Pushpak Mahabharata Buch 13Zurück WeiterNews

Kapitel 76 - Über das Ritual des Kuhgeschenkes

Yudhishthira sprach:
Ich wünsche, oh König, ausführlich über die hohen Gebote zu hören, welche die Geschenke von Kühen regeln, weil man durch Geschenke nach diesen Geboten die unzähligen Bereiche der ewigen Glückseligkeit erreichen kann.

Und Bhishma sprach:
Es gibt kein Geschenk, oh Herr der Erde, das in Punkto Verdienst höher als das Geschenk von Kühen wäre. Wenn eine gerecht erworbene Kuh verschenkt wird, dann rettet sie unverzüglich die ganze Familie des Gebers. Dieses Ritual, das aus dem Wunsch nach dem Wohl der Rechtschaffenen entsprang, wurde später zum Nutzen für alle Menschen erklärt. Es ist uns aus uralten Zeiten überliefert worden. Es existierte sogar, bevor es erklärt wurde. Oh König, höre mir zu, wie ich dir das Ritual bezüglich des Schenkens von Kühen beschreibe. Als vor langer Zeit mehrere Kühe vor König Mandhatri gebracht wurden, hatte er Zweifel bezüglich des Rituals, das er beim Verschenken beachten sollte, und befragte auf rechte Weise Vrihaspati (den Lehrer der Himmlischen), um seine Zweifel zu lösen. Und Vrihaspati sprach:
Nachdem der Geber von Kühen einige Zeit die Gelübde der Selbstbeherrschung geübt hat, sollte er am Vortag auf rechte Weise die Brahmanen verehren und die Zeit des Geschenkes verkünden. Die wegzugebenden Kühe sollten von der Rohini Art sein (rötlich) und mit den Worten „Samange“ und „Vahule“ angesprochen werden. Wenn man das Gatter betritt, in dem die Kühe gehalten werden, sollte man folgenden Spruch rezitieren:

Die Kuh ist meine Mutter, und der Stier ist mein Vater. Mögen sie mir Himmel und irdischen Wohlstand gewähren. Die Kuh ist meine ganze Zuflucht.

Und nachdem er das Gatter auf diese Weise betreten hat, sollte der Geber die Nacht dort verbringen. Wenn er dann die Kühe übergibt, sollte er diesen Spruch wiederholen. Indem der Geber solcherart mit den Kühen friedlich zusammen wohnt und sich auf die bloße Erde niederlegt (und wie sie alle Bedrängnisse wie Mücken usw. geduldig erträgt), wird er sofort von all seinen Sünden gereinigt, weil er sich dem einfachen Leben der Kühe hingibt. Wenn sich die Sonne am Morgen erhebt, dann solltest du die Kuh mit ihrem Kalb oder den Stier weggeben. Als Belohnung einer solchen Tat wird dir zweifellos der Himmel offen stehen und auch der in den Mantras erwähnte Segen wird dein sein. Die Mantras sagen über die Kühe:
Kühe haben Kraft und Ausdauer. Kühe haben in sich die Eigenschaft der Weisheit. Sie sind die Quelle jener Unsterblichkeit, die durch Opfer und Entsagung erreicht wird. Sie sind die Wohnstätte aller Energie. Sie sind der Weg, durch den irdischer Wohlstand gewonnen wird. Sie sind der ewige Lauf der Welt und führen zum Wachstum des eigenen Geschlechts. So mögen die Kühe (die ich gebe) meine Sünden zerstören. Sie vereinen in sich die Natur sowohl von Surya als auch von Soma (Sonne und Mond). Mögen sie mir eine Hilfe sein, um den Himmel zu erreichen. Mögen sie mir wohlgesinnt sein, wie eine Mutter ihren Kindern. Mögen auch alle anderen Segen herabkommen, die in den von mir rezitierten Mantras nicht genannt wurden. Ob in der Erleichterung oder Heilung von Schwindsucht und anderen zehrenden Krankheiten, oder sogar hinsichtlich des Weges zur Freiheit vom Körper, wenn eine Person die Hilfe der fünf Produkte der Kuh benutzt, mögen die Kühe geneigt sein, ihren Segen zu gewähren wie der Fluß Sarasvati. Oh ihr Kühe, möget ihr beständig alle Arten des Verdienstes geben. Seid zufrieden mit mir und gewährt mir ein wünschenswertes Ende. Ich bin heute mit euch eins geworden. Indem ich euch als Geschenk darbringe, gebe ich mich in Wirklichkeit selbst hin. (Und nachdem diese Worte vom Geber gesprochen wurden, sollte der Empfänger antworten:) Ihr gehört nun nicht länger dem, der euch verschenkt hat. Ihr seid nun mein geworden. Laßt durch eure Natur von Surya und Soma sowohl den Geber als auch den Empfänger in jeglichem Wohlstand erstrahlen.

So sollte der Geber die Worte aus dem ersten Teil des Verses ordnungsgemäß rezitieren. Und der zweifachgeborene Empfänger, der mit diesem Ritual des Schenkens von Kühen bekannt ist, sollte beim Annehmen der Kühe die Worte aus dem zweiten Teil antworten. Der Mensch, der anstatt einer Kuh den üblichen Gegenwert in Stoffen oder Gold verschenkt, der gilt ebenfalls als Geber einer Kuh. Er sollte beim Geben folgendes sagen: „Diese Kuh mit nach oben gerichtetem Blick wird als Geschenk dargebracht. Bitte akzeptiere sie!“ Wer Stoffe gibt, sollte danach „Bhavitavya“ sagen (was bedeutet, daß dieses Geschenk als Repräsentation einer Kuh betrachtet werden sollte). Wer Gold gibt sollte „Vaishnavi“ sagen (was bedeutet, daß dieses Gold, das ich gebe, von der Form und der Natur einer Kuh ist). Das sind die Worte, die man bei dieser Art des Geschenks sagen sollte. Die Belohnung, die man damit erntet, ist ein Wohnsitz im Himmel für 36.000 Jahre (für eine Kuh), für 8.000 Jahre (für Stoffe) und 20.000 Jahre (für Gold). Ja, so groß sind sogar die Verdienste von den Ersatzgeschenken für Kühe. Wer jedoch eine echte Kuh gibt, der empfängt den vollen Verdienst bereits nach acht Schritten vom Empfänger (auf dem Weg nach Hause). Wer eine echte Kuh gibt, erntet rechtschaffenes Verhalten in dieser Welt. Wer den Gegenwert einer Kuh als Stoff gibt, wird von jeder Angst befreit, und wer dafür Gold gibt, trifft nie mehr auf Sorgen. Diese drei und auch jene, die beständig ihre Waschungen und andere Riten in der frühen Morgendämmerung durchführen und mit dem Mahabharata wohlbekannt sind, erreichen die Regionen von Vishnu und Soma. Wer eine Kuh verschenkt hat, sollte für drei Nächte ein Reinigungsgelübde annehmen und eine Nacht bei den Kühen verbringen. Danach sollte er in der achten Mondphase namens Kamya für drei Nächte nur von Milch, Urin und Dung der Kühe leben. Wer einen Stier verschenkt, der erreicht sogar das hohe Verdienst des heiligen Gelübdes (Brahmacharya). Wer mehrere Kühe weggibt, der erwirbt die Beherrschung der Veden. Wer ein Opfer durchführt und Geschenke von Kühen entsprechend dem beschriebenen Ritual darbringt, gelangt zu vielen, sehr hohen Bereichen. Der Unwissende in diesem Ritual kann dies nicht erreichen. Wer dagegen mit diesem Ritual nur eine einzige Kuh verschenkt, die ein reichliches Maß an Milch gibt, erwirbt das Verdienst, als hätte er alle wünschenswerten Dinge auf Erden gemeinsam hingegeben. Wie groß ist dann erst das Verdienst, wenn man viele dieser Kühe verschenkt, die das Havya und Kavya (die Opfergaben für Götter und Ahnen) aufgrund ihrer vollen Euter geben. Und das Verdienst aus dem Geschenk eines vorzüglichen Ochsens kann sogar noch größer sein als das von Kühen.

Das Wissen um dieses Ritual sollte man keinem geben, der kein Schüler ist, keine Gelübde beachtet, keinen Glauben hat oder von übelgesinnter Motivation beherrscht wird. Wahrlich, diese Tugendübung ist ein Mysterium, die den meisten Menschen unbekannt ist. Wer sie kennt, sollte nicht überall darüber sprechen, denn es gibt in der Welt viele Menschen, die kein Vertrauen in die Tugend haben. Es gibt unter den Menschen viele übelgesinnte Personen, die den Rakshasas gleichen. Wenn man ihnen solches Wissen gibt, würde es zum Übel führen. Das gleiche Übel würde entstehen, wenn man es an sündhafte Menschen gibt, die im Materialismus Zuflucht suchen. Höre nun, oh König, wie ich dir die Namen jener rechtschaffenen Monarchen aufzähle, die zu den Bereichen der großen Glückseligkeit als Lohn solcher Geschenke von Kühen gelangt sind, welche sie entsprechend den Lehren von Vrihaspati dargebracht haben: Usinara, Viswagaswa, Nriga, Bhagiratha, der berühmte Mandhatri, welcher der Sohn von Yuvanaswa war, König Muchukunda, Bhagiratha, Naishadha, Somaka, Pururavas, der imperiale Bharata als Stammvater aller Bharatas, der heroische Rama, welcher der Sohn von Dasaratha war, König Dilipa mit den weitberühmten Taten und viele andere ruhmreiche Könige mit großen Errungenschaften. Sie alle gelangten durch ihre Geschenke von Kühen nach diesem Ritual in den Himmel. Auch König Mandhatri beachtete stets Opfer, Wohltätigkeit, Entsagung, seine königlichen Aufgaben und die Geschenke von Kühen. Deshalb, oh Sohn der Pritha, trage auch du in deinem Geist diese Belehrung von Vrihaspati, welche ich dir gegeben habe. Nachdem du das Königreich der Kurus erhalten hast, pflege mit fröhlichem Herzen solche Geschenke von guten Kühen an die Ersten der Brahmanen!

Vaisampayana fuhr fort:
So belehrt durch Bhishma bezüglich der richtigen Geschenke von Kühen, vollbrachte König Yudhishthira alles, was Bhishma wünschte. Wahrlich, König Yudhishthira, bewahrte in seinem Geist diese ganze Tugendlehre, welche der Lehrer der Götter einst dem königlichen Mandhatri gab. Von dieser Zeit an, begann Yudhishthira stets Geschenke von Kühen zu pflegen und ernährte sich auch von Gerstenkörnern und Kuhdung. Seit diesem Tag schlief der König auf der bloßen Erde, und mit gezügelter Seele und dem Verhalten der Stiere wurde er zum Ersten der Monarchen. Der Kuru König war seit diesem Tag höchst aufmerksam gegenüber Kühen, verehrte sie stets und sang ihr Lob. Von diesem Tag an gab der König auch die Gewohnheit auf, Kühe vor Fahrzeuge zu spannen. Wohin er auch fuhr, er nutzte nun stets Wagen, die von eifrigen Pferden gezogen wurden.


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