Pushpak Mahabharata Buch 12Zurück WeiterNews

Kapitel 292 - Parasara über das Karma

Parasara sprach:
Der Mensch, der nun einmal diesen Körperwagen mit dem Denken erhalten hat, aber mit den Zügeln der Erkenntnis die Rosse bändigt, welche die Sinnesobjekte sind, kann wahrlich als intelligenzbegabt betrachtet werden. Die Hingabe (mittels Verehrung und Meditation über das Höchste) von einer Person, die alles Jagen nach ihrem Lebensunterhalt aufgegeben hat und deren Geist im Selbst ruht, ist hohen Lobes würdig, denn diese Hingabe, oh Zweifachgeborener, welche aus reiner Quelle erscheint, ist nicht auf das Verlangen nach irgendwelchen Früchten gerichtet. Wer diese schwer erreichbare Lebenszeit als Mensch erhalten hat, oh König, sollte diese nicht vergeuden, sondern durch tugendhaftes Handeln nach Höherem streben. Wenn die verkörperte Seele unter den sechs verschiedenen Farben (siehe Kapitel 280), welche sie in den verschiedenen Perioden ihrer Existenz annimmt, von einer höheren Farbe absinkt, erntet sie Leid und Tadel. Deshalb sollte ein Mensch, der diesen Zustand durch gute Taten erreicht hat, das leidenschaftliche Handeln, welches durch die Qualität von Rajas befleckt ist, vermeiden. Nur durch tugendhaftes (sattwiges) Handeln gelangt der Mensch zu einer höheren Farbe. Wer jedoch unfähig ist, einen höheren Farbton zu erwerben, was wirklich nicht einfach ist, der quält sich mit seinen sündhaften Taten selbst (indem er in die Hölle sinkt und eine niedere Färbung annimmt). Alle sündhaften Taten, die unbewußt bzw. aus Unwissenheit begangen wurden, sollten durch Buße bereinigt werden, denn angesammelt, erzeugen sie viel Leiden. Deshalb sollte man sündhaftes Handeln stets vermeiden, weil die Früchte voller Leiden sind. Ein kluger Mensch würde nie eine sündhafte Tat vollbringen, selbst wenn sie größten Vorteil verspricht, wie ein reiner Mensch keinen Chandala berührt. Wie jämmerlich ist die Frucht, die ich von sündigen Taten sehe! Durch Sünde wird die Wahrnehmung eines Sünders verwirrt, und er verwechselt seinen Körper und dessen Vergänglichkeit mit dem Selbst. Der Unwissende, der es nicht schafft, sich in dieser Welt zur Entsagung zu überwinden, wird in der kommenden Welt großes Elend ernten.

Wie ein weißer Stoff eher gereinigt wird, wenn er beschmutzt wurde, als ein schwarz gefärbter Stoff, in gleicher Weise steht es mit dem Sünder und der Sünde, oh König. Ein Mensch, der eine Sünde erkannt hat, und tugendhaft handelt, um diese zu sühnen, erleidet zwar zuerst die Früchte seiner Sünde aber erfreut sich danach wieder an den Früchten seiner guten Taten. So sagen die brahmanischen Gelehrten entsprechend den Geboten der Veden, daß alle Verletzungen, die aus Unwissenheit begangen wurden, durch tugendhafte Taten wieder bereinigt werden können. Eine Sünde jedoch, die bewußt und mit Absicht begangen wurde, wird man durch tugendhaftes Handeln nicht bereinigen können (bzw. wollen). So sagen die brahmanischen Gelehrten, die in den heiligen Schriften erfahren sind. Auch ich bin der Ansicht, daß alle Handlungen, seien sie bewußt oder unbewußt getan, gerecht oder sündhaft, niemals ohne Wirkung bleiben. Schon jeder Gedanke produziert entsprechend seiner Kraft und Neigung grobe oder subtile Früchte. Was soll man dann, oh Rechtschaffener, von den sündhaften Taten sagen, die voller Gewalt sind? Auch wenn sie in Unwissenheit begangen werden, bringen sie unfehlbar ihre Früchte, die zur Hölle führen. Absichtlich begangen, sind ihre Wirkungen noch wesentlich leidvoller.

Hinsichtlich jener (oft unverständlichen und zweifelhaften) Taten der großen Götter oder ruhmreichen Asketen sollte ein rechtschaffener Mensch weder verwirrt sein, noch ihnen blind folgen oder sie voreilig tadeln. Der Mensch, oh König, der seine eigene Vernunft benutzt und seine eigenen Fähigkeiten bedenkt, vollbringt rechtschaffene Taten und wird damit sicherlich sein Wohlergehen finden. Wer gegen die Vernunft handelt, wird Unheil ernten, während vernünftiges Handeln beständig zum Guten wirkt und das Glück fördert.

Das Wasser in einem ungebrannten Tonkrug wird allmählich weniger und verflüchtigt sich schließlich ganz, während es in einem gebrannten Krug ohne Verringerung erhalten bleibt, und alles neu hinzukommende Wasser sammelt sich beständig an. In gleicher Weise sammeln sich alle guten und schlechten Taten an, die voller Begierde nach den Früchten vollbracht werden (in einem verkörperten Wesen, das im Feuer der Leidenschaft brennt). So vollbringe als König deine Aufgaben mit Vernunft, besiege die Feinde und Angreifer, regiere gerecht und beschütze dein Volk! Bewahre dabei stets die heiligen Feuer und die rechten Opfer (der Entsagung), um dich dann im mittleren oder hohen Alter in die Wälder zurückzuziehen und dort als Einsiedler zu leben. Voller Selbstzügelung und rechtschaffenem Verhalten sollte man alle Wesen als sein Selbst betrachten, die Weisheit verehren und Wahrhaftigkeit und Tugend üben. So, oh König, wirst du zweifellos dein Wohlergehen finden.


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