Pushpak Mahabharata Buch 13Zurück WeiterNews

Wie die Vielfalt der mystischen Riten entstand

Kapitel 125 - Über die Ahnenriten und deren Verdienste

Yudhishthira sprach:
Oh Großvater, sage mir, wie sich ein schwacher Mensch, der sein Wohl sucht, verhalten sollte, nachdem er den Status eines Menschen und diesen Bereich der Taten erworben hat, die so schwer zu erwerben sind. Sage mir auch, was die besten Geschenke sind und was unter welchen Umständen gegeben werden sollte. Ich frage dich auch, oh Sohn der Ganga, was in dieser Welt wirklich der Verehrung und Anbetung würdig ist. Mögest du uns über diese Mysterien belehren.

Vaisampayana fuhr fort:
Solcherart vom berühmten Monarchen, dem Sohn des Pandu, befragt, erklärte Bhishma dem König die hohen Mysterien der Riten mit den entsprechenden Aufgaben.

Bhishma sprach:
Höre mir achtsam zu, wie ich dir, oh Bharata, die Mysterien und Aufgaben erkläre, wie sie mir der heilige Vyasa einst erklärt hat. Dieses Thema ist sogar den Göttern ein Mysterium, oh Monarch. Yama mit den unbefleckten Taten erwarb dieses Wissen einst mithilfe von wohlbeachteten Gelübden und Yoga-Meditation als hohe Frucht seiner Entsagung. Was welchen Gott erfreut, was die Ahnen befriedigt, die Rishis, die Geisterwesen von Shiva, die Göttin Shri, die Helfer von Yama und die mächtigen Elefanten der Himmelsrichtungen, was die heilsame Tugend der Rishis mit ihren hohen Früchten ist, die Verdienste der sogenannten großen Geschenke und die Verdienste, die mit allen Opfern verbunden sind - wer dies alles erkennt, oh Sündloser, und danach handelt, der wird von aller Unreinheit befreit und erreicht die genannten hohen Verdienste. Zehn Metzger gleichen einem Ölmann (bzgl. der angesammelten Schuld, wenn man ihnen Geschenke gibt oder von ihnen annimmt), zehn Ölmänner gleichen einem Alkoholtrinker, zehn Alkoholtrinker gleichen einer Kurtisane, zehn Kurtisanen gleichen einem schwachen König, und ein starker König gleicht der Hälfte eines schwachen Königs. Folglich sollte man (als Brahmane?) keine Geschenke von ihnen annehmen. Man sollte sich besser um die heilige Lehre kümmern, welche die Tugend entfaltet und die drei Lebensziele fördert (Dharma, Artha und Kama), wobei unter ihnen der Wohlstand und das Vergnügen von Natur aus attraktiv sind. Deshalb sollte man mit konzentrierter Achtsamkeit den heiligen Lehren zuhören. Die Früchte sind unvergleichlich groß, wenn man die Mysterien der Tugend erkundet. Man sollte zweifellos jedes Thema hören, das mit der heiligen Lehre verbunden ist, welche die Götter selbst bestimmt haben. Zu dieser Lehre gehören auch die Erklärungen zu den mystischen Riten für die Götter, Ahnen, großen Rishis und anderen Geisterwesen mit den großen Opfern, den Sraddhas und allen Arten von Geschenken. Wer beständig diese heiligen Schriften liest, auf rechte Weise im Geist bewahrt und im Leben befolgt, der wird als ebenso heilig und rein gelten wie der mächtige Narayana selbst. Man erwirbt die Verdienste des Schenkens von Kühen, der Waschungen in heiligen Gewässern, der Durchführung von Opfern und der Verehrung der Gäste. So erreichen die Menschen, die den heiligen Schriften zuhören, voller Vertrauen sind und ein reines Herz haben, wohlbekannterweise viele glückliche Bereiche. Denn die Rechtschaffenen, die heilsamen Glauben haben, werden von allen Unreinheiten gereinigt, und keine Sünde kann sie mehr überwältigen. Solche Menschen erhöhen überall die Tugend und Gerechtigkeit (das Dharma) und werden zum Himmel aufsteigen.

Diesbezüglich wird erzählt, wie einst ein himmlischer Bote zum Hof von Indra kam und zum Führer der Götter sprach:
Auf Wunsch jener zwei Göttlichen, welche die Ersten aller Ärzte sind und mit allen wünschenswerten Eigenschaften begabt wurden, bin ich zu diesem Ort gekommen, wo ich Menschen, Ahnen und Götter gemeinsam versammelt sehe. Und ich frage euch: Warum ist sexueller Kontakt für die Menschen untergesagt, die ein Sraddha ausführen oder in einem Sraddha gespeist werden? Warum werden in einem Sraddha drei Reisbälle gesondert angeboten? Wem sollte der Erste dieser Bälle dargebracht werden? Wem der Zweite und wem der Dritte? Das wünsche ich zu erfahren!

Nach diesen Worten des himmlischen Boten bezüglich des Dharma und der Lebensaufgaben begannen die Götter, die ostwärts saßen, und auch die Ahnen, diesen Wanderer des Himmels zu loben.

Die Ahnen sprachen:
Sei willkommen und gesegnet! Höre uns zu, oh bester Himmelswanderer. Die Frage, die du gestellt hast, ist gewichtig und von tiefster Bedeutung. Die Ahnen eines Menschen, der sexuellen Kontakt am Tag eines Sraddhas pflegt, das er durchführt oder in dem er Speise empfängt, müssen für einen ganzen Monat in dessen Samen liegen. Und bezüglich der in einem Sraddha angebotenen Reisbälle sollte folgendes nacheinander getan werden. Der erste Reisball sollte dem Wasser geopfert werden, der zweite Ball einer der Ehefrauen und der dritte Ball dem lodernden Feuer. Das sind die Gebote für die Riten bezüglich eines Sraddha. Die Ahnen eines Mannes, der gemäß diesen Geboten handelt, werden mit ihm zufrieden und immer freundlich sein. Seine Nachkommenschaft wird wachsen, und unerschöpflicher Reichtum steht ihm zu Diensten.

Darauf antwortete der himmlische Bote:
Ihr habt die Verwendung der Reisbälle für die drei (nämlich Wasser, Ehefrau und Feuer) entsprechend den heiligen Geboten erklärt. Doch wen erreicht der Reisball, der dem Wasser übergeben wird? Wie kann er die Götter befriedigen und die Ahnen retten? Der zweite Ball wird gemäß den Geboten von der Ehefrau gegessen. Wie empfangen ihn die Ahnen dieses Mannes (dessen Gattin den Reisball ißt)? Der letzte Ball geht ins lodernde Feuer. Wie findet dieser Ball seinen Weg zu euch, oder zu wem geht er sonst? Das wünsche ich zu hören. Wer sind die Empfänger der im Sraddha angebotenen Reisbälle, wenn sie ins Wasser, der Ehefrau und ins Feuer gegeben werden?

Die Ahnen sprachen:
Groß ist diese Frage, die du gestellt hast. Sie betrifft ein wundersames Mysterium. Wir sind sehr zufrieden mit dir, oh Wanderer des Himmels. Selbst die Götter und Munis, welche diese mystischen Riten zu Ehren der Ahnen loben, kennen den Grund dieser Gebote nicht. Nur der hochbeseelte, unsterbliche und vollkommene Markandeya, der gelehrte Brahmane mit dem großen Ruhm, der stets den Ahnen gewidmet ist, weiß um dieses Mysterium.

Bhishma fuhr fort:
Ich selbst hörte vom heiligen Vyasa über die Bestimmungen der drei Reisbälle im Sraddha, wie sie damals durch die Ahnen selbst als Antwort auf die Frage des himmlischen Boten erklärt wurden. So höre jetzt von mir mit Achtsamkeit, oh Monarch, was die Bestimmungen der drei Reisbälle sind. Der Reisball, der ins Wasser gegeben wird, gilt als Befriedigung des Mondgottes. Wenn dieser Gott zufrieden ist, befriedigt er wiederum alle anderen Götter und die Ahnen. Der zweite Reisball sollte gemäß den Geboten von der Ehefrau (des Mannes, der das Sraddha durchführt) gegessen werden. Die Ahnen, die stets Nachkommenschaft wünschen, segnen daraufhin die Frauen des Hauses mit Kindern. Höre nun, wie ich auch von dem Reisball spreche, der ins lodernde Feuer geworfen wird. Mit diesem Ball werden die Ahnen befriedigt, und als Ergebnis gewähren sie die Verwirklichung aller Wünsche jener Person, die ihn darbringt. Damit habe ich dir alles über die Bestimmung der drei Reisbälle erzählt, die im Sraddha an die drei (Wasser, Gattin und Feuer) gegeben werden.

Die Ahnen fuhren fort:
Der Brahmane, der zum Opferpriester in einem Sraddha wird, macht sich durch diese Tat selbst zum Ahnen jener Person, die das Sraddha durchführt. Folglich sollte er sich an diesem Tag des Geschlechtsverkehrs völlig enthalten. Oh Bester aller Himmelswanderer, auch jene, die im Sraddha essen, sollten an diesem Tag das Reinheitsgelübde bewahren. Wer anders handelt, sammelt zweifellos die erwähnten Schulden an. Das kann nicht anders sein. Deshalb sollte ein Brahmane, der zu einem Sraddha eingeladen wurde, um die Opfergaben zu essen, sich selbst durch ein Bad reinigen und diesen Tag fromm verbringen, ohne jegliche Verletzungen oder Übel. Damit vermehrt sich seine Nachkommenschaft, und der Ausführende des Sraddhas erntet den gleichen Lohn.

Bhishma fuhr fort:
Als die Ahnen solcherart gesprochen hatten, ergriff ein Rishi mit strenger Entsagung namens Vidyutprabha („Blitz in der Finsternis“), der wie die Herrlichkeit der Sonne erschien, das Wort. Und er sprach, nachdem er von den Ahnen ihre mystischen Riten gehört hatte, zu Indra:
Von Unwissenheit verwirrt, töten die Menschen zahlreiche Lebewesen, die im Tierreich als Würmer, Ameisen, Schlangen, Schafe, Hirsche, Vögel und in vielen anderen Formen geboren wurden. Schwer ist die Sündenlast, die sie durch solche Taten ansammeln. Doch sag, was wäre ein Heilmittel!?

Als diese Frage gestellt wurde, lobten alle Götter, die Rishis mit dem Reichtum der Entsagung und die hochseligen Ahnen den Asketen. Und Indra erklärte (folgenden mystischen Ritus zur Reinigung):
Man sollte im Geiste an (die heiligen Orte) Kurukshetra, Gaya, Ganga, Prabhasa oder die Seen von Pushkara denken und seinen Kopf ins Wasser tauchen. Auf diese Art und Weise wird man von Sünden gereinigt wie der Mond von Rahu. So sollte man drei Tage hintereinander baden und jeden Tag fasten. Außerdem sollte man (nach dem Baden) den Rücken einer Kuh berühren und seinen Kopf vor ihrem Schwanz verneigen.

Daraufhin sprach Vidyutprabha noch einmal zu Indra:
Auch ich werde einen mystischen Ritus (zur Reinigung) erklären, der noch tiefgründiger ist. Höre mich, oh Vollbringer der hundert Opfer! Eingerieben mit dem adstringierenden Pulver aus den Hängewurzeln des Banian Baumes und eingeschmiert mit dem Öl des Priyangu (brauner Senf) sollte man Shashtika Reis mit Milch verzehren. (Shashtika ist Reis, der in sechzig Tagen reift.) Auf diese Art und Weise wird man von allen Sünden gereinigt. Höre auch noch einen anderen mystischen Ritus, der vielen unbekannt ist, aber von den Rishis mithilfe der Meditation entdeckt wurde. Ich hörte ihn von Vrihaspati, während er ihn in Gegenwart von Mahadeva verkündete. Oh Führer der Götter, höre ihn mit Rudra in deiner Gesellschaft! Oh Herr der Sachi, wenn eine Person einen Berg besteigt und dort mit erhobenen Armen und gefalteten Händen auf einem Bein steht, während er sich von aller Nahrung enthält, dann erstrahlt er wie ein loderndes Feuer und erwirbt die Verdienste der strengen Entsagung zusammen mit dem Lohn des Fastens. Aufgeheizt durch die Strahlen der Sonne wird er von allen Sünden gereinigt. Wer diese Übung sowohl im Sommer als auch im Winter pflegt, wird von jeder Sünde befreit und erwirbt ewige Herrlichkeit. Solch ein Mensch erstrahlt mit der Energie der Sonne und der Schönheit des Mondes.

Daraufhin sprach der Führer der Götter mit den hundert Opfern, der inmitten der Himmlischen saß, lächelnd zu Vrihaspati:
Oh Heiliger, bitte sprich auch du über die heilsamen Mysterien der Tugend zusammen mit den Sünden der Menschen und die entsprechenden mystischen Riten zur Reinigung!

Und Vrihaspati sprach:
Man sagt, wer gegen die Sonne uriniert, dem Wind keine Verehrung zeigt, keine Trankopfer in das lodernde Feuer gießt oder aus Begierde nach Milch eine Kuh melkt, deren Kalb noch sehr jung ist, der sammelt Sünde an. Ich werde dir erklären, oh Herr der Sachi, welche Schuld damit verbunden ist. Höre mir gut zu! Die Sonne, der Wind, das Feuer als Träger der Opfergaben und die Kühe als die Mütter aller Wesen wurden durch den Selbstgeborenen geschaffen, um die Welten zu beschützen, oh Indra. Sie sind die Götter der Menschen. So hört gemeinsam die heiligen Gesetze! Jene übelgesinnten Männer und Frauen, die gegen die Sonne urinieren, müssen sechsundachtzig Jahre in großer Schmach leben. Wer keine Verehrung für den Wind hegt, bekommt Kinder, die vorzeitig aus dem Mutterleib fallen. Wer keine regelmäßigen Trankopfer in das lodernde Feuer gießt, wird feststellen, daß das Feuer seine Opfergaben nicht annimmt, wenn er es irgendwann für solche Riten entzündet. Wer die Milch von Kühen trinkt, deren Kälber noch sehr jung sind, wird selbst keine Kinder bekommen, die den Stamm fortsetzen. Solche Menschen sehen ihre Kinder sterben und ihre Familie vergehen. Das sind die Folgen der genannten Taten. Zweifachgeborene, die in ihrer Familie würdig sein wollen, sollten sie stets vermeiden und den heiligen Geboten folgen, damit der Wohlstand allseitig gedeihen kann. Das spreche ich aufrichtig zu dir, oh Indra!

Nachdem der himmlische Lehrer solcherart gesprochen hatte, fragten die hochseligen Götter mit den Maruts und den Rishis die Ahnen:
Oh ihr Ahnen, durch welche Taten der Menschen, die mit gewöhnlichem Verstand begabt sind, werdet ihr befriedigt? Welche Geschenke, die im Laufe solcher Riten dargebracht werden, um die Situation der Verstorbenen in der anderen Welt zu verbessern, bringen unerschöpfliche Wirkung? Durch welche Taten können die Menschen ihre Schuld vor den Ahnen begleichen? Das wünschen wir gern zu hören!

Darauf antworteten die Ahnen:
Oh ihr Gesegneten, den Zweifel, der in eurem Geist lebt, habt ihr auf rechte Weise geäußert. So hört, wie wir die Riten der rechtschaffenen Menschen erklären, die uns befriedigen. All die Stiere mit blauem Schimmer sollten freigelassen werden. Am Tag des Neumondes sollten uns Geschenke von Sesamkörnern und Wasser dargebracht werden und in der Regenzeit entzündete Lichter. Durch solche Taten können sich die Menschen von der Schuld vor ihren Ahnen befreien. Solche Geschenke werden niemals nutzlos sein, sondern unerschöpflich in ihren hohen Früchten. Denn als unerschöpflich betrachten wir die Befriedigung, die wir daraus ableiten können. So retten jene Menschen voller Glauben ihre verstorbenen Vorfahren aus den leidvollen Höllen und segnen ihre Nachkommenschaft.

Als Vriddha-Gargya mit dem Reichtum der Entsagung und der großen Energie diese Worte der Ahnen hörte wurde er von Bewunderung erfüllt, so daß ihm die Haare zu Berge standen. Und er sprach zu ihnen:
Oh ihr Entsagungsreichen, sagt uns bitte, welche Verdienste mit dem Freilassen blauschimmernder Stiere verbunden sind. Und welche Verdienste bringen das Schenken von Lichtern während der Regenzeit und das Darbringen von Wasser mit Sesamkörnern?

Darauf sprachen die Ahnen:
Wenn ein Stier mit blauem Schimmer freigelassen wird und mit seinem Schwanz nur ein wenig Wasser verspritzt, dann werden die Ahnen (von dem, der diesen Stier freigelassen hat) mit diesem Wasser für ganze sechzigtausend Jahre befriedigt. Und der Schlamm, den solch ein Stier mit seinen Hörnern an den Ufern (eines Flusses oder Sees) aufwühlt, hat zweifellos die Macht, die Ahnen in die Region von Soma (dem Mond) zu erheben. Wer in der Regenzeit Lichter darbringt, der wird selbst mit dem Glanz von Soma erstrahlen. Denn ein Mensch, der Licht gibt, wird nie von der Qualität der Dunkelheit (Tamas) überwältigt. Und wer, oh Entsagungsreicher, am Tag des Neumondes Sesamkörner und Wasser mit Honig in einem Kupferbehälter darbringt, der gilt als Vollbringer eines vollkommenen Sraddhas. Diese Menschen bekommen gesunde Kinder mit freundlicher Gesinnung. Wer auf diese Weise den Pinda (Totenkuchen) opfert, dessen Verdienst führt zum Wachstum seines ganzen Stammes. Wahrlich, wer diese Riten voller Vertrauen durchführt, wird von der Schuld vor den Ahnen befreit. Auf diese Weise wurden die Gebote aufgestellt für die richtige Zeit des Sraddhas, die richtigen Riten, die richtigen Personen, die im Sraddha gespeist werden sollten, und die damit verbundenen Verdienste. Damit haben wir dir alles ordnungsgemäß erklärt.


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