Pushpak Mahabharata Buch 12Zurück WeiterNews

Kapitel 341 - Über das Handeln und Nichthandeln

Saunaka fragte:
Wie kann der berühmte Gott, der mächtige Narayana, diese Quelle aller Veden mit ihren Zweigen, gleichzeitig der Vollbringer und Empfänger der Opfer sein und dazu noch voller Vergebung und Mitgefühl das Nichthandeln üben? Wahrlich, dieser Heilige und Mächtige hat selbst den Weg des Nichthandelns geboten. Aber warum hat er so viele Götter als Empfänger der Anteile in den Opfern geschaffen, die natürlich das Handeln verlangen, während er im Gegensatz dazu auch das Dharma mit dem Gebot des Nichthandelns geschaffen hat? Oh Suta, bitte zerstreue unsere Zweifel. Diese Zweifel scheinen ewig zu sein und sind mit einem großen Mysterium verbunden. Doch du hast jene Lehre des Narayana gehört, die mit den heiligen Schriften im Einklang steht.

Und Sauti sprach:
Oh bester Saunaka, ich werde dir erzählen, was Vaisampayana, der Schüler des weisen Vyasa, einst lehrte, als er diesbezüglich von König Janamejaya gefragt wurde. Denn als der kluge und weise Janamejaya die Geschichte über den Ruhm von Narayana gehört hatte, der die Seele aller verkörperten Wesen ist, befragte er Vaisampayana genau über dieses Thema.

Janamejaya fragte:
Man sieht überall, wie diese ganze Welt der Wesen mit Brahma, den Göttern, Dämonen und Menschen eng an das Handeln gebunden ist, das als förderlich für das Wohlergehen gilt. Befreiung, oh Zweifachgeborener, hast du als die höchste Seligkeit erklärt, als das Erlöschen der Existenz (Nirwana). Wir hörten auch, daß man von sowohl Verdienst als auch Sünde befreit die Erlösung findet und mit dem Gott der tausend Strahlen verschmilzt. So scheint, oh Brahmane, dieser ewige Weg äußerst schwierig zu sein, weil sich sogar die Götter davon abgewendet haben und die Opfergaben empfangen (bzw. auch fordern), die ihnen mit Mantras dargebracht werden. Sei es Brahma, Rudra, der mächtige Indra, dieser Vernichter von Vala, Surya, Chandramas (der Mond und Herr der Sterne), Vayu, Agni, Varuna, der unendliche Raum, das Universum selbst (als intelligentes Wesen) oder alle anderen Bewohner des Himmels - sie scheinen diesen Weg der Überwindung des Ichbewußtseins nicht zu beachten, der durch Selbsterkenntnis vollendet werden kann. So gehen sie wohl nicht den ewigen, unvergänglichen Weg (des Nichthandelns zur Befreiung), sondern wenden sich davon ab und üben den Weg des Handelns, der zu einer ichbewußten Existenz innerhalb der Begrenzungen der Zeit führt. Denn das ist wahrlich eine große Unvollkommenheit all jener, die dem Handeln anhaften, daß alle ihre Früchte mit der Zeit vergänglich sind. Dieser Zweifel, oh Zweifachgeborener, ist mir wie ein Dorn im Herzen. Bitte entferne ihn und belehre mich diesbezüglich. Groß ist mein Wunsch, dich zu hören. Warum, oh Zweifachgeborener, gelten die Götter als Empfänger der Opfergaben, die ihnen mit Mantras in den Opfern verschiedenartig dargebracht werden? Warum werden die Bewohner des Himmels in den Opfern verehrt? Und jene, oh Bester der Zweifachgeborenen, die beim Opfer ihren Anteil ehrenvoll empfangen haben, wem opfern sie ihre Gaben, wenn sie selbst Opfer durchführen?

Vaisampayana sprach:
Diese Fragen, die du mir gestellt hast, oh Herrscher der Menschen, betreffen ein tiefes Mysterium. Kein Mensch, der nicht Entsagung geübt und die heiligen Schriften studiert hat, kann darauf eine treffende Antwort geben. Ich will jedoch versuchen, sie dir zu beantworten, indem ich wiederhole, was mich mein Lehrer, der inselgeborene Vyasa, dieser große Rishi, der die Veden geordnet hat, einst darüber lehrte. Sumanta, Jaimini und Paila mit den beständigen Gelübden, ich selbst als vierter und Suka, sein Sohn, als fünfter, waren damals die Schüler des berühmten Vyasa. Wir fünf hatten voller Selbstzügelung und Reinheit den Zorn besiegt und unsere Sinne beherrscht. So pflegte unser Lehrer uns die vier Veden zu unterrichten mit dem Mahabharata als fünftes. Eines Tages, während wir die Veden studierten auf dem Rücken des Meru, diesem Ersten der Berge, der von Siddhas und Charanas bewohnt wird, entstanden die gleichen Zweifel in unserem Geist, wie du sie heute geäußert hast. Wir befragten deshalb unseren Lehrer darüber. Ich hörte damals seine Antwort und werde sie dir heute weitergeben, oh Bharata. Die Frage seiner Schüler hörend, sprach der Vernichter aller Dunkelheit, die sich aus der Unwissenheit erhebt, der selige Vyasa, der Sohn von Parasara, folgende Worte:

Oh ihr Besten der Menschen, ich habe strenge Askese geübt und die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft liegt völlig offen vor meinen Augen. Aufgrund von Entsagung und Selbstbeherrschung, mit denen ich meine Sinne zügelte, war Narayana höchst zufrieden mit mir, während ich an den Küsten des Milchozeans wohnte. Aufgrund der Zufriedenheit des großen Gottes erhobt sich in meinem Geist diese Allwissenheit bezüglich der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, die ich mir als Segen wünschte. So hört mich jetzt, wie ich in der rechten Ordnung über diesen großen Zweifel spreche, der euren Geist stört. Ich sah mit dem Auge der Weisheit alles, was am Anfang des Kalpa (der Schöpfung) geschah. Er, der sowohl von den Sankhya- als auch den Yogakennern unter dem Namen Paramatman (die Höchste Seele bzw. das Höchste Selbst) bekannt ist, wird aufgrund seiner Tätigkeit auch als Mahapurusha (der Große Geist) bezeichnet. Aus ihm entsteht die unentfaltete Natur, welche die Weisen auch das Meer der Ursachen (Pradhana) nennen. Aus dem energievollen Unentfalteten entstand zur Schöpfung des Weltalls das Entfaltete. Dieses Wesen heißt Aniruddha und ist auch als Weltseele bekannt. Als dieser Aniruddha erwachte, entstand Brahma, der Große Vater. Deshalb ist Aniruddha auch als Ichbewußtsein bekannt und mit jeglicher Energie begabt. Aus diesem Ichbewußtsein entstehen dann die fünf großen Elemente, nämlich Raum, Wind, Feuer, Wasser und Erde mit ihren jeweiligen Eigenschaften. Und durch Kombination dieser Elemente erschuf Er dann die ersten verkörperten Wesen. Höre mich, wie ich ihre Namen nenne: Marichi, Angiras, Atri, Pulastya, Pulaha, Kratu, der hochbeseelte Vasishta und der selbstgeborene Manu. Diese sollten als die acht Urschöpfungen bekannt sein, worauf diese ganze Welt beruht. Danach erschuf Brahma, der Große Vater der Welt, die Veden mit all ihren Zweigen und die Opfer mit ihren Ritualen, um alle Wesen in ihrer Fülle gedeihen zu lassen. So entstand aus diesen acht Urschöpfungen dieses ausgedehnte Universum. Danach trat Rudra (Shiva) aus dem Prinzip des Zorns ins Leben und erschuf zehn weitere, die ihm ähnlich waren und auch als Sturmgötter oder Naturgewalten bekannt sind. Als diese Rudras, die acht Urschöpfungen und die himmlischen Rishis ins Leben traten, näherten sie sich dem Gott Brahma mit dem Wunsch, dieses Universum gedeihen zu lassen.

Und sie sprachen zum Großen Vater:
Wir wurden von dir geschaffen, oh Heiliger, oh Mächtiger. So sage uns auch, oh Großer Vater, welche Aufgaben wir erfüllen sollen. Welche besonderen Verantwortlichkeiten hast du geschaffen, um die Welt im Speziellen zu führen? Wer von uns soll welche Persönlichkeit annehmen und welchen Zweck erfüllen? Bestimme auch jedem von uns die Macht, die er bei der Ausübung seiner jeweiligen Verantwortlichkeiten haben soll.

So angesprochen, antwortete ihnen der große Gott Brahma:
Oh ihr Göttlichen, ihr habt wohlgetan, mich diesbezüglich anzusprechen. Gesegnet seid ihr alle! Auch mich bewegte bereits diese Frage, die euch zu mir geführt hat. Wie sollen die drei Welten erhalten werden und gedeihen? Wie sollte eure und meine Kraft für dieses Ziel benutzt werden? Laßt uns diesen Ort verlassen und das Ungestaltete aufsuchen, dieses Erste aller Wesen, den ewigen Zeugen der Welt, um seinen Schutz zu erbitten. Er wird uns sagen, was zu unserem Wohle ist.

Danach gingen die Götter und Rishis mit Brahma zur nördlichen Küste des Milchozeans, um zu vollbringen, was für die drei Welten zum Guten ist. Dort angekommen, begannen sie jene strenge Entsagung zu üben, die Brahma in den Veden geboten hat. Diese strenge Entsagung ist auch als die „große Zügelung“ bekannt. Sie standen mit konzentriertem Geist und erhobenen Augen und Armen auf einem Bein, unbewegt wie Holzpfosten. Eintausend himmlische Jahre übten sie diese strenge Entsagung. Am Ende dieser Zeit hörten sie die folgenden himmlischen Worte, die mit den Veden und ihren Zweigen im Einklang standen.

Der Heilige sprach:
Oh ihr Götter und askesereichen Rishis mit Brahma in eurer Gemeinschaft, ich grüße euch! Hört meine Worte! Ich weiß, was in euren Herzen ist. Und wahrlich, eure Absichten sind zum Wohle der drei Welten. So werde ich eure Energie und Kraft durch die Macht des Handelns vergrößern. Oh ihr Göttlichen, wohlvollbracht ist eure Entsagung zu meiner Verehrung. Oh ihr Ersten der Wesen, erntet jetzt die ausgezeichneten Früchte eurer Entsagung. Brahma sei der Herr aller Welten, und voller Macht sei er der Große Vater aller Wesen. Und ihr, oh Gottessöhne, sollt mit konzentriertem Geist für meinen Ruhm hingebungsvolle Opfer vollbringen und mir stets den ersten Anteil widmen. Dann werde ich einem jeden von euch, oh ihr Herren der Schöpfung, einen Machtbereich zuweisen und Erfolg im Handeln gewähren!

Vaisampayana fuhr fort:
Als jene Götter, großen Rishis und Brahma diese Worte des Höchsten Gottes hörten, wurden sie von solchem Entzücken erfüllt, daß ihnen die Haare zu Berge standen. Unverzüglich trafen sie alle Vorbereitungen für ein Opfer zu Ehren von Vishnu gemäß den Geboten der Veden. Und in diesem Opfer widmete Brahma zuerst alle Gaben dem Vishnu. Die Götter und himmlischen Rishis folgten dann seinem Vorbild, und widmeten ebenfalls ihre Gaben dem großen Gott. Entsprechend dem goldenen Krita Zeitalter waren diese Gaben höchst rein und wurden in größter Hingabe dem Vishnu dargebracht. So verehrten die Götter, Rishis und Brahma in diesem Opfer die Gottheit als ein Wesen mit der Ausstrahlung der Sonne, als Höchsten Geist, als klarstes Licht jenseits aller Dunkelheit, als grenzenlosen und alldurchdringenden Höchsten Herrn von Allem, als Quelle jeglichen Segens und Besitzer aller Kraft. Und der segenspendende Gott sprach unsichtbar und körperlos zu den versammelten Göttlichen vom Himmel herab:

Die in eurem Opfer gewidmeten Gaben haben mich alle erreicht. Ich bin mit euch zufrieden. So werde ich euch dafür als Lohn die Früchte geben, die voll heilsamer Wirkung nicht vergehen sollen. Das soll euer besonderer Segen sein, oh ihr Götter, der euch von heute an aufgrund meiner Gnade und Güte auszeichnen wird. In den Opfern, die in jedem Yuga mit großen Gaben durchgeführt werden, sollt ihr von den Früchten ernährt werden, die aus den Opferhandlungen entstehen. So werden die Menschen ihre Opfer gemäß den vedischen Geboten euch Göttern darbringen und ihre Opfergaben euch allen widmen. Alle, die mir in diesem großen Opfer ihren Anteil gegeben haben, sollen entsprechend den vedischen Geboten selbst zum Empfänger ähnlicher Gaben werden. Ihr wurdet geschaffen, um diese Welt zu bewahren, und so sollt ihr eure jeweiligen Aufgaben mit der Kraft erfüllen, die aus den Opfergaben an euch fließen soll. Wahrlich aus diesen frommen Riten und Gelübden, die in den Welten aus früchtebringenden Taten entstehen, sollt ihr eure Kraft gewinnen, um eure Aufgaben in diesen Welten zu erfüllen. Und gestärkt durch die Opfer, welche die Menschen vollbringen, werdet ihr mir dienen. Dies ist die Aufgabe, die für euch vorgesehen ist. Für diesen Zweck wurden die Veden und die Opfer sowie die Pflanzen und Heilkräuter geschaffen. Werden sie von den Menschen auf Erden richtig angewendet, stärken sie die Götter. Oh ihr Besten der Götter, bis zum Ende dieses Kalpa habe ich euch als Geschöpfe bestimmt, die in dieser Welt wirksam handeln sollen. Oh ihr Besten der Wesen, so betätigt euch entsprechend eurer Machtbereiche für das Wohl der drei Welten! Marichi, Angiras, Atri, Pulastya, Pulaha, Kratu und Vasishta - diese sieben Rishis sind die geistgeborenen Söhne (des Brahma). Sie werden die Ersten der Vedenkenner und die Lehrer der Veden sein. Sie werden sich im Handeln betätigen, denn sie sind dazu bestimmt, Nachkommenschaft hervorzubringen. Das ist der ewige Pfad, den ich für die Wesen in Form von Taten und Gelübden bestimmt habe. Der mächtige Herr, der mit der Schöpfung aller Welten beauftragt ist, heißt Aniruddha (Ichbewußtsein). Sana, Sanatsujata, Sanaka, Sanandana, Sanatkumara, Kapila und Sanatana - diese sieben Rishis sind dagegen als geistige Söhne von Brahma bekannt, die das Selbst erkannt haben und das Nichthandeln üben. Sie sind die Ersten aller Yogis, und als tiefgründige Kenner der Sankhya Theorie sind sie die Lehrer der heiligen Schriften über die Lebensaufgaben. Sie werden den Weg des Nichthandelns verkünden und die Suche nach der Erlösung in die Welt fließen lassen.

Aus der unentfalteten Natur entstanden das Ichbewußtsein und die drei natürlichen Grundqualitäten (Sattwa, Rajas und Tamas). Hinter dieser Natur steht der sogenannte Kshetrajna (Feldkenner). Das bin ich selbst. Der Weg jener, die an das Karma gebunden sind, das aus dem Ichbewußtsein entsteht, ist das Rad der Wiedergeburten. Auf diese Weise kann man niemals dem Rad entkommen und das Unvergängliche erreichen. Die verschiedenen Wesen wurden zusammen mit verschiedenen Wegen geschaffen. Einige gehen den Weg des Handelns, andere des Nichthandelns. Je nach dem Weg, dem die Geschöpfe folgen, entstehen ihre Früchte, die sie erleiden oder genießen.

Brahma ist der Meister aller Welten. Voller Kraft erschafft er das Weltall. Er ist euch Mutter, Vater und auch Großvater. Auf mein Gebot hin, sei er die Quelle des Segens für alle Wesen. Sein kraftvoller Sohn Rudra, der nach seinem Willen aus seiner Stirn entstanden ist, wird alle Geschöpfe in Bewegung halten. So begebt euch nun zu euren jeweiligen Aufgaben und sucht im Rahmen der Gesetze das Wohl der Welten. Laßt die Taten gesetzmäßig in allen Welten wirken! Säumt nicht! Oh ihr Ersten der Himmlischen, gebietet allen Wesen ihr Handeln und die Ziele, die sie damit erreichen sollen! Bestimmt allen Geschöpfen die Grenzen ihre Lebenszeit!

Dieses gegenwärtige Zeitalter, das seinen Lauf begonnen hat, ist das Erste aller Zeitalter und soll unter dem Namen Krita bekannt sein. In diesem Yuga sollen keine Lebewesen in euren Opfern getötet werden. Das sei mein Gebot! Die Gerechtigkeit wird in diesem goldenen Zeitalter vollständig gedeihen, oh ihr Himmlischen. Nach dem goldenen Zeitalter wird das silberne Treta kommen. Die Veden werden in diesem Yuga ein Viertel verlieren und nur noch drei von ihnen werden bestehen. In den Opfern dieses Zeitalters werden Tiere geschlachtet werden, nachdem sie mit heiligen Mantras gewidmet wurden. Die Gerechtigkeit wird ein Viertel verlieren und nur drei Viertel werden gedeihen. Nach Ablauf des Treta wird das mittelmäßige bronzene Dwapara Yuga kommen. Die Gerechtigkeit wird zwei Viertel verlieren und nur noch zwei Viertel werden gedeihen. Nach dem bronzenen Dwapara wird das eiserne Kali Yuga beginnen. Die Gerechtigkeit (das Dharma) wird drei Viertel verlieren und nur noch ein Viertel wird überall bestehen.

Nach diesen Worten der Gottheit sprachen die Götter und himmlischen Rishis zu ihm:
Wenn nur ein Viertel der Gerechtigkeit in diesem Zeitalter überall bestehen wird, so sage uns, oh Heiliger, wohin wir dann gehen und was wir dann tun sollen!

Und der Heilige sprach:
Oh ihr Besten der Himmlischen, ihr sollt in diesem Zeitalter dorthin gehen, wo die Veden, Opfer, Entsagung, Wahrheit und Selbstzügelung weiterhin gedeihen zusammen mit der Gerechtigkeit und dem Mitgefühl zu allen Wesen. Dann wird euch die Sünde niemals berühren können.

Vyasa fuhr fort:
Nach diesem Gebot des großen Gottes verneigten sich die Götter mit allen Rishis tief vor ihm und gingen an ihre jeweiligen Plätze. Nachdem die Rishis und Himmelsbewohner diesen Ort verlassen hatten, verweilte Brahma allein dort und wünschte die große Gottheit zu schauen, die in der Form von Aniruddha (dem Ichbewußtsein) anwesend ist. Daraufhin zeigte sich der Erste der Götter dem Brahma, indem er seine Gestalt mit dem riesigen Pferdekopf annahm. Mit Wasserkrug (Kamandalu) und Asketenstab erschien er vor Brahma und rezitierte dabei die Veden mit all ihren Zweigen. Und als der mächtige Brahma, der Schöpfer aller Welten, den großen Gott mit der unermeßlichen Energie in dieser Gestalt mit dem Pferdekopf schaute, verehrte er zum Wohle der Schöpfung diesen segenspendenden Herrn mit geneigtem Haupt und gefalteten Händen. Da umarmte die Gottheit den mächtigen Brahma und sprach zu ihm die folgenden Worte.

Der Heilige sprach:
Bedenke nun, oh Brahma, die Wege der Taten, denen die Wesen folgen sollen. Du bist der große Lenker aller Geschöpfe. Du bist der Meister und Herr der Welten. Vertrauensvoll übergebe ich dir diese Bürde. Nur in solchen Zeiten, wenn es für dich schwer sein wird, die Ziele der Götter zu vollbringen, werde ich mich selbst entsprechend verkörpern, um die Gerechtigkeit zu bewahren.

Nach diesen Worten verschwand die riesige Gestalt mit dem Pferdekopf, und Brahma begab sich mit seiner Aufgabe in seinen Bereich zurück. Deshalb, ihr Gesegneten, wurde diese ewige Gottheit mit der Lotusblume in seinem Bauchnabel zum Empfänger des ersten Anteils in jedem Opfer und wird seitdem der ewige Erhalter aller Opfer genannt. Er selbst übt das Nichthandeln, das große Ziel, das alle Wesen haben, die nach unvergänglichen Früchten suchen. Doch gleichzeitig bestimmte er das Handeln für alle anderen Wesen, damit das Universum in seiner Vielfalt gedeihen kann. Er ist Anfang, Er ist Mitte, und Er ist das Ende aller Geschöpfe. Er ist ihr Schöpfer, und Er ist ihr Geist. Er ist der Handelnde, und Er ist die Handlung. Am Ende der Yugas zieht er das Weltall in Sich selbst zurück, schläft und erwacht zum Anfang einer neuen Schöpfung, um das Universum wieder zu entfalten. Verneigt euch vor diesem berühmten Einen, der Höchsten Seele jenseits der drei natürlichen Qualitäten, dem Ungeborenen, dessen Körper das ganze Universum ist, der höchsten Zuflucht aller Himmelsbewohner! Verneigt euch vor diesem Höchsten Herrn aller Wesen, dem Herrn der Elemente, der Rudras, Adityas, Vasus, Aswins und Maruts sowie aller vedischen Opfer und der heiligen Schriften. Verneigt euch vor Ihm, der beständig im Wasser wohnt, vor Hari mit den Haaren, die den Klingen des Munja Grases gleichen. Verneigt euch vor Ihm, der Frieden und Stille ist und allen Wesen den Weg der Befreiung weist. Verneigt euch vor Ihm, dem Herrn der Entsagung, aller Arten der Energie und des Ruhmes, dem ewigen Herrn der Rede und aller Flüsse. Verneigt euch vor Ihm, dem Kapardin (Shiva mit dem Haarknoten), dem Varaha (Großen Eber), dem Ekashringa (Einhorn, Rhinozeros oder Elasmotherium) und der Verkörperung aller Intelligenz, der Sonne, dem Pferdeköpfigen und dem, der stets in vier Formen erscheint. Verneigt euch vor Ihm, der unverhüllt ist und nur durch Selbsterkenntnis geschaut werden kann, der sowohl das Unvergängliche als auch das Vergängliche ist, dem Höchsten Gott, der zeitlos alle Geschöpfe durchdringt. Er ist der Höchste Herr, der allein mit dem Auge der Selbsterkenntnis erkannt werden kann. So geschah es vor langer Zeit, daß auch ich mit diesem Auge der Selbsterkenntnis die höchste Gottheit schauen konnte. Und auf eure Frage hin habe ich alles ausführlich erklärt, wie ein Lehrer seine Schüler belehren sollte. So handelt nun gemäß meinen Worten und dient pflichtbewußt dem Höchsten Herrn, den man auch Hari nennt. Singt sein Lob mit den vedischen Hymnen und verehrt Ihn mit den rechten Riten!

Vaisampayana fuhr fort:
Auf diese Weise sprach Vyasa, der höchst intelligente Ordner der Veden, zu uns, nachdem wir ihn diesbezüglich befragt hatten. Sein Sohn, der höchst gerechte Suka, und alle seine Schüler hörten ihm zu, während er diese Belehrung gab. Danach verehrten wir gemeinsam, oh König, diese große Gottheit mit ihren heiligen Namen aus den vier Veden. So habe ich dir alles gesagt, was du mich gefragt hattest. Genau so belehrte uns, oh König, der inselgeborener Lehrer. Wer diese Worte in Verehrung des heiligen Herrn wiederholt mit konzentrierter Aufmerksamkeit hört, liest oder anderen vorträgt, der wird mit Weisheit und Gesundheit gesegnet sowie mit Schönheit und Kraft. Der Kranke wird gesunden und der Gebundene von seinen Fesseln befreit. Der Mensch, der Wünsche hegt, wird alle seine Wünsche erfüllen können und erreicht leicht ein langes Leben. Ein Brahmane wird damit den ganzen Veda erfahren und ein Kshatriya mit dem Sieg gekrönt sein. Ein Vaisya wird damit Wohlstand finden und ein Shudra großes Glück. Dem Kinderlosen wird ein Sohn gegeben und der Jungfrau ein wünschenswerter Mann. Eine Frau, die empfangen hat, wird einen gesunden Sohn gebären. Eine unfruchtbare Frau wird fruchtbar und erhält den Reichtum vieler Kinder und Enkel. Wer diese Belehrung auf einer Reise rezitiert, wird glücklich und ohne Hindernisse sein Ziel erreichen. Tatsächlich erreicht man damit alle Wünsche, die man hegt, wenn man diese Belehrung liest oder vorträgt. Wer die überzeugenden Worte des großen Rishis hört, die Selbstoffenbarung des Höchsten Wesens und die Belehrung vor der Versammlung der Rishis und anderen Himmelsbewohnern, diese Menschen, die dem höchsten Gott hingegeben sind, werden den Weg zur Glückseligkeit finden.


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