Pushpak Mahabharata Buch 13Zurück WeiterNews

Kapitel 154 - Pavana erzählt von Kasyapa und Utathya

Und der Gott des Windes fuhr fort:
Oh König, einst wünschte ein Herrscher namens Anga die ganze Erde als Opfer den Brahmanen zu geben. Daraufhin wurde die Erde von Furcht erfüllt und sprach:
Ich bin die Tochter von Brahma und trage alle Lebewesen. Ach, nachdem er mich gewonnen hat, warum möchte dieser Erste der Könige mich an die Brahmanen verschenken? Ich werde meine feste Form verlassen und zu meinem Vater gehen. Möge dieser König mit seinem ganzen Königreich auf seinen Untergang treffen!

Mit diesem Entschluß ging sie in das Reich von Brahma. Als der Rishi Kasyapa sah, wie die Göttin die Erde verließ, ging er mit seiner Yogamacht sogleich in die sichtbare Verkörperung der Göttin ein, indem er seinen eigenen Körper verließ. Und als die Erde solcherart vom Geist des Kasyapa erfüllt war, gedieh sie im Wohlstand, und alle Arten der Pflanzen wuchsen reichlich. Wahrlich, oh König, als Kasyapa die Erde durchdrang, waren Tugend und Gerechtigkeit überall führend, und alle Ängste verschwanden. Auf diese Weise, oh König, blieb die Erde vom Geist Kasyapas für dreißigtausend himmlische Jahre durchdrungen und erfüllte lebendig alle Funktionen, die sie auch früher pflegte, während sie vom Geist der Tochter von Brahma erfüllt war. Danach kehrte die Göttin (demütig) aus dem Bereich von Brahma zurück und verneigte sich vor Kasyapa. Seitdem ist sie die Tochter des Rishis. Auch Kasyapa ist ein Brahmane und man erkennt daran, wie groß die Macht der Brahmanen ist, oh König. Nenne mir einen Kshatriya, den man höher als Kasyapa beurteilen kann!

Als König Kartavirya diese Worte hörte, schwieg er. Und weiter sprach der Gott des Windes zu ihm:
Höre auch, oh König, die Geschichte von Utathya, der im Stamm von Angiras geboren wurde. Die Tochter von Soma namens Bhadra galt damals als konkurrenzlos in ihrer Schönheit. Und ihr Vater Soma betrachtete Utathya als den passendsten Ehemann für sie. Daraufhin beachtete die berühmte und gesegnete Jungfrau mit den makellosen Gliedern verschiedene Gelübde und übte strengste Entsagung mit dem Wunsch, Utathya als ihren Herrn zu erhalten. Als die Zeit reif war, lud Atri, der Vater von Soma, Utathya in sein Haus ein und übergab ihm die berühmte Jungfrau. Und Utathya, der reiche Opfergeschenke zu geben pflegte, empfing das Mädchen der Tradition gemäß als seine Ehefrau. Doch das Schicksal wollte es, daß der schöne Varuna schon längere Zeit das Mädchen begehrt hatte. So kam er in die Wälder, wo Utathya wohnte, und entführte das Mädchen als sie in der Yamuna badete, um sie in seine eigene Wohnstätte zu bringen. Dieser Palast des Herrn des Wassers war wunderschön. Er war mit sechshunderttausend Seen geschmückt, und es gab wohl keinen schöneren Palast als diesen von Varuna. Hier fand man unzählige Herrenhäuser, vielfältige Scharen von Apsaras und alle Dinge des Vergnügens. Und dort, innerhalb dieses Palastes, vergnügte sich der Herr des Wassers mit der jungen Dame. Doch es dauerte nicht lange, da erfuhr Utathya von der Entführung seiner Ehefrau. Wahrlich, nachdem er alle Geschehnisse von Narada vernommen hatte, sprach Utathya zum himmlischen Rishi:
Geh zu Varuna, oh Narada, und sprich mit der rechten Strenge zu ihm. Frage ihn, warum er meine Ehefrau entführt hat und verkünde ihm in meinem Namen, daß er sie zurückgeben soll. Dann solltest du weiter zu ihm sprechen: Du bist ein Beschützer der Welten, oh Varuna, und kein Zerstörer! Warum hast du die Ehefrau von Utathya entführt, die ihm Soma geschenkt hat?

So gebeten von Utathya, begab sich der himmlische Rishi Narada zu Varuna und sprach zu ihm:
Gib die Ehefrau von Utathya frei! Wahrlich, warum hast du sie entführt?

Doch als Varuna diese Worte von Narada hörte, antwortete er:
Dieses scheue Mädchen ist mir äußerst lieb. Ich möchte sie nicht gehenlassen!

Mit dieser Antwort ging Narada zu Utathya zurück und sprach traurig:
Oh großer Asket, Varuna hat mich am Hals ergriffen und aus seinem Haus gedrängt. Er ist nicht bereit, deine Gattin freizugeben. So handle, wie es sein soll!

Als der Sohn von Angiras diese Worte von Narada hörte, wurde er zornig, und mit dem Reichtum der Entsagung begabt trank er alles Wasser aus und verfestigte es durch seine Energie. Und als das ganze Wasser ausgetrunken war, verlor der Herr dieses Elements mit all seinen Freunden und Verwandten jegliche Freude. Doch dessenungeachtet, gab er die Ehefrau von Utathya nicht frei. Daraufhin sprach Utathya, dieser Erste der Zweifachgeborenen, zur Erde:
Oh Gesegnete, möge dort Land erscheinen, wo jetzt die sechshunderttausend Seen sind!

Auf diese Worte des Rishis verschwand das Wasser an jenen Orten und trockenes Land erschien. Und zu den Flüssen, die in diesem Bereich strömten, sprach Utathya:
Oh Sarasvati, mach dich hier unsichtbar! Wahrlich, oh keusche Dame, verlaß diesen Bereich und geh in die Wüste. Oh verheißungsvolle Göttin, möge dieser Ort von dir verlassen sein und damit alle Heiligkeit verlieren.

Als daraufhin der Bereich (wo der Herr des Wassers wohnte) ganz trocken wurde, ging er mit der Dame zu Utathya und übergab sie ihm. Und Utathya, der seine Ehefrau zurückbekommen hatte, war zufrieden, und der mächtige Brahmane erlöste sowohl den Herrn des Wassers als auch die Welt aus der Qual, die sie sich verursacht hatten, oh Führer der Haihayas. Und nachdem er wieder mit seiner Ehefrau vereint war, sprach der energievolle Rishi Utathya, der mit jeder Aufgabe bekannt war, zu Varuna:
Oh Herr des Wassers, Kraft meiner Entsagung habe ich meine Gattin wiedergewonnen, was dir solche Qual zufügte, daß du im Kummer laut aufschreien mußtest.

So sprach er und ging mit seiner Ehefrau nach Hause. Solcherart war Utathya, dieser Erste der Brahmanen, oh König. Soll ich weitersprechen? Willst du auf deiner Meinung beharren? Welcher Kshatriya wäre mächtiger als Utathya?


Zurück Inhaltsverzeichnis Weiter