Pushpak Mahabharata Buch 13Zurück WeiterNews

Kapitel 75 - Der Verdienst von Gelübden

Yudhishthira sprach:
Ich wurde von dir, oh Mächtiger, durch deine Belehrung über die Aufgaben im Leben höchst bestärkt. Trotzdem muß ich noch ein paar Zweifel äußern. Bitte erkläre sie mir, oh Großvater. Was sind die Früchte, die in den heiligen Schriften bezüglich der Gelübde erklärt werden, die Menschen beachten? Von welcher Natur sind diese Früchte der Gelübde, oh Herrlicher? Was sind die Früchte des Studiums der Veden? Was sind die Früchte von Geschenken? Was sind die Früchte der Bewahrung der Veden im Gedächtnis und des Unterrichtens der Veden? Das wünsche ich alles zu erfahren. Was, oh Großvater, sind die Verdienste, wenn man die Geschenke in dieser Welt nicht annimmt? Welche Früchte sieht man an dem, der das Geschenk des Wissens gibt? Welche Verdienste sammelt eine Person an, welche die Aufgaben ihrer Kaste beachtet, wie die Helden, die nicht vor dem Kampf fliehen? Welche Früchte werden bezüglich des Gelübdes der Reinheit und der Übung des Brahmacharya erklärt? Was sind die Verdienste vom Dienst an Vater und Mutter sowie an den Lehrern? Was sind die Verdienste von Mitgefühl und Güte? Oh Großvater, das wünsche ich wahrhaft und ausführlich zu erfahren, denn du kennst alle heiligen Schriften. Groß ist mein Wunsch nach diesem Wissen.

Bhishma sprach:
Ewige Bereiche der Glückseligkeit werden dem sein, der auf rechte Weise ein heilsames Gelübde gemäß den Schriften ohne Unterbrechung vollendet. Die Früchte solcher Selbstzügelung werden sogar in dieser Welt sichtbar, oh König. Auch du hast deine Früchte durch Selbstzügelung und Opfer erreicht. Die Früchte des Vedenstudiums werden sowohl in dieser als auch der kommenden Welt sichtbar. Wer dem Studium der Veden gewidmet ist, erfreut sich an Glückseligkeit sowohl in dieser Welt als auch im Bereich von Brahma.

Höre mich jetzt, oh König, wie ich dir ausführlich über die Früchte der Selbstzügelung erzähle. Die Selbstgezügelten sind überall glücklich. Sie erfreuen sich stets der Glückseligkeit, die mit der Abwesenheit oder Überwindung von Begierde verbunden ist. Sie können nach Belieben überall hingehen und alle ihre Feinde besiegen. Zweifellos können die Selbstgezügelten alles erreichen, was sie suchen, und jeder Wunsch wird ihnen erfüllt, oh Sohn des Pandu. Das Glück, das Menschen im Himmel durch Askese, Heldenkraft, Geschenke und Opfer genießen, das empfangen auch jene, die Selbstzügelung und Vergebung üben. Dabei ist die Selbstzügelung sogar noch verdienstvoller als das Schenken. Denn ein Gebender kann nach einem Geschenk an die Brahmanen immer noch vom Zorn überwältigt werden, während der Selbstgezügelte den Zorn überwindet. Folglich ist Selbstzügelung (in Punkto Verdienst) dem Schenken überlegen. Ein Mensch, der Geschenke pflegt, kann die ewigen Regionen der Glückseligkeit nur erreichen, wenn er auch den Zorn besiegt. Denn der Zorn zerstört das Verdienst eines jeden Geschenkes. Auch deshalb ist Selbstzügelung höher als das Schenken. Es gibt im Himmel zehntausend verschiedene unsichtbare Bereiche, oh Monarch, die alle den Rishis gehören. Verdienstvolle Personen, die diese Welt verlassen, gelangen zu ihnen und werden in himmlische Wesen verwandelt. Oh König, die großen Rishis erheben sich dorthin mithilfe ihrer Selbstzügelung und erreichen am Ende ihrer Anstrengungen den Bereich der höchsten Glückseligkeit. Folglich ist die Selbstzügelung (in ihrer Wirkung) höher als das Schenken. Wer zu einem Lehrer (der Veden) wird und auf rechte Weise das Feuer verehrt, verläßt alle seine Beschwerden in dieser Welt und erfreut sich unerschöpflicher Glückseligkeit im Bereich von Brahma, oh König. Wahrlich, wer die Taten seines Lehrers lobt, die Veden studiert hat und dieses Wissen an rechtschaffene Schüler weitergibt, der erreicht große Ehren im Himmel. Der Kshatriya, der dem Vedenstudium, der Ausführung von Opfern und dem Schenken gewidmet ist und das Leben anderer im Kampf rettet, erreicht ähnlich große Ehren im Himmel. Der Vaisya, der die Aufgaben seiner Kaste beachtet und Geschenke gibt, der erntet als Frucht dieser Geschenke eine krönende Belohnung. Und auch der Shudra, der die Aufgaben seiner Kaste beachtet (die im Dienst an den drei anderen Kasten besteht), gewinnt als Belohnung solcher Dienste den Himmel.

Höre mich, wie ich dir jetzt die Früchte der verschiedenen Heldentaten erkläre. Wer zu einem heroischen Stamm gehört, dem sind diese Früchte sicher. Hier gibt es Helden des Opfers, Helden der Selbstzügelung, Helden der Wahrhaftigkeit und viele andere, die diesen Titel verdienen. Es gibt Helden des Kampfes und Helden des Geschenks der Großzügigkeit unter Menschen. Es gibt auch viele, die als Helden der Sankhya Lehre oder als Helden des Yogas bezeichnet werden können. Andere werden als Helden hinsichtlich des Waldlebens, des Hausstandes oder der Besitzlosigkeit (als Sannyasin) betrachtet. Ähnlich gibt es die Helden des Geistes und auch die Helden der Vergebung. Es gibt auch Menschen, die in der Stille leben und als Helden der Gerechtigkeit betrachtet werden, und viele andere Arten von Helden, die verschiedenste Gelübde bewahren. Es gibt Helden, die dem Studium und der Lehre der Veden gewidmet sind, und es gibt Helden der Hingabe an Lehrer und Väter. Es gibt Helden bezüglich der Folgsamkeit vor den Müttern und Helden bezüglich ihres Lebens als Bettler. Es gibt Helden der Gastfreundschaft und Helden im Leben als Hausvater. Alle diese Helden erreichen sehr hohe Regionen der Glückseligkeit, die sie als natürliche Belohnungen ihrer eigenen Taten erworben haben.

Wer den ganzen Veda im Gedächtnis bewahrt oder in allen heiligen Wassern gebadet hat, kann nur teilweise mit dem verglichen werden, der jeden Tag in seinem Leben wahrhaftig ist. Einst wurden tausend Pferdeopfer und die Wahrheit auf eine Waage gelegt und man sah, daß die Wahrheit mächtiger ist als tausend Pferdeopfer. Es geschieht durch die Wahrheit, daß die Sonne Hitze gibt, durch die Wahrheit entflammt das Feuer, und durch die Wahrheit wehen die Winde. Wahrlich, alles beruht auf Wahrheit. Es ist die Wahrheit, welche die Götter, Ahnen und Brahmanen befriedigt. Wahrheit gilt als die höchste Aufgabe im Leben. Deshalb sollte man niemals die Wahrheit verletzen. All die Munis sind allein der Wahrheit gewidmet. Ihre ganze Kraft hängt von der Wahrheit ab, und sie schwören sogar auf die Wahrheit. Deshalb ist die Wahrheit so bedeutend. Alle wahrhaften Menschen, oh Führer der Bharatas, sind durch ihre Wahrhaftigkeit zum Himmel aufgestiegen und erfreuen sich dort der Glückseligkeit. So gilt auch die beständige Selbstzügelung als Frucht der Wahrhaftigkeit. Das sage ich dir mit ganzem Herzen. Der Mensch voller Demut und Selbstzügelung wird zweifellos zu großen Ehren im Himmel gelangen.

Höre jetzt, oh Herr der Erde, wie ich dir die Verdienste des Brahmacharya erkläre. Wisse, für einen Menschen, der das Gelübde des Brahmacharya (der Keuschheit) von seiner Geburt bis zum Tod übt, gibt es nichts Unerreichbares, oh König. Viele Millionen Rishis wohnen im Bereich von Brahma. Sie alle sind hier, weil sie selbstgezügelt und der Wahrheit gewidmet sind und ihren Lebenssamen beherrschen. Das Gelübde des Brahmacharya, oh König, das ordnungsgemäß durch einen Brahmanen beachtet wird, verbrennt zweifellos alle seine Sünden. So ein Brahmane wird als ein loderndes Feuer betrachtet. In diesem Entsagungsreichen wird der Gott des Feuers sichtbar. Wenn so ein Brahmacharin wegen irgendetwas in Zorn gerät, zittert sogar der Führer der Götter selbst. Das ist die sichtbare Frucht des Brahmacharya Gelübdes, wenn es durch die Rishis beachtet wird.

Höre nun auch von mir, oh Yudhishthira, über das Verdienst der Verehrung von Vater und Mutter. Wer pflichtbewußt seinem Vater dient, ohne ihn jemals zu übergehen, der wird als zukünftiger Bewohner des Himmels betrachtet. Das Gleiche, oh König, gilt für den Dienst an der Mutter, dem (älteren) Bruder oder anderen Älteren oder Lehrern. Ein Mensch mit gereinigter Seele, der sich solchem Dienst an den Älteren widmet, muß nie die Hölle erblicken.


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