qualität der Dunkelheit hält, versinkt immer tiefer in ihr. Doch hört nun auch, wie ich die Mittel für Besserung und Aufstieg beschreibe, damit die Menschen in die Regionen gelangen, die für Fromme sind.

Wer niedrig geboren wird, kann schon aufwärts steigen, wenn er in der Nähe von pflichtbewußten und mitfühlenden Brahmanen lebt und an ihren reinigende Riten teilnimmt. Denn wer sich um Reinigung bemüht, kann in höhere Welten bis zum Himmel aufsteigen. So hören wir es von den Veden. Wer niedrig geboren wird und seine Lebensaufgabe meistert, kommt irgendwann als Mensch zur Welt, der natürlich dazu bestimmt ist, wiederzukehren. Erst kommen die sündigen Geburten als Chandalas, Taube oder Stumme. Dann steigt man nach und nach in der rechten Reihenfolge höher und verläßt die Shudra Kaste und damit die Eigenschaften, die an Dunkelheit und das Rad der weltlichen Geburten binden. Das Hängen an ersehnten Dingen wird als große Täuschung betrachtet. Doch hier in der Welt werden sogar Rishis und Götter verblendet und wünschen sich Vergnügen. Dunkelheit bedeutet (die fünf Übel von) Trägheit, Wahn, Blindheit, Haß und Illusion, die den Tod hervorbringen. So habe ich euch nun akkurat alles über die Dunkelheit, ihre Natur, Eigenschaften und Ursache erklärt, oh gelehrte Brahmanen. Wer versteht es vollkommen? Wer erkennt es genau? Das ist nämlich die Eigenschaft der Dunkelheit, daß man Realität in etwas sieht, was nicht real ist. Auf verschiedene Weise habe ich zu euch über die Dunkelheit gesprochen. Sie hat höhere und niedere Formen, und ich habe es euch erklärt. Wer all diese eben genannten Merkmale achtsam erkennt, der wird sicher von ihnen und damit der Dunkelheit befreit werden.


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