Pushpak Mahabharata Buch 12Zurück WeiterNews

Kapitel 342 - Die heiligen Namen der Gottheit

Janamejaya sprach:
Oh Heiliger, mögest du mir die Bedeutung jener verschiedenen Namen erklären, womit der große Rishi Vyasa mit seinen Schülern das Lob des berühmten Madhu Vernichters sang. Ich wünsche sehr, diese Namen von Hari, dem Höchsten Herrn aller Wesen zu hören. Wahrlich, durch das Hören jener Namen möge ich gesegnet werden und rein, wie der klare Herbstmond.

Vaisampayana sprach:
So höre, oh König, die Bedeutungen der verschiedenen Namen bezüglich der Eigenschaften und Taten, wie der mächtige Hari sie selbst mit heiterer Seele dem Arjuna erklärt hatte. Denn eines Tages fragte dieser Feindevernichter Krishna nach der Bedeutungen jener Namen, womit der hochbeseelte Kesava verehrt wird.

Und Arjuna sprach:
Oh Heiliger, oh Höchster Lenker der Vergangenheit und Zukunft, oh Schöpfer aller Wesen, oh Unvergänglicher, oh Zuflucht aller Welten, oh Herr des Weltalls, oh Zerstreuer der Ängste aller Wesen, ich wünsche ausführlich, oh Kesava, die Bedeutung all deiner Namen zu hören, die von den großen Rishis in den Veden und Puranas aufgrund deiner verschiedenen Taten, oh Gott, verwendet werden. Denn niemand sonst als du selbst, oh Herr, bist fähig, die Bedeutungen dieser Namen zu erklären.

Da sprach der Heilige:
Oh Arjuna, im Rig und Yajur Veda, in den Atharva Hymnen und den Saman Liedern, in den Puranas und Upanishaden, in den Abhandlungen über Astrologie, in den Sankhya und Yoga Schriften sowie im Ayurveda über die Heilkunde wurden unzählige Namen für mich von den großen Rishis verwendet. Einige dieser Namen beziehen sich auf mein Wesen und andere auf meine Taten. So höre, oh Sündloser, mit konzentrierter Aufmerksamkeit über die Bedeutung jener Namen, die sich besonders auf meine Taten beziehen. Ich werde sie dir erklären, denn von jeher bist du ein Teil von mir.

Verehrung sei der Höchsten Seele aller verkörperten Wesen! Verehrung dem Narayana, der das ganze Universum durchdringt, der jenseits der drei natürlichen Qualitäten (des Sattwa, Rajas und Tamas) besteht, und der das Wesen all dieser Qualitäten ist. Aus Seiner Gnade entstand Brahma und aus Seinem Zorn Rudra. Er ist die Quelle, aus der alle belebten und unbelebten Geschöpfe entstehen. Oh Erster aller mit Sattwa Gesegneten, die Qualität des Sattwa (der Güte) hat achtzehn heilsame Vorzüge. Diese Qualität ist die höchste Kraft der Natur und das innerste Wesen des Himmels und der Erde, das durch seine kreative Kraft das ganze Weltall stützt. Diese Qualität ist die Frucht aller heilsamen Taten (in Form der verschiedenen Bereiche der Glückseligkeit). Sie ist das reine Bewußtsein, das unsterblich und unbesiegbar auch die Seele des Universums genannt wird. Aus ihr fließen alle Gestaltungen sowohl der Schöpfung als auch der Zerstörung. (Sie ist meine Natur.) Ohne Geschlecht ist Es die Entsagung der Wesen. Sie ist das Opfer und Er ist der Opfernde. Er ist der uralte und unendliche Purusha (der Höchste Geist). Er wird auch Aniruddha (Ichbewußtsein) genannt und ist die Quelle der Schöpfung und Zerstörung des Weltalls. Als sich die Nacht des Brahma durch die Gnade des unermeßlich Energievollen ihrem Ende zuneigte, erschien zuerst eine Lotusblüte, oh Lotusäugiger. Innerhalb dieser Lotusblüte wurde Brahma aus der Güte des Aniruddha geboren. Doch im Laufe des Tages wurde Aniruddha mit Zorn erfüllt, und dadurch entstand aus der Stirn von Brahma ein Sohn namens Rudra, der die Macht zur Zerstörung hatte. Diese beiden, Brahma und Rudra, sind die ersten aller Götter, die entsprechend aus der Güte und dem Zorn (des Aniruddha) entstanden sind. Sie handeln gemäß der Wirkung des Aniruddha und sind Schöpfer und Zerstörer. Obwohl sie allen Wesen großen Segen gewähren können, sind sie doch in ihrer Wirkung reine Instrumente in der Hand des Aniruddha. (Es ist Aniruddha, das Ichbewußtsein, das alles vollbringt und Brahma und Rudra zu den äußerlichen Agenten in der Welt macht.)

Dieser Rudra wird auch Kapardin genannt. Er trägt verfilzte Locken oder einen kahlen Kopf. Er liebt es, auf Leichenverbrennungsplätzen zu wohnen, und beachtet die strengsten Gelübde. Er ist ein Yogi mit mächtiger Kraft und Energie. Er ist der Vernichter der dreifachen Stadt Tripura, der Zerstörer des Opfers von Daksha und hat die Augen des Bhaga geblendet. Oh Sohn des Pandu, man sollte erkennen, das Rudra stets Narayana als Seele hat. Wenn Maheshvara, dieser Gott der Götter, verehrt wird, dann wird auch der mächtige Narayana verehrt, oh Arjuna. Ich bin die Seele von allen Welten und des ganzen Universums. Rudra ist wiederum meine Seele. Deshalb verehre ich ihn beständig. Wenn ich diesen verheißungsvollen und segenspendenden Gott nicht verehren würde, dann würde auch mich niemand verehren. Denn meinem Vorbild folgen ja alle Welten. Und weil Vorbilder geachtet werden, deshalb verehre ich ihn. Wer Rudra erkennt, der erkennt auch mich, und wer mich kennt, der kennt auch Rudra. Wer dem Rudra folgt, der folgt auch mir, denn Rudra ist Narayana. Beide sind Eins, die in unterschiedlichen Formen erscheinen. Rudra und Narayana sind ein Wesen, das alle Geschöpfe durchdringt und sie handeln läßt. Kein anderer als Rudra wäre fähig, mir einen Segen zu gewähren, oh Sohn des Pandu. Mit diesem Gedanken verehrte ich damals den uralten und mächtigen Rudra, um den Segen eines Sohnes zu erhalten. Und während ich Rudra so verehrte, verehrte ich mein Selbst. Denn Vishnu beugt nie sein Haupt vor einem anderen Gott außerhalb seiner Selbst. Deshalb kann ich den machtvollen Rudra verehren.

Alle Himmlischen, einschließlich Brahma, Indra, den Göttern und großen Rishis, verehren Narayana, diesen Ersten der Götter, der auch Hari genannt wird. Vishnu ist der höchste Beschützer aller Wesen in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Als solcher sollte er stets verehrt und mit Respekt angebetet werden. So verneige auch du dein Haupt vor Vishnu! Verneige dich vor dem, der allen Schutz gibt! Verneige dich, oh Sohn der Kunti, vor diesem großen, segengebenden Gott, diesem Ersten der Götter, der alle Opfergaben empfängt, die ihm hingebungsvoll dargebracht werden. Ich habe gehört, daß es vier Arten der Verehrer gibt, nämlich durch fromme Liebe, durch wohltätiges Handeln, durch tiefgründiges Studium und durch Selbsterkenntnis. Unter ihnen sind jene, die mich allein durch Selbsterkenntnis verehren und keinen anderen Gott kennen, die Besten. Ich allein bin das Ziel, das sie suchen, und obwohl sie handeln, begehren sie doch nicht die Früchte davon. Die drei anderen Arten meiner Verehrer suchen dagegen noch die Früchte ihrer Taten. Sie gelangen zu den Bereichen großer Glückseligkeit, aber müssen wieder fallen, wenn ihre Verdienste erschöpft sind. Nur jene unter meinen Verehrern, die vollkommen erwacht sind (und wissen, daß alles Glück vergeht, solange es persönliches ist), erreichen das Höchste und Unvergängliche. Wer erwacht ist und wie ein Erleuchteter handelt, kann Brahma, Mahadeva oder jeden anderen Gott im Himmel verehren, aber wird schließlich mich erreichen. Damit habe ich dir, oh Arjuna, die Unterschiede meiner Verehrer erklärt. Oh Sohn der Kunti, du und ich sind als Nara und Narayana bekannt. Wir beide haben diese menschlichen Körper nur angenommen, um die Erde von ihrer Last zu erleichtern. Ich bin der Selbsterkenntnis vollkommen bewußt. Ich weiß, wer ich bin und woher ich komme, oh Bharata. Ich kenne den Weg des Nichthandelns und alles, was zum Wohlergehen der Wesen beiträgt. Als der Ewige bin ich die alleinige Zuflucht aller Menschen. Die Wasser werden Nara genannt, weil sie aus Ihm entstanden, der Nara heißt. Und weil die Wasser einst mein Ruhebett waren, deshalb nennt man sie auch Narayana. Die Gestalt der Sonne annehmend, erhelle ich die Welt mit meinen Strahlen. Und weil ich damit die Wohnstätte aller Wesen bin, deshalb nennt man mich Vasudeva. Ich bin das Ziel aller Wesen und ihr Herr, oh Bharata. Ich durchdringe den ganzen Himmel und die Erde, oh Arjuna, und meine Herrlichkeit überstrahlt jede andere Herrlichkeit. Ich bin Er, oh Bharata, zu dem alle Wesen zur Zeit des Todes gelangen möchten. Und weil ich das ganze Universum durchdringe, werde ich auch Vishnu genannt. Durch Selbstzügelung ihrer Sinne versuchen die Menschen, mich zu erreichen, der ich Himmel und Erde sowie das Firmament dazwischen bin. Deshalb werde ich auch Damodara genannt (der „Verkörperte“).

Das Wort Prisni bedeutet Nahrung, Veden, Wasser und Amrit. Diese vier sind stets in meinem Bauch, und darum heiße ich auch Prisnigarbha. Die Rishis erzählten, daß einst, als der Rishi Trita durch Ekata und Dwiti in einen Brunnen geworfen wurde, der bedrängte Trita mich mit den Worten anrief: „Prisnigarbha, rette den gefallenen Trita!“ Und weil dieser Erste der Rishis und geistige Sohn des Brahma mich so angerufen hatte, wurde er aus der Grube gerettet. Die Strahlen der Sonne und des Feuers, welche die Welt erwärmen, sowie das Licht des Mondes sind meine Haare (Kesa). Deshalb nennen mich die Besten der gelehrten Brahmanen auch Kesava. Nachdem der hochbeseelte Utathya mit seiner Ehefrau ein Kind gezeugt hatte, verschwand er durch eine Illusion der Götter von ihrer Seite. Daraufhin näherte sich sein jüngerer Bruder Vrihaspati dieser Ehefrau des Hochbeseelten. Doch das Kind, oh Sohn der Kunti, das bereits im Leib der Ehefrau von Utathya aus den fünf Elementen gebildet worden war, sprach: „Oh Segensreicher, ich wohne bereits in diesem Mutterschoß. Mögest du meine Mutter nicht berühren!“ Als Vrihaspati diese Worte des zukünftigen Kindes hörte, wurde er von Zorn erfüllt und verfluchte ihn mit den Worten: „Weil du mich auf diese Weise in meinen Wünschen behindert hast, wird dich ein Fluch treffen und du wirst blind geboren!“ Und so wurde das Kind von Utathya durch den Fluch des Rishis wirklich blind geboren, blieb es für lange Zeit und wurde als Rishi Dirghatamas („Lange Finsternis“) bekannt. Er erwarb jedoch die vier Veden mit all ihren Zweigen und rief mich oft mit meinem geheimnisvollen Namen an. Wahrlich, gemäß den vedischen Geboten verehrte er mich immer wieder mit dem Namen „Kesava“. Durch dieses Verdienst des Japa wurde er von seiner Blindheit geheilt und daraufhin als Gotama bekannt. Oh Arjuna, so segensreich ist dieser Name für alle Götter und hochbeseelten Rishis.

Agni, der Gott des Feuers, (der Verzehrer) und Soma (die Nahrung) sind miteinander verbunden und bilden eine Einheit. Und man sagt, das ganze Weltall aus belebten und unbelebten Geschöpfen ist von diesen beiden Göttern durchdrungen. Auch in den Puranas werden Agni und Soma als untrennbare Gegensätze beschrieben und Agni gilt als Mund der Götter. Man sagt, daß von diesen beiden Wesen, die in ihrer Natur vereint sind und sich gegenseitig bedingen, das ganze Weltall gestützt wird.


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