Pushpak Mahabharata Buch 12Zurück WeiterNews

Kapitel 291 - Parasara über den Weg zum Heil

Yudhishthira sprach:
Oh Starkarmiger, belehre mich, was auch für uns zum Wohle ist. Oh Großvater, ich bin von deinen Worten nie übersättigt, die mir wie Amrit erscheinen. Was sind jene guten Taten, oh Bester der Menschen, wodurch man das erreichen kann, was zum höchsten Nutzen ist, sowohl in dieser als auch der kommenden Welt, oh Segenspender?

Bhishma sprach:
Diesbezüglich höre, was der berühmte König Janaka einst den hochbeseelten Parasara fragte:
Was ist zum Wohle für alle Wesen in dieser und auch der kommenden Welt? Sage mir, was man dazu wissen sollte.

Auf diese Frage antwortete Parasara, der voller asketischen Verdienstes war und die Gebote aller Religionen kannte, um den König zu würdigen:
Tugend und Gerechtigkeit (das Dharma), durch Tätigkeit erworben, sind der höchste Verdienst in dieser und der folgenden Welt. Die Weisen alter Zeiten haben gesagt, daß es nichts Höheres gibt als Tugend. Indem man seine Aufgaben tugendhaft vollbringt, wird ein Mensch im Himmel geehrt. Was für verkörperte Wesen Tugend ist, oh Bester der Könige, zeigt sich in den Geboten (der heiligen Schriften) bezüglich des Handelns. Alle guten Menschen, die den verschiedenen Lebensweisen angehören, setzen ihren Glauben auf diese Tugend und vollbringen ihre jeweiligen Aufgaben. Vierfach sind die Mittel des Lebensunterhalts in dieser Welt (Geschenke für Brahmanen, Steuern für Kshatriyas, Landwirtschaft für Vaisyas und das Dienen für die Shudras). Wo auch immer Menschen leben, dort finden sie die Mittel ihres Unterhalts auf diese Weise. Indem sie auf verschiedenen Wegen tugendhafte oder sündhafte Taten vollbringen, gehen die Lebewesen auch verschiedene Wege, wenn sie sich wieder in die fünf Elemente auflösen, aus denen sie gebildet wurden. Wie Gefäße aus weißem Messing, die in verflüssigtes Gold oder Silber getaucht werden, den Farbton dieser Metalle empfangen, so erhält ein Lebewesen, das ganz und gar abhängig von den Taten vorheriger Leben ist, seine Färbung durch die Gesinnung seiner Handlungen. Denn nichts sprießt ohne einen Samen. Keiner kann Glück erhalten, ohne entsprechende Taten vollbracht zu haben. Wenn sich dieser Körper (in die Elemente) auflöst, kann man nur aufgrund der guten Taten des vergangenen Lebens zur Glückseligkeit gelangen.

Oh Sohn, ich sehe da weder ein zufälliges Schicksal noch das Wirken übernatürlicher Kräfte. Die Götter, Gandharvas und Dämonen sind durch ihr eigenes, natürliches Wesen zu dem geworden, was sie sind. Nur weil die Leute sich nicht an ihre Taten vorheriger Leben erinnern, wundern sie sich oft über die Früchte, die ihnen aus diesen Taten begegnen. Deshalb wurden die Verhaltensgebote der Veden so aufgestellt, daß sie auch langfristig den geistigen Frieden sichern. Oh Freund, das wußten die Alten. In Wirklichkeit erhält man die Früchte immer durch die vier Arten der Taten, die man mit den Augen, dem Denken, der Zunge und den Muskeln vollbringt. Dabei erntet eine Person selten reines Glück oder reines Leid, sondern gewöhnlich eine Mischung von beidem. Diese Früchte der Taten, seien sie rechtschaffen oder sündhaft, gehen nie verloren. Doch manchmal, oh Sohn, bleibt das Glück aus guten Taten verborgen und so bedeckt, daß es sich für eine Person nicht zeigt, die im Ozean des Lebens versinkt, bis ihr Leiden wieder schwindet. Und nachdem das angesammelte Leiden erschöpft ist, beginnt man die Früchte der guten Taten zu genießen. Doch wisse, oh König, daß sich nach der Erschöpfung der guten Früchte wie von selbst die Früchte der sündigen Taten erneut manifestieren.

Selbstzügelung, Vergebung, Geduld, Energie, Zufriedenheit, Wahrhaftigkeit, Bescheidenheit, Harmlosigkeit, Leidenschaftslosigkeit und Weisheit - diese sind für das Glück förderlich. Kein Wesen ist den Früchten seiner guten oder schlechten Taten auf ewig hilflos ausgeliefert. Wer Weisheit hat, sollte sich stets bemühen, seinen Geist zu sammeln und wachsam zu sein. Man sollte auch nie denken, daß man die guten oder schlechten Taten von anderen genießen kann oder erleiden muß. Wahrlich, man erfährt stets nur die Früchte der Handlungen, die man selbst angesammelt hat. Wer jedoch sowohl das Glück als auch das Leiden überwindet, der geht den vorzüglichen Weg (der Erkenntnis), während jene Menschen, oh König, die sich an die vielfältigen Dinge der Welt klammern, in entgegengesetzter Richtung unterwegs sind.

Was man an anderen tadelt, sollte man nicht selbst tun. Denn wer selbst tut, was er an anderen tadelt, erntet nur den Spott der Welt. Ein Kshatriya ohne Mut, ein Brahmane ohne Reinheit, ein Vaisya ohne Anstrengung (bezüglich Landwirtschaft und Handel), ein Shudra ohne Fleiß, ein Gelehrter ohne Tugend, ein Hochgeborener ohne Gerechtigkeit, ein Brahmane ohne Wahrhaftigkeit, eine Frau ohne Keuschheit und Liebe, ein Yogi mit Anhaftung, ein Mensch, der nur für sich selbst kocht, ein Unwissender, der Reden hält, ein Königreich ohne König und ein König ohne Selbstzügelung und Liebe zu seinen Untertanen - all diese sind, oh König, höchst bemitleidenswert.


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