Pushpak Mahabharata Buch 14Zurück WeiterNews

Kapitel 22 – Über die Sinne

Der Brahmane fuhr fort:
Dazu wird auch die alte Geschichte über die sieben Opferpriester erzählt, oh Holde. Nase, Auge, Zunge, Haut, Ohr als fünftes, Denken und Vernunft – dies sind die sieben zu unterscheidenden Opferpriester. Sie leben in ihren subtilen Bereichen und erkennen einander nicht. Erkenne, oh du Schöne, daß diese sieben Priester von siebenfacher Natur sind.

Die Gattin des Brahmanen fragte:
Wie kann es sein, daß sie sich nicht untereinander wahrnehmen in ihren subtilen Bereichen? Was ist ihre jeweilige Natur, oh Heiliger? Oh erkläre mir dies, mein Herr.

Der Brahmane sprach:
Die Eigenschaften (eines Objektes) nicht zu erkennen, heißt Nichtwissen, während Wissen die Kenntnis von den Eigenschaften bedeutet. Die sieben schaffen es niemals, die Eigenschaften der anderen zu erkennen. Zunge, Auge, Ohr, Haut, Denken und Vernunft verstehen niemals den Geruch. Nur die Nase allein kann riechen. Nase, Auge, Ohr, Haut, Denken und Vernunft verstehen auch nicht den Geschmack. Das kann nur die Zunge. Zunge, Nase, Ohr, Haut, Denken und Vernunft nehmen keine Farben wahr. Das schafft nur das Auge. Zunge, Auge, Ohr, Nase, Denken und Vernunft erkennen keine Berührung. Nur die Haut nimmt diese wahr. Zunge, Auge, Nase, Haut, Denken und Vernunft sind nie erfolgreich, Klang zu verstehen. Dies kann nur das Ohr. Auge, Zunge, Ohr, Haut, Nase und Vernunft wissen nicht, was Zweifel ist. Das beschäftigt nur die Gedanken. Und Zunge, Auge, Ohr, Haut, Nase und Denken können nie höhere Erkenntnis erreichen. Das kann nur die Vernunft. Dazu wird auch der einstige Dialog zwischen Sinnen und Geist erzählt, oh schöne Dame.

Der Geist sprach:
Die Zunge kann ohne mich nicht schmecken, die Nase nicht riechen, das Auge keine Formen und Farben erkennen, die Haut keine Berührung spüren und das Ohr keinen Klang vernehmen. Ich bin das ewige und erste unter allen Elementen. Wenn ich nicht bin, sind die Sinne leer, wie Häuser ohne Bewohner oder Feuer ohne Flammen. Ohne mich kann kein Geschöpf die Eigenschaften oder Objekte der Sinne wahrnehmen, so sehr sich auch die Sinne bemühen mögen, gerade wie nasses Holz kein Feuer nähren kann.

Auf diese Worte entgegneten die Sinne:
Das wäre wohl wahr, wenn du dich nur erfreuen könntest ohne uns und ohne unsere Objekte. Wären wir erloschen und gäbe es dennoch Genuß, Lebensunterhalt und fortwährendes Genießen für dich, dann wäre wahr, was du meinst. Deine Ansicht wäre auch wahr, wenn du dich ohne uns und nur durch deinen Wunsch an den Sinnesobjekten erfreuen könntest, so wie du es mit unserer Hilfe kannst. Und wenn du wirklich überzeugt davon bist, du hättest die volle Kontrolle über uns und unsere Objekte, dann erkenne die Farbe mit der Zunge und den Geschmack mit dem Auge. Rieche mit dem Ohr und fühle mit der Nase. Erkenne Klänge mit der Haut und die Berührung mit dem Verstand. Wahrhaft Mächtige unterliegen keinen Grenzen, das ist das Los der Schwachen. So erfreue dich an den Genüssen, ohne uns den Vortritt zu lassen. Dann mußt du nicht genießen, was wir vor dir gekostet haben.

Wie ein Schüler zum Lehrer geht, um die Srutis zu erlangen, und, wenn er sie erfolgreich gemeistert hat, dann nach ihnen lebt, so kannst du die Objekte erst als dein erachten, die durch uns in Vergangenheit oder Zukunft, im Träumen oder Wachsein sichtbar gemacht wurden. Es geschieht sogar, daß manche Geschöpfe mit wenig Intelligenz, deren Geist zerstreut ist, allein durch den Anblick unserer Objekte lebendig bleiben. Man sieht auch oft, wie die Geschöpfe vom Begehren getrieben sich immer wieder an die Sinnesobjekte verlieren, auch nachdem sie schon zahllose Ziele verfolgt und sich in Träumereien verfangen haben. Denn wer sich nur in Phantasie einschließen würde wie in ein tür- und fensterloses Haus, ohne mit den Sinnesobjekten zu leben, der müßte bald auf den Tod treffen und verhungern, wie ein Feuer ohne Brennstoff. So ist es wahr, daß wir eng mit unseren jeweiligen Eigenschaften verbunden sind. Es ist wahr, daß wir nicht von den Eigenschaften der anderen wissen. Doch ohne uns hast du keine Wahrnehmung. Und so gibt es für dich keinen Genuß ohne uns.


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