Pushpak Mahabharata Buch 13Zurück WeiterNews

Kapitel 73 - Brahma beantwortet die Fragen von Indra

Der Große Vater sprach:
Oh Vollbringer der hundert Opfer, deine Fragen über die Kühe und das Verschenken der selbigen sind deiner wahrlich würdig. Oh Indra, es gibt zahllose Bereiche, die sogar für dich unsichtbar sind. Diese Bereiche sehen nur ich, oh Indra, und die reinen Frauen, die ihrem Ehegatten treu sind. Manche Rishis mit ausgezeichneten Gelübden und Taten voller Gerechtigkeit und Vertrauen, sowie Brahmanen mit rechtschaffenen Seelen können sogar in ihrer irdischen Form dorthin gelangen. Solche Menschen, die durch Entsagung gereinigt wurden, schauen diese Bereiche, welche lichtvollen Schöpfungen in Träumen gleichen, durch ihren reinen Geist und ihre Befreiung vom Körperbewußtsein. Höre mich, oh Tausendäugiger, wie ich dir einige Merkmale dieser Bereiche erkläre. In diesen Regionen ist die Wirkung der Zeit aufgehoben. Dort gibt es kein Altern, keine Vergänglichkeit und kein Feuer, wie sonst überall in der Welt. Dort gibt es kein Leiden, keine Krankheit noch irgendeine Schwäche. Die Kühe, die dort leben, oh Vasava, erhalten die Erfüllung all ihrer Herzenswünsche. Das alles sehe ich direkt vor mir. Sie können mit Leichtigkeit überall hingehen, und jeder Wunsch, der sich im Geist erheben mag, wird sogleich erfüllt. Dort kann man alles sehen, was den Wesen angenehm ist, wie Seen, Zisternen, Flüsse, Wälder, Berge, Paläste und vieles mehr. Es gibt keinen Bereich der Glückseligkeit, der höher wäre als dieser, von dem ich spreche. Alle vorzüglichen Menschen, oh Indra, die allen Wesen vergeben haben, die alles ertragen können, die voller Liebe zu allem sind, die ihrem Lehrer hingebungsvoll dienen und frei von Stolz und Hochmut leben, erreichen diese Regionen der höchsten Glückseligkeit. Wer sich jeder Art des Fleischgenusses enthält, wer sein Innerstes reinigt, voller Tugend und Gerechtigkeit ist, seine Eltern verehrt, die Wahrhaftigkeit in Worten und Taten übt, sich hingebungsvoll um die Brahmanen kümmert, im Verhalten rein ist, keinen Zorn gegen Kühe und Brahmanen hegt, die ihm gegebenen Aufgaben im Leben erfüllt, seinen Lehrern demütig dient, sein ganzes Leben lang der Wahrheit und Wohltätigkeit gewidmet ist, wer sogar seiner eigenen Unvollkommenheit vergeben kann, harmlos und selbstgezügelt ist, hingebungsvoll die Götter verehrt und die Gäste versorgt, voller Mitgefühl zu allen Wesen ist, wahrlich, wer mit solchen Qualitäten gesegnet wurde, der kann zu den ewigen und unvergänglichen Bereichen der Kühe gelangen. Wer jedoch vom Ehebruch befleckt ist, sieht solche Bereich nicht, noch wer seinen Lehrer verletzt, lügt, prahlt, streitet oder den Wesen feindlich gesinnt ist. Wahrlich, eine so übelgesinnte Kreatur, die von Sünde verunreinigt ist, kann diese Bereiche der Glückseligkeit nicht finden, wie auch jene, die ihre Freunde verletzen, voller Hinterlist, undankbar, verlogen und betrügerisch sind, die Tugend und Gerechtigkeit mißachten und Brahmanen hassen oder beleidigen. Solche Menschen können nicht einmal in ihrer Phantasie diesen Bereich der Kühe sehen, welcher die Wohnstätte der wahrlich Rechtschaffenen ist. Damit habe ich dir ausführlich über diesen Bereich der Kühe erzählt, oh Führer der Götter.

Höre jetzt, oh Vollbringer der hundert Opfer, das Verdienst, was jene sammeln, die das Schenken von Kühen pflegen. Wer Kühe verschenkt, nachdem er sie mit seinem geerbten oder gerecht erworbenen Reichtum gekauft hat, der erreicht als Frucht dieser Tat die vielen Bereiche der unerschöpflichen Glückseligkeit. Wer eine Kuh verschenkt, die mit Reichtum erworben wurde, den er im Würfelspiel gewonnen hat, der genießt die Glückseligkeit für zehntausend himmlische Jahre, oh Indra. Eine geerbte Kuh gilt ebenfalls als legitim erworben und kann verschenkt werden, womit man viele ewige Regionen der unerschöpflichen Glückseligkeit erreicht. Auch wer mit reinem Herzen eine Kuh verschenkt, die ihm selbst geschenkt wurde, wird zweifellos, oh Herr der Sachi, die ewigen Bereiche der Glückseligkeit finden. Wer mit gezügelten Sinnen von seiner Geburt an ehrlich ist, Vergebung übt und alles aus den Händen seines Lehrers und der Brahmanen erträgt, der wird das hohe Ende erreichen, das den Kühen gleich ist. Wie man niemals, oh Herr der Sachi, Brahmanen auf unwürdige Weise ansprechen sollte, so sollte man nicht einmal im Geiste eine Kuh verletzen. Im Gegenteil, man sollte in seinem Verhalten den sanften Kühen folgen und Mitgefühl mit ihnen zeigen.

Höre jetzt, oh Indra, was die Früchte sind, wenn man der Wahrheit gewidmet ist. Wenn ein wahrhaftiger Brahmane nur eine einzige Kuh verschenkt, dann gleicht sie einem Geschenk von tausend Kühen. Das gleiche Verdienst erreicht auch ein wahrhafter Kshatriya, der eine einzige Kuh gibt. Denn diese Kuh, oh Indra, wird zur Quelle von soviel Verdienst, als hätte sie ein Brahmane unter ähnlichen Verhältnissen verschenkt. Wahrlich, das bestätigen die heiligen Schriften. Wenn ein Vaisya mit ähnlichen Qualitäten eine einzige Kuh zum Geschenk macht, dann gleicht diese Kuh fünfhundert Kühen (bezüglich des Verdienstes). Und wenn ein Shudra voller Demut eine einzige Kuh verschenkt, dann gleicht diese hundertfünfundzwanzig Kühen. Der Entsagung und Wahrheit gewidmet, tüchtig (im Lernen und Handeln), pflichtbewußt im Dienst an seinem Lehrer, voller Vergebung und Verehrung der Götter, mit ruhiger Seele, rein (in Körper und Geist), voller Weisheit, achtsam bezüglich seiner Lebensaufgaben und von jeglichem Egoismus frei - wenn so ein Mensch einem Brahmanen mit den rechten Riten eine Kuh schenkt, die viel Milch gibt, dann wird er damit sicherlich großes Verdienst erreichen. Deshalb sollte jeder, der dem Einen hingegeben ist, die Wahrheit achtet und demütig seinem Lehrer dient, das Geschenk von Kühen pflegen.

Höre jetzt, oh Indra, was das Verdienst von dem ist, der ordnungsgemäß die Veden studiert, die Kühe verehrt, beim Anblick von Kühen Freude empfindet und sein Leben lang sein Haupt vor ihnen verneigt. Wer solche Verehrung vor Kühen zeigt, dem gehört das Verdienst eines Rajasuya-Opfers oder des Verschenkens von einem Haufen Gold. So sagen die rechtschaffenen Rishis und die Hochbeseelten, die mit wahrem Erfolg gekrönt wurden. Der Wahrheit gewidmet, mit ruhiger Seele, von aller Habgier frei, wahrhaft in der Rede und voller Verehrung für Kühe mit der Beständigkeit eines Gelübdes - wer sich über ein Jahr so verhält und erst selber ißt, nachdem er die Kühe gefüttert hat, der gewinnt damit das Verdienst eines Geschenkes von tausend Kühen. Wer nur eine Mahlzeit pro Tag zu sich nimmt und den ganze Rest den Kühen gibt, wahrlich, wer solcherart die Kühe beständig verehrt und großes Mitgefühl zeigt, der genießt für zehn Jahre unvergleichliche Glückseligkeit. Wer sich auf eine Mahlzeit pro Tag beschränkt und sich mit dem Aufgesparten nach einiger Zeit eine Kuh kauft, die er dann (einem Brahmanen) zum Geschenk macht, der erreicht damit das ewige Verdienst, das dem Geschenk von so vielen Kühen angehört, wie es Haare auf dem Körper der verschenkten Kuh gab. Das, oh Vollbringer der hundert Opfer, gilt bezüglich der Verdienste, die Brahmanen durch das Geschenk von Kühen erwerben. Höre jetzt über die Verdienste, die Kshatriyas damit gewinnen können. Man sagt, daß ein Kshatriya, der eine Kuh auf diese Weise kauft und einem Brahmanen zum Geschenk macht, große Glückseligkeit für fünf Jahre erwirbt. Ein Vaisya erwirbt durch solches Verhalten nur die Hälfte des Verdienstes eines Kshatriyas und ein Shudra die Hälfte des Verdienstes eines Vaisyas. Wer sich jedoch selbst verkauft und mit dem Erlös davon gekaufte Kühe an Brahmanen schenkt, der genießt die Glückseligkeit im Himmel ebensolange, wie es Kühe auf Erden gibt. Man sagt, oh Hochgesegneter, daß in jedem Haar einer solchen Kuh, die vom Erlös des eigenen Verkaufs erworben wurde, ein Bereich von unerschöpflicher Glückseligkeit ist. Gleichen Verdienst erwirbt auch der Kshatriya, der Kühe im Kampf gewonnen hat und als Geschenke (den Brahmanen) gibt. Wer in Ermangelung von Kühen ein Geschenk von Sesamkörnern in Form einer Kuh macht und seine Sinne zügelt, der wird auch von dieser Kuh aus jeder Katastrophe oder Qual gerettet und vergnügt sich in großer Glückseligkeit.

Das Verschenken von Kühen allein ist jedoch noch nicht verdienstvoll. Die Art des bedürftigen Empfängers, die Zeit, die Art der Kühe und die rechten Rituale sollten ebenfalls beachtet werden. Man sollte die richtige Zeit für ein Geschenk von Kühen ausfindig machen, sowie die Eignung des Brahmanen und der Kühe selbst. Kühe sollten an niemanden gegeben werden, bei dem sie unter Feuer oder Sonne leiden müssen. Wer reich an vedischer Überlieferung ist, von reiner Abstammung, mit ruhiger Seele, dem Opfer gewidmet, der Sünde abgeneigt, voller Gelehrtheit und Mitgefühl zu Kühen, freundlich im Verhalten, schutzgewährend für alle, die seinen Schutz suchen, und hilfebedürftig bezüglich seines Lebensunterhalts - eine solche Person wird als geeignet betrachtet, um ein Geschenk von Kühen zu empfangen. Für einen Brahmanen, dem es an Nahrung fehlt, für ein Kind, das durch ein Homa-Opfer geboren werden soll, für die Zwecke seines Lehrers und für die Ernährung eines neugeborenen Kindes sollte eine Kuh zur rechten Zeit und am rechten Ort gegeben werden. Die Kühe, oh Indra, deren Charakter wohlbekannt ist, die als Honorare für Dienste, als Bezahlung für andere Tiere (wie Ziegen, Schafe usw.), durch die Heldenkraft der eigenen Arme, als Mitgift einer Ehe, durch Rettung aus Gefahr oder von einem Armen erhalten wurden, der keine Kühe mehr ernähren kann, diese werden als passend für ein Geschenk betrachtet. Jene Kühe, die einen starken Körper, einen guten Charakter und einen angenehmen Geruch haben, werden als Geschenke besonders gelobt. Wie die Ganga die Erste von allen Strömen ist, so ist die Kapila Kuh die Erste von allen Kühen. Und bevor man einem Brahmanen Kühe schenkt, sollte man ihn mit anderen Gaben verehren, für drei Nächte fasten, nur von Wasser leben und in dieser Zeit auf der bloßen Erde schlafen. Diese Kühe, die von jedem Laster frei sind, sollten dabei von ihren gesunden Kälbern begleitet werden, die noch nicht von der Muttermilch entwöhnt worden sind. Und nachdem das Geschenk vollbracht wurde, sollte der Gebende die nächsten drei Tage nur von den Produkten der Kühe leben.

Durch das Schenken einer Kuh mit gutem Charakter, die mit Ruhe das Melken erträgt, stets gesunde Kälber gebiert und nicht aus der Wohnstätte des Eigentümers flieht, genießt der Geber in der kommenden Welt die Glückseligkeit für so viele Jahre, wie es Haare auf ihrem Körper gab. In gleicher Weise ergeht es auch dem, der einem Brahmanen einen Stier schenkt, der große Lasten tragen kann, jung, stark und sanftmütig ist, mit Ruhe das Joch des Pfluges erträgt und genügend Energie hat, um viel Arbeit zu bewältigen. Wer Kühe und Brahmanen (vor der Gefahr) in der Wildnis rettet, oh Kausika, wird selbst aus jeder Katastrophe befreit. Das Verdienst, das solch ein Mensch erwirbt, gleicht dem ewigen Verdienst eines Pferdeopfers. Er gelangt in der Stunde des Todes zu allen Bereichen, die er sich wünscht. Wahrlich, viele Bereiche der Glückseligkeit und alles Glück, was er in seinem Herzen sucht, wird für den erreichbar, der auf diese Weise handelt. Solch ein Mensch lebt durch die Gunst der Kühe und wird in allen himmlischen Regionen verehrt. Wer den Kühen jeden Tag in die Wälder folgt und selbst einige Zeit von Gras, Kuhmist und den Blättern der Bäume lebt, sein Herz vom Begehren nach den Früchten (seiner Taten) befreit, seine Sinne von allen niederen Dingen zurückgezogen und seinen Geist von allen Sünden gereinigt hat, solch ein Mensch, oh Vollbringer der hundert Opfer, wohnt voller Heiterkeit und frei von der Herrschaft der Begierden in meinem Bereich oder in jeder anderen glückseligen Region nach Belieben in Gesellschaft der Götter.


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