Pushpak Mahabharata Buch 12Zurück WeiterNews

Kapitel 326 - Die Reise des Suka nach Mithila

Bhishma sprach:
Mit dem Wunsch nach Befreiung näherte sich Suka voller Demut seinem Vater, grüßte seinen großen Lehrer und sprach mit heilsamem Verlangen:
Oh Ruhmreicher, du bist auf dem Weg der Befreiung wohlerfahren. So belehre mich diesbezüglich, oh Mächtiger, damit ich die höchste Stille des Geistes finden kann.

Als der große Rishi diese Worte seines Sohnes hörte, da antwortete er:
Studiere, oh Sohn, die Lehre der Befreiung (Mokshadharma) zusammen mit all den verschiedenen Lebensaufgaben!

Oh Bharata, so meisterte Suka, dieser Erste aller Tugendhaften, auf Geheiß seines Herrn alle Lehren des Yogas und auch des Sankhyas, wie es Kapila einst verkündet hatte. Als dann Vyasa sah, wie sein Sohn im Glanz der Veden und brahmanischen Energie erstrahlte und auf dem Weg der Befreiung wohlerfahren war, da sprach er zu ihm:
Gehe zu Janaka, dem Herrscher von Mithila! Dieser König wird dich alles über die Befreiung lehren.

Oh Yudhishthira, mit diesem Gebot seines Vaters ging Suka nach Mithila, um den König über die Wahrheit der Lebensaufgaben und die Zuflucht der Befreiung zu befragen. Doch bevor er aufbrach, sprach sein Vater noch einmal:
Geh zu ihm auf den Wegen, die gewöhnliche Menschen nehmen. Nutze nicht deine Yogakraft, um durch die Lüfte zu reisen. Sei stets bescheiden, oh Suka, voller Einfachheit und laß dich nicht vom Begehren nach dem Angenehmen treiben. Suche auf deinem Weg nicht nach Freunden und Freundinnen. Sie sind Ursachen für weltliche Anhaftung. Und obwohl wir gewöhnlich beim Herrscher von Mithila in seinen Opfern amtieren, solltest du dennoch keine Gefühle der Überlegenheit hegen, wenn du bei ihm lebst. Du solltest unter seiner Führung leben und ihm dienen. So wird er alle deine Zweifel zerstreuen. Dieser König ist wohlgelehrt in allen Lebensaufgaben und den heiligen Schriften zur Befreiung. Ich selbst amtiere in seinen Opfern. Du solltest bedenkenlos tun, was er wünscht.

Mit diesen Worten ging der hochbeseelte Suka zu Fuß nach Mithila, obwohl er fähig war, durch die Lüfte diese ganze Erde mit ihren Meeren zu überfliegen. So überquerte er viele Hügel und Berge, Flüsse, Seen und Wälder mit zahlreichen Raubtieren. Er durchwanderte nacheinander die Varshas des Meru, den Hari und Himavat Varsha und kam schließlich zum Varsha, der den Namen Bharata trägt. Er sah viele Länder, die durch Chinas und Hunas bewohnt wurden, und so erreichte der große Asket schließlich Aryavarta (das „Land der Arier“). Die Gebote seines Vaters bedenkend, die er beständig in seinem Geist trug, nahm er Schritt für Schritt seinen Weg auf der Erde und nicht wie ein Vogel durch die Luft. Er durchwanderte viele entzückende Städte und bevölkerte Ortschaften, wo er vielfältige Reichtümer sah, doch nirgends verweilte er. Sein Weg führte durch viele bezaubernde Gärten, Ebenen und heilige Gewässer. Und so erreichte er bald das Land der Videhas, das vom tugendhaften und hochbeseelten Janaka beschützt wurde. Dort erblickte er zahlreiche wohlbevölkerte Dörfer, wo es genügend Essen und Trinken gab, und viele Siedlungen von Kuhhirten, in denen es von Menschen und Viehherden wimmelte. Er sah endlose Felder voller Reis, Gerste und anderem Getreide, viele Seen und Flüsse, die von Schwänen und Kranichen bewohnt und mit schönsten Lotusblüten geschmückt waren. Und wie er dieses Land der Videhas durchwanderte, das von wohlhabenden Bürgern besiedelt war, erreichte er bald die entzückenden Gärten von Mithila, die reich an verschiedensten Bäumen waren. Hier sah er zahllose Elefanten, Pferde und Wagen sowie jede Menge Volk. Doch er ging hindurch, ohne zu verweilen und seine Augen an irgendwelche Dinge zu hängen. So erreichte Suka, seine Aufgabe im Geiste tragend und beständig an den Weg der Befreiung denkend, mit heiterer Seele und in sich selbst ruhend schließlich die Tore von Mithila. Am Tor grüßte er die Wächter mit stillem Geist und im Yoga vertieft betrat er die Stadt, nachdem ihm der Eintritt gewährt wurde. Er ging die Hauptstraße entlang, die voll wohlhabender Bürger war, und erreichte den Palast des Königs, den er ohne zu zögern betrat.

Doch die Palastwächter wiesen ihn mit rauhen Worten zurück. Daraufhin bliebt Suka ohne jeglichen Zorn stehen und wartete. Weder die Sonne noch der lange Weg, den er gegangen war, hatten ihn im geringsten ermüdet. Weder Hunger noch Durst oder Anstrengung hatten ihn geschwächt. So stand er vor dem Palast und ertrug die Hitze der Sonne, ohne von ihr verbrannt oder anderweitig gequält zu werden. Da empfand einer der Palastwächter Mitgefühl, und nachdem er ihn gebührend verehrt und mit gefalteten Händen begrüßt hatte, führte er ihn in einen Vorraum des Palastes. Dort setzte sich Suka nieder, oh Sohn, und dachte einzig an die Befreiung. Voll ausgeglichener Herrlichkeit betrachtete er den schattigen Ruheplatz und das Stehen in der brennenden Sonne mit gleichem Auge. Bald kam ein Minister des Königs mit gefalteten Händen und führte ihn in einen weiteren Raum des Palastes. Dieser Raum öffnete sich zu einem geräumigen Garten, der einen Teil der inneren Gemächer des Palastes bildete. Er glich einem zweiten Chaitraratha (der Lustgaten Kuveras). Wunderschöne Wasserspiele erschienen hier und dort in regelmäßigen Abständen, und überall sah man entzückende Bäume, die in vollster Blüte standen. Scharen von jungen Damen mit überragender Schönheit taten hier ihren Dienst. Und der Minister führte Suka aus dem zweiten Raum bis zu diesem entzückenden Garten. Er befahl den jungen Damen, diesem Asketen einen Sitz zu geben und verließ ihn dann. Die gutgekleideten Damen waren von schönster Erscheinung, mit verführerischen Hüften, jung an Jahren, in rote Roben aus feinstem Stoff gehüllt und mit vielen Ornamenten aus poliertem Gold geschmückt. Sie waren im angenehmen Gespräch und den vergnüglichen Spielen wohlerfahren sowie gründliche Meisterinnen in der Kunst von Tanz und Gesang. Auf ihren Lippen spielte beständig ein Lächeln, und in ihrer Ausstrahlung waren sie den Apsaras vergleichbar. Wohlgeübt in allen Liebeskünsten konnten sie die Gedanken der Männer lesen. So umringten etwa fünfzig wunderschöne Haremsdamen voll heiterer Tugend den Asketen. Sie brachten ihm Wasser, um seine Füße zu waschen, und verehrten ihn respektvoll mit den üblichen Willkommensgaben und mit köstlichen, der Jahreszeit entsprechenden Speisen und Getränken. Nachdem er etwas gegessen hatte, führten ihn die jungen Damen einzeln durch den Garten und zeigten ihm alle Sehenswürdigkeiten, oh Bharata. Dabei spielten, lachten und sangen die jungen, einfühlsamen Damen und unterhielten damit diesen strahlenden Asketen mit der edlen Seele. Doch der Reinbeseelte, der aus den Feuerhölzern geboren war und beständig seine Aufgaben beachtete, der all seine Sinne unter völliger Kontrolle hatte und ein gründlicher Meister seines Zornes war, fühlte darüber weder Freude noch Abneigung. Danach boten ihm diese Ersten der schönen Frauen ein himmlisches, götterwürdiges und juwelengeschmücktes Ruhebett an. Und Suka reinigte sich, wusch seine Füße und die anderen Glieder, sprach seine Abendgebete und setzte sich zur Meditation auf das kostbare Bett, um über die Aufgabe nachzudenken, für die er hergekommen war. Den ersten Teil der Nacht widmete er ganz dem Yoga und den mittleren Teil verbrachte der mächtige Asket im Schlaf. Zügig stand er dann auf und vollführte die nötigen Riten, um seinen Körper zu reinigen. Dann widmete er sich erneut dem Yoga, obwohl er von all diesen schönen Damen umgeben war. Auf diese Weise, oh Bharata, verbrachte der Sohn des inselgeborenen Vyasa auch den restlichen Teil dieses Tages und die folgende Nacht im Palast von König Janaka.


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