Pushpak Mahabharata Buch 13Zurück WeiterNews

Kapitel 167 - Bhishma nimmt seinen Abschied

Vaisampayana sprach:
Dann entließ der königliche Sohn der Kunti, nachdem er sie ordnungsgemäß geehrt hatte, all die Bürger und Einwohner der Provinz, so daß sie nach Hause gehen konnten. Und der Pandava König tröstete auch die Frauen, die ihre heroischen Männer und Söhne im Kampf verloren hatten mit reichen Geschenken, um ihren Wohlstand zu sichern. So bestieg Yudhishthira mit der großen Weisheit, der sein Königreich wiedererlangt hatte, auf rechte Weise den Thron. Dann versicherte dieser Erste der Männer all seinen Untertanen sein Wohlwollen durch entsprechende Taten. Damit wünschte dieser Erste der Rechtschaffenen den entscheidenden Segen der Brahmanen sowie der führenden Beamten und Bürger zu verdienen. Und nach fünfzig Nächten (seit Ende der Schlacht) dachte der gesegnete Monarch in seiner Hauptstadt an die Stunde, die sich der Großvater selbst bestimmt hatte, um diese Welt zu verlassen. Er verließ in Begleitung von mehreren Priestern die nach dem Elefanten benannte Stadt, als er sah, daß die Sonne nun ihren südlichen Lauf beendet hatte, um wieder nach Norden zu wandern. Yudhishthira, der Sohn der Kunti, nahm eine große Menge an geklärter Butter, Blumengirlanden, Düften, seidenen Stoffen, vorzüglichem Sandelholz und andere Holzarten mit, um den Körper von Bhishma zu verbrennen. Auch verschiedenartige kostbare Ketten und Edelsteine waren im Gepäck. So zog der weise König Yudhishthira mit Dhritarashtra und der tugendhaften Gandhari an der Spitze, mit seiner Mutter Kunti und seinen Brüdern, mit Krishna und dem weisen Vidura, mit Yuyutsu und Satyaki und seinen anderen Verwandten und Gefolgsleuten in einem großen Zug aus der Stadt, während sein Lob von den Barden gesungen wurde. Auch die Opferfeuer von Bhishma wurden in diesem Zug getragen. Mit großem Gefolge verließ der König seine Stadt wie ein zweiter Führer der Götter. Bald erreichten sie den Ort, wo der Sohn von Shantanu auf seinem Bett aus Pfeilen lag. Oh königlicher Weiser, Yudhishthira erblickte seinen Großvater, wie er von Vyasa, dem Sohn von Parasara, von Narada, Devala und Asita sowie vom ungeschlagenen Rest der aus allen Teilen des Landes versammelten Könige versorgt und verehrt wurde. Wahrlich, der König sah, daß sein hochbeseelter Großvater auf seinem Heldenbett von allen Seiten von erfahrenen Kriegern wohlbeschützt war. Dann stieg König Yudhishthira mit seinen Brüdern vom Wagen und gemeinsam begrüßten sie ihren Großvater, den mächtigen Feindevernichter. Sie verehrten auch die Rishis mit dem inselgeborenen Vyasa an ihrer Spitze, welche diese Grüße freundlich erwiderten. Und begleitet von seinen Priestern, die dem Großen Vater Brahma selbst glichen, näherte sich der unvergänglich ruhmreiche Yudhishthira mit seinen Brüdern jenem Ort, wo Bhishma umgeben von den ehrwürdigen Rishis auf seinem Bett aus Pfeilen lag. Dort sprach der gerechte König Yudhishthira an der Spitze seiner Brüder zu diesem Ersten der Kurus, dem Sohn der Flußgöttin Ganga:
Ich bin Yudhishthira, oh König. Ich grüße dich, oh Sohn der Ganga. Wenn du mich noch hören kannst, dann sage mir, was ich für dich tun soll. Ich habe dein Opferfeuer mitgebracht und bin hier erschienen, oh König, um dir zur gewünschten Stunde zu dienen. Die Lehrer aller Zweige des Wissens, die Brahmanen, Priester, meine Brüder und dein Sohn, der kraftvolle König Dhritarashtra, sind alle mit meinen Beratern und dem mächtigen Krishna hier versammelt. Der Rest der ungeschlagenen Krieger und alle Bewohner von Kurujangala sind ebenfalls hier. Öffne deine Augen, oh Führer der Kurus, und schau sie an. Was in einem solchen Moment auch immer nötig ist, alles ist angeordnet und besorgt. Wahrlich, für die von dir bestimmte Stunde ist alles bereit.

Vaisampayana fuhr fort:
So angesprochen vom weisen Sohn der Kunti, öffnete der Sohn der Ganga seine Augen und sah alle Bharatas um ihn herum versammelt. Da ergriff der mächtige Bhishma die starke Hand von Yudhishthira, und dieser Meister der Rede sprach mit einer Stimme, so tief wie das Grollen von Gewitterwolken:
Was für ein gutes Schicksal, oh Yudhishthira, daß du mit all deinen Beratern hierhergekommen bist! Der tausendstrahlige Schöpfer des Tages, der heilige Surya, hat seinen nördlichen Lauf begonnen. So lag ich hier auf meinem Bett ganze achtundfünfzig Nächte. Doch auf den spitzen Pfeilen ausgestreckt, hat sich diese Zeit wie ein ganzes Jahrhundert angefühlt. Oh Yudhishthira, der lunare Monat Magha ist gekommen, und wir haben die heller werdende Monatshälfte, wovon bereits ein Viertel vergangen ist.

Nachdem er so zu Yudhishthira, dem Sohn von Dharma gesprochen hatte, begrüßte Bhishma auch Dhritarashtra und sprach zu ihm:
Oh König, der du in den Lebensaufgaben und den drei Lebenszielen wohlerfahren bist. Du hast vielen höchstgelehrten Brahmanen gedient. Die subtilen Weisheiten der Veden, alle Aufgaben der Tugend und alle vier Veden sind dir, oh König, wohlbekannt. Deshalb solltest du, oh Sohn des Kuru, nicht betrübt sein. Was vorherbestimmt war, mußte geschehen. Es konnte gar nicht anders sein. Du hast die Geheimnisse bezüglich der Götter selbst von den Lippen des inselgeborenen Rishi gehört. Yudhishthira und seine Brüder sind moralisch wie deine Söhne in gleicher Weise, wie es die Söhne des Pandu sind. Deshalb beachte die Aufgaben der Tugend und beschütze und hege sie. Sie selbst werden immer dem Dienst an ihren Ältesten gewidmet sein. Der gerechte König Yudhishthira hat eine reine Seele. Er wird sich dir immer als gehorsam erweisen. Ich weiß, daß er der Tugend des Mitgefühls und der Gewaltlosigkeit vollkommen gewidmet ist. Er wird immer seinen Eltern und Lehrern dienen. Dagegen waren deine Söhne übelgesinnt und dem Zorn und der Habgier fest verhaftet. Vom Neid überwältigt, zeigten sie ein sehr übelgesinntes Verhalten. Du solltest dich um sie nicht grämen!

Vaisampayana fuhr fort:
Nachdem er diese Worte voller Weisheit zum blinden König Dhritarashtra gesprochen hatte, wandte sich der Kuru Held an den starkarmigen Krishna.

Und Bhishma sprach:
Oh Heiliger, oh Gottheit, oh Verehrter von allen Göttern und Dämonen, der du die drei Welten mit drei Schritten bedeckt hast, ich grüße dich, oh Träger von Muschel, Diskus und Keule! Du bist Vasudeva. Du bist der Goldene. Du bist der höchste Geist und der höchste Schöpfer. Du bist die verkörperte Seele. Du bist das Grenzenlose und das Subtilste. Du bist die höchste und ewige Seele. Rette mich, oh Lotusäugiger, oh Erster aller Wesen! Gib mir die Erlaubnis, oh Krishna, aus dieser Welt zu gehen. Oh höchst Glückseliger, die Söhne des Pandu sollten von dir immer beschützt werden. Wahrlich, du bist bereits ihre alleinige Zuflucht. Früher sprach ich zum unwissenden Duryodhana mit dem übelgesinnten Verstand, daß dort die Gerechtigkeit ist, wo Krishna ist, und daß dort der Sieg ist, wo die Gerechtigkeit ist. Ich riet ihm weiterhin, daß er sich auf Vasudeva als seine Zuflucht verlassen und Frieden mit den Pandavas schließen sollte. Wahrlich ich sprach wiederholt zu ihm: „Die Zeit ist reif, um endlich Frieden zu schließen!“ Doch der übelgesinnte Duryodhana hörte nicht auf meinen Rat. So hat er eine große Verwüstung auf Erden verursacht und schließlich sein Leben verloren. Dich, oh Ruhmreicher, erkenne ich als den uralten und besten unter den Rishis, der viele Jahre lang zusammen mit Nara in der Einsiedelei von Vadari wohnte. Der himmlische Rishi Narada erzählte mir das und auch Vyasa mit der strengen Entsagung. Du selbst und Arjuna, ihr seid die uralten Rishis Narayana und Nara, die unter den Menschen geboren wurden. Deshalb, oh Krishna, gewähre mir die Erlaubnis diesen Körper abzulegen. Mit deinem Segen werde ich zum Himmel aufsteigen.

Und Krishna sprach:
Ich gebe dir die Erlaubnis, oh Bhishma! Erlange dir, oh König, das hohe Dasein der Vasus. Oh Herrlicher, du bist keiner einzigen Übertretung in dieser Welt schuldig geworden. Oh königlicher Weiser, du warst vollkommen deinem Vater hingegeben. Deshalb bist du wie ein zweiter Markandeya. Und deshalb hängt der Tod von deinem Wunsch ab und erwartet deine Befehle wie ein Diener.

Nach diesen Worten sprach der Sohn der Ganga noch einmal zu den Pandavas mit Dhritarashtra und ihren Freunden:
Ich wünsche, mit eurem Einverständnis diesen Körper abzulegen. Kämpft darum, die Wahrheit zu erreichen! Die Wahrheit ist die höchste Macht. Lebt stets an der Seite von rechtschaffenen Brahmanen, seid der Entsagung gewidmet, vermeidet jedes grausame Verhalten und zügelt eure Seelen!

Nach diesen Worten zu seinen Freunden umarmte er sie alle, und dann sprach der weise Bhishma noch einmal zu Yudhishthira:
Oh König, verehre stets alle Brahmanen und besonders die Weisen, die Lehrer und die Priester, welche die Opfer unterstützen können.


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