Pushpak Mahabharata Buch 12Zurück WeiterNews

Kapitel 334 - Die Erlösung des Suka und die Trauer des Vyasa

Bhishma sprach:
Mit diesen Worten befreite sich Suka, der zweifachgeborene Rishi mit der beständigen Entsagung, von den vier Schulden (vor den Göttern, Ahnen, Rishis und Menschen) auf dem Weg zur Erlösung. Dann befreite er sich von den acht Arten des Tamas (der Trägheit, Dunkelheit, Unwissenheit usw.) und den fünf Arten des Rajas (der Leidenschaft entsprechend der fünf Sinne). Schließlich gab der Allesdurchschauende sogar die natürliche Qualität des Sattwa auf. Es war alles höchst wunderbar. Sogleich verweilte er im ewigen Dasein, im eigenschaftslosen Brahman, wie eine rauchlose Flamme. Meteore schossen herab, die Himmelsrichtungen erschienen entflammt, und die Erde erbete. Alle diese Phänomene waren höchst wunderbar. Die Bäume begannen, ihre Zweige abzuwerfen und die Berge ihre Gipfel. Lauter Donner erklang, als wollte er die Himavat Berge spalten. Die Sonne erschien in diesem Moment bar aller Herrlichkeit, und sogar das Feuer verlor seinen flammenden Glanz. Die Seen, Flüsse und Meere waren aufgewühlt, und Indra ergoß Regenschauer mit himmlischem Geschmack und Duft. Eine reine Brise begann zu wehen und trug selige Düfte mit sich, als Suka durch das Himmelsgewölbe zog. Dabei schaute er zwei herrliche Gipfel. Der eine gehörte dem Himavat und der anderen dem Meru. Sie waren massiv und eng verbunden. Einer von ihnen war aus Gold und erschien gelb, der andere war aus Silber und erschien weiß. Jeder von ihnen, oh Bharata, war hundert Yojanas in der Höhe und in der Breite. Wahrlich, diese zwei herrlichen Gipfel sah Suka, als er gen Norden reiste. Mit furchtlosem Herzen flog er auf diese beiden massiven Gipfel zu, welche sich jedoch auf wunderbare Weise für ihn spalteten, oh Monarch. So ging Suka durch jene Berge hindurch, ohne daß diese Giganten seinen Lauf aufhalten konnten. Daraufhin erhob sich ein lauter Jubel unter den Himmlischen, als die Gandharvas, Rishis und anderen Bewohner des Berges sahen, wie Suka mitten hindurchfliegen konnte. Wahrlich, oh Bharata, überall hörte man in diesem Moment die Jubelrufe „Ausgezeichnet! Ausgezeichnet!“. Damit wurde er von den Scharen der Gandharvas, Rishis, Yakshas, Rakshasas und allen Stämmen der Vidyadharas höchst verehrt. Das ganze Himmelsgewölbe wurde mit himmlischen Blüten bestreut, die herabregneten, als Suka diese undurchdringliche Masse durchdrang, oh Monarch! Dann sah der hochbeseelte Suka aus der Höhe die himmlische Mandakini in ihrer vollkommenen Schönheit, die sich als Fluß weit unten durch viele blühende Gärten und Wälder schlängelte. In ihrem Wasser vergnügten sich die Scharen der wunderschönen Apsaras. Doch als sie Suka so völlig körperlos sahen, fühlten sich die nackten Himmelsschönheiten nicht im mindesten von ihm berührt.

Als Vyasa erkannte, daß sein Sohn Suka diese große Reise begonnen hatte, folgte er ihm voller Liebe auf dem subtilen Weg in Richtung Norden. Doch inzwischen hatte Suka auf seinem Weg durch die Himmel den Bereich des Windes überwunden und verschmolz durch seine Yogakraft mit dem Brahman. Der askesereiche Vyasa begab sich auf den subtilen Weg des hohen Yogas und innerhalb eines Augenzwinkerns erreichte er den Ort, wo Suka seine Reise begonnen hatte. Als er den Weg weiterging, sah er die gespaltenen Bergesgipfel, wo Suka hindurchgegangen war. Als die Rishis den inselgeborenen Asketen erblickten, verkündeten sie ihm die hohe Vollkommenheit seines Sohnes. Doch Vyasa wurde traurig und begann, seinen Sohn laut beim Namen zu rufen, und seine Rufe „Wo bist du, Suka?“ erschallten durch alle drei Welten. Aber der reinbeseelte Suka war bereits in die Elemente eingegangen, in der Höchsten Seele verschmolzen und hatte die Allgegenwart erreicht. Und so erklang von ihm nur die Silbe „Wo“ in Form eines Echos. Und das ganze Weltall mit allen belebten und unbelebten Geschöpfen wiederholte diese Silbe „Wo“ als Antwort. Seit dieser Zeit pflegen die Berge die gesprochenen Worte als Echo wiederzugeben, wie die Antwort des Suka auf den Ruf seines Vaters.

So erreichte Suka das Höchste, nachdem er alle Eigenschaften des Klangs usw. überwunden hatte und durch seine Yogakraft im All verging. Als Vyasa den hohen Ruhm und die Kraft seines unermeßlich energievollen Sohnes erkannte, setzte er sich auf dem Rücken des Berges nieder und gedachte seines Sohnes. Doch als die Apsaras, die sich an den Ufern der himmlischen Mandakini vergnügten, den Rishi dort sitzen sahen, wurden sie von ernster Scham ergriffen und liefen erschrocken auseinander. Um ihre Nacktheit zu verbergen, tauchten einige in den Strom, andere flüchteten in die Gärten oder griffen schnell nach ihrer Kleidung beim Anblick des großen Rishis. Der Rishi sah diese Aufregung und verstand, daß sein Sohn von allen Anhaftungen befreit worden, aber er selbst noch gebunden war. Darüber war er zugleich erfreut und beschämt. Und als Vyasa so saß, erschien der verheißungsvolle Gott Shiva mit dem Pinaka bewaffnet und auf allen Seiten von unzähligen Göttern und Gandharvas umgeben, verehrt von all den großen Rishis. Und um den inselgeborenen Rishi zu trösten, der vom Kummer wegen seines Sohnes ergriffen wurde, sprach Mahadeva zu ihm:
Du hattest mich damals um einen Sohn gebeten, der an Energie dem Feuer, Wasser, Wind und Raum gleicht. Hervorgebracht durch deine Buße, wurde dir solch ein Sohn geboren. Durch meine Gnade war er rein und von der Kraft des Brahman erfüllt. Er hat das Höchste erreicht, das niemand erreichen kann, der seine Sinne nicht völlig überwunden hat. Nicht einmal die Götter sind damit gesegnet. Warum, oh Rishi, grämst du dich um diesen Sohn? So lange die Berge bestehen und die Ozeane brausen, so lange wird der Ruhm deines Sohnes unvermindert strahlen. Durch meine Gnade, oh großer Rishi, sollst du in dieser Welt in allen Formen deinen Sohn stets vor dir sehen können, ohne daß er dich je verlassen wird.

Oh Bharata, so gesegnet durch den ruhmreichen Shiva sah der Rishi seinen Sohn überall an seiner Seite und voller Heiterkeit kehrte er in seine Einsiedelei zurück. Damit habe ich dir, oh Führer der Bharatas, alles bezüglich der Geburt und des Lebens von Suka erzählt, worüber du mich gefragt hattest. Das alles berichteten mir einst der himmlische Rishi Narada und der große Yogi Vyasa, als unser Gespräch dieses Thema berührte. Wahrlich, wer diese heilige Geschichte über den Weg zur Befreiung hört und die innere Stille pflegt, der wird dieses Höchste erreichen können.


Zurück Inhaltsverzeichnis Weiter