Pushpak Mahabharata Buch 13Zurück WeiterNews

Kapitel 16 - Rishi Tandi verehrt die Gottheit

Upamanyu fuhr fort:
Im goldenen Krita Zeitalter gab es einen Rishi, oh Herr, der unter dem Namen Tandi gefeiert wurde. Voller Hingabe des Herzens verehrte er mittels Yoga Meditation die Gottheit für zehntausend Jahre. Höre mich, wie ich dir die Frucht oder den Lohn beschreibe, den er durch solche außergewöhnliche Hingabe erntete. Er schaffte es, Mahadeva zu schauen, und lobte ihn durch verschiedene Hymnen. Und durch Entsagung in Ihn vertieft, der die Höchste Seele ist, der Unwandelbare und Unvergängliche, wurde Tandi von größter Bewunderung erfüllt und sprach:
Ich suche den Schutz von Ihm, den die Sankhyas beschreiben und die Yogis erkennen, dieser Höchste, der Erste, der Purusha, der Alldurchdringende und der Meister aller existierenden Geschöpfe. Ich nehme Zuflucht bei Ihm, den die Gelehrten als die Ursache sowohl der Schöpfung als auch der Zerstörung des Weltalls bezeichnen, der höher als alle Götter, Dämonen und Munis ist, der nichts Höheres kennt, der Ungeborene, der Herr aller Geschöpfe, der weder Anfang noch Ende hat, der die höchste Kraft und höchste Glückseligkeit besitzt, und der strahlend und vollkommen ohne Sünde ist.

Nachdem er so gesprochen hatte, sah Tandi vor sich diesen Ozean der Entsagung, diese Gottheit, die unwandelbar, unvergänglich, unvergleichlich, unvorstellbar, ewig, unveränderlich, unteilbar und vollkommen ist, die man auch Brahman nennt, die alle Eigenschaften hat und damit ohne Eigenschaften ist, dieses höchste Entzücken der Yogis, das auch Befreiung genannt wird, diese Gottheit, welche die Zuflucht des Geistes von Indra, Agni, Vayu, Brahma und des ganzen Weltalls ist, die durch Gedanken nicht erfaßt werden kann, die ohne jegliche Veränderung und vollkommen rein ist, die allein durch die höhere Vernunft erkannt werden kann und reiner Geist ist, diese Gottheit, die so schwer zu erkennen ist, die nicht gemessen werden kann, die von Personen mit ungereinigten Seelen unerreichbar ist, dieser Ursprung des Universums, der jenseits des Weltalls und auch der Dunkelheit besteht, dieses Uralte, dieser ewige Purusha, dieser Strahlende, dieses Höchste vom Höchsten. Und Rishi Tandi, der bestrebt war, Ihn zu schauen, welcher sich selbst belebt, der in all seinen Formen wohnt, sei es das Ichbewußtsein oder das Licht, was man Gedanken nennt, dieser Rishi verbrachte viele Jahre in strengster Entsagung, und als er dadurch die Sicht erhielt, da lobte er den großen Gott in folgenden Worten.

Und Tandi sprach:
Du bist das Heiligste und die Zuflucht von allem, oh höchste Intelligenz. Du bist die Stärkste aller Energien und die Strengste aller Entsagungen. Du, oh Mächtiger, bist der vorurteilslose Verleiher von Segen und die höchste Wahrheit. Verehrung sei dir, oh Tausendstrahliger, oh Zuflucht aller Glückseligkeit. Du gewährst das Nirwana, oh Mächtiger, wofür die Yatis aus Furcht vor Geburt und Tod so hart kämpfen. Sogar der Große Vater Brahma, Indra, Vishnu, die Viswadevas und großen Rishis können dich und dein wahres Wesen nicht begreifen. Wie könnte unsereiner hoffen, dich zu verstehen? Aus dir fließt alles. Auf dir beruht alles. Du wirst Kala, Purusha und Brahman genannt, und die himmlischen Rishis, die in den Puranas wohlerfahren sind, sagen, daß du diese drei Körper hast (Zeit, Geist und Schöpfung). Du bist der höchste Geist, das höchste Selbst, das höchste Element, die höchste Kraft, der höchste Ort, das höchste Bewußtsein und das höchste Opfer. Der Mensch voller Weisheit, der dich in ihm selbst wohnend erkennen kann, was nicht einmal die großen Götter vermögen, der wird von allen Fesseln befreit und findet das Dasein jenseits aller Leiden. Jene dagegen, die dich, oh Mächtiger, nicht erkennen möchten, werden unzählige Geburten und Tode erleben müssen. Du bist das Tor zum Himmel und zur Befreiung. Du bist es, der alle Geschöpfe zur Existenz bringt und in sich selbst wieder zurückzieht. Du bist der Allesgebende. Du bist der Himmel, die Befreiung und das Begehren (als Samen der Taten). Du bist der Zorn, der die Wesen begeistert. Du bist das Sattwa, Rajas und Tamas. Du bist die niederen und höheren Bereiche. Du bist der Große Vater Brahma, du bist Bhava, Vishnu, Skanda, Indra, Savitri, Yama, Varuna, Soma, Dhatri, Vidhatri, Manu und auch Kuvera, der Herr der Schätze. Du bist Erde, Wind, Wasser, Feuer und Raum. Du bist das Wort und das Verstehen. Du bist die Beständigkeit, die Intelligenz, die Handlungen der Wesen, Wahr und Falsch, Sein und Nichtsein. Du bist die Sinne der Natur sowie jenseits davon und unwandelbar. Du bist höher als das Weltall der existierenden Geschöpfe und höher als das Universum des Nichtexistierenden. Du bist erkennbar und unerkennbar. Du bist das höchste Brahman und das Eine, was das Ziel von Sankhya und Yoga ist.

Wahrlich belohnt wurde ich von dir heute, weil du mir diese Sicht auf Dich gewährt hast. So habe ich das Ziel erreicht, das nur Tugendhafte erreichen können. Ich bin mit dem Segen belohnt worden, den jene erbitten, deren Verstand durch Erkenntnis gereinigt worden ist. Ach, so lange war ich in Unwissenheit versunken. Für so lange Zeit war ich ein verwirrter Dummkopf, weil ich dich, die Höchste Gottheit, nicht erkannt habe, das einzige und ewige Sein, das nur jene wahrnehmen können, die mit Weisheit gesegnet werden. Im Laufe unzähliger Leben konnte ich schließlich diese Hingabe zu dir erwerben, aufgrund derer du dich mir selbst offenbart hast. Oh Gnadenreicher, du bist stets geneigt, deine Gnade jenen zu gewähren, die dir hingegeben sind. Wer dich erkennt, kann sich der Unsterblichkeit erfreuen. Du bist das ewige Geheimnis der Götter, Dämonen und Asketen. Denn das Brahman ist im Inneren des Herzens verborgen. Sogar große Asketen können es nicht sehen oder verstehen. Du bist die mächtige Gottheit, die alles vollbringt und alles bezeugt, denn deine Augen sind überall. Du bist die Seele von allem, du siehst alles, durchdringst alles und kennst alles. Du schaffst dir selbst einen Körper und trägst diesen Körper. So bist du jedes verkörperte Wesen, erfreust dich der Körper und bist die Grundlage aller Körperlichkeit. Du bist der Schöpfer des Lebensatems, du besitzt den Lebensatem, du bist das eine große Leben, die Quelle des Lebens und die Grundlage aller Lebewesen. Du bist die Höchste Seele, welche die Zuflucht aller Tugendhaften ist, die der Yoga Meditation gewidmet sind, das Selbst erkennen und das Rad der Wiedergeburten überwinden möchten. Wahrlich, du bist der Höchste Herr, der mit dieser Zuflucht identisch ist. Du bist es, der allen Geschöpfen die Erfahrung entsprechend ihrer Taten gibt in Form von Glück und Leid. Du bist es, der allen Geschöpfen die Geburt und den Tod bestimmt. Du bist der mächtige Herr, der den Rishis die Krönung durch höchsten Erfolg gewährt und alle ihre Wünsche erfüllt.

Nachdem du alle Welten geschaffen hast, beginnend mit dem Bhurloka und zusammen mit allen Bewohnern des Himmels, ernährst und beschützt du sie alle, indem du dich in die wohlbekannten acht Formen teilst (Raum, Wind, Feuer, Wasser, Erde, Hotri, Sonne und Mond, unter denen du die Namen Bhima, Ugra, Rudra, Bhava, Sarva, Pasupati, Ishana und Mahadeva trägst). Aus dir entsteht alles, auf dir beruht alles, und in dich löst sich alles wieder auf. Du bist das ewig Eine. Du bist die Wahrheit, welche die Rechtschaffenen suchen und als das Höchste betrachten. Du bist das Ende der Ichhaftigkeit, das die Yogis suchen. Du bist die Einheit, die von jenen gesucht wird, die das Selbst erkennen. Die vollendeten Wesen mit Brahma an der Spitze haben dich im Innern der Schöpfung verborgen, damit dich die Götter, Dämonen und Menschen nicht sehen können. Obwohl du in jedem Herzen wohnst, bist du tief verborgen. Und so können dich die Götter, Dämonen und Menschen in ihrer Verwirrung nicht wahrhaft und überall erkennen, oh Bhava. Nur denen, die zu dir gelangen, nachdem sie durch Hingabe gereinigt wurden, offenbarst du dich selbst, oh Bewohner aller Herzen. Und wer dich erkennt, kann sowohl den Tod als auch die Wiedergeburt überwinden. Du bist das höchste Ziel aller Erkenntnis. Wer dich erkannt hat, der muß nicht mehr nach Höherem suchen, denn du bist das Höchste, was man erreichen kann. Wer wahrlich weise ist und dich erreicht, der erkennt, daß es nichts Höheres gibt, was zu erreichen wäre. Denn der Mensch voller Weisheit, der dich erreicht, das Subtilste und Höchste, der wird unsterblich und unwandelbar (wie du). Die Gelehrten des Sankhyas sind wohlerfahren in ihrer Philosophie, in der Erkenntnis der Qualitäten von Sattwa, Rajas und Tamas und dem Disput. Diese gelehrten Menschen überwinden das Vergängliche, indem sie das Subtile und Unvergängliche erkennen. So befreien sie sich von allen Fesseln durch die Erkenntnis von Dir. Auch die Kenner der Veden betrachten dich als das Ziel der Erkenntnis, das in den Vedantas erklärt wird. Diese Yogis, die dem Pranayama (der Regulierung des Atems) hingegeben sind, meditieren beständig über dich und gehen schließlich in dich ein als ihr höchstes Ziel. So fahren sie auf dem Wagen des OM und erreichen dich, oh Maheshvara.

Auf dem Götterweg (zur Befreiung) bist du das Tor der Sonne. Auf dem Väterweg (zur Wiedergeburt) bist du das Tor des Mondes. Du bist der Moment, die Himmelsrichtungen, das Jahr und die Yugas. Dein ist die Herrschaft des Himmels und der Erde. Du bist der nördliche und südliche Lauf der Sonne. Zu Beginn der Schöpfung sang der Große Vater Brahma mit verschiedenen Hymnen dein Lob, oh Nilarohita (blau und rot), und bat dich, die Lebewesen zu erschaffen. Die mit dem Rig Veda bekannten Brahmanen loben dich mit der Rezitation der Rig Verse, betrachten dich als ungebunden bezüglich aller Geschöpfe und als formlos. Die Priester gießen das Trankopfer mit den Sprüchen des Yajur Veda und ehren dich damit als das eine Ziel der Erkenntnis entsprechend den drei wohlbekannten Wegen (Riten, Studium und Meditation). Die Kenner des Saman Veda mit gereinigtem Geist singen dein Lob mithilfe der Saman Lieder. Und die Zweifachgeborenen, die den Atharvan kennen, loben dich als reines Licht, als die Wahrheit, als das Höchste und das Brahman. Du bist die einzige Ursache, aus der die Opfer fließen. Du bist der Herr und das Höchste. Nacht und Tag sind deine Ohren und Augen. Die Wochen und Monate sind dein Kopf und deine Arme. Die Jahreszeiten sind deine Energie, die Entsagung ist deine Geduld, und das Jahr sind Schenkel, Füße und Gesäß. Du bist Mrityu, Yama, Hutashana, Kala, die Eile der Vergänglichkeit, die ursprüngliche Ursache der Zeit und die ewige Zeit selbst. Du bist der Mond, die Sonne mit allen Sternen und Planeten sowie die Atmosphäre, die den Raum erfüllt. Du bist der Polarstern, die Konstellation der sieben Rishis (das Sternbild „Großer Bär“) und die sieben Regionen, die mit Bhur beginnen (die sieben Lokas Bhur, Bhuva, Swar, Mahar, Jana, Tapa und Satya). Du bist das Pradhana (das Meer der Ursachen) und das Mahat (die universale Intelligenz). Du bist das Unentfaltete und diese ganze Welt. Du bist das Universum von Brahma bis zum kleinsten Grashalm. Du bist der Anfang und die erste Ursache aller Wesen. Du bist die acht Prakritis (der Natur: fünf Elemente, Denken, Vernunft und Ichbewußtsein) und jenseits dieser acht. Alles was existiert repräsentiert einen Teil von deinem göttlichen Selbst. Du bist die höchste Glückseligkeit, die auch die Ewigkeit (bzw. Zeitlosigkeit) ist. Du bist das Ziel, welches alle Geschöpfe erreichen. Du bist das höchste Sein, das die Tugendhaften suchen. Du bist der Zustand, der von jeder Angst frei ist. Du bist das ewige Brahman. Du bist das Höchste in der Meditation der Yogis, die in den heiligen Schriften und Vedangas erfahren sind. Du bist der höchste Opferpriester und das höchste Opfer. Du bist der höchste Erfolg und die höchste Zuflucht. Du bist die höchste Stille und die höchste Befreiung aus dem Rad der Existenzen.

Indem sie dich erreichen, erkennen die Yogis, daß sie den höchsten Erfolg erlangt haben, der ihnen offensteht. Du bist Zufriedenheit, du bist Erfolg, und du bist die heilige Lehre. Du bist die Zuflucht der Seele, um welche die Yogis kämpfen, und du bist der unzerstörbare Reichtum, den die Menschen durch Erkenntnis suchen. Du bist zweifellos auch das Ziel, das jene im Auge haben, welche getrieben von besonderen Wünschen die Opfer pflegen, die Gaben ins Opferfeuer gießen und dabei große Geschenke verteilen. Du bist das hohe Ziel der Asketen, die ihren Körper durch strenge Buße abzehren, unaufhörlich rezitieren, beständige Gelübde und Fasten in einem stillen, einsamen Leben beachten oder andere Askese üben. Oh Ewiger, du bist das Ziel derer, die alle Anhaftung an die weltlichen Dinge aufgeben und allen Taten entsagen. Du, oh Ewiger, bist das Ziel derer, die nach der Befreiung von der Wiedergeburt streben, auf alle Vergnügungen verzichten und die Leerheit in allen Erscheinungen der Natur sehen. Du bist das hohe Ziel, oh Ruhmreicher, das unbeschreiblich, rein und unwandelbar ist, das jene erreichen, die sich der Selbsterkenntnis widmen. Das sind die Ziele im Leben, die in den Veden, Puranas und anderen heiligen Schriften erklärt werden. Allein durch deine Gnade können diese Ziele erreicht werden. Und selbst, wenn sie nicht erreicht werden, dann geschieht auch das durch deine Gnade (zum Wohle der Wesen).

Und Upamanyu fuhr fort:
Auf diese Weise lobte Tandi, dieser Ozean an Entsagung, die höchste Gottheit und sang auch das hohe Brahman (das Lob der tausend Namen), das einst der Schöpfer selbst (zu Ehren von Mahadeva) gesungen hatte. Und noch einmal sprach Tandi zur Gottheit: „Weder Brahma noch Indra, Vishnu, die Viswadevas oder großen Rishis kennen dich!“ So gelobt vom Brahman sprechenden Tandi, war Mahadeva, dieser berühmte und mächtige Gott, in Begleitung seiner Gattin zufrieden und antwortete ihm.

Der Heilige sprach:
Du sollst unvergänglich und ewig sein und von allem Leiden befreit! Dir sei großer Ruhm, höchste Energie und spirituelle Weisheit. Alle Rishis werden dich aufsuchen, und dein Sohn soll durch meine Gnade der Autor von heiligen Sutras werden, oh Erster der Zweifachgeborenen. Doch welche Wünsche soll ich dir heute gewähren? Sage mir, oh Sohn, was du dir wünschst!

Darauf faltete Tandi seine Hände und sprach:
Oh Herr, ich bitte dich, laß meine Hingabe zu dir unvergänglich sein!

Und Upamanyu fuhr fort:
Nachdem Tandi diese Segen und die Verehrung der Götter und Rishis empfangen hatte, verschwand der große Gott an Ort und Stelle. Und als der berühmte Gott mit all seinen Begleitern verschwunden war, oh Herr der Yadavas, kam der Rishi in meine Einsiedelei und berichtete mir, was geschehen war. So höre von mir für deinen spirituellen Erfolg, oh Erster der Menschen, all die berühmten Namen (von Mahadeva), die mir Tandi damals verkündete. Der Große Vater hatte einst zehntausend Namen für Mahadeva ausgesprochen. Heute finden wir in den heiligen Schriften noch tausend Namen für diesen berühmten Gott. Doch diese Namen sind nicht allen bekannt. Oh Unvergänglicher, nachdem sie einst von Brahma zur Verehrung der Gottheit ausgesprochen wurden, empfing sie Tandi durch die Gnade des Großen Vaters und gab sie mir weiter.


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