Pushpak Mahabharata Buch 13Zurück WeiterNews

Kapitel 120 - Vyasa und Maitreya über die Tugend des Handelns

Yudhishthira sprach:
Welche unter den drei Tugenden der Erkenntnis, der Entsagung und der Wohltätigkeit ist die Verdienstvollste? Das frage ich dich, oh Erster aller Rechtschaffenen. Bitte belehre mich darüber, oh Großvater.

Bhishma sprach:
Diesbezüglich wird eine alte Geschichte über ein Gespräch zwischen Maitreya und dem inselgeborenen Vyasa erzählt. Eines Tages, oh König, kam Vyasa während seiner Wanderung durch die Welt auch nach Varanasi und besuchte dort Maitreya, der in einer edlen Familie von Brahmanen geboren worden war. Als Maitreya, dieser Erste der Rishis, den heiligen Vyasa erblickte, da verehrte er ihn mit den gewöhnlichen Riten der Gastfreundschaft und bot ihm einen Sitz und ausgezeichnete Speise an. Und nachdem der hochbeseelte Vyasa von der guten Speise gegessen hatte, die sehr gesund war und jegliche Befriedigung gewährte, war er sehr erfreut und begann, ungehemmt zu lachen. Bei diesem Anblick fragte ihn Maitreya:
Oh Rechtschaffener, was ist der Grund für dein Lachen? Du bist ein Asket, der die Macht hat, seine Gefühle zu kontrollieren. Doch es scheint, daß dich große Freude überwältigt hat. Ich frage dich voller Verehrung mit geneigtem Haupt: Was ist die Kraft meiner Entsagung und was ist deine hohe Glückseligkeit? Du handelst auf andere Weise als ich und scheinst vollkommen frei zu sein, obwohl dich noch der Lebensatem durchströmt. Ich fühle mich dagegen noch gebunden. Und doch denke ich, daß nicht viel Unterschied zwischen uns ist. Denn auch ich bin von reiner Geburt.

Darauf antwortete Vyasa:
Dieses Lachen, das mich erfüllt hat, entstand aus einem vedischen Gebot, das wie eine Übertreibung erscheint, und aus seiner paradoxen Behauptung, die dem Verständnis der Leute entspricht. (Gemeint ist vermutlich der scheinbare Gegensatz zwischen verdienstvollem Handeln und Handeln ohne Anhaftung.) Die Behauptung der Veden scheint hier unwahr zu sein. Aber warum sollten die Veden eine Lüge verbreiten? Es wird gesagt, daß es drei Wege für die Tugend eines Menschen gibt. Man sollte niemanden verletzen. Man sollte stets die Wahrheit sprechen, und man sollte Wohltätigkeit üben. Das verkündeten die alten Rishis entsprechend den Geboten der Veden. Diese Gebote haben wir einst gehört, und sie sollten sicherlich von uns auch heute noch befolgt werden. Sogar ein kleines Geschenk, das man gemäß den heiligen Geboten gibt, bringt großes Verdienst. Du hast mit aufrichtigem Herzen einem durstigen Mann etwas Wasser gegeben. Und während du selbst durstig und hungrig warst, gabst du mir solch gute Speise. Damit hast du viele hohe Bereiche der Glückseligkeit gewonnen, oh Mächtiger, die man durch große Opfer erreicht. Ich bin höchst erfreut über dein gesegnetes Geschenk sowie über deine Entsagung. Deine Kraft ist die Gerechtigkeit, und deine Erscheinung ist voller Tugend. Der Duft der Tugend umgibt dich, und ich denke, daß alle deine Handlungen gemäß den heiligen Geboten vollbracht werden, oh Sohn. Denn höher als die Waschungen in heiligen Gewässern und höher als alle vedischen Gelübde ist die Wohltätigkeit, die man anderen zeigt. Wahrlich, oh Brahmane, das Schenken ist vorzüglicher als alle heiligen Riten. Wenn es nicht lobenswerter als alle Riten wäre, dann würde es nicht so viel Verdienst bringen. Alle Riten der Veden, die du so lobst, übertreffen nicht das Schenken. Denn ich sehe zweifellos nichts Verdienstvolleres als die Wohltätigkeit. Der Weg, den wohltätige Menschen gehen, ist der Weg der Weisen. Wer Geschenke pflegt, gilt sogar als Geber von Leben. Die Aufgaben der Gerechtigkeit sind in ihnen gegründet. Wie das Vedenstudium, die Sinneszügelung und die Entsagung, so ist auch das Schenken voll höchstem Verdienst. Du, oh Sohn, wirst dich in immer glücklichere Welten erheben, weil du dich der Aufgabe der Wohltätigkeit gewidmet hast. So geht der Weise den Weg zur Glückseligkeit. Dafür haben wir zweifellos schon viele Beispiele gesehen.

Mit Verdienst gesegnete Menschen können Reichtum erwerben, Geschenke pflegen sowie Opfer durchführen und ernten die Früchte in Form von Glück. Und doch sieht man überall, oh Weisheitsvoller, daß auf natürlicher Weise dem Glück das Leid folgt und dem Leiden das Glück. Die Gelehrten sagen, daß Menschen in dieser Welt dreierlei Verhalten haben. Manche sind verdienstvoll, manche sind sündhaft und nur wenige sind jenseits davon. Das Handeln von dem, der ganz dem Brahman hingegeben ist, wird nicht mehr als Handeln betrachtet und seine angesammelte Sünde nicht mehr als Sünde. So gilt auch der Mensch, der vollkommen den ihm gegebenen Aufgaben gewidmet ist, weder als verdienstvoll noch als sündhaft. Die Menschen, die Opfer, Geschenke und Entsagung üben, werden als rechtschaffen betrachtet. Jene Übelgesinnten dagegen, die andere Wesen verletzen und nehmen, was anderen gehört, gelten als sündhaft. Sie gehen zweifellos den Weg in die Hölle und müssen entsprechend leiden. Doch jenseits von beiden gibt es auch Taten (ohne Anhaftung), die weder verdienstvoll noch sündhaft sind. In diesem Geist wachse, erfreue dich, gib Geschenke, führe Opfer durch und übe Entsagung! Weder Gelehrte noch Asketen werden dich dann übertreffen können.


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