Pushpak Mahabharata Buch 13Zurück WeiterNews

Kapitel 105 - Wie sich der älteste Bruder verhalten sollte

Yudhishthira fragte:
Oh Führer der Bharatas, wie sollte sich der älteste Bruder zu seinen jüngeren Brüdern verhalten und wie die jüngeren zu ihrem ältesten?

Bhishma sprach:
Oh Sohn, verhalte dich zu deinen jüngeren Brüdern stets, wie es der älteste Bruder tun sollte. Als Ältester solltest du wie ein Lehrer zu seinen Schülern sein. Wenn der Lehrer jedoch ohne Weisheit ist, dann kann der Schüler nicht auf rechte Weise respektvoll reagieren. Nur wenn der Lehrer mit Reinheit und hohem Verhalten gesegnet ist, wird sich der Schüler auch entsprechend verhalten, oh Bharata. Manchmal sollte sich der älteste Bruder wie blind bezüglich der Taten seiner jüngeren Brüder zeigen, und obwohl er Weisheit hat, so handeln, als würde er ihre Taten nicht verstehen. Wenn die jüngeren Brüder irgendeiner Übertretung schuldig werden, sollte der älteste Bruder sie durch indirekte Wege und Mittel korrigieren. Wenn es ein gutes Verständnis unter den Brüdern gibt und sich der älteste Bruder bemüht, seine jüngeren durch direkte oder indirekte Mittel zu führen, dann werden die Feinde, oh Sohn der Kunti, bei diesem Anblick der Einigkeit besorgt sein und versuchen, Uneinigkeit zu säen, um die Brüder zu spalten. Es ist der älteste Bruder, der den Wohlstand der Familie erhöht oder zerstört. Wenn der älteste Bruder übelgesinnt und ohne Vernunft ist, dann verursacht er den Untergang der ganzen Familie. Der älteste Bruder, der seine jüngeren Brüder verletzt, sollte nicht mehr als Ältester betrachtet werden. Er verwirkt seinen Anteil am Familieneigentum und verdient es, vom König verbannt zu werden. Denn ein Mensch, der übelgesinnt handelt, muß zweifellos zu den Bereichen des Leidens und der vielfältigen Übel gehen. Die Geburt einer solchen Person war so unnütz wie taube Blüten. Die Familie, in der so ein Sünder geboren wurde, wird von jedem Übel überwältigt. Solch eine Person verursacht Schande, und alle guten Taten der Familie schwinden. Wer unter den Brüdern dem übelgesinnten Handeln anhaftet, der verwirkt seinen Anteil am Familieneigentum. In solch einem Fall bestimmt der jeweils ältere Bruder über sein ganzes Yautuka Eigentum. Nur wenn der älteste Bruder irgendetwas in der Fremde erwirbt, ohne das väterliche Eigentum zu verwenden, kann er es zum eigenen Gebrauch nutzen und muß es nicht mit seinen jüngeren Brüdern teilen. Wenn gemeinsam lebende Brüder ihren Teil des Familieneigentums wünschen, dann sollte der Vater all seinen Söhnen gleiche Anteile geben. Wenn der älteste Bruder jedoch der Sünde geneigt ist und seiner Vorbildrolle nicht gerecht wird, dann kann er von seinen jüngeren Brüdern ignoriert werden. Wenn sich die Ehefrau oder der jüngere Bruder zur Sünde neigt, dann muß beständig ihr Wohl gesucht werden. Die Kenner der Wirkung von Tugend und Gerechtigkeit sagen, daß Tugend und Gerechtigkeit das höchste Wohlergehen sind. Der Vedenlehrer ist zehnmal höher als ein gewöhnlicher Lehrer. Der Vater gleicht zehn Vedenlehrern. Die Mutter gleicht zehn Vätern und sogar der ganzen Erde. Keiner der älteren Menschen ist der Mutter gleich. Wahrlich, sie übersteigt alle und verdient höchste Verehrung. Deshalb gilt die Mutter als des höchsten Respekts würdig. Nachdem der Vater seinen Lebensatem aufgegeben hat, oh Bharata, sollte der älteste Bruder als Vater betrachtet werden. Dann ist es der älteste Bruder, welcher der Familie die Mittel des Lebensunterhalts zuteilen, sie beschützen und hegen sollte. Alle jüngeren Brüder sollten sich vor ihm verneigen und seiner Autorität folgen. Wahrlich, sie sollten unter seiner Führung leben, wie zuvor unter ihrem Vater. Soweit es den Körper betrifft, oh Bharata, sind Vater und Mutter die Erzeugenden. Die Geburt jedoch, die der geistige Lehrer hervorbringt, wird als die wahre Geburt betrachtet, die unvergänglich und unsterblich ist (daher der Name „Zweifachgeborener“). Und wie die älteste Schwester, oh Führer der Bharatas, wie eine Mutter ist, so gilt auch die Ehefrau des ältesten Bruders den jüngeren wie eine Mutter und kann sie wie ihre eigenen Kinder versorgen.


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