Pushpak Mahabharata Buch 14Zurück WeiterNews

Kapitel 6 – König Marutta wird von Vrihaspati abgewiesen, Naradas Rat

Vyasa sprach:
Nun höre weiter die alte Geschichte von Vrihaspati und dem weisen Marutta. Als diese Abmachung zwischen Indra und Vrihaspati getroffen wurde, begann Marutta gerade mit den nötigen Vorbereitungen für das große Opfer.

Denn in seinem Geist hatte sich der Wunsch nach einem Opfer erhoben, und so ging der redegewandte Marutta zu Vrihaspati und sprach zu ihm:
Oh ehrenwerter Asket, ich habe mich zu dem Opfer entschlossen, welches du mir bei einer früheren Gelegenheit vorgeschlagen hast. Nach deinen Anweisungen habe ich alle nötigen Artikel gesammelt und möchte dich nun zum Opferpriester ernennen. Du bist unser vorzüglicher Familienpriester, so nimm die Opfergaben und führe das Opfer höchstselbst aus.

Vrihaspati erwiderte jedoch:
Oh Herr der Erde, ich wünsche nicht, dein Opfer auszuführen, denn der Herr der Götter hat mich zu seinem Priester ernannt, und ich habe ihm versprochen, nur dies zu tun.

Doch Marutta bestand darauf:
Du bist seit alters her unser Familienpriester. Daher achte ich dich vor allen anderen. Es ist mein Recht, daß du das Opfer begleitest, und so solltest du auch danach handeln.

Vrihaspati blieb allerdings standhaft:
Oh Marutta, ich habe schon als Priester für die Unsterblichen fungiert, wie kann ich dann noch genauso für einen Sterblichen handeln? Ob du nun bleibst oder gehst, ich sage dir, ich habe aufgehört für irgend jemanden als Priester zu dienen, außer für die Unsterblichen. Oh du mit den starken Armen, ich kann nicht mehr dein Priester sein. Du kannst nach Belieben jeden anderen zum Priester in deinem Opfer ernennen.

Vyasa erzählte weiter:
Nach diesen Worten war Marutta sehr verwirrt, und verlegen begab er sich auf den Heimweg. Sorgen bedrückten seinen Geist, als er unterwegs Narada traf.

Sogleich faltete der Monarch die Hände und grüßte den himmlischen Rishi Narada, so daß Narada ihn ansprach:
Oh königlicher Weiser, dein Geist scheint mir unzufrieden zu sein. Ist alles gut bei dir? Wo bist du gewesen, oh Sündenloser? Und was ist der Grund für deinen Unfrieden im Geiste? Wenn es keine Notwendigkeit gibt, es mir zu verschweigen, so sprich zu mir, bester König. Enthülle mir deine Sorge, so daß ich vielleicht den Grund dafür zerstreuen mag.

Als der große Rishi Narada geendet hatte, informierte ihn König Marutta über die schroffe Zurückweisung seines religiösen Lehrers. Marutta sprach:
Um einen Priester für mein Opfer zu suchen, ging ich zu Vrihaspati, dem Priester der Unsterblichen. Aber er verwehrte mir meine Bitte. Nach seiner Zurückweisung habe ich keinen Mut mehr, länger zu leben Denn ich bin sicherlich voller Sünde, oh Narada, weil er mich weggeschickt hat.

Doch Narada antwortete dem König auf solche Weise, daß dieser wieder freudig zum Leben zurückfand. Narada sprach:
Der tugendhaft Sohn von Angiras, nämlich Samvarta, wandert nackt über die ganze Erde und erstaunt alle Geschöpfe. Geh zu ihm, oh König, wenn Vrihaspati dir nicht als Priester dienen möchte. Wenn der mächtige Samvarta mit dir zufrieden ist, wird er dein Opfer durchführen.

Marutta freute sich:
Ich fühle mich von deinen Worten mit neuem Leben erfüllt, oh Narada, du Bester aller Ratgeber. Sag mir, wo ich Samvarta finden und wie ich an seiner Seite bleiben kann. Wie muß ich handeln, damit er mich nicht wegschickt? Denn eine erneute Ablehnung könnte ich nie lebendig ertragen.

Narada antwortete:
Er wandert in Gestalt eines Verrückten durch Varanasi, um Maheshvara zu schauen. Wenn du am Stadttor angekommen bist, dann lege in der Nähe einen toten Körper ab. Der Mann, der an dem Leichnam unbeeindruckt vorübergeht, ist Samvarta, oh König. Hast du ihn erkannt, dann folge dem Mächtigen auf Schritt und Tritt, wohin er sich auch wenden mag. Kommt ihr beide irgendwann an einen einsamen Ort, dann ersuche mit gefalteten Händen demütig seinen Beistand. Wenn er dich fragt, wer dich über ihn informiert hat, dann sag ihm, Narada hätte es dir gesagt. Und wenn er dich fragt, wo ich zu finden bin, dann antworte, ohne zu zögern, ich sei ins Feuer eingetreten.

Vyasa fuhr fort:
Der königliche Weise Marutta stimmte Naradas Vorschlag zu, ehrte den Rishi und begab sich mit Erlaubnis Naradas nach Varanasi. Den Worten des Rishis folgend legte er einen toten Körper am Tor der Stadt ab. Bald danach kam ein Brahmane, der beim Anblick des toten Körpers völlig unbeeindruckt weiterging. Marutta sah es, folgte dem Mann mit gefalteten Händen und wollte alle Gebote des Brahmanen befolgen. An einem abgelegenen Ort, schmierte Samvarta den König mit Asche, Schlamm, Schleim und Spucke ein. Doch trotz dieser befremdlichen Behandlung folgte der König dem Weisen mit gefalteten Händen und versuchte, ihn gnädig zu stimmen. Schließlich ermattete Samvarta, trat in den kühlenden Schatten eines Feigenbaumes mit vielen Zweigen und Blättern ein, ließ ab vom Wandern und setzte sich nieder, um auszuruhen.


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