Pushpak Mahabharata Buch 12Zurück WeiterNews

Kapitel 344 - Die Rückkehr des Narada

Saunaka sprach:
Oh Sauti, ausgezeichnet ist diese Geschichte, die du erzählt hast. Wahrlich, alle diese Asketen wurden damit von Bewunderung erfüllt. Man sagt, oh Sauti, daß ein Gespräch, das Narayana zum Thema hat, verdienstvoller ist als die Pilgerfahrten zu heiligen Orten und die Waschungen in allen heiligen Wassern auf Erden. Das Hören dieser Geschichte von dir über Narayana, die heilig ist und alle Sünden reinigen kann, war für uns alle höchst segensreich und heilsam. Verehrt von allen Welten, kann diese berühmte Gottheit nicht einmal von den Göttern, Brahma oder den Rishis geschaut werden. Doch Narada, oh Sohn eines Suta, war imstande, eine Sicht auf den göttlichen Narayana, der auch Hari genannt wird, durch die besondere Gnade dieses göttlichen und mächtigen Herrn zu erhalten. Wenn jedoch dem himmlischen Rishi Narada die Sicht auf den Höchsten Herrn des Universums gelang, der sich in Form von Aniruddha (bzw. Bewußtsein) zeigt oder darin wohnt, warum eilte er dann sogleich (in die Einsiedelei von Vadari auf dem Rücken des Himavat), um jene zwei Ersten der Rishis zu schauen, Nara und Narayana? Oh Sauti, erkläre uns bitte den Grund für dieses Verhalten von Narada.

Und Sauti sprach:
Während des großen Schlangenopfers nutze Janamejaya, der königliche Sohn des Parikshit, eine Pause in den Opferriten, als sich alle gelehrten Brahmanen ausruhten. Da sprach dieser König der Könige zum inselgeborenen Vyasa, dem Großvater deines Großvaters, oh Saunaka, diesem Ozean der vedischen Überlieferung, diesem Ersten der Asketen voller Kraft, die folgenden Worte.

Janamejaya fragte:
Nachdem der himmlische Rishi Narada von der Weißen Insel (Swetadwipa) zurückgekehrt war, meditierte er über die Worte, die der heilige Narayana zu ihm gesprochen hatte. Doch was geschah danach? Was sprach er mit den beiden Rishis, nachdem er die Einsiedelei Vadari auf dem Rücken des Himavat erreicht hatte und dort Nara und Narayana erblickte, wie sie die strengste Entsagung übten? Wie lange blieb Narada dort? Diese Geschichte über Narayana, diesen wahren Ozean an Weisheit, wurde durch deine Intelligenz hervorgebracht, indem du die umfangreiche Geschichte der Bharatas aus hunderttausend Versen verbuttert hast. Wie die Butter aus dem Quark, das Sandelholz aus den Malaya Bergen, die Aranyakas aus den Veden und der Nektar der Medizin aus allen Heilkräutern gewonnen wird, auf dieselbe Weise hast du, oh Ozean der Entsagung, diese amritgleiche Geschichte über Narayana aus verschiedensten Geschichten und Puranas gewonnen, die in der Welt existieren. Narayana ist der Höchste Herr! Berühmt und voller Kraft ist Er die Seele aller Wesen. Wahrlich, oh Erster der Zweifachgeborenen, die Energie des Narayana ist unübertrefflich. In ihn gehen am Ende des Kalpa (der Schöpfungsperiode) alle Götter mit Brahma an der Spitze, alle Rishis mit den Gandharvas und alle anderen belebten und unbelebten Geschöpfe ein. Ich denke deshalb, daß es auf Erden oder im Himmel nichts Heiligeres oder Höheres gibt als Narayana. Ein Aufenthalt an allen heiligen Pilgerorten der Erde oder eine Waschung in allen heiligen Wassern ist nicht so verdienstvoll wie eine Belehrung über Narayana. Von allen Sünden wurden wir gereinigt und höchst gesegnet, da wir diese heilsame Geschichte über Hari, den Herrn des Universums, von Anfang an hören durften. So war es kein Wunder, daß mein Vorfahre Arjuna im großen Kampf auf Kurukshetra siegreich war, wenn wir uns erinnern, daß er Vasudeva als seinen Verbündeten hatte. Ich denke, wer Vishnu, den Herrn des Universums, zu seinem Verbündeten hat, für den ist in den drei Welten nichts unerreichbar. Äußerst gesegnet waren meine Vorfahren, weil Janarddana ihr Führer war, der sich um ihr weltliches und geistiges Wohl kümmerte. Doch obwohl er in allen Welten verehrt wird, kann der heilige Narayana nur auf dem Wege der Entsagung geschaut werden. Nur Entsagende können Narayana mit dem glückverheißendem Endlosknoten sehen, der seine Brust schmückt. Deshalb war der himmlische Rishi Narada, der Sohn des Brahma, noch gesegneter als meine Vorfahren. Wahrlich, ich denke, daß Narada alle Vergänglichkeit überwunden hatte und die große Energie besaß, wodurch er zur Weißen Insel gehen und diese unvergleichliche Form des Hari schauen konnte. Und doch ist klar, daß er diese Sicht auf den Höchsten Herrn nur durch dessen Gnade erreichen konnte. Höchst gesegnet war Narada, daß er Narayana in dieser Form von Aniruddha schauen durfte. Doch warum eilte Narada, nachdem er die Sicht auf Narayana hatte, zurück in die Einsiedelei von Vadari, um Nara und Narayana zu sehen? Was war der Grund für diese Reise des Narada, oh Asket? Wie lange lebte Narada, der Sohn des Brahma, in Vadari, nachdem er von der Weißen Insel zurückgekehrt war und sich mit den beiden Rishis Nara und Narayana dort getroffen hatte? Und was sprachen jene zwei Hochbeseelten mit dem Ersten der Rishis? Mögest du mich diesbezüglich belehren!

Und Vaisampayana sprach:
Verehrung dem heiligen Vyasa mit der unermeßlichen Energie! Durch seine Gnade möge ich diese Geschichte über Narayana erzählen können. Nachdem Narada die Weiße Insel erreicht hatte und dort den unwandelbaren Hari schauen durfte, verließ er diesen Ort, oh König, und eilte zu den Bergen des Meru, während er in seinem Geiste jene bedeutungsvolle Botschaft trug, die er aus dem Höchsten Selbst empfangen hatte. Als er den Meru erreichte, wurde er von großem Erstaunen über seine Gedanken erfüllt, oh König, und er sprach zu sich selbst: „Wie wunderbar ist das! Lang war die Reise, die ich unternommen hatte. Und so weit ich auch gegangen war, so bin ich doch heil und gesund wieder zurückgekehrt.“ So ging er von den Bergen des Meru weiter zum Gandhamadana. Durch den Himmel wandernd erreichte er schnell die geräumige und wohlbekannte Einsiedelei in Vadari. Dort erblickte er jene uralten Götter, die beiden Ersten der Rishis (Nara und Narayana), wie sie Entsagung übten, Gelübde beachteten und voller Verehrung dem Selbst hingegeben waren. Beide Hochbeseelten trugen auf ihrer Brust das glückverheißende Symbol Srivatsa und auf ihren Köpfen verfilzte Locken. Mit ihrem Glanz erleuchteten sie die ganze Welt und schienen sogar die Sonne an Energie zu übertreffen. Ihre Handflächen trugen das Symbol, das man Schwanenfuß nennt, und ihre Füße das Zeichen des Diskus. Sie hatten eine breite Brust, und ihre Arme reichten bis unter die Knie. Jeder von ihnen hatte sechzig Zähne und vier Arme. Ihre Stimmen waren so tief wie das Grollen der Wolken. Ihre Gesichter waren außergewöhnlich schön mit breiter Stirn, schönen Brauen, wohlgeformten Kinnbacken und Adlernasen. Die Häupter dieser beiden Götter waren groß und glichen offenen Schirmen. Mit diesen Zeichen begabt, waren sie wirklich herausragend in ihrer Erscheinung. Als er sie erblickte, wurde Narada von großer Heiterkeit erfüllt. Er grüßte sie voller Verehrung und wurde zurückgegrüßt. Und sie empfingen den himmlischen Rishi mit den Worten „Sei willkommen!“, und fragten nach seinem Wohlergehen. Beim Anblick dieser zwei Besten der Wesen dachte Narada: „Diese beiden großen Rishis gleichen wahrlich in ihrer Erscheinung jenen verehrungswürdigen Rishis, die ich auf der Weißen Insel gesehen habe.“ Mit diesem Gedanken umrundete er sie verehrungsvoll und setzte sich auf den ausgezeichneten Sitz aus Kusha Gras, der ihm angeboten wurde. Dann widmeten sich die beiden Rishis, welche die Wohnstätte der Entsagung, des Ruhms und größter Energie waren, mit stillem Herzen und voller Selbstzügelung ihren Morgenriten. Danach verehrten sie mit kontrollierten Sinnen Narada mit Wasser zum Waschen seiner Füße und den üblichen Willkommensgaben. Nachdem sie ihre Morgenriten und die Riten der Gastfreundschaft beendet hatten, setzten sie sich auf zwei aus Holzbrettern gemachten Sitzen nieder. Als die Rishis platzgenommen hatten, erstrahlte der ganze Ort in außergewöhnlicher Schönheit, wie ein Opferaltar erglänzt, wenn die geklärter Butter in das heilige Feuer gegossen wird. Und als dann Narayana den Rishi Narada erfrischt und bequem sitzen sah, wohlzufrieden mit den Riten der Gastfreundschaft, die er empfangen hatte, da ergriff er das Wort.

Nara und Narayana fragten:
Hast du auf der Weißen Insel das Höchste Selbst gesehen, das Ewige und Göttliche, die Höchste Quelle, woraus wir geboren wurden?

Und Narada antwortete:
Wahrlich, ich habe das selige Wesen gesehen, das unwandelbar ist und das ganze Universum als seinen Körper hat. In Ihm wohnen alle Welten mit allen Göttern und Rishis. Sogar jetzt schaue ich dieses unwandelbare Wesen, wenn ich euch beide betrachte. Jene Zeichen und Merkmale, die Hari in seiner geheimnisvollen Form trägt, die charakterisieren auch euch, die ihr körperlich vor meinen Sinnen erscheint. Wahrlich, ich sehe euch beide in dieser Gottheit, diesem Höchsten Selbst, das mich heute zu euch geführt hat. Voller Energie, Ruhm und Herrlichkeit, wer sonst könnte in diesen drei Welten Ihm mehr gleichen, als ihr beiden, die ihr im Stamme des Dharma geboren wurdet? Er hat mir den ganzen Weg der Lebensaufgaben offenbart, wie er mit dem Kshetrajna verbunden ist. Er hat mir all jene Verkörperungen verkündet, die er in Zukunft in dieser Welt annehmen wird. Ich habe auch die Bewohner der Weißen Insel gesehen, die von den fünf Sinnen der gewöhnlichen Wesen frei sind. Sie alle sind erwacht und mit wahrer Erkenntnis gesegnet. Sie sind diesem Ersten der Wesen, dem Höchsten Herrn des Universums, vollkommen hingegeben. Beständig verehren sie diese Gottheit, welche die Quelle ihres Wohlergehens ist. Denn die Heilige und Höchste Gottheit liebt stets alle, die ihr gewidmet sind. Sie liebt die Zweifachgeborenen und fördert das Heil ihrer Verehrer. Dieser ruhmreiche und alldurchdringende Madhava erfreut sich am Universum und ist seinen Verehrern immer liebevoll verbunden. Er ist der Handelnde, Er ist die Ursache, und Er ist die Wirkung. Er hat Allwissenheit und unermeßliche Herrlichkeit. Er ist die Quelle, woraus alle Geschöpfe entstehen. Er ist die Verkörperung aller heiligen Schriften und Gebote sowie aller Wissenschaften. Er ist der wahre Ruhm. Wenn Er sich der Entsagung widmet, erleuchtete Er sich selbst mit einem klaren Licht, das noch heller leuchtet als das auf der Weißen Insel. Mit reiner Seele durch Entsagung hat Er den drei Welten Frieden und Ruhe bestimmt. Mit solch hoher Vernunft beachtet Er das höchste Gelübde, was die Verkörperung der Heiligkeit ist. Dieser Ort, wo Er strengste Entsagung übt, wird weder von der Sonne erhitzt, noch vom Mond abgekühlt oder vom Wind bestürmt. Nachdem er einen Altar errichtet hat, der acht Finger breit ist, übt der berühmte Schöpfer des Universums dort strengste Entsagung, steht auf einem Fuß mit erhobenen Armen, das Gesicht ostwärts gerichtet und rezitiert die Veden mit ihren Zweigen. Was auch immer als Opfergabe von geklärter Butter oder Fleisch in das Opferfeuer gemäß den Geboten des Brahma von den Rishis, von Shiva oder den anderen großen Göttern, den Daityas, Danavas oder Rakshasas gegeben wird, erreicht vollständig die Füße dieser allumfassenden Gottheit. Was auch immer an Riten und frommen Taten von Personen vollbracht wird, deren Innerstes Ihm völlig gewidmet ist, das empfängt die Gottheit mit ihrem Haupt. Keiner ist Ihm in den drei Welten lieber als der Erwachte und Hochbeseelte, der Ihm vollkommen hingegeben ist. Auf den Wunsch dieser Höchsten Seele hin, bin ich hier erschienen. Das ist es, was der berühmte und heilige Hari selbst zu mir gesprochen hat. Ich werde künftig bei euch verweilen, völlig dem Narayana hingegeben, der in der Form des Aniruddha (dem Ichbewußtsein) wohnt.


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